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Ma g a z i n
der
Entomologie.
Herausgegeben
E. F. G e r m a r,
Dr. d. Pliilof. , aufs. Prof. d. Mineral. , Director der akadem. Miner. Samml. zu Halle, der naturf. Gefellfch. der Wetterau, zu Halle, Marburg, Berlin, der Societ. für Forft- und Jagdk. zu Dreilsigacker , d.er k. f. ökon. Gef. zu Leipzig, der miner. Gelellfch. zu Jena und Dresden Mitglied,
und
J. L. T. F. Zincken, genannt Sommer,
beider Heilkunde Dr., Hofmedicus zu Braunfcliweig.
dff naturf. Gef. zu Jena, Halle und der Wernerfchen naturf.
Gefellfchaft zu Edinburg Mitglied.
Dritter Band.
Mit 3 Kupfertafeln,
Halle,
bei J, Chr. Hendel und Sohn,
i 8 i 8.
Dem ausgezeichneten, höchfl; verdienten
Entomologen P. A. L a t r e i 1 1 e,
Mitglied der königl. Akad. der Wiffenfcb, EU Paris, u. f. w.
"\vidmendiefenEand
mit ganz vorzüglicher Hochachtung und Ergebenheit
di
Herausgeber.
Inhalt.
I. Naturgefchichte des Bruchus ruficornls,
von E. F. Germar, mit Abb. auf Taf. i. . Seite i.
II. Ueber den Bonibyx der Alten , von A. Keferftein. . . . . . ' 8«
III. Nachträge und Berichtigungen zur Mo- nographie der Apionen von G. . • 37,
IV. Beiträge zur NaturgefchJchte der gro-
fsen Hornifse, von P. VV. J. Müller. - 56.
V. Beiträge zur Naturgefchichte der Gat- tung Claviger, von ebendemf, mit Abb.
auf Taf. 2. , . . « » " 69-
VI.
VI Inhalt.
VI Die Linneifchen Tineen in ihre natarü- chen Gattungen aufgelöll und befchrieben von Zinckcn {;cr.annt Sommer. . . Seite n3.
Zufätze zur Monographie der Chilenen. - ii3.
Monographie der Gattung Phycis. . - n6.
VIF. B merkungen über einige Gattungen der Cicadarien von G, , . ,
- 177.
VIII. Vermifchte Bemerkungen über einige Käferarten , mit Abb. auf Taf 3. . - 228,
IX. Die Familien und Gattungen der Thier« Infekten von C. L. Nitzfch. . . - 261.
X. Literatur. . . . . . - 317,
Lamarck, HilV. natur. des animaux fans
vertebres. . . . . . - 017,
Cuvier, le regne animal disftribue d'apres
fon organifation. ... - o3g.
Fallen, Diptera Sueciae. . . - 3vS"2,
— Specimen novam Hemiptera dis-
ponendi methodum exhibens. - 363.
— Monographia Cimicum Sueciae. - 365.
Sauter Eefchreib. des Getraidefchändcrs - 366.
Beiträge zur baierfchen Infekten Fauna, - 0G7. Bonelli , übfervations entomologiques Part. II, - 369.
Schönherr Synonimia infectoium. Vol. III, - 374.
Leach
Inhalt. VII
Leacli , on the genera and fpecies of epro«
boscideous infects . . , Seite 075.
Zoological Miscellany. Vol. IL IIL - 077.
Kirby and Spence, introduction to ento-
njology. Vol. I. II. , . - 099.
(Charpemier) Verzeichnifs der europäi-
fcben Schmetterlinge. . . - 4o*«
Gravenhorft Monographia Ichneumonum
pedeftrium. ... - 401,
Nova Acta reg. Societ. Upfalienfis. Vol. VII. - 4o3.
Walkenaer, Memoires pour fervir a l'hi- Iloire natur. des abeilles lolitaires du
genre Halicte. ... - 409«
Kunze entomologifche Fragmente. . - 409.
Rengger pbyliologifche Unteifuchungen. - 410.
Germar Reife nach Dalmatien und Ragufa, - 414.
Charpentier Bemerkungen, . . - 41(3.
Paykull Fauna Suecica, . • - 41^.
XL Miscellen ; ♦ 4i8.
Infekten im menfchllchen Körper. . - 4i8>
Käferzucht aus Larven, . • . -419.
Manna von Cicaden. . , . , - 422,
Aufbewahrung der Spinnen. • . - 423.
Rüffelkäfer mit vorftehenden Kinnbacken. • 424.
Erkennungs - Zeichen der Bienen. , - 426. Raupen von Graph, candelifequa und Ha=
dena Pteridis. . . . , - 428.
Verwaltungen durch Lip, dispar, ^^ • 43».
Bei'
viH Inhalt.
Beiträge zur Gefchichte der Gras • Eule. Seite 433. Nachricht über einige dem Sommerrübfa-
inen nachthrilige Infekten. . . - 439.
Ueber die Urfache des fogenannten Oe-
ligwerdens der Schmetterlinge. . • 445.
Beiträge zur Niturgefchichte einiger aus-
ländifchen Schmetterlinge. . . - 45o.
Knochs Tod. ,...,- 458*
• 1.
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Nacurgefchichte
des
B r uch US r uf ic or n is
von E. F. G E R M A R.
Zj'.var ift es längft bekannt, dafs in den nach Europa gebrachten oft • und weftindifchen Cocosnüf- fen , nicht feiten Larven und Puppen von Bruchus Arten fich finden , die hier auskriechen , aber noch hat Niemand > fo viel wir wiflen , die Befchreibung der früheren Stände geliefert, und wir halten es daher nicht für überflüffig, dies zu thun. Es wa- ren nach Braunfchweii^ öfter von den Weftindifchea Infein wurmftichiche Cocosnüffe *) gekommen, und Freund Zincken war fo gefällig, uns Raupe, Pup- pe, Kiafer, Nufs und die dazu gehörigen Bemer- kungen zu fenden , die uns in den Stand fetzten, Zeichnung und Befchreibung zu entwerfen.
In den frifchen Nüffen, welche im Herbft ia Braunfchweig ankommen, ift die Larve gewöhnlich halb
*) DiefeNüffe gehöten einet Bactris-Art an, wahrr
Icheinlich Bactris minor« ßmd in, A
I. Germars Naturoefchichte
O'
halb erwachfen, und erreicht erft im Februar und 'M'drZ ihre volle G ö*" e Ausgewachfen ( Fit(. lO Hilfst fie einen reichlichen Zoll und darüber, ifl auf der Unrerfeite platt gedrückt und oben gewölbt, nach dem Äff er 7ai allmählich verJciimälert, vorn -aber halb fo breit als lang. Sie hat von Natur einen g<ki.ümm- ten Öau, und läfst fich nicht vollkommen gerade bie- gen» wie es auch bei den ftark nach dem Unterleibe zu verengerten Leibringen nicht anders feyn kann, und auf diefe Weife vermag fie mir dem eingebogenen After fich anzuklemmen und uq'e durch eine Feder fich vorwärts zu drängen. Nur die erflen drei Körper - Abfchnitte bilden auf der ünterfeite eine wieder et- was nach auffen gerichtete, miihin bei der Krüm- mung des übrigen Körpers horizontal liegende Platte,^ zum Auffetzen der Beine auf den Boden. Der Kopf iil f«hf klein, hornig, fcbu^arzbraun, und befleht faft blofs aus den Frefsweikzeugen , er liegt beinahe im Mittelpunkte des grofsen, kreisförmigen, erden Kör- per« Abfchnittes und bildet mit ihm gleichfam einen gewölbten Deckel für den übrigen Körper. Vom Kopfe nach unten ift diefer Leibring halbmondförmig ausgerandet, und dieler Ausrandang entfpricht eine eingefetzte. Platte, auf welcher zwei kleine ftachlichte Warzen die Stelle der Beine vertreten. V^om Kopfe nach oben hin, theiit eiiie feine Naht diefen Leibring nochmals der Länge nach, und ihr zur Seite fleht beiderfeits ein gelber, viereckiger, etwas unregelmäfsi« ger Fieck. Der zweite Leibring ifl ichmal , und bil- det emen excentrifchen Hing mit dem vorigen, auf
der
des ßruchus ruficornis» |
der Unterffcits ift er aber gerad abgefchnitten und bil- det hier eine fchmale, etwas nach vorn gerichtet© Platte, die beiderfeits durch tinen wulftfÖimigen Hö- cker begränzt wird, und auf welcher das 7.weite Paar der kurzen , warzenförmigen , mit kleinen Spitzen be- fetzten Beine fleht. Uebrigens ifl: diefer Leibrinj^ fei- nem ganzen Umkreife nach gleich dick, und führt auf jeder Seite in der Vertiefung des kleinen Wulftes ein braunes Stigma. Der dritte Leibring ift kaum breiter als der vorige, aber gröfscr, indem er eben- falls gegen ihn einen exccntrifc en Pving bildet, die Platte der Unterfeite, wulftförmiger Hö.ker, Beine und übrigen VerhiiUniffe find gleii-h, doch fehlt das Stigma, und in der Mitte liegt oben eine fchmale Furche, die den Ring glcichfam in zwei Ringe theilt» Die nun fqlgenden acht Ringe , die als Bauchringe 2u betrachten find, kommen in Ihrer Gellält mit einan- der überein, fie find fämmtlich an den Seiten nach unten zu verengert, wodurch die Krümmung des Kör- pers entfteht, werden auf der Oberfeite durch eine tiefe Furche getheilt, fo dafs jeder Pving als ein dop- pelter erfcheint) und enden an der Seite in einen wulftförmigen Höcker, der durch eine Vertiefung, in welcher ein Stigma liegt, abgefondert wird. Auf der Unterfeite find fie gerad abgefchnitten , aber ftär- ker als die vorigen Pvinge, deren Platten gegen diefo daher etwas vorftehdn, und die durch diefen Ab- fchnitt entftandenen Platten werden wiederum beider- feits durch einen kleinen wulftförmigen Höcker be- gränzt. Die fämmtlichen Bauchringe führen an den A 2 Sei.
4 L Germars Naturgefchichte
Seiten auf den Höckern und darneben lahlreiche, kleine, punktförmige , fchwarzbraune Flecke, die aus einer hornigen Membran beliehen, und hie und da kleine Wärzchen bilden zu wollen fcheincn , und Dur auf dem letzten Pvinge fehlen. Der After (neunte Bauch- Rir.g) ifl: eine kurze, kreisförmige, ftuiupfe Spitze, ebne Seitenhöcker und hat auf der Oberfeite zwei äuflerft kleine , kaum fichtbare Stigmaten, fo dafs die ganze Larve auf jeder Seite zehn Stigmaten be- fitzt. Uebrigens find fämmtliche Ringe fleifchig, mit pergamentartiger Oberhaut und ohne Spur von Haa- ren»
Diefe Larve lebt nun, wie gefagt, in den Co- cosnüffen, und frifst deren Kerne. Der dadurch ent- ftehende leere Raum wird hinter ihr mit Wurmmehl ausgefüllt, das ihr zugleich als Stützpunkt dient, um fich dagegen zu flemmen , und fo weiter vorwärts freflen zu können. Daher geht auch die Raupe al«. lemal zu Grunde, fobald die Nufs auf einer Seite aufgefägt und ein Theil des Wurmmehls herausgefal- len ift, fie kann fich dapn hinten nicht mehr anftem- inen und mufs verhungern, Ihre Lebensdauer ifl wahrfcheinlich ein Jahr, da ihre Nahrung und Aufent- halt eine einjährige Frucht ift.
Gegen die Zeit, dafs fich die Larve verpuppen will, vi'as bei uns im März gefchieht, frifst fie fich durch die dicke, harte Schaale der Nufs durchs und macht dann um fich herum aus dem Wurmmehle ein flafchenförmiges geleimtes Tönnchen , welches mit feiner einen Spitze in dem durch die Schaale gefref-
fe-
des Bruchus ruficornis. 5
fenem Loche liegt und daffelfae zugleich verfchliefst. (Fig. 3.)- Iß diefera Tönnchen wird fie zur Pup- pe (Fig. 2), die alle Theile des künftigen Käfers vollfländig, nnr .an den Leib angedrückt und ia ruhender Stellung enthält. Nach einer kurzen Pup- penruhe durchftöfst der Käfer feine Hülle und kriecht aus.
Der vollendete Käfer ift eine neue, bisher unfers Wiffens noch nicht befchriebene Art, die wie Br. ru- ficornis nennen , und deren Befchreibung wir beifö- gen.
Bruchus ruficorfiis^ femorlhus poflkls ova- tis.ferrathy umdentaüs^ mger , gri/eo fericeus , an- tennis pedibusqiie antetioribus rufis, elytvis flriato punctatis. (Fig. 4.)
Einen reichlichen Par. Zoll lang , überall roit fehr feinen, anliegenden, fchimmernden , grünlich grauen Härchen dicht bedeckt. Der Kcpf dreieckig, hinten mit deutlichem Hälfe verfehen, vorn in eine Art Schnautze verfchmälert , die Augen fehr grofs, fie nehmen faft den ganzen Kopf ein , find oben und unten nur durch einen fchmalen Streif getrennt, und haben kleine, gewölbte, zahlreiche Facetten, erfchei- nen daher dicht gekörnt. Die Fühler von etwas mehr denn halber Körperlänge, an den Seiten der Stirn, dicht unter den Augen eingefetzt, das erfte Glied keu- lenförmig, etwas verdickt, das zweite klein, kugel.. förmig , das dritte fo lang als das erfte , etwas flach gedrückt und an der Spitze breiter , die übrigen Glie- der alle platt gedrückt, und an der Innenfeite an der
Spitze
6 L Germars Naturgefchichte
Spitze breiter und in einen ftnmpfen Zahn endigend, alle ziemlich gleich grofs unter einander, das Endglied an der Spitze fchief abgeftutzt, Das Halsfchild etwas breiter als der K(~»pf, kaum fo lang wie breit, die vor- dem E.ki^n ganz vollkonünjen abgerundet, die Seiten etwas gefchweift, und der Rand fchmal abgefetzt, die Hin'tt recken fafi: rcchLwinklich, der Hinterrand nach der Mitte zu allniäiilig und wenig vorgezogen, und fciiiual ab-efetzt, die Oberfläche beinahe tben, nur n.-Jch vorn etwas gewölbt , weil da die Seiten des Halstchildes etwas niedergebogen lind. In der Mitte bemerkt man Spuren einer fclimalen feichten Längs- rinne, und beiderfeits derfelben nach der Wurzel Z'i einige beifammen flehende grobe eingeflochene Punkte. Das Schildchen ift klein, dreieckig, mit ab- gellumpfter Spitze. Die Detkfchilde find zufammen an der Wurzel etwas bieiter als das Halsfchild, die Seiten fchwach niedergebogen und etwas ge- fchweift, nach der flumpf gerundeten Spitze anmählig verengt, die Schulterbeulen vorragend, die ganze Oberfläche mit feinen, aber deutlichen Pvcihen einge- ftochener Punkte verleben, der After bleibt unbedeckt. Die Flügel find grofs, gelblich, mit dunkelbraunen Adern.
Die vier Vorderbeine haben grofse kugliche Huft- glieder, und ein kleinen, dreieckigen, dicht an den Schenkel anfchliefsenden Gelenkkopf, dünne unbewebr- te Schenkel, gerade oder doch nur wenig nach auf- fen gekrümmte, an der Spitze fchief von anffen nach innen abgeflutzte Schienen, und ziemlich breite Fü-
fte,
des Bruchus ruficornis. '' 7
fse , mit vier Gliedern : das erfte Glied länglich dreie- ckig, das zweite Glied dreieckig, abererwas kürzer, das dritte Glied breiter, noch Ivürzer, bis an die War- ze! gefpalten, zweilappit?, unten gepolftert, das Klauen- glied niäfsig lang, mit zwei kleinen Krallen Die Hinter- beine führen ein breites, i.üanes, dicht an di-- Hiift- llücke anfchlieffendes unbewegliches Hüf"tg!ied. einea dreieckigen , an die Schenkel dicht anfchlicffenden Gelenkkopf, breite, eirunde, platte, auf der Innen- feite gekerbt gezahnte und noch mit einem befonders ausgezeichneten fpitzigen Zahne bewehrte Schenkel, diinne , ftark nach innen gek.ümmte, an der Spitze fchief von aiiffen nach innen abgeftntzte , in einen langen fcharfen Zahn endende Schienen und etwas längere, aber übrigens gleichgebaute Fiifse.
Die Grundfarbe ifl eigentlich fchwarz, fie wird aber durch die feine Haarbekleidung bedeckt, die DeckCchilde fchimmern bisweilen etwas biäunlich durch; Mund, Fühler, Vorderbeine, die Spitze der Hinterfchienen und die Füfse find hell braunroth, die Augen fchwarzbraun.
In denfelben Nüffen lebte aufser diefem Käfer auch Bruchus mcleontm Fab. ßactris Herbfl in FüfsL Arch.
ir.
IL
Ueber den Bombyx der Alten
vom
Auscultator Adolph Keferstein
in Halle.
iVlit dem Worte homhyr und dem an vielen Stel- len gleichlautendem bomhylius veibanden die Alten die veillhitdcnartigften Pk griffe, fo wurden gewifle Theiie an der Flöte homhycts *), die FlOtenfpieler aber felbd bomhylii ^ j genannt, und wiederum hatte eine Art Becher den Namen bombylti ^); auch wur- de die Luttröhre der Vögel mit dem Namen ^oyb' ßv^ *) belegt •, am häiifiii^ften jedoch verftanden fie un- ter bombyx und bombylius ein Infect, das auch j3fl- aiov ^ ) genannt wurde , und nur diefe Bedeutung wird uns hier ausfchliefsend befchäftigen , da, weil dnrch fie bald eins , bald zwei ganz verfchiedene In- fecten, bald endlich das Gefpinnft eines Infects und bald das vollkommene Infect bezeichnet wurde, dies ^ der
O J"l- Pollux 4, C). 10.
2) S u i d a s voce ßotxß'jKtü^.
3) Jul. Foll. 10, 19. 6, 16. AriAophanes.
4) Arilloteles de audibil,
5) Suidas voce ßof^ßuKtoq,
II. Ueber den Bombyx der Alten 9
^er Anlafs zu den mannichfaltfgften Misgrfffon und Irrungen war. Hierzu kam noch, dafs weil Hefy- chius, Suidas und Tzetzes ^^ dies Wort /3oj«- j3w^ oder ßofx^vXtos von iScju.^f^v, welches foviel als ein Geräufch machen bt*deutet, herleiten, und es zwar auf der einen Seite ein Infect bezeichnet, welches ein folches Getäufch macht , auf der andern Seita aber wiederum ein von diefem ganz verfchiedenes, wobei mün diefe Etymologie gar nicht anwenden kann, manche zuviel verfchiedene Arten von Inft-cten daraus gemacht, andere alle diefe wiederum auf ein© einzige zurückgebracht haben»
Dafs die Alten, und namentlich Ariftoteles und Plinius, mit dem Worte bombyx oder bom- bylius nicht ein Infect, fondern zwei verbunden ha- ben, geht aus ihnen ganz deutlich hervor. Zuerll: fcheinen fie das Infect darunter zu verftehen, welches Schrank ') zu dem Bieneneefchlecht rechnet und Hummeln nennt, denn Ariftoteles ^) fagt aus- drücklich: „Es giebt eine Art von Infecten» welch© „unter, einem Namen umfafst werden, und die in „ihrer Geilalt ganz übereinftimmen ,, auch Zellen „bauen, wie die Bienen und die dahin gehörigen, „Von diefen nun giebt es neun Arten, wovon fechs „ gefellfchaftlich lebn, nämlich die Bienen, die Bie« 3,nenköniginn, die Drohnen, welche Qiit den Bienea
6) In Lycophron pag. 110.
7) Faunahoida II, 2. pag. 370.
8) Hift. animal, 9, 4^ i>^ princ. ed. Schneid. .1.,
10 II. Ueber den Bombyx der Alten
jjznfammen leben, die vefpae gnnuae, die Anthre- „nen und die Tentliredinen ; drei aber einfam, 3, nämlich i) die kleine Sircnis, von Farbe dunkel- „braun; 2) die giöfsere Sircnis, fchsvä'-zlich und 3, bunt, und endlich 3^ die gröfste Art, die bomby- jjlius genannt wird.''
Ohne uns darauf einzuladen, welche von den. jetzt bekannten Hummeln der bombylius des Arifto- teles ift, wollen wir nnr noch einige Stellen anführen, die, wie wir glauben, unfere Meinung, die auch die des trefflichen Schrank ifl, bedangen» In einer an- dern Stelle fagt derfelbe Schriftfteller ^): „Diebom- „bylii niften unter Felsflücken auf der Erde, indem 3,fie 2 oder etwas mehr Zellen bauen. Man findet j,auch darinn eine Spur von einem fchlechten Honig»" Und nochmals '^): „Einige Arten der Gattung bom- „byx verfertigen am Gemäuer oder dergleichen, fpitz 5, zugehende Zellen , und überziehen fie mit einec „feften falzartigen Materie; diefe find fo dicht und „ftark, dafs man kaum mit einem fpitzigen Inftru- 3,ment durchftechen kann. Sie niften auch hierinn, 5, und es erfcheinen wcilse, mit einer fchwarzen Kaut „umhüllte Würmer. Aufser diefem häutigen Wefen j, findet man auch Wachs in den Zellen , was abec 5, bleicher von Farbe ift, als das der Bienen" Dief© letztere Stelle fcheint Plinius '*) faft wörtlich über- fetzt zu haben » denn nachdem er von den BieneOf Wes*
9) HJft. anim. 9, 43. edit. Sehn. I., X oder 9, 27, <• jo) Eod. 5, 24. ed. Sehn. E, a cc, 1. 11) Hift. nat, 11, 22. edit. Hard. 25.
vom Auscuk. Adolph Keferftein. 1 1
Wefpen und Crabronen gefprochen hat, fagt er: „die „vierte Gattung bilden die bombyces, die- in Affyrien ^leben, und gröfser als die übrigen find. Am Ge- „mäaer verfertigen fie ihre Neiler aus einer Erde, die „ein© falzartige Materie ifl:, und diefe find fo hart, „dafs man fie kaum mit einem fpitzigen Inftrument „ diirchftechen kann. Sie machen auch darin mehr „Wachs als die Bienen, und hernach entlieht ein grc5- „ fserer Wurm."
Wir fehen hieraus , dafs Plinius fall blos Ariflo- teles copiert hat und daCs allein der Zufatz, dafs dio bombyces in Aflyrien leben, fein Werk ill, weswegen wir auch dagegen gerechtes Mifstrauen hegen muf- fen, da Ariiloteles davon nichts fagt, und dies eben der Grund zu feyn fcheint, aus dem Plinius den bom- byx als Seidenwurm damit verwechfelt hat. Doch kann CS immerhin feyn, dafs diefer bombyx auch in Affy-, rien vorkommt, wie aber Schrank^*) dadurch hat Gefahr laufen können, den Arillotelifchen bombyx als eine von dem bombyx asfyrius des Plinius ver- fchiedene Art anzufehen, ifl: uns unbegreiflich. Die- fes Infect wurde auch /3f/ii3>| ^^) und ßf///3g/| **^ genannt.
Wir liefern nun, um unfere vorher aufgelleilte Meinung zu vertheidigen , die Naturgefchichte de?r Hummel, und namentlich der Mauerhummel (apis
mu*
12) L, c,
13) Nicander Theriaca V. 8o5.
j4) Nicander Alexipbar tnaca V, i83»
12 11. Ueber den Bombyx der Alten
muraria), wie fic Seh rank in feiner faiina boica *^) 'bafchreibt: ,»E)ie Miitterbiene, fagt er, fangt oft ,jim April an ihr Neft: zu bauen. Nachdem fie fich „ den Platz dazu auserfehen hat, fucht fie in der Nach- j^barfchaft den dazu gehörigen Sand, der doch etwas 5,fettig foyn niufs, auf; mit einer Art Leim , die aus „ihrem Munde tritt, klebt fie Körnchen an Körnchen, „bis das Klöschen die Gröfse eines Hafenfchrotes hat» 5, Mit diefem Mörtel bauet fie zuerft die Fingerhut- „ förmigen Zellen, eine nach der andern, jede etwa „ einen Zoll hoch und einen halben im Durchmefifer. „Sie find aufsen uneben, innwendig glatt. Während ,, eine Zelle gebauet wird , wird fie auch nach und „nach mit Futterbrei ausgefijllt, ein Ei hineingelegt „und endlich gefchlofs^en. Vier bis 8 Zellen machen „das Kefl; aus. Die Zwifchenräume werden mit „Mörtel gefüllt und das ganze Neil wird mit einer „Mörteldecke eingefchlofsen. ''
Wirfehen hieraus, dafs dies im allgemeinen mit dem, was Ariftoteles darüber fagt, übereinftimmt, und dafs, wenn auch der Ariftotelifche bombyx oder bom- bylius nicht diefe apis muraria ifl:, er doch in das Gefchlecht gehört: vielleicht ifl: er Schrank's apis lapidaria, in deren Zellen man auch etwas Honig findet, und da fie von drei fehr beträchtlich verfchiede- uen Gröfsen vorkommt, indem die gröfsten die Weib- chen, die mittleren theils Arbeitsbienen theils Drohnen und die kleinften blofse Arbeitsbienen find, fo könnte
mao
i5) II., 2. p, 365.
vom Auscult. Adolph Keferftein« 13
man hierinn die firenis minor, major und den bom- bylius des Ariftoteles finden , wie er auch aus unfern Bienen dreierlei Arten gemacht hat. Doch kann die- fes Infect auch eine bisher noch unbekannte Hummel- art, die in Griechenland und Afien vorkommt, feyn; oder die zwar bekannt ill, deren Naturgefchichte wir aber nicht wifsen , denn feine Befchreibung ifl zu un- beftimmt, als dafs wir einen ganz gewifsen Schhifs daraus ziehen könnten.
Das zweite Inlect, welchem die Alten den Na- men bombyx oder bonibylius gegeben haben, brachte feine Art Seide hervor. Ariftoteles ^°) fagt davon: „Aus einem gröfseren Wurm der gleichfam Hörner „hat> und fich vor allen andern auszeichnet enifheht „ zuerilnach feiner völligen Verwandlung eine Rau- „pe; hierauf ein bombylius und aus diefem ein necy- 3, dalus. Alle diefe Verwandlungen gefchehen binnen „ 6 Monaten. Von diefem Thiere löfen einige Wei- 5, ber das Gefpinnft (die bombycia) los, und has- „peln es ab; hernach weben fie es wieder ^'7); zuerft ^ foll
16) Hlft. anlmal, 5, 19. ed. Sehn. E <^, 6. oder 5, 17 , 6.
17) Hier erwähnt Heeren (in feiner trefjfJichea Schrift: Ideen über Politik, Verkehr und Handel der alten Welt. Erfter Theil. Göttingen. 1805. ö. pag. 142), dafs bei diefer Stelle: rot ßo^ßwix
V£(yi^ bereits Salmas, ad Solin pag, 101 gezeigt hätte, wie diefe Worte überfetzt werden müfs» ten : die Weiber wickeln die Gefpirinft» ab und
14 II. Ueber den Bombyx der Alten
„foll auf der Infel Cos, die Pamphila , die Tochter „des Latois, diefe Art zu weben erfunden haben." Diefelbe Stelle hat faft n\ örtlich Plinius überfetzt, der nachdem er von dem bombyx asCyrius gefprochen hat, fagt **): 35 Es giebt noch eine andere Art, wie die-
weben dann mit den Fäden; und dafs, wie wir diefe Stelle überfetzt haben, und wie lie auch Ichon von Plinius übei fetzt wäre, falfch fey, und dafs namenllich diefer letztere (in der gleich an- zuführenden Stelle _) den Ariftoteles hier ganz mifsverftanden habe ; aber theils verträgt fich unfere Ueberfetzung fehr gut mit den Worten; theils können wir hier in den Plinius um fo we- niger Mifstrauen fetzen, da die Lage der Sachen zu feiner Zeit noch diefelbe w^ar, wie zu der des Ariftoteles, indem die Römer noch nicht die Sei- denzucht kannten, fondern meift rohe Seide er- hallen zu haben fcheinen , die he weiter verarbei- teten. Plinius hat aber diefe Meinungen nicht nur in der aus dem Ariftoteles aufgenommenen Stelle, londern er fagt auch am andern Orte (6, 17): un» de geminus feminis labor, fila rcdordiendi lurfus- que texendi, — Sollte man nicht vielleicht diefe Stellen alle fo verftehen könpen, dafs die Grie- chen die Seide roh bekämen, und diefe nun eril mit Baumwolle oder einem andern Stoffe verbun- den, und f o , da blofse Seide zu koftbar gewefen wäre, diefe verarbeitet hätten ? So würde un- fere weiter unten aufgeflellte Meinung, dafs un- ter den bombycinifchen, coifchen imd feidenen Gewändern immer nur eine Halbleide zu verfte* hen fey, fehr dadurch beftärkt.
18) Hift, nat. n, 2Ä ed. Hard. 2^.
vom Auscult. Adolph I^eferftein. 15
„ fer entlieht. Aus einem giöfsein Wurme der zwei „Höroer hervorfteckt und ganz von befonderer Art ift, „entlieht zuerfl eine Raupe, hernach das, was bom- „bylius genannt wird, und aus diefem der necyda- „his, woraus endlich binnen fechs Wochen der bom- 5, byx entlieht. Sie machen nach Art der Spinnea j, Gewebe , welche zu kördicheii KU idern der Frauen- „ Zimmer gebraucht und bombycina genannt werden, „Zuerll diefe abzuhaspeln und wieder zu weben , hat „auf Ceos die Pamphila, Tochter des Latois erfunden, „welcher der Ruhm einer grofsen Erfindfamkeit um „die weiblichen Rleider fo durchfichtig als möglieh zu 3, verfertigen nicht abgefprochen werden kann.'*
Es leuchtet hieraus hervor, dafs fowohl das zum Bienengefchlecht gehörige Infect, als auch das, was Seide macht, untermilcht bombyx und bombylius ge- nannt wird. Es drängt fich daher- fchr natürlich in uns die Frage auf, cb nicht, da doch diefe Infectea von einander fo verfchieden find und auch zwei ver- fchiedpne Namen exiftiren , jedes einen eigenthüm- lichen Namen geliabt habe, welche durch irgend ei- nen Zufall vernüfcht w'ären? Ob;.'Jeic)i Arillopha- nes*^),Tzetzes *°) und Suidas '^), wenn fie von bombylius reden, immer unfere Hummeln darunter begreifen, fo Tagt doch Hesychius aus drücklich: „ die bombyces find Thiere, welche Flügel ^ j> ha-
19) In vespis.
20) L. c. «0 L. c.
i6 II. Ücber den Bombyx der Alten
^ haben, fo wie die Wespen, und die bombylii find ,,Thiere, die fich zu den Wespen verhalten, fo wie „eine grofse Biene zu einer kleinen ; und felbft Ari- ftoteles nennt zwar den Soidenwurni bonibylius, wenn - er abt^rvon unferer Hnmmel redd, gebraucht er nach den eben angelöhrten Stellen bombyx und bombylius glekh bedeutend. Sollte daher das Seidebringende Infect von den Alten bonibylius aiisfcliliefsend genannt feyn , fo fliehen diefein zu viel Autoritäten und befon- ders Ariftophanes entgegen; follten lie es aber aus- fchliefsend boiubyx genannt haben, vi'ofür ncch fpricht dafs die Seide, die daraus gewonnen wiid, überall bombycia und bombyclna heifst, was fich doch eher von bombyx als von bombylius herleiten läfst, fo i(t befonders AriHoteles dagegen, der in der Hauptftelle von bombylius und nicht von bombyx fpricht, und eben fo Plinius in der aus dem Ariflioteles aufgenomme- nen Stelle, übrigens aber, fowohlunfere Hummel als den Seidenwurm bombyx nennt.
Wir glauben nun fo viel bewiefen zu haben, dafs von den Alten die Worte bombyx und bombylius gleichbedeutend gebraucht find, und dafs wir nicht ia ihnen eine Trennung der Infecten, die darunter be- griffen werden finden können, und kehren nun zu der näheren Unterfuchung des Seidebringenden Infec- tes zurück. Was die Naturgefchichte deffelben betrifft, fo befchreibt fie Ariftoteles in der oben angeführten Stelle fo ungewifs, dafs man faft daraus fchliefsea kann, er habe fie felbft nicht ordentlich gekannt; denn wo giebt es wohl einen Schmetterling der von der
Ran-
vom Auscult» Adolph Keferftein, 17
pe ans vier Stande durchlaufen follte, und doch Tagt diefer Schiiftfteller, dafb aus einem Wurme eine Rau- pe, aus diefer ein bombylius und aus diefem ein necy- dalus wird. Einen Wurm oder cv.a>KY\^ nennt er das- jenige **): ,, woraus duiRÜh die Vermehrung und voll- 5,knmmene Ausbildung der Frucht ein Thier entfteht." Was aber eine Raupe fey » davon Tagt er nichts be- ilimmtes, fondern nur im allgemeinen glaubt er *'), dafs ii]an die Ranpen als eine Art Würmer annehmen imifse ) und anderswo entflehen nach feiner Mei- nung **) die Raupen ans grünen Blättern und haupt- fächlich aus denen des Kohls » auch geibt er nicht blos den Schmetterlingen Raupen **").
Dafs et unter feineni Wurme eine Wahre Raupe Verftanden habö, geht aus der ßefchreib'ing deutlich hervor, deflo weniger wiflen wir aber , vVas wir aus feiner Raupe, die er Kot(A7ii/j nennt, machen föllen 5 denn anzunehmen, dafs er darunter die Puppe, unter bombylius den Schmetterling und unter necydalus das Ei verftanden, fo fteht diefem entgegen, dafs er nir- gends urifere Puppe üxiATTt} -, fondern yj^aotXia nennt, dafs unter ßofjißvhtos nicht fo wohl das vollkonimene Infect als das Gefpinnfl: zu verftehen ifi, woher maa auch beffer die bömbycia ableiten kann, und dafs un-
2a) Hift. anirfl. i , 5. in pr\nCi 423) De gener. anitnal. 3, g» Z^) Hift. anim. 5, 19, 25) L, c, BmU HL ß
18 n. Ueber den Bombyx der Alten
ter necydalus wohl fchwerlich das Ei verftanden werden inufs, weil er nicht gewufst hat, dafs die Schmetter- linge Eier legen , und es nur in den Worten ^<^) zu ahnden fcheint : „zuerft entliehen auf den Blättern „kleine Pünktchen, und aus diefen kleine Würmer." Man müfste denn jene Stelle darauf hindeuten *'). ,,aUe Infecten bringen Würmer hervor, aufser die „Art der Schmetterlinge; diefe aber geben einer har- „ten Maße den Urfprung wie der Saame des Cnicus, „inwendig ifl: fie jedoch flüffig;" was unfers Erachten« nach mehr auf die Puppe als aof das Ei zu gehen fcheint. Es bleiben jetzt nur noch zwei Mittel übrig, wodurch fich diefe vier Stände erklären lafsen : wir muffen entweder unter y.cc}X7iv{ die eigentliche Puppe und unter bombyliu&blos das Gefpinnfl verftehen, dem jedoch entgegenfteht, dafs, wie Ariiloteles ausdrücklich fagt, dann aus der Puppe das Gefpinnft entftehen müfste; oder wir muffen annehmen, dafs er unter jCflfjUTrjt eine tolche Raupe verfteht , die in ihrem altern Zuftande eine andere Farbe und Zeichnung bekommen hat, welcher Meinung wir jedoch auch nicht huldigen können, da, wie wir zu zeigen bemühet feyn werden, unter dem bombyx der Alten unler jetziger bombyx mori verftanden werden mufs, bei demeine folche Ver- änderung der Raupe nicht ftatt findet. Wir können daher hieraus den Schlufs machen , dafs Ariftotcles die- fes Infect felbft nicht genau gekannt habe , und eben fo
26) Hift. animal. 5, 19.
27) L. c.
vom Auscult. Adolph Keferftein. 15
fo Plinius , denn diefer, anflatt uns hierüber aufzu« klären, bringt noch mehr Verwirrung hinein, indenv er gar 5 Stände von der Raupe an rechnet und fagt» dafs aus dem necydalus noch ein bombyx würde. Es fcheint alfo y dafs er nur den Ariftoteles copirt , das Infect felbft aber nicht gekannt und mit der Nach- richt, die diefer davon giebt, wahrfcheinlich die ei- nes andern Schriftftellers vermifcht habe , daher diefe Stelle auch nur in fo fern Geweicht haben kann, als das, was Ariftoteles hierüber fagt) dadurch beilätigt wird.
Durch Annehmurg diefer Meinung, dafs Arifto- teles und nach ihm Plinius das Infect nicht recht ge- kannt haben, läfst fich diefer Widerfpruch gegen alle neueren Erfahrungen am heilen erklären, und wir brau- chen nicht, was Uly ffes Aldrovandus ^^) gethan hat, den Text des Ariftoteles fowohl als den des Plinius für corrumpirt zu halten, was fchon deswegen un- wahrfcheinlich ift , da letzterer erften copirt hat. Ariftoteles fagt nicht, wo diefer bombylius vorkommt, um fo mehr mufs uns folgende Stelle des Plinius ^') in Erftaunen fetzen, worin es heifst : „Wie man „fagt, füllen auf der Infel Cos die Cypreflen, Tere- ,,binthen, Efchen und Eichen Biüthen hervorbringen» »»die
28) De ammallbus infectis Hbb. 7. Francofurti i6i8. f. Lib. II. cap. 6. der überhaupt eine ungeheuere Belefenbeit, dabei aber leider zu wenig Critik zeigt.
29) Hift. 11, 23. ed. Hard. 27.
B 2
ao IL Ueber den Bombyx der Akea
5, die von den Platzregen herabgefchlagen und voa jjden Aflsdünftungen der Erde belebt werden. Zu- jjerft entliehen aber kleine und nackte Schmetter- „linge, die fich bei zunelimender Kälte in einem Ge- „fpinnfte cinlchliefsen und gegen den Winter ein dich« „tes Gewebe verfertigen, indem fie mit ihren fchar- „fen Füfsen die Wolle der Blätter abreifsen. Diefe „ziehen fie durch ihre Füfse zu Fäden, welche fie „bald zv/ifchen den Zweigen ausfpannen , gleichfani 3, als wenn fie durch einen Kamm gezogen wären. „Hiermit umwehen fie fich in einem länglichen Ge- 3, fpinnfte. Dann werden fie von den Menfchen ein- „gefammelt und in einer gelinden Wärme mit Kleien 5, ernährt, bis hieraus ganz befondere mit Flügeln ver- ,>fehene Schmetterlinge entftehen, die zu neuen Af- 3, beiten entlaflen werden. Die angefangenen Ge- ,, fpinnile aber werden im Waffe r erweicht, und mit 9, eJnerBinfen- Spindel (junceo fuso) in Fäden gezogen. „Es fchämen fich auch nicht die Männer, diefe Klci- 5, der als eine leichtere Bedeckung im Sommer zu jjtragen. So f ehr find fie des Panzers entwöhnt, dafs „ ihnen fogar ihr Kleid zu fchwer fällt. Doch bleiben „wir noch weit hinter der affyrifchen bombycia zu- 3, rück" Was uns in diefer Stelle hauptfäclilich auf- fällt, ifl: theils die Ungewifsheit, denn da er vorhin als etwas bekanntes den aflyrifchen bombyx erwähnt, fo weis er hier nur durch Hörenfagen , dafs es auf der Infel Cos auch bombyces gäbe; theils die Natnrge- fchichte diefer bombyces, die fo dunkel und verwor- ren ift , dafs man das Meifte davon für eine fabelhafte
Er.
vom Auscult. Adolph Keferftein. 21
Erdichtung halten mufs ; und doch ift diefes die eln- v.ige Stelle , worauf fich diejenigen flützert , die da be- haupten, dafs die bombyces von der ferica oder un- lerer jetzigen Seidenraupe verfchieden wären. Arifto- teles, v;ie wir fchon vorher bemerkt haben, und auch Piinius, in der aus ihm copirten Stelle, Tagen nichts über ihr Vorkommen. Piinius ziehet nur den ariiloteüfchen bombyx durch eine ihm als blofsen Compilator zu verzeihende Nachiäffigkeit als das Sei- debringende Infect zu feinem bombyx affyrius, und nimmt übrigens fo ziemlich mit dem Ariftoteles zu- faramen ; jetzt aber fagt er in einer wahrfcheinlich aus einem andern Schriftfteller gefchüpften Stelle, dafs das Seidebringende Infect auf der Infel Cos lebe, ■ woraus n)an denn gleich gefchloflen hat , dafs der ariflotelifche bombyx eins mit ihm wäre und auch auf Cos vorkäme, weil dafelbft die Webekunft erfunden ift. Diele Stelle beweill, wie man gegen Piinius ein gerechtes Mifstrauen haben mufs, weil er als blofser Compilator ohne alle Critik die Nachrichten feiner Vorgänger zufamraenftellt, denn wie fonderbar wäre es, wenn es auf der Infel Cos ein fo wichtiges Infect gegeben hätte, dafs es weder Ariftoteles , noch Piinius, noch irgend ein anderer Schriftfteller genau gekannt und befchrieben habe. Am allermeiftcn aber befeftigt unfere Meinung dafs Piinius nur gefabelt habe, weil dlefer felbft fowohl als Ariftoteles ausdrück- lich fagen : das Gefpinnft würde abgehafpelt und her- nach erft würden die Fäden zu einem Zeuge gewebt; nun kennen wir ^ber keinen einzigen Schmetterling,
def-
22 II Ueber den Bombyx der Alten
deflfen Gefpinnft abg'hafpelt werden könnte, aufser Bomb, Mori und Noct. Serici ; zwar es ift wahr, man hat z. B. verfucht , aus dem Gefpinnfte des Bomb Carpini eine Seide zu mac en , diefe ift aber theils fahr jjioT) ausgefallen, theils mufs das Gefpinnft C'rt gehackt und dann gelp^nnen werden. Es foll auch, we Moli na ^°) fagt: „in Chili, zwifcheti jjden Flülsen ?\ü\k\ und Mataquito, Stidenwürmer, „die den unfrigen ziemlich ahnlich find, geben, wel- sche auf den ßaimen etwas klein re Gefpinnfte als 5, unfere Seidenrai pe verfertigen, fich aber vortreff- „lieh abhafpeln laden und eine fehr gute Seide ge- ben." Der Verfalfer fprichr aber nur vom Hc^renfagen, und es kann damit eine ähnliche Bewandnifs haben, wie mit dem coifchen Bombyx. Wenn wir indefs an- nehmen füllten, dafs diefer Bombyx auf der Infel Cos wüiklich zu Haufe fey, fo müfste er wohl nach der Befchteibung der Raupe entweder zu der Gattung Pieris Schrank, weil die Raupen davon gleichfam zwei Homer haben, oder zur Gattung Cerura Ger- mar, deren Raupen fich in eine Gabel enden, ge- rechnet werden; aber zur erflen kann er deswegen nicht gehören, weil deren Arten ein viel zu dünnes Gewebe verfertigen , und zur letzteren deswegen nicht, weil ihre Gabeln doch nicht gut Homer ge- nannt werden können, und alle Schriftfteller reden ausdrücklich von Hörnern im Plural, weshalb man
ihn
3o) Naturgefchichte von Chili überf, von Dr. Bran- dis. Leipzig 1786. 8. pag. 186.
vom Auscult. Adolph Keferfteim 25
ihn nicht gut zu einer andern Familie rechnen kann. Nehmen wir aber an, dafs diefer bombyx imfer jetzi- ger bombyx mori ^') und der Schmetterling ift, aus deflen Gefpinnften die ferica der Alten kommt, fo fallen alle diefe Schwierigkeiten weg, denn Ariftote- les und Herodot kennen keine ferica, erfterer aber dafür bombycia i und feidene Kleider kannte man fchon zu diefen Zeiten, denn die fogenannten medi- fchen und perfifchen Kleider find nach Heerens ^®) Ver-
3O Vielleicht könnte uns hierbei die Kenntnifs der Larve der ISoct. Serici Fabric. eine gröfsere Auf-
, klärung geben , da von ihr in Japan eine f»*ine Seide gewonnen w^ird , und fie mit der Raupe des ariftotelifchen bombyx mehr zufammentreffea könnte. In Fabricius ift nur das vollkommene In- lecr befchrieben , ob in den dafelhH ciiirten Schwe- difchen Abhandlungen vom Jahr 1781 vielleicht der früheren Stände Erwähnung gefchieht, kön- nen wir nicht fagen , da wir diefe Schrift nicht haben bekommen können.
32) In feiner oben angeführten Schrift : Ideen et caet. pag. i3c) — 146. Er bellätigt diefe Meinung noch aus den t'rocop. Persic. lib. I. cap 18. Uebrigens erwähnt unferes Erachtens Herodot nur an einer einzigen Stelle eines medifchen Kleides. Noch erwähnen deren aufser Jul. Poll. Aelian var. hift. 1, 22 in f. 7, 9. 8,7. und Curtius de rebus Alexandri Magni 6,5. 8, X2 in f. 9, 3 u. in med. Die gewöhnliche Kleidung der Perfer war nach Herodot 7, 61 ein langer mit Aermeln verfehener bunter Rock, Sonderbar ilt es, dafs nach Cur- tius 5, « in f. die Perfifchen Weiber keine grö"
Iser«
54 n. Ueber den Bombyx der Alten
VermuthunjT, die durch Suidas 3') betätigt wird, feidene Kieicier, welches auch nach Strabo ^^) die fincionUchen ^^) lind. Die durch Alexanders Feldzii,
fsere Schmach kannten, quam lanae manus, 6a, doch, wie Herodot IX, 109 berichtet, die Ame- ftris, dps Xerxes Gemahlin, diefem einen grofsen, bunten und fehenswerthen Mantel fjewebt hatte den lie ihm fchenkte. -^ Doch könnten lieh viel- leicht diefe medilchen und perfifthen Kleider auch entweder nur durch künRliche Weberei oder durch ihre Farbe, olir.e zugleich durch ihre Ma- terie, ausgezeichnet haben, da nat:h Paufanias (defcriptio Graeciae V, c, 12.) affyrifche Weborei betühint war, und Aelian de nat. animal. d, 46 fa^t : „In Indien werden Thierc erzeugt, von der „Gröfse der Hocv^oc^ot und von rother Farbe, die „dem Zinnoherroth nahe kommt. Sie haben fehr „lange Füf>e , und und weich anzufühlen. Sie „entftehen auf den Bäumen, die das yjKsKT^QV her« 3, vorbiingen, und nähren lieh von den Früchten. „Di»> Inder farnmein fie, drücken fie aus und fär- „l'en damit ihre Kleider- purpurn und was lie „fonft damit färben wollen. Ein folches Kleid „wird auch dem Perferkönige gefchickt. INach „AulTaj^e des Ktelias fcbatzen die Perfer diefe „Kleid.r mehr als ihre inländifchen. Sie find „prächtiger ynd j^länzender als die berühmten far- „dianifcben Kleider, "SolUe dies Thier nicijt eine Coccus Art leyn ? 33) V'pce S>j^i*i/j.
. 34) Üb, XV,
35) Do -h vf^aren gewifs nicht alle findonifchen Klei- de): 9u§ bdide, confr. Heeren a, a. O, und Herodot
vom'Auscult Adolph Keferftein. 25
ge aber bekannt gewordenen Nachrichten von Indien und den angränzenden Ländern waren noch zu Strabo*s leiten die Hanprquelle der Geographie von diefen Gegenden. Ariftoteles konnte daher bis in die fpäte« ren Z^-iten die ficiierllen Nachrichten von diefem In- fecte geliefert haben, und lein© Befchreibiing, fo wi© ieine ganze Naturgefchichte , pafsen auch fo ziemlich auf unfern Bomb. Mori ; es ftehen ihm nur die Hör- ner der Raupe, die 4 Stände von der Raupe an, und die Zeit in welchtr alle diefe Veränderungen vor fleh gehen entgegen, v/as man aber leicht dadurch er- klären kinn, dafs Ariftoteles es zwar genauer als feine Naehfoli^er , doch nicht aus Autopfie gekannt habo. Es fleht damit gar niciit im Widerfpruch , dafs die Gefpinnlle auf der I jfe! Cos zaerft: ab^ehafpelt find 3^), oder dafs die als Handelsartikel hingebrach- te' rohe Seide dafeibft zueril: verarbeitet worden ifi:^ da Solinus ^^^ ausdrücklieb fagt : „nach dem „Zeugnifs des Varro wäre von der Infel Ceos zu-» „erft in der Kunil der Weberei (arte lanificae „fcientiae) eine feinere Kleidung 211m Schmuck der js Weiber ausgegangen," Dafs er üch hierbei des Aus«
II, 95. Man mufs mit dieren Hndonifchen Klei- dern weder die ficlonifchen (Virg. Aen. IV, V. 187) noch die fardonifchen ( Kerodot II, io5), noch endlich die oben von AeÜan angeführten fardia!* nifchen verwechfeln.
36) Wir fchliefsen dies ans der oben angeführten Stelle des Plinius 11, 2D ed» Hard. 27,
37} Polyhillor cap, i3.
26 II. Ueber den Bombyx der Alten
Ausdrucks arte lanificae fcientiae bedient, ift gar rieht zu bewundern, da die Gefpinnfte des bombyx lanificia genannt und die bombycia felbft oft unter die Gattung der lana gerechnet werden. Eben fo wenig thut hierinn die Benennung der Infel , die Ceos genannt wird, etwas zur Sache, denn Plinius nennt fie auch und gerade an der Stelle, wo er den Ariftoteles copirt hat, Ceos, und dafs die Namen Ceos und Cos oft wechfelfeitig für einander ge- braucht find, fagt ausdrücklich Eustathius ^*). Die Vermuthung dafs ferica nnd bombycia einerlei find, bellätigt noch jene Stelle des Plinius ^^) wo- rinn er fagt : „Hinter dem Lande der Scythen „find grofse Einöden. Die erften Menfchen, die man „nun kennt, find die Seren, berühmt durch die Wolle „ihrer Wälder, indem fie die gleichfam wie mit Waf- 5,1er begoflene Oberfläche der Blätter herabkämmen. „Daher rührt die doppelte Arbeit unferer VVeiber> „die Fäden abzuhaspeln und wieder zu weben." (un- de geminus feminis labor redordiendi filae rursusque texendi.) Er fagt hierinn ausdrücklich , dafs dio Seide erll in Europa verarbeitet würde, fie mag nun roh dahin gekommen feyn, oder, wie einige meinen, fchon zu Zeugen verwebt, die erft wieder aufgelöft wurden, und dann die Seidenfäden anderweit be- nutzt ; weswegen man alfo gar nicht anzunehmen braucht, dafs, weil die Kund die Seide zu verarbei- ten
38) In IHad. ß p. 319.
39) Hift. nat. 6, 17 cd« Hard. 20.
vom Auscult. Adolph Keferfteim ä?
ten auf der Infel Cos zuerft erfunden oder in Ge- brauch gekommen ift, auch die bombyces da zu Haufe feyn müflfen. Dazu kommt noch, dafs Ser- vius, der bekannte Interpret des Virgil, zu deflen Vers ;
Quid nemora Aethiopum molli canentia lana 40)
die Anmerkung macht: „bei den Indern und Seren „leben auf den Zweigen der Bäume gewifse W ür- „mer, die bombyces genannt werden und nach Art jjder Spinnen fehr feine Fäden weben, woher die „Seide oder fericum kommt.'* Auch findet man in keiner neueren Reifebefchreibung , dafs es jetzt auf der Infel Cos folche Raupen gäbe, deren Gefpinnfte eine Art Seide lieferten, Diefen allen fteht i) Plinius in feiner vorbin angeführten Stell© entf^egen , die aber, wie wir fchon dargethan zu haben glauben, gar kein Gewicht hat. Bios der Be- fchlufs ift auffallend, wo er fagt: „doch bleiben wie „noch hinter der affyrifchen bombycia zurück;" was fich aber dadurch erklären läfst, dafs vielleicht auf der Infel Cos nur eine Halbfeide gemacht fey, indem fich fi:hon an und für fich die Seide mit Baum- wolle leichter als allein verarbeiten läfst und auch überdies die Alten fchon verschiedene Arten von Seide gekannt haben , dt- nn holosericum u. fericum blateum fcheinen viel koftbarer als blofse ferica und bombycia gewefen zu feyn , fonft würden die Römer wohl nicht, wie
40) Georg. II, V. 120,
28 II. Ueber den Bombyx der Alten
wie Florus *' ) fagt, feidene Zelter gehabt haben, da auf der andern Seite der Kaifer Aiirelian ^^ ) fei- ner Gemahlin abfchlug, ihr ein Kleid von holoseri- cum zu kaufen, weil dies 7ai koftbar wäre; und Lam- pridins *^ ) würde nicht fagen, dafs diefcr Kaifer der erde Römer gewefen wäre , der fich eines Kleides von holoserica bedient hätte, da fchon dergleichen von fubserica in Gebrauch gewefen wären,
2) Jul. Pollux**), wenn er fagt: „Es wer- „den auch Kleider ans dem Gefpinnfte der bombyces „gemacht; die bombyces find aber Würmtr, welche 5, Fäden verfertigen wie die Spinnen. Manche wo!» j,len behaupten, dafs auch die Seren ihre Gewebe 3,von ähnlichen Thieren fammeln.'' Der Verfafifec fcheint hier die bombycia und ferica als zwei ganz verfchiedene Sachen zu betrachten, wenn wir aber feine Nachricht über die bombyces genauer anfehen, fo zeigt uns feine Befchreibung, dafs er eben fo we- nig etwas genaues von ihnen als von der ferica weisj wären fie aber auf der Infel Cos einheimifch, fo würde er gewifs voüftändigere Nachrichten darüber crtheilen ; auch läfst es fich durch die von uns oben angeführte Meinung erklären , dafs unter der Coi- fchen bombycia blofse Halbfeide zu verftehen fey.
3) Clemens Alexandrin rs "*■*") der da fagt: „Man kann den Weibern etwas feinere Klei- der
}}
4i) 2, 8.
4,2) Flavius Vopiscus in Aureliano.
43) In Heliogabalo c. 26.
44) 7 »»7» 45) Paedagogus II, xo in med.
vom Ausculc. Adolph Keferftela. 29
,) der als den Männern gönnen , wenn fie nur nicht „gar zu durchfichtig nod koftbar find, wie die aus „Goldfäden, der indifcheil Seide und den bombyces^ j>die zu viel Fleifs auf eine fo nichtswürdige Arbeit ,i verwenden. Der bombyx ifl: aber znerfl ein Wurm, 5» woraus eine haarigte Raupe entftehr, welche in der jj dritten Verwandlung zu ernem bombylius wird, den „man auch necydalus nennt. Diefer fpinnt einen „langen Faden, fo wie die Spinnen ihr Gewebe." Auch diefer Schriftfteller unterfcheidet alfo die indifche Seide (Indici Seres ) von der boinbycia, was jedoch ebenfalls durch uhfere vorhin angeführte Meinung, dafi unter letzterer eine Halbfeide zu verliehen fey, fich erklären läfst. Uebrigens zeigt die Naturgefchicht© diefes Infectes , die er uns mittheilt, dafs es ihm ebenfalls nicht genau bekannt gewefen ifl:; denn auch er behauptet , dafs aus dem Wurm eine Raupe und aus diefer ein bombylius oder necydalus wird und nimmt wider Ariftoteles und Plinius bombylius und necydalus gleichbedeutend ; ob aber fein necydalus- das vollkommene Infect oder die Puppe fey, davon fagt er nichts , und wir vi^iffen gar nicht was wir aus feinem bombyx machen follen , denn diefer id zuerft ein Wurm, woraus eine Raupe und aus diefer ein bombylius oder necydalus entliehet. Ill diefer nun das vollkommene Infect, wie man es nach AriHoteles annehmen mufs, oder nur die Raupe wenn fie ficli verpuppen will , weil fie dann ein Gefpinnfl: macht, und follen wir in diefem Falle annehmen > dafs erft aus diefem der bombyx oder das vollkommene Infect ent-
Aänds ?
jo II. Ueber den Botnbyx der Alten
flände? Letzteres fcheint auch Plinius in der oben angeführten Stelle zu behaupten , worinn er ebenfalls fagt, dafs aus dem necydaliis ein bombyx entftände. Arilloteles , Plinius und Clemens von Alexandrien widerfprechen darinn theils fich felbfl: , theils fich. untereinander , wobei wir uns doch anv meiden an den Arilloteles als den ficherllen Führer zu halten ha- ben-
4) Ulpian *<^) mit den Worten: „ alle Klei- „der find wollene und linnene, oder feidtne oder bombycinifche." Doch kann uns hier diefer Gegenfatz von bombycinifchen und feidenen Kleidern gar nicht auffüllen, da Baumwolle, die doch ein Hauptftofi zu Kleidern ift, hier nicht erwähnt wird und daher die bombycinifchen Kleider gewifs für baumwollene gefetzt fmd, zumal da auch Plinius *7; bombyx die Frucht der. Baumwollenftaude nennt. Wir müfiffn uns jedoch hier- bei in Acht nehmen einen Unterfchied zwifchen bom- bycinifchen und bombacinifchen Klfidern machen zu wollen, obgleich dies von vielen gefchehen ill, da die Alten diefe zwei Worte gleichbedeutend gebrauchen»
j) Virgil *^): „Was feil ich die weifsen „Haine der Aethiopier mit ihrer zarten Wolle erwäh- j,nen und wie die Seren die feinen Gefpinnfte von „den Blättern herab klimmen'' und Julian ^^J: j, ( Diefe Feigenart fagt er , bringt nur unfcre Gegend
„her-
46) Fr. 23. §. 1. Digeft. 34 , 2,
47) Hift. nat. 19, i„ ed. Hard, cap. 2. §, 3»
48) Georg. II. V. 1315 et 121. 43) Epift. 34.
vonft Ausculc. Adolph Keferftein.
31
„hervor) , fo wie die indifchen Waaren und die per- „lifclie Seide ( Trs^dwot a¥}^eg ) , oder, was in dem „Lande der Aethiopier erzeugt wird oder erzeugt „werden foll." — Beide fcheinen die äthiiopifche Seide von der ferica zu unterfcheiden , doch thun lie dies nicht ausdiücklicii. Sollte aber hier wirklich ein Gegen- fatz vorhanden feyn , fo liefse fich der dadurch erklären, dafs die Griechen und Römer zwar die Seide durch die Perfer erhielten , fie aber über den eigentlichea Wohnort des feidelieferpdcn Infects felbft ungev\'ifs wa- ren, fo dafs fie dies bald nach Scythien , bald nach Indien, bald in die Nähe von Aethiopien ^°) fetzten; auch könnte wol Virgil unter der zarten Wolle der Aethiopier eine Baumwolle verftanden haben.
Es bleibt uns nun noch übrig die Nachrichten der Alten über die ferica zufammenzuftellen , woraus man wohl am heften fehen kann, ob fie fich würklich von der bombycia unterfcheidet oder nicht.
Die Seide oder ferica wird nach Suidas *"') und Procop *"*) auch metaxa genannt, und wie Pausa* nias *"') fagt „kommen die Fäden,, deren fich die „Seren xur Weberei bedienen, nicht wie der bysfus „von einem Gewächs, fondern es entfteht in ihrem „Lande ein Wurmi \YeIchen die Griechen, Ser, die ' ,> Seren
&o) Paufanias in Eliacis ed. Kühn ii Üb. VI. cap, a6
in f. 5i) Voce 2>jf/K>j.
52) In der nachher angeführten Stelle.
53) Defcriptio Graeciae edit, Kühnii Hb, VI. cap^ 26. pag.|5i9.
%t IL Ueber den Bombyx der Aken
,, Seren felbft aber ganz anders benennen. Was feine jjGrofse anbetrilTt , fo ifl: er noch einmal fo t;rofs als „der giöfste canthariis» übrigens (\(^n Spinnen lehr j, ähnlich. Sie füttern diefe Thiere fehr forgfam und >, machen auch für fie Winter - und Sommerwohnun- jjgen. Diefe felbfl verfertigen vermitrelft ihrer Küfse, 3, deren fie acht haben fo wie die Spinnen, ein Ge- „webe zwifchen den Zweigen. Bis in das vierte jalir j, ernährt man fie mit einer Art Getreide (ehvfAos) im „fünften aber, denn länger dauert ihr Leben nicht, „wird ihnen grüner calamus hingelegt , welcher ihre ^jli'ebfle Speife ifl:. Wenn fie nun durch diefen cala- j,mus gefättigt find , fo platzen fie auf, da fie zu dick j, werden und man findet nach ihrtn Tode in ihoeo 5, viele Fäden.'* Solinns *"*) aber fagt: „An der j.Küfte des morgenländifchen Oceans, die gegen den j, Orient fich erftreckt, kennen wir nach gtofsen un- jjbewi^hntcn Landfl:richen zuerft die Seren. Diefe „befpiürzen die Wolle der Bäume mit Waffer und „kämmen fie dann mit Hülfe der Flüfsigkeit herab, j, worauf fie die zarte Wolle vermitteln der Feiichtig- „keit zubereiten. Dies ifl: j( ne Seide, welche zum ), Nachiheil der Ehrbarkeit öffentlich getragen wird,'' Beide Stellen zeigen deutlich) dafs keiner diefec Schriftfl:eller die Raupe felbft kannte, nur durch Hö- renfagen hatten fie diefe Nachrichten, und erfl zu Jufl;inian des Grofsen Zeiten lernte man fie durch die Verpflanzung in das römifche Reich näher kennen.
Di»
64) tolyhiftor» cap. 53*
vom Auscult. Adolph Kefehleln» 35
Die Gelegeni)eit wie dies kam erzählt Procop ^^) foU gendermafsen ; „Es kamen einige Mönche aus Indien, „die, da fie hörten, dafs Juflinian darauf dächte, „wie die Römer von den Perfern keine Seide mehr „kaufen möchten , dem Kaifer verfprachen : fie woll- „ten, was die Seide beträfe, es dahin bringen, dafs 3, die Pvöiner weder von den Perfern j ihren Feinden, „noch einem andern dergleichen Volke , diefen Han- j,delsartikel nehmen dürften; fie hätten fich lange in ,,dem volkreichen Theil Indiens, derSerinda genannt „würde, aufgehalten, und dafelbfl gelernt, wie in „dem römifchen Reiche die Seide gemacht werdea „könnte. Auf die vielen Fragen des Kaifers, ob fich 5, die Sache wirklich fo verhalte, erwiederten die „Mönche: „Gewifse Würmer wären die Verfertiget „der Seide * welche durch die Lehrmeifterinn Natur „zu diefem Werke angetrieben würden, und diefe „könnten zwar nicht lebendig transportirt werden^ j,ihre Entftehung aber wäre nicht fchwer, indem fi© „aus Eiern hervorkämen, deren es eine grofse Menge j, gebe. Diefe Eier bedeckten die Leute mit Latib „und erwärmten fie fo lange, bis die Thiere heraus- „kämen. Als fie dies geftigt hatten wurden fie durch „die grofsen^iVerfprechungen des Kaifers dahin ge* „bracht, dafs fie, um ihre Worte mit der That zii „bellätigen, nach Indien zurückkehrten ^ und von da „ brachten fie die Eier^ die fie auf die vorhin erwähnte ^ ^ ' ' »Art
55) Caef. bell. Goth. 4, 17. Band HI, C
34 n. Ueber den Bombyx der Alten
„Art erhalten hatten, nach ßyzanz, woraus die „Würmer eniilanden, die mit den Blättern des Miiul- 5, beerbaums ernährt werden. Von jetzt an nahm 5, die Kunll Seide zu verfertigen im römifchen Reiche „ihren Uffpriing " — Alle diefe Schriftilcller fagen nichts näheres über die Seidenraupe und das vollkom- mene InfV'ct, man kann es daher nach ihrer Bellhrei. bung weder als ein und diclelbe noch als eine ver- fchitdene Art von dem bombylins des Arilloteles an» rühmen. Wir thunaber nach unfern vorhin angeführten Gründen wohl am bellen wonn wir beides als ein und dafiflbe und als identifcli mit unferm jetzigen Bom.b. Mori anfehen , weil uns das Gegentheii in einen Stru- del von ung(.Wifsen- Hypothefen reifsen würde, aus denen fich keiner heraus finden kann. Ditler Mei- nung fcheint auch Alexander von Alexan- drien '^) zu feyn , der zwar fchon in den neue- ren Zeiten d. h. in dem 15'^" Jahrhundert lebte, wo jedoch noch manches Manufcript exillirte , was hernach verloren gegangen ift. Diefer aber fagt: 5, Es würde mir nicht von der Wahrheit abweichend „fcheinen, dafs die von Infecten hervorgebrachte „Seide, fo wie man fie jetzt hat, den Römern unbe- jjk-.nnt gewefen ift, wenn wir nicht* an mehreren „Stellen fänden, dafs bei den Indern und Aegyptiern „ Würmer den Coifchen bombyx hervorgebracht hät- ten , die nach Art der Spinnen Fäden ziehen." Eben fo zieht Bafilius *"^ ) beide, den ariftotelifchen
bom-
56) Genlalium dierum 4 » 9-
57) In hexaümeron homil. 8,
vom Auscult. Adolph Keferftein. ^5
bombylius und die ferica in eins zufammen nu't den Worten: ,» Was fagt ihr die ihr, dem Paulus in Rikk- „ ficht derjenigen Veiänderung nicht glaubt-, von der „ er fagt, dafs fie in der Wiederauferftehung beflände, „ da ihr doch die Veränderungen lebendiger Thierfor- „men vor Augen habt, fo wie man von dem indifchen „Wurm, der zwei Hörner hervorflreckt, erzählt. 5, Diefer verwandelt fjch zuerft in eine Raupe, woraus „ bei fortfchreitender Zeit ein fogenannter bombyx ,,entfl;eht. Jedoch auch in diefer Geflalt bleibt er „ nicht , fondern indem fich die weichen Scheiden der „ Hörner allmählig zu einer Flügelform gehalten, wird 5, endlich ein gefiedertes Gefchöpf daraus. Wenn „ihr nun, o Weiber die Fäden, die die Seren bis zu „euch, um jene dünnen nnd zarten Kleider zu verfer- „tigen, bringen, abhaspelt und wieder webt, fo „mögt ihr der verfchiedenen Veränderungen der Ge- „ftalten diefes Thieres gedenken, woraus ihr eine „ gewifse und deutliche Vorftellung über die Aufer« „ftehung fchöpfen könnt."
Die angeführte Stelle aus dem Procop läfst uns wohl nicht mehr zweifeln, dafs er den wahren Bomb. Mori gemeinet habe, und wenn wir nun dasjenige dazu nehmen, was Basilius, der im 4'^" Jahrhundert» alfo lange vor Juftinlan lebte , von der ferica und dem bombyx fagt , fo werden wir in Verbindung mit den übrigen Stellen wohl nicht mit Unrecht annehmen, dafs fie beide als identifch und als eins mit unferm jetzigen Seidenwurm zu betrachten find. Doch C 2 wür-
3^ II. Ueber den Bombyx der Altert
würde es viel zu gewagt feyn, bei einer fo dunkeln Sache abfprechend reden zu wollen, wir begnügen uns daher dies als diejenige Meinung, die wohl die meifte Wahrfcheinlichkeit für fich hat, aufgehellt zu haben»
IIL
iir.
Nachträge und Berichtigungen
zur
Monographie der Apionen
von E. F. G E R M A R.
(Vergl. Magaz. Band II. pag. 114 u. f.)
Wir haben durch die Güte und zuvorkommende Bereitwinigkeit des wack^'rn englifchen Enfomologen W. Spence in Hüll eine Menge der von Kirby befchriebenen Apionen erhalten, und Kirby felbfl: war fo gefällig, aus feiner Sammlung uns mehrere Arten zur Anficht zu fenden. Indem wir dies hier mit dem freundfchaftlichften Danke anerkennen, glau- ben wir zugleich, unfern Lefern fchuldig zu ftyn, die daraus hervorgehenden Bemerkungen ihnen mit- zutheilen. So hat auch unfer hochgeachteter Freund Schüppel in Berlin uns mehrere Aufklärungen ge- geben, die wir hier mit Dank und Vergnügen be- nutzen.
j4pton Ulicis. Mag. IL 124. i. Als Diagnofe ift ZU fetzen: Ap. antennis pofticis, bafi rufis, filirc ftre, nigrum, cinereo pubefcens, pedibns anticis rufis, thorace antice attenuato , coleoptris oblonge ovalibus, punctato ilriatis.
38 in Nachträge und Berichtigungen
y^pion Genißae. Mag. II, 127. 3. Kommt wie- wohl feltt-n auch im nördlichen Deutfchland vor, wo es unter dem Namen y^p. vittula Illig. in lit. bekannt war. ;2a ihm gehört Curculio y^ßragaii Herbfl Na- turf. VI. 98. 58. tb. 66. fig, 2.
^plon cormculatum. Mag. II. 129. ^. Halten wir jetzt nur für Abänderung des A. difficile.
^pion vernale. Mag. II. 151. 7. Unter den Citaten ifi: einzufchalten : Curculio fcalptor lierbft Naturf. VI. 105. 66» tb. 66. fig. 10.
ylplon cimrascens. Mag. H. 138. 11. ift als Männchen mit Ay. Ononis zu verbinden,
^pion incrajfatüm. Mag. II. 140. 13, ift mit A. vicinum zn vereinigen.
^pion fubulatum. Mag. II. 146. 17. Die Larve lebt nach Spence von dem Samen des Lathyrus pratenfis
^pion ruficorne. Mag. II. 149. 19. ift ohne al- les Bedenken als Männchen von Ap. Craccae zu be- trachten,
^pion Ficiae, Mag. II. 150. 20. Die englifchen Exemplare ftimmen mit den deutfchen auf das Ge- ©auefte über ein.
^pion Fagi. Mag. II. 161,27. Zur Berichti- gung der Anmerkung pag. 162. muffen wir bezeugen, dafs in einem andern Exemplare der TransHct. of the jLinn. Soc als dem , was wir bei unferer Ucberfelzung %u Grunde legten, die lllnnination richtig war und mit der ßefchreibung übereinftimmte.
^pion
zur Monographie der Apionen. 39
Ap'ton affimile. Mag. II, 164.29. Es hält un- gemein fcluver, dies auch in Deutfchland nicht fei- ten voikomnunde 1 hierchen von Ap. aellivum und apricans za unrerfcheiden, doch hat es ein meid gel- bes Wurzeltilied der Fü.iler, bei gleicher Gröfse mit Ap aeflivum, und es finden fich im Umrifs und der Sculptur einige kleine, kaum mit Wor-en auszudrü- ckende Unterfchiede. Dies, fo wie derUmftand, dafs beide Gefchlechter vorkommen , und dafs es mit den beiden vorgenannten in der Regel nicht genieinfchaft- lich, fondern oft in ziemlicher Menge allein gefunden w'ird > mach; n es wahrfcheinlich , dafs es als eigne Art zu betrachten fey.
y^pion ruficrus. Mag. II. 171. 32. Möchte wohl nur Abänderung von A. aeflivum feyn.
^pion gentculatum. Mag II. 175. 36. Ift wirk- lich einerlei mit A pallpes.
j4pion carbonariuvi. Mag. II. 176,37. Ift Männ- chen von Ap. Sorbi Nr. 40,
y^pion fhbfulcatum. Mag. IL 182. 4^ Die aus England erhaltenen Exemplare ftimmen genau mit Ap» Aethiops Herbft, find aber faft doppelt fo grofs,
Apton pufict'ifrofis. Mag. IL 4 86. 46. Hieher gehört y^p GravidufU Oliv. , und nach Verficherung der Wiener Entomologen auch yi Piß Fabr. Es mufs daher der Name A. punctifrons in y4. Pifi verwandelt werden. Unfer ehemaliges A pallicum, das wir p» 187 befchrieben, ift ganz richtig derfclbe Käfer, wie wir fchon dort muthmaGten.
j4pion
40 lll Nachträge und Berichtigungen
y^pion ptifictigermn. Mag. IL igg. 47. Die Diagnofe ifl: zu geben: A. antennis mediis, nigriim, glabrum, roftro bafi incraffato, fronte trifulcata, tho- race fubpunctato , latcribus gibbulo , coleoptris ob- ovalibus, punctato - fiilcatis , cyaneis.
Kirby befchreibt die Zwifchenräume der Deck- fchildflreifen als gewölbt , das find fie bei unferm aus Ent^Iand cM-haltenen Exemplare nicht. In Dcutfchland ift iinfers Wiflens diefe Art bis jetxt noch nicht auf- gefunden.
^pion P'ifi. Mag. IL 190. 49. Der Name Ap» Pifi ift zu ftreichen, er gehört dem Ap. punctifrons, und der alte Kirbyfche Name Ap. ftriatum ift herza- ft'ellen. : Wir muffen hierbei bemerken , dafs S p e n c e unfer Ap. atratulum n. 51. als ftriatum , 'Kirby ein- fände, mit der Bemerkung, dafs es auf Ulex euro- paeus vorkomme, aber wir können diefer Beftimmung nicht .beipflichten, da Kirby bey feinem Ap. ftriatum die Zwifchenräume der Deckfchildftreifen planiuscula nennt, welche bei A. atratulum aufTallend gewölbt fmd, auch würde er dann die Dcckfchllde cbcuneata und nicht globofa genannt haben, und überdies be- fitzen wir ein Apion, das mit der Befchreibung von ftriatum fehr gut übereinftimmt.
y^pknimvium. Mag. IL 191. ^o- Als Diagnofe jft zu fetzen : A. antennis fubmediis, filiroftre, atrum, pilofo fubincanum, thorace cylindrico, punctato, ob- longo, coleoptris obeuneatis, punctato fulcatis.
^p'ion marchicum. Mag IL 195. 53. Ift, wie wir fchon frü icr muthmafsten, nur das Männchen
von
zut Monogrnphie der Apionen» 41
von Ap. virens. Das wahre A. marchicum Hbfl. hat Kirby a^s A. Rumicis befc'nrieben.
y^pion velox. Mag II. 199. 55» IH: einerlei mit A. minimum n. 90., das allerdings bei frifthen Exem- plaren ein.e fchwacbe Haarbekleidung zeigt»
y^pion /^flragali Mag. II. 200. 56. Kommt weit öfter mit grünen als mit blauen Deckfchilden vor.
Apion Spenciu Mag. II. 204. 60. Auch be! Halle einheimifch Es macht im Bau des Rüffels den Uebergang zu A fubulatum u. a. » denn dicfer führt anf der Untffeite zwifchen Mitte und Wurzel einen deutlichen Quereindruck. Das Halsfchild ift wenig breiter als lang , an den Seiten fchwach gerundet, nach vorn verfchmälert, oben tief und deutlich ge- rinnt, hinten beiderfeits mit einem feichten Eindruck» Pie Diagnofe würde feyn : A. antennis mediis, ni» grum , obfcurum , fronte trirtriata , thorace punctato, canaliculato, poftice dorfo impreffo, anrice angufrato, coleoptris obovalibus, cyaneis, punctato fulcatisj in- terftitiis planis.
yipion Loti. Mag. II. 206. 62. Wir liefern nach einem von Kirby felbft befhimmten Exemplare folgen- de ergänzende Befchreibung: A antennis mediis, fili« roflre, nigrum , grifeo pilofulum, fronte rugulofa^ thorace cylindrico , punctulato, poflice canaliculato, coleoptris oblonge ovalibtis, punctato fulcatis.
Das Halsfchild kaum länger als breit, walzen» förmig, dicht und ziemlich fein gepunktet, vordem Schildchen ein tief eingedruckter Strich. Die Deck« fchilde etwas breiter als das Halsfchild, länglich ver- kehrt
42 III. Nachträge und Berichtigungen
kehrt eiförmig. Die Beine kurz und ftark. Das erile Fühlerglied etwas verlängert, die Kulbe dick, gedrungen eiförmig.
Von dem ähnlichen A. civicum und Ap. mode- ilum unterfcheidet es fich durch verhäUrisniäffig län- geres HaUfchild , dickern RüfTel und ftäikere Beine und Fühler.
j4pion vnicohr. Mag II. 206 63. Diefer auch bei uns vi.rk -mmende Käfer, ward von uns pag, «57. für j^p /4eth'iops Gyllenhal Inf. fu. gehalten, und da Kirby das A. Aethi .ps Gyll. zu feinem Ap. 4jyllenhali zieht, auch für y^p. Gyllenhali Kirby, und als folches a. a. O. ^genauer bezeichnet. Gyl- lenhal hat denfelben Käfer auch vv'irklich als fein Ap. Aeihiops an SchüppJ gefchickt, und beim Ver- gleich der befchreibungen dürfte es kaum Zweifel leiden, dafs Ap. unicolor Kirby nnd Ap Aethiops Gyllenhal ein und dalTelbe Infekt find, Was nun Kirby unter feinem Ap. Gyllenh?.li verfteht, ift uns zweifelhaft, und foUte nuch vor Ende des Drucks diefes Bandes uns die gewünich e Au-kunft aus England werden, fo fügen wir lie den Miscellen bei.,
Apion unicolor irt: dem Ap Plafalea höchfl ähnlich, befondtrs d;^s Männchen, unterfcheidet fich aber durch den fchn ä ern K-'pf und die nicht vor- ragenden Augen« De zwei erhabenen Pui kcc auf dem Röflfel über den Fühlern , find zwar bei allen unfern Exemplaren vorhanden, jedoch bei einigen lehr undeutlich.
j4pi0it
zur Monographie der Apionem 43
j4pion pußllum. Mag. l\, 209» 66, Einerlei mit Ap. atomarium n. 65.
yipion pttbescens. Mag. II. 210. 67. Das Hals- fchild ift hier kürzer und breiter wie bei Ap. ato- marium , und Rirbys Befchreibung hinlänglich genau.
^pion atervimum. Mag, II. 211. 6g. Es lei- det keinen Zweifel , dafs Ap» Aethiops Herbd ver- fchieden ift. Der Käfer ift auffer Linnees Samm- lung nicht weiter bekannt.
^pion Aethiops Herbft. Mag. II. p. 213. Wir haben fchon oben erwähnt, dafs Ap. fubfulcatum Kirby nur durch mehrere Gröfse fich unterfcheide» Es gehört ohne Zweifel auch noch hieber: Apion marchicum Gyllenh. Inf. fa. 3. 4 . 14. und Mag, p. 256. 14., das Kirby als var. b. zu feinem uns zweifelhaften Ap Gyllenhali zieht. Wir haben in un- ferer Befchreibung aus Verfehen des fchmalen , lang, geftreckten Kopfes, den diefe Art mit Ap. unicolor gemein hat, nicht gedacht.
Apion tenue Mag. 11. 113. 69. Eine fehr aus- gezeichnete Art , die folgenderweife zu diagnofi- ren feyn würde: A. antennis mediis, filiroftre, nig- rum , nitiduliim, thorace oblongo, cylindrico, fub- punctato , coleoptris oblongo ovalibus , punctato ftriatis. Das Halsfchild ifl: länger als breit , fein, feicht und zerftreut punktirt.
Apion pkhejum Mag. IL 215. 71. Einerlei mit A. fcniculus n. 72. der von Kirby in den weifs
be-
44 HI Nachträge und Berichtigungen
behaarten Ha'skragen gefetzte Unterfchied ift we^ der ausgezeichnet, noch ftandhaft.
y^pion Meliloti Mag. 11. 222. 77. antennis mediis, filirollre , nigrum, capite elongaro , ioter eculos ftriato, thorace oblonge, cylindrico, pun- ctato, coleoptris elongato obovalibus, cyaneis, pun- ctato fiil'^aüs, interftitiis planis.
y^pion vioiaceum Mag. II. 224. 79. Hieher ijind zwar zu var. y, gehört Ap. cyaneum Herbft Naturf. Vll. 108. 7. tb. ro2. Fig. 7., das wir jntt Unrecht zu A. Hydrolapathi n. 80. zogen» Auch Gyllenhals Ap. Hydrolapathi gehört zu vioia- ceum Kiiby. Bei diefer Art Hohen die Fühler des ^/lännt;hen.. zwii'chen Mitte und WurÄl des Rüflels, beim Weibchen in. der Mitte. Die Deutlichkeit der Stiinfurche ändert ab.
j4pion Hydrolapathi Mag. IL 226. go. Eine felbftltiindige ausgezeichnete Art, die bis jetzt aulTer England noch nichr gefunden wurde. Man ftreiche alle unfere Demerkungen und Zufä'ze weg, und bringe fie zur vorherge*^enden Art, ftatt deffen ift beizufügen : A. Hydrolapathi amennis fubmediis, breviroftre, atrum , thorace cylindrico, punctatifli- 3110, can-iliculato, coleoptris elongato obovah'bus, convexis , punctato fulcatis , aeneis. Die Fühler- Einfetznng ändert nach dem Gefchlecht , wie bei voriger Art ab. Spence fände ein Exemplar zur Anlicht ein, das ganz rothe Fühler und Beine hatte, aber fonfl: kaum zu unterfcheiden war und nicht ausgefärbt zu feyn fchien»
, Äur Monographie der Apionen» 45
j4pion Rumich Mag. \\. 22s« yr. Ift das wahre, von uns pag. »97. genauer befchriebene A* marchicum Herbft.
y4pion affine Mng IL 228. 82. Ap. antennis mediis, bieviroltre» nignim, nitidiilum, capite thora- ceque puiiCtatifliniis, thr^race antice angulliore, po- ilice canaliculato, coleoptris obovalibiis, pnnctato fulcatis, cyaneis viridescentibüsvp. Es ift der vori- gen Art fehr nahe verwandt, iinterfcheidet fich aber durch dickern dicht punciirten Kopf, überhaupt durch dickern gedrungenem Körper und hinten deut« lieh gerinntes Halsfchild.
y4pion curtiroßre Mag. II. 230» 84. Ift wirk- lich einerlei mit dem folgenden Ap. humile.
j4pion baficorne Mag* II. 243. 97. Nach Schüp- pels Mittheilung ift der Käfer, ^an Uliger in der Hoffmannscggifchen Sammlung als A. baficorne be^ ftimmt hat, zwar eine befondere, in diefe Reiho gehörige Art, jedoch hat er deutlich punktftrcifige Deckfchilde , und es bleibt daher fehr zweifelhaft, ob es w^irklich das Ap» Alliariae Hbft. fey. Da aber Illiger in feinem Magazin den Namen A. ba- ficorne einmal an das A. Alliariae Hbft. vergeben hat, fo mufs er auch für diefe Art bleiben und kann nicht auf eine andere übergetragen werden.
j^pion teituius Mag. IL 258. 25. Gehört kaum zu Ap. feniculus, ift uns aber unbekannt.
Aphn fupevcil'tofum Mag IL 259.26. Kommt auch in Oeftreich vor, ift aber von A. alcyoneum verfchieden und hat nur die GröJe des Apt morio.
Wir
40 III. Nachträge und Berichtigungen
Wir fügen diefen Bemerkungen noch die Be- fchreibung einiger neuen ausgezeichneten Arten bei, die wir feitdem erhielten.
jj ^pton ocliropus: roftro fubulatoi nigrum, opacuni, grifeo (ubpilofuni ,. antennis bafi rufis, tho- race fubconico, punctato , poftice canaliculato , co- leoptris obovaübus, punctato fulcatis , fubcyaneis, tarfis teflaceis.
Habitat Odenbaci. Mull er. Muf. Germar.
Dem A. Pomonae fehr ähnlich , aber lafl nur halb'fo grofs, und die Füfle gelb. Die im Früh- jahr gefangenen Exemplare zeigten alle hellgelbe, die im Herbfte gefangenen braungelbe Füflfe.
2.J Ap'ton difforme. Uns ward von diefer Art nur ein einiiges männliches Exemplar aus H a w o r t h s Sammlung aus England zur Anficht gefand, daher vermögen wir keine D'agnofe zu litfern, das Thier- chen ifl: aber fo merkwürdig und ausgezeichnet, dafs wir es nicht übergehen zu dürfen glauben.
Es hat die GrÖffe und ziemlich auch den Bau von Ap. varipes. Der Pviiffel ilr mäfüg lang , etwas dick , in der Mitte am Einfetznngs • Orte der Fu ler verdickt. Der Kopf fchmal, geftricht. Die Augen vorragend. Die Fühler find in der Mitte eingefetzt, das erfte Glied keulenfürmig , an der Spitze verdickt , das zweite fehr klein , fchmal, kornlörmig, das dritte fehr breit, becherförmig, das vierte ebenfalls breit, fpatelförmig , die nächllen vier Glieder klein, fchmal, kornförmig , die drei leizten Glieder bilden eine fchmale, v/enig ausge-
zeich-
zur Monographie der Apionen. 47
zeichnete ,. deutlich gegliederte Kolbe. Das Hals- fchild ift etwas länger als breit, walzenförmig, doch vorn etwas verfchmälert , dicht und deutlich punktirt, in der Mitte mit einer fchmalen , tiefen abgekürzten Längsfurche. Die Deckfchilde find et- was breiter als das Halsfchild, etwas länglich eiför- mig , ftark gewölbt , punktirt geftreift, die Zwi- fchcnräume gewölbt. Die Beine find lang und ftark, die Schienen gekrümmt, die hinterften nach der Spitze zu breiter, das erfte Glied der Füfse ift lang- gezogen, an den vorderllen Füflen nach innen in einen ftarken Zahn verlängert, an den binterAen oben gewölbt unten ausgehölt, das zweite Glied kürzer, dreieckig, das dritte Glied kurz, zwei- lappig, die Lappen gefranzt, die Klaue klein, fcharf zweikrallig»
Die Farbe ifl glänzend fchwarz , Fühler roth, nur die Kolbe fällt ins fchwäiZliche, Schenkel und Anhängfei roth, Beinwurzel und Knie Ichwarz, die vordcrften Schienen roth, an der Spitze und Wur- zel dunkler, die übrigen Schienen fchwarz, mit ei- nem rothen Ringe über der Mitte, die Füffe alle fchwarz.
^.) Apion glahratum: antennis mediis , filiro- ftre , nigrum, gläbrum, nitidulum , capite punctato rugofo , thorace oblongo, cylindrico, punctato , po* ftice canaliculato , coleoptris oblonge obovaUbus, punctato fulcatis*
Habitat ia Anglia Spence, Mus, Germar,
Ziem-
^48 ni. Nachträge und Berichtigungen
Ziemlich von der Gröffe des Ap. coliimbinum. Der Rüffel beim Männchen etwas länger , wie das Halsfchild , bei dem Weibchen noch etwas länger, bei beiden in der Mitte bei Einfetzung der Fühler etwas verdickt, die ganze Oberfläche fein und zer- ftreut punktirt. Die Fühler in der Mitte eingefetzt, inäffig lang, das erfte Glied nur wenig verlängert, die Kclbe klein, eiförmig. Der Kopf ziemlich fchmal , etwas länglich viereckig , grob pui.ktirt, die Punkte auf der Stirn zu Runzeln zufammenge- floflen, die Augen ragen wenig vor» Das Hals- fchild etwas länger als breit, faß walzenförmig, nur nach vorn wenig verengt, die Oberfläche ziemlich dicht und deutlich punktirt, mit einem kurzen, tie- fen Strich über dem Schildchen. Der Vorderrand erfcheint bei dem Männchen kaum merklich auf- geworfen. Da^s Schildchen fehr klein , kaum ficiit- bar. Die Deckfchilde an der Wurzel ein halbmal breiter als das Halfchild, nach hinten gewölbter, bauchig, länglich verkehrt eiförmig, tief und grob punktirt gefurcht, die Zwifchenräume etwas gewölbt. Die Beine lang und fchlank. Die Farbe durchaus fchwarz, mit etwas Glanz. «
^.J /^pion ekgantulum : antennis mediis, fiÜro- ftre, nigrum, nitidnlnm , thorace punctato, lattribus rotundato, dorfo canaliculato^ coleoptris oblongo ova* libus, cyaneis, punctato fulcatis, interilitiis convexis.
Habirat Halae Saxonum. Mus. Gcrmar.
Gröffe und Bau des Ap. columbinum* Det Rüflfel lang, dünn, punktirt, bei^ den Fühlern et- was
zur Monographie cter Apionen» 49
was verdickt. Die Fühler ia der Mitte eingefetzt, mänig lang, das erfle Glied etwas verlängert. Der Kopf kurz und fchmal, punktirt , zwifchen den Au- gen gerunzelt. Das Halsfchild fo lang als breit, an den Selten gerundet, vorn etwas enger als hinten, dicht und deutlich, etwas verworren punktirt, mit ganz durchlaufender fcharfer Mittelrinne. Das Schild- chen fehr klein. Die Deckfchilde an der Wurzel noch ein halbmal fo breit als das Halsfchild, dio Schulterbeulen vorragend , in der Mitte breiter, eiförmig, gewölbt, punktirt gefurcht, die Zwifchen- läume gewölbt. Die Beine lang und fchlank.
Die Farbe fchwarz, mit Glanz, die Deckfchildo dunkel ftahlblau.
5) ^pion Sed'i : antennis mediis, breviroftre, nigrum, grifeo fubpubescens, capite elongato, rugofo punctato, thorace cj'Iindrico, vage punctulato, cole- optris oblongo ovalibus, piHictato llriatis.
Habitat Odenbaci. Müller. Muf. Germar.
Es hat einige Aehnlichkeit mit Ap. humile, ifl: aber etwas kleiner und durch feinen langgeilreckten Kopf ausgezeichnet. Der Rüffel fehr kurz, wal- zenförmig, dicht punktirt, die Fühler in der Mitte eingtfetzt , kurz , das erfte Glied nicht verlängert. Der Kopf länger als breit, dicht und deutlich punk- tirt, auf der Stirn mit 2-3 Furchen, die Augeil eingefenkt. Das Halsfchild fo lang als breit, wal- zenförmig, an den Seiten kaum bemerklich gerun- det, die Oberfläche etwas fein, und gegen die Mitte zu weitläüftiger punktirt, über dem Schild- Band lll. D chen
50 in Nachträge und Berichtigungen
eben ein tief eingeflochener Punkt. Das Schildchen klein, punktförmig. Die Deckfchilde an der Wur- zel nicht viel breiter als das Hals.lchild , lä iglich eiförmig, fchwach gewölbt, fchmal gefurcht, in den Furchen feicht punktirt, die Zwifchenräume eben. Die Beine mäffig lang und ftark.
Die Faii)e fchwarz, fie erfcheint aber duj-ch einen fehr feinen, kaum zu entdeckenden Haarüber- zug grau.
6) y^pion Kivhyt: antennis mediis, filiroflre, nigrum, grifeo' pubescens, frunte rugofa, thorace cylindrico, profunde punctato, coleoptris oblongo obovalibus, punctato, fulcatis: interflitiis planis,
Habitat in Angliae Ulice. Leach,
So grofs wie Ap. cyaneum. Der Rüffel langer faft wie Kopf und Halsfchild zufammen, gekrümmt, ziemlich dünn, überall punktirt, an der Wurzel be- haart, die Fühler in der Mitte eingefetzt, mä'"sig lang, das erfte Glied verlängert, die Kolbe dick, ei- förmig. Der Kopf kurz und fchmal, zwifchen den Augen die Länge gerunzelt, die Augen wenig vor- ragend. Das Halsfchild kaum länger als breit, wal- zenförmig, dicht und ziemlich grob punktirt, mit einer Grube vor dem Schildchen. Das Schildchen klein, langgezogen, die Deckfchilde zufammen an der Wurzel ein halb mal breiter als das Halsfchild, länglich verkehrt eiförmig, gewölbt, tief und breit punktirt gefu;cht, die Zwifchenräume eben. Die Beine kurz und flark»
Die
zur Monographie der Apionen. 51
Die Farbe fchvvarz, aber die Oberfeite mit etwas langen, niederliegenden Härchen dünn befctzt, die Deckfchilde mit etwas Neigung zu einem matten Blau.
Nach Kirbys Befchreibung von Ap. fcutellare Mon. 78. ) würden wir dicfen Käfer dafür erkennen, wenn nicht Dr. Leach ihn aus England als neue Art unter obigem Namen eingefendet hätte, follte dies aber durch ein Verfehen gefchehen feyn, fo kann diefe Befchreibung wenigflens als Ergänzung zu Kirbys Befchreibung dienen.
Um eine Ueberficht fämmtlicher iNlachträge zu ge- ben, und zugleich einen Anhalt zu einer Familien - Abtheilung zu liefern, laffen wir hier ein fyftemati- fches Verzeichnifs fämmtlicher in der Monographie und den Nachträgen aufgeführten Apionen unter den- jejiigen Namen folgen , die ihnen jetzt zukommen. Die eigentliche Monographie des vorigen Bandes ci« tiren wir dabei Mon.^ die Nachträge aus Gyllenhal im vorigen Bande adä. , und die jetzigen Nachträge yJpp» Die uns unbekannten und mithin nur muth- mafslich eingeordneten Arten find mit einem Stern * bezeichnet.
^) Der Rüffel mit pfriemenförmige r Spitze.
i) Apion Pomonae. Mon. nr. i6. 2) fub- ulatum. Mon, 17. App. pg. 38. 3)ochropus. App. pg. 46. 4) Craccae. Mon. 18. Add, pag 255. App. p. 38. /3) mas. ruficorn e. Mon. 19. 5)Platalea. Mon.15. 6) Spencii. Mon. 60. App. pag. 41.
Da BJ
52 III Nachträge und Berichtigungen
B) Der Pvüffel walzen- oder faden för* mig.
ä) die Fühler bei der Wurzel des Rüffels ein gefetzt.
i) fchwarzbeinige,
7)* A. vicinum. Mon. 12. und incrafTatum. Mon. 13. Loti. Add. pag. 260. 8) atomarium. Mon. 65. und pufillnm. Mon. 66. v) pubescens» Mon. 67. 10) con f lu ens. '^ Mon. 73, ii)fto- lidiim. Mon. 74. vielleicht ein^^rlei mit Vorigem, 12) bre vir öftre. Mon. 91. 1:^) Hooker i. * Mon. 92. 14) 1 ae vi ga t um. * Mon 94. 15) rn- gicolle. Mon. 57. 16) aenenm. Mon. 103. 17) aciculare. Mon. 99. i8)penetrans. Mon. 98. 19) bafico r ne. * Mon. 97. App. p. 45. 20) Ono- pordi. Mon. 9^. 21) Carduorum. Mon. 96, 22) radiolus. Mon, loi» und oxurum Mon. 102»
2) gelbbeinige.
23) A.Ulicis. Mon. i. 24)fufciroftre. Mon» 2. 25) Geniftae. Mon. 3. App. p. 38. 26) diffi- ciie. Mon. 4. var. i3. corniculatum Mon. 5. 27) Malvae. Mon. 6. 2g) vernale. Mon. 7. App. p. 38. 29) rufir öftre. Mon. 23. /3. fem/ Malvarum Mon, 12. 30) pallipes. Mon. 26. Add. pg. 2.55, und geniculatum Man. 36. App. pg. 39. 31} flavofe- moratum. Mon. 28.
//) die
zur Monographie der Apionem 5 3
h) die Fühler bei der Mitte des Röf- fels eingefe tzt,
1) gel bb ein ige.
32) A. Fagi. * Mon. 27. 33) Viciae. Mon. 20. Add. p. 255. App.pg. 28. 34) ob f cur um.* Mon, 21» 35) diff orme. App. pag. 46. 36) di ffi mi le. Mon 39. 37) varipes. Mon. 34. 38)apricans. Mon. 30. 39) laev icolle. * Mon. 35. 40) fla- vipes. Mon. 25. 41) aeflivum, Mon. sr. und j3 var. ruficrus Mon. 32. 42) affimile. Mon. 29, App. pag. 39. 43) nigritarfe. Mon. 24. 44) fru- ra entarium. Mon. 105. 45) haematodes, Mon, 104. frumentariiim Gyll. Add. p. 255«
2) fchwarz beinige,
«) Die Deckfchilde länglich,
46) A. elongatum. Mon. 70. 47)fenicu- 1 u s. Mon. 72. App. pg. 43. und plebrjum Mon, 71. 48) tenu ins. *■ Add. p. 258. 49) ci vi cum. Mon, SS. 50) Loti. Mon. 62. App. pag. 41. 51) tenue,' Mon. 69. App. pag. 43. 52) triHe. Mon. 86. 53) modeftum. Mon. 87. 54) hiimile. Mon. 85. vmd cnrtiroftre Mon, 84. 55) Sedi. App. pag. 49» 56) min im um Mon. 90. und velox Mon. 55, App, pag.41. 57) e beni nu m. Mon. 54. ^83 nigriim.* Mon. 93. 59) fupe r ciliofum. Add. pag. 259, 60) fcutellare * Mon. 78. 61) Kirbyi- App, pag. 50. 62) Meliloti. Mon. 77, App. pag. 44. 63) anguftatum. Mon, 76. Add, pag. 258. 64)
cya-
54 ni. Nachträge und Berichtigungen
cyaneum. App. pag. 44. violaceum Mon. 79, und die Zufatze bei Hydrolapathi Mon. 80. 65) Hy- drolapathi. Mon. 80. mit Ausfchliifs der Znfätze, App. pai^. 44. 66) marchicum. App. pag. 45» Rnmicis Mon. gr. und die Zufätze zu marchicum Mon. pagv 197. 67) affine. Mon. 82. App. pag. 45. 68) virens, Mon. 52. ß. mas. marchicum Mon. 53. mit Ausfchlufs der Zufätze. 69) Allragali, Mon. 57. 70) fimile.* Mon. 64. 7«) ater- r i m u m. * Mon. 68. mit Ausfchlufs der Zufätze» App. pag. 45. 72)glabratum. App. pg. 47. 73) ele- gantulum. App. pag. 48. 74) validum, Mon. 100.
ß) Die Deckfchilde gedrungen, dem kuglichen fich nähernd.
75) A. Morio. Mon. 39. 76) filiroftre. * Mon. 38, 77) gibbofum.* Mon.42. 78) ftria- tum. App. pag. 40. Pifi Mon. 49. 79) immune. Mon. 50. App. pag. 40. 80) atratulum. Mon 51. 81) unicolor. Mon. 63. App. pg. 42. 82) Gyl- lerihali. Mon. 75. Aethiops Add. pg. 257. conf. App»pg. 42. 83) Aethiops. App. pg. 43. und die Zu- fätze zu A. aterrimum Mon, pag. 213. marchicum Add. p. 256. — var. ß. fubfulcatum Mori 43. 8^) Ononis. Mon. 10. App. pag. 38» 3- mas. cinera- fcens Mon. 11. 85) Ervi. Mon. 8. 86) La- thyri. Mon 9. 87) vorax. Mon. 14. 88) pa- vidum. Mon. 59. 89) alcyoneum. Mon. 6r, 90) Spartii. * Mon. 58. 91) foveolatum. Mon. 94. 92)columbiüjLim. Moa. 45. 93) Pifi«
App.
zur Monographie der Apionen. 55
App. pag' 39« punctifrons et pafticum Mon. 46» 94) punctigerum. Mon. 47. App. pag. 40. 95) fulcifrons. Mon. 48. 96) Limonii. Mon. 83. 97) Sorbi. Mon. 40. 0. mas, carbonarium Mon» 37. 98) dispar» Mon, 41.
IV*
IV.
Beiträge
ö
Naturgefchichte der grofsen H o r 11 i f s e 5 Vefpa Crabro Fbr. ,
einige
an einem gezähmten Hornifsen-Nefle angeflellte Beobachtungen
enthaltend,
von
P. W. J. Müller,
reformirtem Pfarrer za Oclenbach im königl. baier. Rheinkreife.
vJbgleich ich noch nie Gelegenheit fand, irgend etwas die Naturgefchichte der Hornifsen betreffendes zu lefen, und es mir daher völlig unbekannt ift, was fchon darüber bemerkt worden feyn mag, fo glaube ich doch, dafs nachftehende Beobachtungen — wenn fie auch nichts neues enthalten füllten — doch viel- leicht um defswillen nicht ganz unintereffant feyn mö- gen, weil fie einen Beweis liefern, dafs fich dies fonft fo wilde und bösartige Infect doch nach und nach auf gevyiffe Art zähmen läfst»
Es
Beiträge z. Naturgef. d» grofsen Hornifse» 57
Es war im Anfange des Monats Mai if{rT , als ich, eines Tages in meinem Bienenftande belchäftigt, eine grofse weibliche Hornifse in demfelben umher- fchwärmen fah. Anfänglich merkte ich nicht viel auf fie , als fie fich aber mehrere Tage hintereinander blicken liefs, muthmafste ich, fie habe irgendwo ein Neil anzulegen im Sinne. Ich gab nun genauer auf fie Acht, und fahe fie endlich in der oberften, dritten Etage des Standes in einen leeren, auf einem Brett flehenden, ftrohcrnen Bienenkorb einfliegen. Einige Minuten nachher verliefs fie den Korb wieder, und als ich ihn nun befichtigte, fand ich das bereits ange- fangene Neil. Es hing oben in der Mitte des Bo- dens , hatte die Gröfse eines franzöfifchen Thalers, und beftand aus einer äufsern dünnen Hülle oder Schaale, in Form einer hohlen Halbkugel, in deren Höhlung inwendig das erfte Bruttäfelchen, an einem Säulchen hangend, befeffcigt war. Es enthielt erft fie- ben Zellen , die noch nicht mit Eiern belegt waren. Als bald hierauf die Hornifse wieder ankam und in den Korb eingegangen war, hob ich ihn vom Brette auf, und erblickte fie befchäftigt, die äufsere Kinde ihres Neftes zu vergröfsern ; fie ward aber durch diefe Störung fogleich unruhig, fuhr einigemal fum- mend und erbofst rings um ihr kleines Neft herum, und machte Miene, aus dem halb umgewendeten Korb fo eben nach mir hinzufliegen, als ich fchnell aber behutfam ihn wieder umwendete, und auf fein Brett flellte. Da ich mir vorgenommen hatte, die fich hier fo ungefucht darbietende Gelegenheit, zur
Er-
'58 IV. Beiträge zur Naturgefchichte
E forfchung der Oekonomie der Hornifsen fo viel als Biöe'ich zu benutzen, ward es mir jetzt einleuchtend, es fty zur Erreichung diefes Zwecks durchaus noth- wendig, meine HorniTse vor allen Dingen an das Auf- beben und Umwenden des Korbs, an beftändige Un- ruhe und leife ErfchütteruDgen , zu gewöhnen. In die- fer Abficht hob ich an diefem und einigen folgenden Tagen, fo oft die Hornifse nach Haufe kam und ich ziigegtn war, wohl 1.5 bis 20 mal jeden Tag den K'rb auf, und wendete ihn um. Bald war fie diefe Beunruhigung fchon fo gewohnt , dafs ich den Korb ohne alle Furcht, doch immer mit Vermeidung jeder ftaiken Erfc! Witterung, herabnehmen, umwenden, und nach Belieben allen ihren Arbeiten zufthen konnte. Dds Nfft und die Bruttafel waren jetzt fchon anfehn- lieh vtrg'ölsert, und mehrere Zellen fanden fich mit Eiern belegt. Die Hornifse baute fleifsig; fie blieb, wenn fie ausgeflogen war, 6, 8 bis 10 Minuten aus, und brachte ihre Baumaterialien, nämlich einen run- den Ballen abgebifsnen faulen Holzes von der Gröfso einer Wicke, und von dunkelbrauner Farbe, den fie im Fliegen zwifchen dem Kinn und der Bruft einge^ klemmt trug. Ohne fich im geringften, wenn fie eben eingeflogen war, durch das Herabnehmen des Korbs ftören zn laflen, lief fie zum Nefte, ftand ftille, nahm den mitgebrachten Ballen zwifchen die Knie der Vor- derfchenkel, und bifs nun, indem fie denfelben zu gleicher Zeit fortwährend zwifchen den Knien und dem Kinne gegen fich herumrollte, und an den Bau andrückte , Stückchen los, die im Munde geknetet
und
der grofsen Hornifse, 59
nnd mit zäher Feuchtigkeit vermifcht, den Zellen oder der äufsern Schaale angefetzt, und mit den Frefs* Zangen von beiden Seiten angedrückt und geebnet wurden, alles mit einer ausnehmenden Gefchwindig- keit, und fo, dafs die abgebifsnen Stückchen nicht ganz losgetrennt, fondern durch das Herumrollen des Ballens aneinanderhängend, wie ein Faden von einem Knaul gleichfam, abgewunden wurden. Auf diefe W-'eife wurde die äufsere Hülle des Neftes täglich im- mer mehr vergröfsert, wobey die Hornifse immer gegen fich baute, und an dem Rande, wo fie vor- hin aufgehört hatte, wieder anfangend, und unter der Arbeit xnruck weichend , den über eine Linie breiten neu angefetzten Streifen in einer Schneckenlinie nach und nach herumführte. Nach Verlauf einer oder zweyer Minuten war der mitgebrachte Vorrath jedes- mal verbraucht, worauf fie fogleich wieder ausflog, und neuen Stoff, immer von der nämlichen Farbe, holte. Wenn ich den herabgenommenen Korb noch in Händen hatte , und die unterdeffen zurückgekehrte Hornifse ihn, auf dem gewohnten Platze vermiflend, ängftlich fuchte, hielt ich ihn nur einige Augenblicke lang dorthin , ohne ihn nieder zu fetzen. Sie flog fogleich hinein , und ich fetzte meine Beobachtungen fort. Sie war jetzt fchon fo zahm und zutraulich, dafs ich fogar den umgewendeten Korb aus dem et- was dunkeln Bienenftande hinaus in den Garten tra- gen konnte, ohne dafs fie,felbft: während des Gehens, fich in ihrem Gefchäfte ftören liefs, fondern immer fortbauete. Ich wagte es endlich fie anzurühren, und
ftrei-
6o IV. Beiträge zur Naturgefchichte
ftreichelte fie mit dem Zeigefinger leJfe und fanft vom Bruftfchild über den Rücken hin ; auch das litt fie ge- dultig. Eines Tages fogar hatte ich das übcrrafchcn- de Vergnügen fie Eier legen zu fehen. Ich hatte den umgewendeten Korb vor nnr, aufserhalb des Bienen- ftandes, und bemerkte, dafs fie fehr angelegentlich niehreie Zellen unterfuchte, die, wie ich fchon vor- her genau vi^nfste , noch leer waren. Gerade wie es die Bienenkönigin zu machen pflegt, die ich fchon mehrmals bt y diefem Gefchäft belanfcht hatte, befich- tigte fie mit K^ pf und Fühlern das Innere der Zellen, wende e fich fcdrinn um, und fenkte die Spitze des Hintefleibs weit in diefelfaen hinab. In diefer Stellung verharrte fie 8 bis lo Secunden , und wenn fie nun den Leib herauszog, fafs das Ei auf dem Boden der Zelle. —
Jetzt hatten fich die Befchäftigungen der Hornifse fchon etwas vermelirt. Mehrere Eier waren ausge- gangen, und Würmchen in den Zellen befindlich; attch für diefe mufste fie nun Sorge tragen. Ich be- merkte nun, dafs fie nicht immer zwifchen Kinn und Bruft eing'. klemmte Baumaterialien herbeifchleppte, fondern von Zeit zu Zeit bei ihrem Zurückkommen einen Ballen Futter im Munde trug, und mit dem Kopf in die Zellen fchlüpfend fütterte. So lange die Würmchen noch klein waren, konnte ich diefe Ope- ration nicht genau beobachten; aber um fo deutli- cher, als fie gtöfNer wurden. Die Hornifse fetzte fich vor dem jedesmaligen FiUtem zuerfl auf die Brut- tafel hin, knetete den im Munde gebrachten fchon
zer-
der grofsen Hornifse. 6 t
Terbifsnen Klumpen vSpeife, unter beflandlgem Her- umrollen Zwilchen den Knieen der Vorderbeine, vor meinen Augen noch einmal tüchtig durch, bifs fodann ein Stück ab, und legte es dem in der Zelle aufge- richteten Wurm auf den Mund, der es auffafste und mit heftiger Begierde in kurzer Zeit verzehrte ; und fo fuhr fie von Zelle zu Zelle fort, bis der Ballen ausgetheilt war. Um zu erfahren , was fie den Würm- chen für Speife gebe , nahm ich ihr mehrmals mit einer langen Nadel oder einem fpitzen Hölzchen den zwifchen dem Kinn nnd der ßrufl: getragenen Ballen gleich nach ihrer Zurückknnft hfnweg. Er befland immer aus zjrbifsnen weichen 1 heilen verfchiedener vveichflüglicher Infecten ; einigemal aus zerbiff nen Bienen, oder von den Bienen herausgeworfenen Droh- nen, oder Arbeitsbienen« Brut. Ich verfuchte nun, ihr in diefem GefcLäfte zu helfen , und das Futterho- len zu erleichtern, nnd reichte ihr zuerfl: mit der Spitze eines dünnen Hölxchens einige Tropfen ver- dickten Honig. Sie nahm ihn Ibgleich mit dem Mun- de ab , und fütterte im nämlichen Augenblicke einige Würmchen damit. Nun gab ich ihr von den Bienen herausgeriffene unzeitige Brut, auch einige lebendige Bienen; fie nahm ohne Umftände alles an, bifs dia Beine und die übrigen trockenen Theile ab , knetete alles zu einem vv'eichen Brei, und theilte ihn aus. So gewöhnte ich fie nun , täglich Speife von mir zu erhalten, oft lo bis 15 mal in einem Tage, dafs fie in diefer Hinficht nicht T-ahmer und zutraulicher wer- den konnte, als fie es wirklich war. Wenn ich dea
Korb
62 IV. Beiträge zur Naturgefchichte
Korb umwendete, und ihr eine lebendis^e oder todt© Biene darreichen wollte , richtete fie fich jedesmal bei der Heranrä: eriing meiner Hand , fchon von weitem auf, fich auf die hintern Beine fetzend , und nahm mit Begierde das Daigebotene aus meinen Fingern, ZerknetPto es a'^g'^nblicklich und fütterte die Jungen. Auch (liefen letztem gab ich öfters einige Tröpfchen Honie, oder zerdrückte Bienenbrut auf den Mund und dies Futter fchmeckte ihnen eben fo gut, als wenn fje es von ihrer gewöhnlichen Ernährerin empfangen hätten. —
Die älteften der vorhandenen Würmer waren nun ßusgewachfen ; fie überfpannen die Oeffnung ihrer Zelle und gingen ihrer Verwandlung entgegen. Am 15, Juni fchlüpften die erften jungen Hornifsen aus, es waren zwei, denen an den folgenden Tagen noch mehrere folgten. Einige Tage verweilten fie im Ne- fte, dann flogen fie aus, brachten Stoff zum Bauen, und Futter, und halfen der Mutterhornifse bey der Vergröfserung des Neues und beim Füttern. Sie lie- fsen fich übrigens, in allen eben fo behandeln , wie die alte Hornifse — weil ich fie von ihrem erften Aus- fchlüpfen an, durch Anrühren, Füttern, und öfteres Bcfichtigen des Neftes an diefe Behandlung gewöhnt hatte.
Mehrere Gefchäfte hatten mich bisher verhindert, die verfchiedenen S;ände des Infects, vom Tag des gelegten Ei's an , bis zur völligen Verwandlung, ge- nau zu beobachten und die Zeit , die es in jed^fr Pe- riode feiner verfchiedenen Zuftände zubrachte, be-
ftimmt
der grofsen Hornifse. 65
nimmt zn erforfcheo. Jetzt war ich darauf bedacht! Ich bezeichnete mir auf der ßruttafel, die ich genau unterfuchte, und die jetzt die Gtöfse des untero Theils einer Thee • Tafse erreicht hatte , mehrere noch kere Zellen, mit einem Tröpfchen anklebender Farbe, vermitteln: eines Pinfels ; am folgenden Morgen (15, Juni) waren lle mit Eiern befetzt , und fchon am 20. Morgens erblickte ich die ausgefchlüpften lebendigen Würmchen. Diefe waren am 29. Morgens ansge- wachfen, und fingen an fich einzufpinnen, und fchiüpf. ten in der Nacht vom 1 2. auf den 1 3. Juli , fo wie am Morgen diefes letztem Tagj^s, aus. Ich fah mehrern zu, wie fie, nachdem das Gefpinnft inwendig rings- herum losgenagt war, das Deckelchen in die Höhe hoben , und herauskrochen. Ihre Farbe war noch blafs; ich bezeichnete mir fogleich einige derfelbea mit einem Tröpfchen blauer Farbe an den Fühlern, um fie von den übrigen — die fich fchon auf 18 — 20 Stücke vermehrt hatten, nicht zu verlieren und ihr Beginnen zu beobachten. Das erfte Gefchäft einer jeden frifch ausgefchlüpften Hornifse, war, fich eini- ge Augenblicke lang, Fühlerund Beine zu reinigen, dann aber in die fo eben verlafsene Zelle, mit dem Kopf zu fchlüpfen, und fie von dem darinn befindlicheq Unrath zu reinigen. Diefs dauerte beinahe eine Vier- telftunde lang. Hierauf mifchten fie (ich unter die übrigen, und halfen fchon in der erften halben Stund» ihres Dafeyns, die innere Oekonomie beforgen. Den ihnen begegnenden altern Hornifsen, welche die ein- getragene Speife kneteten , nahmen fie fogleich einen
Theil
64 IV. Beiträge zur Naturgefchichte
Tlieil ihres Brockens , der ihnen abgebiflen und gleichfam dargeboten wurde, aus dem Munde ab, und fütterten die Würmer. Zwei Tage lang, blieben fie ruhig im Nefte, den dritten aber fiogen fie aus , und brachten wie die andern, bald Futter, bald Stoff zum bauen. Die leeren Zellen wurden nach einigen Ta- gen wieder mit Eiern belegt. Vom lo. Juni an, hat- ten unterdeflen die Mutterhornifse, nebft den übrigen gefcblechtslofen Arbeitern, die etwas kleiner als jene waren, die ite Bruttafel angefangen, die einen hal- ben Zoll unter der crften an mehreren Säulchen bc-fe- lligt hinjT, und nach und nach zur Grüfse eines klei- nen Tellers erweitert wurde. Zu gleicher Zeit ver- gröfscrten und verlängerten fie auch die äufsere die Bruttafeln umhüllende Schale, derüberdiefs von aufsen hier und da neue Schichten, zwifchen denen fich hohle Gänge bildeten, aufgefetzt wurden, unverhältnifsmä- fsig , fo dafs fie weit über die Bruttafeln herabhing, und nach unten wieder verfchmälert die Form eines grofsen Eies erhielt, an deffen Spitze unten, nur noch eins 4 Zoll grofse Oeffuung blieb. Diefs hinderte mich in meinen Beobachtungen , ich rifs daher die Schaale von unten an , bis zur Mitte wieder hinweg, um das Innere genauer betrachten zu können und trennte auch jeden folgenden Tag, von dem was fie wieder angebaut hatten, einige Stücke los um das Nefl: in jenem Zuftand zu erhalten. Bei einer folchen Operation drängte ich immer zuerft die auf der Scha- le fitzenden oder arbeitenden Hornifsen mit einem Hölzchen hinweg» was fie fich auch gutwillig gefallen
lie.
der grofsen Hornifse. 65
liefsen. Weil mir aber doch feit tioiger Zeit die Menge der Hornifsen zu grofs ward, fuchte ich ihrer zu Harken Vermehrung entgegen zu arbeiten, und verwundete jeden Tag mit einer Nadel einige Wür- mer, die alsdann von den Hornifsen aus den Zellen gezogen wurden. Schon war in einer neuen Tafel auch männliche Brut angefetzt, und ich fah der Er- bauung einer vierten für die künftige Mutter entge- gen, als meinem Nefte ein unvorhergefehenes Un- glück widerfuhr. Die alte Mutterhornifse, die noch immer jeden Tag ausflog, blieb auf einmal aus; fie war durch irgend einen Feind oder einen Zufall ge- tödtet worden. Das Neft war nun weirsellos. Die darin befindlichen Hornifsen, 40 bis 50 an der Zahl, arbeiteten zwar noch einige Zeit fort, und beforgten die vorhandene Brut, die noch zum Theil ausfchlüpf- te; aber fie verloren fich nach und nach — ihr Eifer war gelähmt, und fo gieng endlich in Kurzem das Neil zu] Grunde,
Ich füge noch einige zur Gefchichte diefes Ne- ftes gehörige Bemerkungen bei. Mön hätte vermu- then füllen, dafs die Beobachtung des Neues, als es fchon viele Bewohner enthielt, weit fi:hwieriger und gefährlicher gewefen feyn würde, als im erften An- fang. Allein dem war nicttf fo. Durch das öftere Befichtigen , Herabnehmen und Umwenden des Korbs wurden alle nach und nach ausfchlüpfenden Hornifsen eben fo an diefe Behandlung und Unruhe von Jugend auf gewöhnt, wie die alte Mutter es war. Ich fuhr regelmäfsig jdeen Tag fort, fie im Innern und auf Bmd 111, £ den
66 IV. Beiträge zur Naturgefchichte
den Bruttafeln xu beunruhigen, und reichte ihnen, entweder mit den Fingern , oder mit einem fpitzigea Hölzchen, angefpiefste Bienenbrut, oder auch leben, de Bienen. Sie nahmen jedesmal das Dargebotene begierig an, kneteten es zu einem Brei, und fütter- ten auf der Stelle. Mit diefem Hölzchen drängte ich fie auch von den Zellen hinweg, wenn ich diefe un- teifuchen wollte. Oft nahm ich das mit 30 bis 40 Hornifsen befetzte Neil von feinem Standort hinweg, und trug es in den Garten, um dort meinen Kindern oder den mich bcfuchenden Freunden und andern Neugierigen die Arbeiten diefer Thiere im Innern ih- rer Wohnung zu zeigen. Ich trng den Korb ftets umgewendet, und nie fuhr eine Hornifse zornig her- aus, fondern alle arbeiteten ruhig fort, ohne fich im Mindeften ftüren zu laffen ; ein Theil bauete an den Zellen, ein anderer an der äaräern Schale, andere fütterten oder liefen umher. Im Beifcyn der Zu- fchauer reichte ich ihnen fodann Futter, das fie auch fogleich austheilten. Die Hornifsen , welche unter- deffen ihr Gefchäft beendigt hatten, flogen aus dem Korbe heraus, zwifchen mir und den Umgehenden hindurch ins Feld, um neue Vorräthe einziifammeln i mittlerweile aber hatten fich die aus dem Feld zu- rückgekehrten Hornifsen zu lo bis 15 an der leeren Stelle des Bienenftandes verfammelt , wo ihre Woh- nung fonft ftand , und Ichwärmten änglllich umher. Ich eilte nun hin, und hielt'den Korb einige Augen- blicke, ohne ihn nieder zu fetzen, an feinen gewohn- ten Standort, und fogleich flogen die uraherfch wär- men-
der grofsen Hornifse. 67
menden hinein, mit welchen ich dann fogidch wieder zu den neugierigen Znfchauern ^luückkehrte , unx ihnen zu zeigen , wie die frifch eingetragenen Vor- räthe jetzt verbaut und verfüttert würden. —-
Eine andere Bemerkung betrifft noch die ver- fchieden gefärbten concentrilchen Streifen , der das JS^eft umgebenden äüfsern Schale, und vi'elcher Ur- fache fie ihren Urfprung verdanken. Bekanntlich w^ech- fein bald hell- bald dunkelbraune, fchwärzliche, gelbliche und auch anders gefärbte Streifen mit ein- ander ab. Wie in voraus vermmhet werden kann, rührt die verfchiedene Farbe von der verfchiedenen Gattung und Befchaffenheit des faulen Holzes her» das dazu verwendet wird; aber bemerkensvv'erth i(l, dafs jede Hornifse nicht nur immer Materialien von der nämlichen Farbe t^ringt , fondern diefe auch be- ftändig an fchon vorhandenen Streifen von ähnlicher Farbe anfetzt. Ich konnte vom Anfang meiner Beo- bachtungen an diefs genau bemerken. So lange die Mutterhornifse noch allein war und am Nefle baut?, war alles genau von einerlei Farbe» Als aber meh- rere Junge ausfchlüpften , brachten einige Stoii von der niimlichen, andere von einer andern Farbe, \o nachdem üe bei dem erften Ausflüge nach Baumate" rialien auf diefe oder eine andere taugliche Holzart zuerfl: geriethen und immer wurde das Gleichfarbige zum Gleichfarbigen gefügt. Eines Tages bemerkte ich auf einmal einen vorler noch nie wahrgenommenen fchönen grünen Streifen von einigen Zollen Länge, der in der Folge einigemal rund herum fortgeführt E a WIM'
68 IV. Beiträge z. NaturgeC. d. grofsen Hornifse»
wurde. Neugierig zu erfahren, woraus er beftehef, brach ich ein Stü^khen los und unterfiichte es unter dem Vergröfseriingsglafe , ich konnte aber, obgleich ich das Wahre muthmafste, doch zu keinem gewiiTen Refultate gelangen. Ich gab alfo genau Acht, um die Hornifsen zu entdecken , welche unter der Menge der übrigen an diefem Streifen baueten, und erblickte pndllch eine, die befchäftigt war, denfelben zu ver- gröfsern. Als fie ausgeflogen und wieder mit einem frifchen Ballen zurückgekommen war, entrifs ich ihr den letztern mit einem fpitzen Hölzchen, gerade als fie fich vor jenen Streifen fetzte und zu arbeiten an- fangen wollte; er fiel in eine Zelle der Bruttafel, wo ich ihn mit der nafsgemachten Spitze jenes Hölz- chens wieder hervorlangte. Ich weichte ihn hierauf mit etwas Wafler auf, dafs er fich auflöfte — und als ich die einzelnen Beflandtheile unter das Microfcop brachte, fand ich lauter zerbiflcne, mit dem klebri- gen Safte des Mundes zufammengewirkte und gekne- tete Blätter von Hypnum purum L. , deren mehrere noch unbelchädigt, und daher fehr leicht zu erken- nen waren.
V.
V.
Beiträge
zur
Naturgefchichte der Gattung C 1 a V i g e r,„
von
Ebendemfelben. (Hierzu Tab» 11.)
tLin änfserft merkwürdiger, durch feine fonder- bare Bildung vor andern ausgezeichneter Käfer, ifi: unftreitig der fchon vor einigen Decennien von Preyfsler entdeckte Claviger teflaceus ^ den meh- rere Entomologen, z.B. Schneider (N. Mag. f» Entom. p. 581.), Panzer (Fn. Germ. 49. 3«) kaum für einen Käfer anzuerkennen geneigt wären. Im Jahre 1806 fand ich zum erftenmale mehrere Stücke eines Käfers diefer Gattung in einem Ameifenhaufen, und erkannte ihn fogleich für denjenigen, den Pan- zer a. a. O. abgebildet hat. Die von letzterm bei diefer Gelegenheit hinzugefügte Bemerkung, dafs fei- ne vom Hn. v. Stillfried erhaltenen Exemplare,
(nach
fö V. Beiträge zur Naturgefchichte
(nach welchen auch wahrfcheinlich die Abbildung ent- worfen ifl: ) in mehreren Stücken von Preyfslers Kä- fer abziiwtichen fchienen , machten mir es fchon da- mals wahrfcheinlich, dafs es mehrere Arten gebe, indefs befafs ich Preyrslers Schrift nicht felbft, um entfcheiden ^n können, und eine Anfrage bei dem verewigten II liger, dem ich zugleich mehrere Exem- plare des von mir gefundenen KSfers fandte , blieb ebenfalls ohne befriedigende Auskunft. Im Laufe des verwicl.enen Sommers (1817), als ich gerade mit der Aufzeichnung meiner Bemerkungen über die Oe- konomie diefes Käfers befchäftigt war, gab irh mir Mühe, die vörmuthlich Verfchiedt-he Preyfslerifche Art ebenfalls aufzufinden, und hatte bald darauf (den 17. May * das iinbcfchreibliche Vergnügen, eine neue, fchöne, durchaus verfchiedene Art, die ich Clavigcr longicornis nannte, zu entdecken- Tn der Folge er- hielt ich eine Abfchrift und Nachzeichnung des Clavi- ger teftaceus aus Preyfslers Schrift, die mich von der Art • Verfchiedenheit diefes Käfers von meinen beiden Arten überieugte.
Ich habe mir Mühe gegeben, die Mundtheile diefei- Gattung zu ünterfuchen, und es ift mir dies Gefchäft um fo fchvi'ercr geworden , da ich die erfor- derlichen Werkzeuge, und namentlich ein gutes Mi* ' crofcop, nicht befitze, aber es gelang mir doch, die Mundtheile an 10—12 Stücken des Clav, fovcolatus, b'os mit Hülfe einer feinen Nadel, unter einer Lupe, auf meiner! Fingern zu zerlegen , worauf ich denn die d«Äclneil Theile auf die SpiizQ einer Nadel oder
eines
der Gattung Claviger. 71
eines feinen Haarpinfels brachte, und Ite durch eine einfache, jedoch flark vergröfsernde Linfe nach allen Richtungen betrachtete. Die Zergliederung einiger Stücke des Clav, longicornis zeigte, einige iiobeden- tende Abweichungen ausgenommen, die genaueile Uebereinftimmung der innern und äufsern Mundtheile beider Arten. An beiden werden die innern im Munde verborgen liegenden von den äufsern feft verfchloffen. Lippe , Lefze , Zunge und Kinnbacken fchliefsen an ihren Rändern fo genau zufammen, dafs man fie von aufsen ohne Zerlegung nicht zu un- terfchciden vermag. Die Kinnladentafler liegen zwar zum Theil aufserhalb , aber fie find fo klein , und in den Seitenwinkeln des Mundes fo fehr verfleckt, dafs man fie auch am lebenden Infect, lelbll durch Hark vergröfsernde Linfen , nicht leicht zu unterfcheiden vermag, den Fall ausgenommen, dafs fie gerade während der Befichtigung von dem Käfer ein wenig bewegt werden , was aber nur feiten und fchnell vor- übergehend gefchieht. Diefe äufsern Mundtheile, füllen die an der Spitze des Kopfes nach unten befind- liche, in die Quere gehende, eirnndlich ftumpfwink- lich bogige, fehr grofse Oeffnung, deren untere bei- nahe halbkreisförmige Hälfte von oben durch zwei fehr flache, mit den Aufsenfeiten der Bogen nach un- ten gekehrte, in der Mitte oben in einem flumpfen abgerundeten Winkel fich berührende Ziikelfegmente begrenzt wird, vollkommen aus, und bilden, von vorn und unten gefehen , eine beinahe fenkrecht ab- geilumpfte Hervorragung. (Fig. i. 8.)
Bei
72 V. Beiträge zur Naturgefchichte
Bei der jetzt zu liefernden genauem Befchrei- bung der einzelnen Theile, und bei Aufllellung des Gattungs- Charakters, weichen, wie man leicht be- liieiki'n wird, meine Beobachtungen, vorzüglich in Hinficht der Fufsglieder- Zahl und der Fühlerbildung, von den Angaben llligers und Preyfblers ab.
Character generis effentialis.
Os apertura transverfa , magna i ovato angulata,
inftrumentis cibariis exterius claufa. Palp't antici breviffimi, fubcylindrici , polliciformes,
indiftincte (tri?) articulati, apice biungui-
culati. Maxtlla bifida : laciniis multifidis fubulatis. Labium quadratum, apice rotundatum. Antmnae fexarticulatae, articulo ultimo maximo,
cylindrico, truncato. Tarfi triarticulati , teretes : articulis duobus bafeos
breviffimis, ultimo longiffimo uniunguiculato.
Character generis naturalis.
Palpi antici breviffimi, fubcylindrici, craffius- culi, apice fubcraffiores obtufi, indiftincte (tri 0 arti- culati, clavam folidam, poUiciformem repraefentantes, apice fubtus unguiculis duobus fetiformibus , rigidis, furfum incurvis armati, maxillae flipitis apici externo adnati, vix mobiles. (Fig. 2. 3. 14. lit. d.)
poßici i minuti, biarticulati , articulo fecundo
acu*
der Gattung Claviger. 73
acuminato, fiib ligulae apice utrinque interne affixi, aegre diftinguendi. (Fig. 4. 5. Üt. b.)
Labium corneum, quadiatum, raagnum, apice rotundatum, fetis parvis hinc inde ciliatum. (Fig. 4»)
Ltgula minuta, membranacea, oblonga, fiibe- marginata, bafi anguftata. (Fig. 5.)
Labrum fubcorneum , rotundatum , magnum. (Fig. 6.)
Maxiila bifida , ftipite brevi , fubcorneo , oblon- go, craffiusculo , apice extus palpigero; proceflu ex- teriore (Fig. 2, 3. 14. lit/) in lacinias 4 — 5 mem- branaceas , elongatas , fetaceas , fubciliatas , falcato - incurvatas definerite ; interiore (Fig. 2. 3. 14. lit. ^.) breviore, lacinulis tribns fetaceis, erectis, breviori- bus, fiibdivaricatis , terminata.
Maudibula fubcornea, breviffima, integra, acu- tiuscula. (Fig. 7.)
Aiitennae breves, capitis vel capitis thoracisque longitudine, ad capitis apicem, in foveam ainplam, pro- fundam, lateralem infertae, fexarticulatae: articulo pri- mo in fovea illa latente fecundoque parvis, fubrotun- dis, reliquis aut (Fig. 9-) 3« 4« S'" maxime incraffa- tis, fubhemisphaericis, perfoliatis, cum articulo ulti- mo (fexto) aeque craflTo, cylindrico, folido, elon- gato, apice truncato, cylindrum apicem verfus fenfim dilatatum formantibus; aut (Fig. 10.) 3. 4. 5*° elon- gatis, fubcylindricis , fenfim brevioribus, ultimo craf- fiffimo, fubcylindrico, truncato, praecedentibus duo- bus longitudine aequali.
Oculi plane atque omnino latentes , an nulli ?
Cor-
74 V. Beiträge zur Naturgefchichte
Corpus ovato oblongnm, antica parte angiifta- tum, poftice dilatatum> obtufum, fuperne planiuscu- lum, fiibpubescens. *
Caput exfertum, diftinctiim, oblongum, obverfe fubovatum vel fubcylindricum, ihorace anguftius, po- ftice fubattenuatum, antice fabtus fubincraffatum vel jnflatum, fronte perpendiculariter obtufa; fovea utrin- que laterali ampla antennas recipiente *, margine po- ftice pilis rigidiusculis adprefliJ, prominentibus, fpi- jias mentientibus veftitiim; apice fubtus in apertura magna, ovali, obtufe angulata, transverfa (Fig. 1.8.) oris partes latent.
Thorax immarginatus, fiibovalis, antice rotun- datus, poftice fubtruncatus, dorfo fubinflatus, lateri- bus fiibcompreffus, coleoptrorum bafi anguftior»
Scutellum nuUum.
Elytra breviflima, dimidiam dorfi pärtem haud tegentia, bafi thorace parum, apice duplo vel triplo latiora, connata, rigida, fornicata; margine externo late inflexa , apice declivia , transverfim depreffa, truncata : angulis pofticis externis callofo elevatis, cxtas fubprominiilis , introrfiim verfus concavo retufis, niarginem quafi duplicem, intus pilis longis, rigidis, fubulatis, convergentibus, fasciculatis , fulvis denfifli- me repletüm formantibus^
^lae nuUae.
Abdomen ovato fubrotundnm, obtufum, bafi fu- perne verfus clytrorum apicem transverfim impreßiim et declive, poftice fubinflatum , convexum: aoo de- clivi, inflexo, obtufo, lateribus marginatum, rigi-
dum,
der Gattung Claviger. 75
dum, fegmentis fubtus quinque dillinctis, dorfo aut nullis aut obfoletis divifum. (Fig. ii. 12.)
Pedes ambulatorii, craffi, validi: co.r^g capitulo fubglobolb, in fovea corporis infertae, anticae appro- ximatae, pofteriores diftantes, coqdylo elongato, te- reti, apice clavato, femoris bafin expipiente ; femora craffiuscula , fubcylindrica; tlbiae validae, fubcylin- dricae, fiibcompreffae, intei'mediae in mare intus uni- dentatae; tarß triarticulati, teretcs, longiusculi, ar- ticulis fibi invicem injunctis : i. 2. breviffimis, extra tibiae apicem parum prominulis, tertio cylindrico an- tecedentibus quadruple longiore, ungue fimplici fub- incurvo. (Fig. 13.)
1) Claviger foveolatus mihi: teftacens, anrennis incraffatis, cylindricis : arficulis intermediis fubhemisphaericis , abdomine ovato, fovea bafeos fe- miovata, profunde imporefla, fegmentis dorfalibus nul- lis» Panx. Fn. Germ. 49. 3. Clav, teßaceus.
Um Odenbach > in den Neftern ganz kleiner rÖthlicher, öfters auch in den Neftern kleinec fchwärzlicher Ameifen , nicht feiten. Länge 3/4 Lin,
Der Umrifs diefcs Käfers ifl: bei Panzer a. a. O. gut dargeftellt, er bildet eine längliche, jedoch nach vorn etwas ilark verfchmälerte Eiform. Die Farbe ift durchaus ein glänzendes , etwas durchfichtiges Pvothbraun. Kopf, Halsfchild, Deckfchilde, Fühler, Beine und die Spitze des Hinterleibes find mit kurzen,
fei-
7^ V. Beiträge zur Naturgefchichte
feinen , anliegenden , meid etwas gelblichen Härchen, nur fehr dünn bekleidet, der vordere Theil des Hinterleibes, nebfi: der ganzen Unterfcite, eintn kur- zen, (chmalen, zwifchen den Wurzeln der vier hin- tern Beine liegenden, aus gelben Härchen beftehenden Streifen ausgenommen, unbehaart, glatt, glänzend. Der Kopf fchmäler als das Halsfchild und beinahe eben fo lang, von oben betrachtet länglich, vorn ab- gerundet, nach hinten fanft verfchmälert, am Hin- terrande gerade abgcfchnitten , von der Seite gefehen auf der ünterfeite nach vorn ftark und bauchig erwei- tert, fo dafs er an der Spitze noch einmal fo breit als von oben und beinahe umgekehrt eiförmig erfcheint. Der Hinterrand fcheint von eben (durch Ichw^ache Vergröfserung gefehen ) auf jeder Seite einen her- vorflehenden, fpitzen , nach hinten gerichteten Dorn zu haben, aber unter ftarker Vergröfserung bemerkt man, dafs die langen fteifen Härchen, womit der Kopf nach hinten dichter bekleidet ift, über den Hinterrand hinausragen, und indem fie (von oben gefehen) fich aif den Seiten decken und eine un- durchfichtige MalTe bilden, dem Auge auf eine fehr täufchende Weife zwei Dornen darflellen» Die Au' gen find mir gänzlich unbekannt, weder an den Seiten des Kopfes, noch in der grofsen Fülilergrube , auch nicht hinter derfelben , wohin fie Preyfsler und Illiger fetzen, konnte ich fie auffinden. Die Fühler kurz, nur wenig länger als der Kopf, und an deflTen Spitze in einer weiten tiefen Seitengrube eingefetzt, fechs- gliedrig, das eille Glied klein > lund, grofseotbeils
in
der Gattung Glaviger. 77
in jener Grube verborgen , doch bei genauer Betrach- tung deutlich von der Seite zu eikennen, das zweite etwas kleiner, rund, an der Spitze ein wenig abge- ftutzt, die folgenden drei wohl vier bis fünfmal grö- fsern, deutlich von einander abgefetzten Glieder, bil- den mit dem fehr grofsen dicken Endgliede eine nach der Spitze zu allniählich dicker werdende Wälze, Das erfte jener drei gröfsern Glieder ift beinahe voll- kommen halbkuglich, an der untern gewölbten Flä- che, etwas aufserhalb des Mittelpunktes, dem vor- hergehenden kleinen mittelfl eines kleinen Stielchens ein wenig fchief aufgefetzt, die folgenden zwei von der nämlichen Gellalt , jedoch auf der Unterfeite fchvvächer gewölbt, mehr plattgedrückt, und einer dicken Scheibe ähnlich, auf der Oberfeite nach dem Mittelpunkte hin fanft erhöht (nicht fchaalenförmig, wie Illiger und Preyfsler fie befchreiben , da dief© Aushölung auf der Oberfeite nur fcheinbar ift), und durch ein aus diefem emporfleigendes, feines, kurzes Stielchen , das man durch die Zwilchenräume der Glieder hindurch deutlich wahrnehmen kann , mit einander verbunden. Diefe Zwifchenräuroe erfcheinen an todten wie an lebenden Käfern, bald breiter, bald fchmäler, je nachdem der Käfer die Gliedchen mehr ausgeftreckt, oder mehr zufammengezogen hat, und eben dadurch die Fühler bald etwas länger, bald kürzer. Das Endglied (lellt eine derbe , an der Spitze abgefchnittene, an der Wurzel fchwach abge- rundete Walze vor, und übertrifft an Länge die bei- den vorhergehenden Glieder fammt ihrem gemein-
fchaft-
78 V. Beiträge zur Naturgefchichte
fchaftlichen Zwifchenraum um etwas. An feiner Auf- fenfeite ift es , fo wie auch die vorhergehenden , mit kurzen, aufrecht flehenden, nach oben anlitgenden Härchen , die über den Rand der Glieder hinausrei- chen und einen Kreis um denfelben bilden, ziemlich dicht bevvachfen. Das Halsfcfüld nur wenig länger als breit, beinahe noch einmal fo breit als der Kopf, eiförmig rund, etwas aufgetrieben, vorn abgerundet, an den Seiten nach der Wurzel zu ein wenig ver- engt, mit einem fchwachen nach unten ziehenden Ein- drucke dafelbft, am Hinterrande fchwach abgerun- det; die Oberfläche eben, und, einen fehr feichten, kleinen, rundlichen Eindruck auf der Mitte vor dem Hinterrande ausgenommen, ohne alle Punkte oder andere Eindrücke. Das Sclüldcken fehlt. Die Deck- fchilde kurz, nur ein Drittheil des Hinterleibes be- deckend, an der Wurzel nicht viel breiter als das Halsfchild, nach der Spitze ftark erweitert und dop- pelt fo breit, gegen den Hinterrand hin, unmittelbar hinter der Mitte, mit Ausnahme des Seitenrandeg, auf einmal jiih niedergedrückt, der Hinterrand gerade abgefchnitten ; die äuffern Hinterwinkel etwas beu- lenarrig erhöht, nach der Innenfeite fchwach einge- drückt oder ausgehöhlt, und in und um diefen Ein- druck mit langen, fteifen, in fpitze Büfche) zufam- mengefloffenen , borfteiiähnlichen, gelblichen Haaren dicht bewachfen, welche in verfchiedenen Richtungen fich nach dem Hinterleibe hin beugen ; die Oberfeite ift nicht punkdrt, und mit dünn ftehenden, etwa« längern Härchen als das Halsfchild befetzt» Die ,
Flu.
der Gattung Claviger. 79
Flügel und Fliigelanfätze fehlen. DeiHimerkil^ hat auf der Unterfeite fünf fehr deutliche Ringe von glei- cher Breite, den vorletzten ausgenommen > der durch den nach unten ftark herabgezogenen After etwas fchmälcr iil, auf der Oberfeite hingegen ifl:, den vor- letzten und Afterring ausgenommen , welche beide llark nach unten abfallen , keine Spur weiter von den drei vordem Ringeinfchuitten zu bemerken, Diö Oberfläche ift im Gegentheil dort mit einem dicken, gewölbten, glatten, glänzenden WuUl gleichfam über- goflen, und ihr auf der Mitte, unmittelbar hinter der Spitze der Deckfchilde, eine grofse, halbeiförmige, glatt ausgehöhlte, glänzende, mit dem abgerundeten Ende nach hinten gekehrte Grube eingedrückt , in de- ren Mitte eine fchwach erhabene Stelle fichtbar fft, die Wurzel des Hinterleibes felbfl ift neben diefer Grube gegen die Deckfchilde hin und bis unter ihren Hinterrand jäh abgedacht. Die Seiten find fchwach gerandet, etwas verdickt, an ihrer Wurzel, da, wo die mit Haarbüfcheln befetzten äuffern Hinterwinke! der Deckfchilde auf ihnen liegen, erhebt fich der Sei- tenrand auf jeder Seite zu einem in die Höhe gerich- teten, zufammengedrückten , fpitzigen Zahn, vor dem nach innen ein Büfchel langer, gelblicher, in die Höhe gerichteter Haarborften fteht , der mit Je- nem von dem auffern Hinterwinkel der Deckfchilde herabreichenden , genau zufammenfchliefst. Um dies deutlich zufehen, muffen die Deckfchilde hinten mit einer Nadel aufgebrochen werden. Die Beine find kurz und ftark, die Schenkel walzenförmig, von
überall
8o V. Beiträge zur Naturgefchichte
überall ziemlich gleicher Dicke, die Schienen nicht länger als die Schenkel, beinahe eben fo breit, aber etwas Z'ifammengediückt. Die mittleren Beine des Männchens find doppelt bewaffnet. (Fig. 12.) An der inneren Seite der Schenkel, dicht unter der Wur- zel, befindet fich ein kleiner, abwärts gerichteter, etwas gekrümmter, fpitzlger Dorn, und an der In- nenfeite der Schienen , unweit ihrer Spitze, ein klei- ner gerade hinausreichender Zahn. Jener erfte Dorn ift aber kein Fortfatz der Hüftwurzel, fondern er ent- fpringt unterhalb derfelben , ans dem Schenkel felbfl. Die Füfse , welche bisher für eingliedrig gehalten Würden, find dreigliedrig, ftielrund, faft walzig, nur wenig gekrümmt, (Fig. 13.) die Glieder nicht abge- fetzt, fondern aneinander gefchoben , von beinahe gleicher Dicke, die zwei erden fehr kurz, kaum über die Spitze der Schienen etwas vorragend, das Endglied drei- bis viermal länger als jene beiden zu- fammen, miteiner einfachen Klaue am Ende.
Den hier befchriebenen, meinen Freunden unter dem Namen Claviger teflaceus Panz. mitgetheilten Käfer, halte ich auch noch jetzt mit der hUchllen Wahrfcheinlichkeit für die in der Fauna German. ab- gebildete Art, obgleich einige dort angeführte Umflän« de zu widerfprechen fcheinen. Panzer nennt näm- lich feinen Käfer unbehaart (glaber), aber er ge- braucht diefen Ausdruck wohl nur in Hinficht der mehrfagenden, in der Preyfslerfchen Diagnofe enthal- tenen Bezeichnung: villofus — die auf den hier be- fchriebenen nicht pafst , weil er nur fehr dünn behaart
ift,
der Gattung Claviger. . gl
ift, lind feines ftarken Glanzes halber, durch eine gewöhnliche Lupe betrachtet , leicht für unbehaart angefehen werden kann. Ueberdies giebt es auch nicht feiten abgeriebene Stücke > die nur noch fehc wenig behaart find. Ein anderer fcheinbarer Wider- fpruch ifl Panzers Angabe: auf dem Hinterleibe be- fänden fich drei ausgehöhlte*», felbfl: mit unbewalTne- ten Augen fichtbare Punkte (Gruben). Mein Käfer hat aber nur eine grofse ausgehühke Grube. Ich- nehme jedoch mit vieler Wahrfcheinlichkeit an, Pan- zer hat fich hier, wie mir es felbfl früher begegnete, getäufcht, und fahe die neben der Grube befindlichen durch die jähe Abdachung der DeckfchÜde und der Wurzel des Hinterleibes entllandenen Seitenvertiefun- gen, gleichfalls für wirkliche Grübchen des Hinter- leibes an. Von der Seite und von oben betrachtet, glaubt man allerdings, fowohl mit blofsen Augen als"" durch fchwache Vergröfserung , drei in einem DreU eck liegende Grübchen zu fehen, bei genauerer Be- trachtung wird man jedoch diefe Täufchung gewahr.
Dafs der Preyfslerfche Küfer aber, dem billig der Name Claviger teßaceus bleibt , von dem eben befchriebenen Clav, ßveolatui gänzlich verfchieden fey, erhellt aus der Vergleichung der Befchreibung. Zur Vollftandigkeit theile ich die Preyfslerfche Be- fchreibung mit.
2) Claviger teflaceusx teftaceus, exfcutella-
tus,villofus, antennisquinquearticulatis, clavatis; clava
ultima folida, crafia, cylindriformi , capite poiUce bi-
Band Ul F fpi-
81 V. Beiträge zur Naturgefchichte
fpinofo. Preyfsl. Verz. böhm. Inf. p. 68. LXVI.
tb. 3. fig. 5.
Diefes 3^4 Lin. lange Thierchen, das zu feiner Grundfarbe ein glänzendes Liditbraun befitzt, ifl ganz, den Vordertheil dos Rückenfchildes und den Hinter- leib ausgenommen, mit feinen und durchfcheincnden Härchen befetzt, welc]«t dem ganzen Infect ein rau- hes Anfehen geben. Die Fühler find jene bewun- dernswürdigen Theile, die gleich vorn am Kopfe je- dem zuGeücItte kommen. Sie beliehen beide, jedes aus fünf Fühlgliedchen, wovon das etile am Grunde ganz klein und rund, die folgenden drei um einen ftarken Theil gröfler und halbkugelförmig erfcheinen. Diefe Halbkugeln aber fitzen fo an , dafs der runde Tlieil unten, der abgenutzte aber , odi^r die Fläche der halben Kügelchen oben an zu ilehen kommen, und wie entzückend ift: es nicht für ein forfchcndes Auge, da es gewahr wird , dafs diefe dem blofsen Auge fafl verfchwindenden halbkugelförmr^en Gliedchen , auf ihrer Oberfläche vertieft find und SchüITelchen gleichen, welche in der Mitte der Vertiefung eine Erhabenheit befitzen, die gleichfam den Stiel des folgenden Fühl- gliedchens ausmacht. Das fünfte Glied des Fühlhorns Ül nun die anfehnliche Kolbe , fie gleicht allem Anfe- hen nach einem Cylinder, der an der Oberfläche oder der Wurzel abgerändert, an dem äuderften Ende aber gerad abgefchnitten erfcheint und den Durchfchnitt ei- nes Cylinders vorftellt , welchen ein Kreis fehr feiner Härchen umgiebt. Die Fühlhörner find übrigens ganz mit zarten Härchen fparfam befetzt , die alle ihre
Spitzen
der Gattung Claviger. ga
Spitzen gf'gen die Fühlkolbe richten. Der Kopf diefes Infekts ift länglich und etwas grülTer als die erwähnte cylindrifche Fühlkolbe, vorn abgeräiidert, hintennach aber etwas fchmäler, ganz behaart und nahe dem Rö- ckenfchild befindet fich za jeder Seite deflelben ein Dornfortfatz , der mit feiner Spitze dem Körper zuge- kehrt fteht. Etwas oben , ganz am Fufse des Fühl- horns, zur Seite des Kopfes, fieht man das in einer Vertiefung (lebende Auge, welches in einem fchwarzen K-eife ftthet und kaum merkbar ift. Nach dem Ko- pfe folgt dann das runde , in der Mitte aufgetriebene Brullftück, welches in der Mitte eine Längsfurche hat. Oben gegen den Nacken zu war es herzförmig ein- gefchnitten, gegen die Flügeldecken aber abgeftumpft, übrigens aber ganz mit Härchen bewachfen. Die braunen Flüj^eldecken find abgekürzt und bedecken nur die Hälfte des Hinterleibes , haben eine braune Nath, die Oberfläche derfelben ift f ein punktirt und aus jedem Punkte entfpringt eine feine, fich hinterwärts richtende Borfte. Der Seitenrand der Flügeldecken ift nm den Hinterleib unterwärts gefchlagen , der Un- terrand erfcheint ausgefchweift und bildet an den äuf- fern Seiten zwei fpitxige Fortlatze. Das Schildchen mangelt diefem Käfer gänzlich. Der Hinterleib ift dem mufchelbraunen Keulenträ'ger um ein Drittheil länger als die Flügeldecken, dick und gegen den After abge- rändert und fehr glänzend. Man bemerkt an demfei- ben fünf Ringeinfchnltte , die gegen den After immer fchmäler werden und ganz glatt, ohne alle Behaarung fich dem Auge darftellen. Die Schenkel aller fechs F 2 Beine
S4 V. Beiträge zur Naturgefchichte
Beine find ziemlich dick, keulenförmig, das Schien- bein walienähnlich , doch gegen das Ende zu eben- falls etwas dicker , und beide Glieder ganz dünn be- haart. Das Fufsblatt befteht nicht-, wie an den übri- gen meillen harrfchaaligen Infekten aus fünf Gliedchen, fondern nur aus einem einzigen fehr kurzen , welciies an feinem Ende eine einfache gekrümmte Klaue ent- hält*
Es ergiebt fich ans diefer Preyfslerfchen Befchrei- bung dafs fein Claviger tefcaceus und mein Clav, foveo- latus fich an Grüffe, Umrifs und Fühlerbildung voll-' kommen ähnlich find, aber Preyfsler legt feinem Kä- fer ausdrücklich e'm ai2 der Spitze herzförmig einge» fchnitteneSt mit einer Längsfurche dt.tr chzogeiies Hals- fchildt pnnktirtc Deckfchilh und einen auf der Ober- feite mit fünf Ringeinfchnitten verfehenen Hinterleib bei, welche Einfciinitte überdies in der Abbildung zu deutlich ausgedrückt find , als dafs man annehmen könnte, fie wäijen nicht vorhanden. Alle diefe Merk- male finden fich nicht bei unferm Käfer. Auch darf nicht überfehen werden, ^ dafs Preyfsler bei feiner genauen Befchreibung der auffallend groffen, tiefen Hinterleibs -Grube nicht erwähnt, die Cl. foveolatus befitzt, und die er gewifs nicht überfehen haben wür- de. Alles Beweife, dafs er wohl eine verfchiedene Art vor fich hatte, die von jener, bis zur nähern Auf- klärung über diefen Punkt , vorläufig fo unterfchieden werden könnte:
Cl teflaceus: teftaceus, antennis incraflatis cylin- dricis, articulis intermediis fubhemisphaericis, thorace
cana-
der Gattung Claviger. 85
canaliculato, abdomine fubovato, fegmentis dorfalibus quinque diftinctis.
3) Claviger iQngicovjiis mihi: cinnamo- mens, antennis clavatis : articulis intermediis elonga- ti/S, fubcylindricis, abdomine ovato - fubrotundo, bafi breviflime bifulcato, fegmentis» dorfalibus obfoletis. (Fig. 1 6 ) long. I — 1 "/[ ^'"•
In den Neftern der Formica flava Fl. um Oden- bach feiten.
Ein fchöner, ausgezeichneter Käfer, um die Hälfte gröiTer als Cl. foveolatus, im Umrifs ganz ver- fchieden , der Hinterleib , voriüglich bei dem einen Gefchlechte, um vieles breiterund runder, derVorder- theil fchmäler und länger, die Farbe ein bald helleres, bald dunkleres Zimmtbraun. Die Oberfeite ift, den Vor- dertheil des Hinterleibes ausgenommen, mit fehr feinen, nach hinten anliegenden, kurzen, gelblichen Härchen bedeckt, die belbnders nach der Spitze des Hinter- leibes zn , einen feidenartigen Schimmer werfen , die Unterfeite mit einzeln flehenden kurzen Härchen, die fich jedoch zwifchen der Wurzel der mittleren Beine etwas dichter flellen, fehr weitläuftig befetzt.
Der Kopf (ehr fchmal, länglich, beinahe walzen- förmig, fchmäler und daher fcheinbar etwas länger als bei Clav, foveolatus, vorn am breiteften, der Schei- tel etwas erhöht, nach hinten kaum merklich ver- fchmälert, auf der Unterfeite von hinten nach der Spi- tze zu nur wenig, und in weit fchwächerm Grade als bei jenem bauchig erweitert, am Hinteirande abge- ftumpft und dafelbfl mit längern , über denfelben vor-
ftehen«
86 V. Beiträge zur Naturgefchichte
flehenden Härchen befetzt , die auf jeder Seite einen nach hinten gerichteten Dornfortfatz zu bilden fchei- nen. Die P'üliler fo lang als Kopf und Halsfchild zu- famaien, dünn, kfulenförmig, fechsgliedrig: das er- fte Glied kurz, rundlich, in der Fühlergrube meiftens verborgen, das zweite nur wenig länger und dicker, an der Spitre etwas geftutzt, doch immer noch rund- lich, das dritte fehr lang, nicht viel kürzer als der Kopf, beinahe walz'g, an der Wurzel etwas dünner als das zweite, nach der Spitze allmählig ein wenig dicker, das vierte von gleicher Dicke und Bildung mit dem vorhergehenden, aber nur halb fo lang, das fünfte auch von der Dicke des vorhergehenden, aber nur halb fo lang, länglich rund und an der Wur- zel abgerundet, an feiner Spitze wie- die zwei vorher- gehende^ etwas abgeftutzt, das fechfte oder die Kolbe beinahe von der Länge der zwei vorhergehenden, aber mehr als zweimal fo dick, eine nach der Wurzel Ibrk vcrfchiriälerte Walze oder vielmehr quer dnrchfchnit- tene Reale bildend , die an der erweiterten Spitze eU was fchief abgefchnitten , an der Auffenfeite und am Rande ebenfo wie die übrigen Glieder mit kurzen, feinen, aufrecht flehenden Härchen befetzt ift. Das Halsfchild mehr als noch einmal fo breit wie der Kopf und nur wenig länger, aufgetrieben , im Umrifs ei- rundlich, vorn breiter, nach hinten verengt, der Vor- derrand abgefchnitten , die Vorderwinkel flumpf ge- rundet, die Seiten etwas gefchweift, hinter der Mitte upd nach der Unterfeite hin , durch eine fich abwärts ziehende Veiiiefung ftark zufamiiien und eingedrückt.
Der
der Gattung Claviger. 87
Der Hinterrand abgerundet, doch in der Mitte etwas vortretend, die Oberfiiiehe der Länge nach erhaben gewölbt, hinter der Mitte vor dem Hinterrande ein feichtes, kai^m merkliches, kleines Lä'ngsgrübchen. Das SchiUchen fehlt. Die Deckfchilde kurz, kaum mehr als ein Drittheil des Hinterleibes bedeckend, an der Wurzel nicht viel breiter als das Halsfchild , nach der Spitze zu aber ftark erweitert und beinahe drei- mal breiter als jenes, vor der Mitte gewölbt, unmit- telbar hinter derfelben abfchüffig niedergediuckt, in weit ftäikerm Grade als bei Cl. foveolatus, die Ober- fläche bei etwas abgeriebenen Stücken deutlich , aber weitlädftig punktirt , die Seiten nach unten fehr breit umgefchligen, die äuflern Hinterwinkel beulenariig er- höht, nach der Innenfeite hin etwas ausgehölt oder eingedrückt, mit langen, aufgerichteten, fchön roth- gelben Haarborflen fehr dicht und büfchelweis be- wachO^n , die nicht fern vom Hinterrande in einer ein- fachen Pveihe über die Flügeldecken hin bis zur Nath immer kürzer werdend, fortfetzen. Die Flügel fehlen» Der Hinterleib breit, eiförmig rund, bei dem einen Gefchlechte fchmäler, gegen den After hin, nach un- ten abfallend, die Oberfeite gewölbt und aufgetrieben, glänzender als der übrige Körper und gelbröthlich fchimmernd , mit einzelnen feinen Punkten befetzt> an der Wurzel der Queere nach abfchüfug niederge- drückt, ohne jene bei Cl. foveolatus befindliche Grube, an deren Stelle nur zwei abgekürzte, eingedrückte, feine Linien (leben, die fich am Hinterrande der Deck- fchilde in einem Bogen vereinigen und ein umgekehr- tes
88 V. Beiträge, zur Naturgefchichta
tes lateinifches U (n) darflcllen. Bei genauer Be- trachtung erblickt man die verlofchenen Spuren der vordem drei Einfchoitte , die fich an den hinterften nach unten abfallenden Leibringen, deulich zeigen. Die Seiten des Bauchs find deutlich gerandet, diefer Rand felbrt: ifl. etwas verdickt und erhebt fich , vorn unter dem äuffern Hintcrvvinkel der Deckfchilde, in einen kleinen, mit Haarbüfcheln bewachfenen Zahn, die Unterfeite hat fünf deutliche Ringeinfchnitte. Die Beim im Verhältnifs viel länger als bei Clav, foveola- tus und fchlanker. Die Schenkel nicht fehr, und gleich- förmig verdickt, walxig, von beiden Seiten nur wenig 2i]rammen;^edrückt, an beiden Gefchlechtern unbe- waffnet , die Schienen länger als die Schenkel , doch nicht fo breit, gerade, linienförmig, zufammengedriickt, mit kurzen abwärts anliegenden Härchen befetzt, die des einen Gefchlechts *) an den Mittelbcinen auf der Innenfeite unterhalb der Mitte gewöhnlich mit einem klei-
*) Bei Cl. foveolatus find die mit einem Dorn an den Schienen bewaffneten Stücke die Männchen , -wel- che auch immer etwas kleiner und fchmäler als die Weibchen find. Bei gegenwärtiger Art aber find hingegen die fchmälern, mit eiförmigem Lei- be vorkommenden Stücke, die zugleich etwas län- gere feinere Fühler zu haben fcheinen und alfo der Regel nach Männchen feyn feilten, immer unbe- ■waffnet. Die Stücke hingegen mit breitem eirund- lichen Hinterleibe find an den Schienen bewaffnet, doch kommen auch unbew^affnete vor. Welches find nun die Männchen? Ich habe verfäumt beim Eintragen in der Begattung darauf zu achten, wer- de es aber künftig thun.
der Gattung Claviger. 89
kleinen borne bewaffnet und unterhalb defielben dana bis zur Spitze verfchmälert , die Füffe wie bei Cl. fo- veolatus gebaut.
Den hier gegebenen Befchreibungen diefer Ar- ten finde ich noch folgende Bemerkungen beizufügen nöthig.
i) Preyfsler und Illiger geben diefer Gattung fünfgliedrige Fühler, und fcheinen alfo das eigenth'cho Wurzelglied, das noch unter dem von ihnen als fol- ches angenommenen liegt, überfehen zu haben, was nicht der Fall bei Latreille iil, der (Genera Cruftac. et Inf. III. pg. 78.) ganz richtig die beiden Wurzelglie- der belchreibt. Ob letzterer unfern Cl. foveolatus oder den Cl. teftaceus vor fich hatte, läfst fich bey dem Mangel der Artbefchreiburg nicht entfcheiden. Dies Wurzelglied hat alle Eigen fchaften eines wirklichen Fühlergliedes, es ill, obgleich etwas gröfser, doch von der nemlichen Gellalt, wie das zweite, deutlich von ihm unterfchiedene , und läfst fich von ihm leicht trennen, in welchem Falle man auch an feiner Spitze die Oeffnung erblickt, in welche fich die Wurxel des 2weiten Gliedes einfügt, kann mithin nicht als Ver- längerung des zweiten Gliedes betrachtet werden. Eben fo wenig darf man es für einen zum Kopfe ge- hurigen kugelförmigen Theil anfehen, denn es ift in feiner Grube bei lebenden Käfern beweglich , fo dafs es fich mit dem ganzen Fühler auf diefe oder jene Seite drehen läfst. Ich habe mehrere unbefchä- digt ausgebrochene Fühler aufgeleimt in meiner
Saoim-
9© V. Beiträge zur Naturgefchichte
Sammlung aufbewahrt, die jeden unzweifelhaft vom Daleyn diefes Gliedchens überzeugen muffen.
2) Preyfsler will oberhalb der Fühlerwurzel die Augen feines Käfers gefehen haben, kaum merk- bar in einer Vertiefung und in einem fchwarzea Kreife ilehend. Da ich feinen Käfer nicht kenne, ver- mag ich auch nicht über die Richtigkeit diefer Angabe zu urthejlen, ich vermuthe aber, dafs auch hier Täu- fchung ftatt gefunden haben mag, weil es mir bei den bekannten /-wei Arten durchaus nicht möglich war» der mühfamllen Berichtigungen und Zergliederungen ungeaclitet, nur eine Spur derfelben zu entdecken. Illiger fetzt die Augen eben dahin, wo Preyfsler fie gefehen haben will, aber wahrfcheinlich nur auf deffen Angabe. An meinen Käfern finde ich nichts, was auch nur entfernte Aehnlici.keit mit einem Auge hätte , weder an der Stirn , noch an den Seiten des Kopfes, weder am Rande der Fühlergrube, noch in- nerhalb derfelben , noch am Wurzelgliede der Fühler felbft. Getäufcht ward ich zwar öfters durch einige fchwärxliche Stellen am Rande der Fühlergrube, oder durch das in der Grube liegende, erfte, rundliche, an der Spitze hie und da dunkler gefärbte Glied, aber unter ftarker Vergiöfserung und in anderer Rich- tung erkannte ich bald meinen Irrthum.
3) Aus den Befchreibungen des Clav, foveola. tus und longicornis ergiebt fich, dafs die am Hinter- rande des Kopfes vorftchenden, fleifen, langen Här- chen xwei fpitzige Dornen zu bilden ßhänen', es
find
der Gattung Claviger. 91
find alfo nicht nur die in der Panzerfchen Fig\ir darge- ftellten, fondern auch walirfcheinlich die von Preyfs- 1er angenommenen Dornen des Hinterkopfes durch blofse optifche 'I äufchung veranlafst worden.
4) Nach Preyfslers, lUigers und fclbft nach La- treille's Angabe, befteben die Füfse (tarfi) nur aus e'iKem Gliede, aber vielfältig an lebenden und todten Käfern angeflellte genaue Unterfuchungen überzeug- ten mich völlig vcn dem Dafeyn noch zweier fehr kurzen Wurzelglieder, die nur unmerklich dicker find, als das dritte fehr lange Endglied. Sie find alle, ohne deutlich unterfchieden zu feyn, eng in einander gepafst oder gefleckt, und äufserft fchwer gegen das Licht zu erkennen, da die ganze IVIalTe des Fufses durchfichtig ill, und die Verbindung der Gelenke nur einen fehr fchwachen Schatten wirft. Ueberdies reicht das erfte Gliedchen nur wenig hinter die Spitze der Schienen, denen es auf der Unterfeite in einer kleinen Hölung eingefügt ift, hervor, und wird mit dem eben fo kurzen zweiten Gliede von den dafelbft befindlichen Härchen zum gröfsten Theile verdeckt. Ich habe mehrmals den Fufs unverletzt ausgebrochen, und fogar die einzelnen Glieder von einander gelöft, fo dafs ich mit der gröfsten ^Beflimmtheit ihr Dafeyn und ihre Bildung anzugeben vermag. Die Familie MonodactyU in llligers Magaz. III, p, 137, fällt alfo wieder weg.
Die
9» V. Beiträge zur Natiirgefchichte
Die Naturgefchichte diefer Käfer ift nun, ob- gleich ich fie nicht vollftändig^ liefern kann, fehr merkwürdig. Schon Preyfsler bemerkt, dafs fie in Ameifenhaufen gefunden werden, aber es war noch gar nicht ausgemacht, ob diefer Aufenthalt nicht zu- fällig fey. Mir beftätigten es mehrjährige Erfahrungen, dafs fie dort immer und ausfchliefslich zu Haufe wären, und ich fand den Cl. foveolatus immer in den Neftern einer kleinen blafsröthlichen , feltner in den Wohnungen einer eben fo kleinen fchwärzlicheh Ameifenart, die ich beide imFabricius nicht verzeich» net finde. Unter zwanzig von mir unterfuchten Ne- ilern fand fich oft nur ein einziges, das mit Keulen- käfern bevölkert war, bisweilen aber in einem Nefte über dreifsig Stück. Nach Aufhebung der Steine, unter denen fich die Nefter gewöhnlich finden, liefen die Käfer nebft: den Ameifen, durch die plötzliche Störung gefchreckt, verwirrt durch einander, und fuchten fich in die unterirrdil'chen Gänge zu verber- gen, einigemal bemerkte ich aber auch, zu meiner Verwunderung, dafs die umherlaufenden Ameifen, welche eifrig befchäftigt waren, ihre junge Brut in die Hölungen des Neftes zu tragen, die ihnen gerade begegnenden Keulenkäfer mit den Frefszangen auf dem Pvücken ergriffen, und fie ins Innere trugen. Zu Ende März und Anfang April erfchienen. jedes Jahr die erften einzelnen Stücke in den Neftern, fpäter wurden fie häufiger , und im Mai traf ich fie oft in grofser Menge in Begattung an, die ungeftört unter dem wimmelnden Volke der Ameifen vor fich ging.
Das
der Gattung Ciaviger. 95
Das Männchen fitzt auf dem Rücken des Weibchens feft angeklammert , fo, dafs der Dorn an der Innen- feite der Schiene der mittleren Beine gerade in die Büfchel an der Wurzel des. Hinterleibes eingreift. In diefer. Stellung fenkt es fein Begattiings - Glied von oben herunter in das fich aufwärts nach dem Rücken krümmende, an Länge und Dicke beinahe den Schie- nen gleichkommende , fchwärzlich gefärbte Begat- tungs . Glied des Weibchens,
Mehrere Jahre war dies die einzige Frucht mei- ner Beobachtungen, und ich fchlol's daraus, dafs diefe Thierchen, die fich in den Ameifenueftern be- gatten und beftändig darin anzutreffen find, auch dar- inn Eier legen , die ausgefchlüpften Larven ihre Nah- rung darinn finden, vvachfen, im Herbfl: fich verpup- pen , und im Frü jähr nach und nach ausfchliipfen» Im verwichnen Sommer I8i7> bei Unterfuchung ei- nes Ameifenneftes , in dem fich viele Keulenträger, zum Theil in Begattung befanden, machte ich wieder die oben angeführte Beobachtung, dafs beim ümwen. den des Steines die entfliehenden Ameifen mehrere Käfer mit hinweg trugen, und verfuchte von neuem den Grund diefer Fürforge und des Verhältnifies zu einander zu erforfchen. Ich nahm nun aus dem Nefte ungefähr acht bis zehn Stück Keulenkäfer, die ich gerade noch erhafchen konnte, etwa ein Dutzend Ameifen, einige Mefiferfpitzen voll ihrer jungen Brut von verfchiedenem Alter, etwas feine Erde aus dem Nefte und kleine Mooshälmchen in einem geräumigen Fläfchchen mit nach Haufe, verftopfte es, doch fo,
dafs
94 V. Beiträge zur Naturgefchichte
dafs hinreichende Luft eindringen k nnte. Sobald nach meiner Zuriickkunft das Gläschen einige Zeit hindurch ruhig auf meinem TiCche geftanden hatte, fingen die Ameifen auch fchon an zu arbeiten , trugen die Erde und das wenige Moos zufamraen, und mach- ten fich während der Nacht einige Gänge und Hölun- gen, in welche fie ihre Brut zuiammentrugen. Ich fand fie am folgenden Morgen eben fo ruhig, wie fie fich gewöhnlich in ihren Keftern befinden, keine Iref ängfllich umher, oder verfuchte zu entfliehen, fon- dern, ohne fich felbfl, durch das Aufheben des Fläfch- chens, das ich vermittelft einer Lupe mit nicht za kurzem Brennpunkte in allen inneren Theilen genau befichtigen konnte, ftören zu lafien , verrichteten fie unbeforgt ihre gewohnten Gefchäfte; einige ordneten und beleckten die Brut; andere befferten amNefte, und trugen Erde hin und her; andere ruheten aus, indem fie ohne alle Bewegung Hill, und gleichfam fchlafend, ftundenlang auf einer Stelle verweilten ; andere fuch- ten fich zu reinigen und zu putzen. Dies letztere Gefchäft verrichtete jede Ameife an fich felbfl:, fo weit es ihr möglich war, dann aber liefs fie fich — gerade wie es von den Bienen in ihren Stöcken zu gefchehen pflegt — von einer andern, an den Körpertheilen reinigen, die fie mit Mund oder Füfsen felbfl: nicht zu erreichen und zu fäubern vermogte. — Die Keu- lenkäfer liefen indeffen entweder zutraulich und un- beforgt unter den Ameifen umher, oder fie fafsen in den Gängen, die meifl:ens an der Wand des Glales ■aogebaiit waren, ruhig und ilille, und ihr ganzes
Ver-
der Gattung Clavlger. 95
Verhalten gab zu erkennen, dafs fie fich wieder gani in ihren gewohnten VerhältnilTen befanden. Indem ich nun fo den Bewegungen meiner GtTangenen einigo 2eit hindurch unverrückt mit den Augen gefolgt war, bemerkte ich auf einmal zu meiner gröfston Verwun- derung, dafs, fo oft eine Ameife einem Keiilenkäfer begegnete , fie ihn mit den Fühlern fanft betafietc und liebkofete , und ihn , während er dies mit feinen Fühlern erwiederte, mit fichtbarer Begierde auf dem Rücken beleckte. Die Stellen , wo dies gefchah, waren jedesmal zuerfl die am äiifsern Hinterwif kel der Deckfchilde emporsehenden gelben Haarblifc. el. Die Ameife ölTnete ihre grofsen Frefszangen fehr weit, und faugte alsdann vermittelt der Maxillen, der Lippe und den weit hervorgeftreckten Taflern, den Cwie ich deutlich durch die Lupe fah) ganz in den Mund genommenen Haarbüfchel mehreremal mit gro- fser Heftigkeit aus, indem fie ihn wiederholt durch den Mund zog; beleckte fodann auch noch die ganze vordere Fläche des Oberleibes, befonders die daft-ibfl befindliche grofse Grube. Diefe Operation wurde un- gefähr alle 8 bis 10 Minuten, bald von diefer, bald von einer andern Ameife wiederholt, ja, oft mehr- mals hinter einander an dem nämlichen Käfer, wenn er nämfich mehreren Ameifen nach einander begeg- nete; doch wurde er im letzten Falle nach kurzer Unterfuchung fogleich frei gelaffen. jetzt wurde es mir auf einmal klar, warum die Ameifen diefen Käfer fo ungeilört unter fich wohnen laffen. Sie erhalten nämlich von ihm einen küftlichen LeckerbiÜen , den
fift
96 V. Beiträge zur Naturgefchichte
(le mit der gröfsten Begierde auffuchen *, wenn auch gerade keinen füfsen, honigahnlichen Saft, wie aus den Hörnchen am Hinterleibe der Blattläufe , doch wahrfcheinlich eine andere, ihnen lehr angenehme, vielleicht zur Fütterung der Brut dienende, Feuchtig- keit. —
So intereflant mir diefe unerwartete Beobachtung feyn mufste und fo viele Freude es mir verurfachtc, itzt eimn der Gründe, des freundfchaftlichen Zulam- menwohnens diefer merkwürdigen Käfer mit den Ameifen, entdeckt zu i.aben, fo wurde fie doch bald darauf, mit einer noch viel merkwürdigem, mich weit mehr überrafchenden und erfreuenden, vermehrt, iiemlich dafs die Keulenkäfer von den Ameifen , und zwar im eigentlichen Sinne des Worts , gefüttert wer- den» So un wahrfcheinlich dies auch vielleicht man- chem vorkommen mag, fo ift doch darum diefe Erfchei- nung , die im Gebiete der Entomologie wohl unter die merkwürdigften gehört , vielleicht die einzige der Art ift, und reichlichen Stoff zu Betrachtungen über das Mannigfaltige und Wunderbare in der Oeko- nomie auch der kleinften Thierchen, darbietet , nicht minder völlig richtig. Für die angenehme Feuchtig- keit, welche die Ameifen aus den Haarbüfcheln ihrer, ihnen in jeder Hinficht fo ganz unähnlichen, ii\ einer ganz verfchiedenen Ordnung der Infekten gehörigen Hausgenofsen , fangen, geben fie ihnen dagegen nicht nur Aufenthalt und Schi^z , fondern auch Pflege, und reichen ihnen — aus ihrem Munde felbft> die erfor- derliche ISahrungj eine Thatfache von der ich mich,
ohne
der Gattung Claviger. 97
ohne getilufcht werden zu können, uniähligemal zil überzeugen , die fchönfte Gelegenheit hatte.
Um meine eingefperrten Ameifen und Keulenkä- fer nicht in wenigen Tagen Hungers derben zu fehen, und fie Ib lang als möglich beobachten zu können, mufste ich natürlicher Weile darauf denken , ihnen irgend ein angenehmes Futter zu reichen. In diefer Abficht, gab ich meinen Gefangenen, deren ich mir, noch am nämlichen Tage, aus einem andern Nefte der nämlichen Art eine gleiche Anzahl, (etwa ein Du- txend Käfer, und eben Co viele Ameifen nebil einiger Brut) in ein zweites Fläfchchen eingefangen hatte, mit Hülfe eines Haarpinfels, einige Tropfen Wafier, das ich an die innern Wände der Fläfchchen, nahe an den Boden, brachte, oder auf einige Mooshahiichen tröp- feln liefs , fodann einige Tropfen mit Wafser ver- dünnten Honig, einige Körnchen weifsen zarten Zuk- ker, Stückchen von zeitigen Kirfchen u. d. gl. , damit fie nach Belieben das ihnen Dienftlich/le wählen könn- ten. Ich nahm hierauf eins der Flälchchen in die Hand, um recht in der Nähe durch die Lupe beobachten zu können, ob ihnen diefe Nahrung auch behagen M^ürde. So wie eine Ameife nach der andern in ihrem Laufe an eine der befeuchteten Stellen kam, hielt fie ftille und fog begierig, und bal(i waren ihre mehrere neben einander verfammlet. Mehrere Keulenkäfer kiimea 2u eben diefen Stellen, fie liefen aber, ohne im ge- ringfi:en darauf zu achten, und ohne fie mit dem Munde zu berühren , darüber hinweg. Jetzt brachea «inige vollgefogene Ameifen auf, und eilten fort, BmU JJI. Q Auf
98 V. Beiträge zur Naturgefchichte
Auf ihrem Wege begegneten ihnen einige andere, die die Speife noch nicht gefunden hatten, fie hielten gej genleitig ftill, die Hungrigen liefsen fich füttern, wo- rauf die erften weiter , zu der unten im Glafe befind- lichen Brut liefen , und fie ebenfalls fütterten. Ich dachte nun fchon darauf , eine andere Nahrnng für die Keulenl^^äfer zu erfinnen , weil fie die vorhandene auf keine Weife berührten, als ich einen derfelben, einer vollgefogenen Ameife begegnen , und beide Hill flehen fah. Ich verdoppelte meine Aufmerkfamkeit, und nun bot fich meinen Blicken ein eben fo fekfames als unerwartetes, auch nicht im mindellen geahnetes Schaufpiel dar. Ich nahm deutlich wahr, dafs der Keulenküfer aus dem Munde der Anieiie gefüttert wurde. Kaum konnte ich mich von der Wirklichkeit des Gefcbehenen überzeugen, und fing hinten nach wieder an, zn zweifeln, ob ich auch recht gefelien haben mögte — als ich unmittelbar darauf an drei, vier und mehreren Stellen im Innern des Fiüfchchens, das nämliche Schaufpiel gewahr wurde. Einige die- fer Fütterungen gefchaheu ganz nahe an der innera Wand des Glafes , wo ich nun , durch eine viel llär- ker vergrOfsornde Linfe, den ganzen Hergang der Sa- che, auf das Deutlichfte , beobachten konnte. Jedes- mal , wenn eine gefattigte Ameife , einem noch hung- renden Käfer begegnete, lenkte diefer, gerade als wenn er die Speife witternd Futter von ihr begehrte, Kopf und Fühler aufwärts nach dem Munde jener hin, und nun blieben fie beide ßill ftehen. Nach vor- hergegangenem gegenfeitigen Berühren und Streicheln
mit
der Gaftung Claviger. 99
mit den Fählern, Kopf gegen Kopf gerichtet , öffnete der Käfer den Mund, ein gleiches that die Araeife, und gab aus ihren weit hervorgeilreckten innern Mundtheilen, dem erfterm, von der fo eben genofse- nen Nahrung, welche diefer mit der Lippe und den weitgeöffneten hervorgeilreckten Kinnladen • Lappen begierig einfog. Beide reinigten alsdann ihre innern Mundtheile, durch wiederholtes Ausftrecken und Ein- ziehen derfelben, und fetzten dann ihren vorigen Weg wieder fort. Eine folche Fütterung dauerte gewöhn- lich 8 bis 12 Secunden, nach deren Endigung, auch die Ameife noch die Haarbüfchel des Käfers, auf die oben befchriebene Weife, abzulecken pflegte. Auf diefe Art wurden alle , in den beiden Fläfchchen be- findlichen Keulenträger , jeden Tag mehrmals und fo oft ich ihnen frifches Futter und Waffer gab, welches letztere den Ameifen eins der gröfstt-n Bedürfnifse ifl:^ regelmäfsig gefüttert, und nie fah ich einen Käfer et- was von der im Fläfchchen befindlichen Nahrung: Ho- nig, Zucker und Obil , anrühren, ausgenommen dafs fie zu Zeiten, die an der innern Wand des Gläs- chens angefchlagenen Wafferdünfle , ableckten, —
Alle diefe intereüanten Beobachtungen hatte ich nun das Vergnügen , an der oben befchriebenen grö- fsern Art wenige Tage hernach, wiederholen zu kön- nen. Ich war nämlich, wie im Eingange diefes Auf- fatzes erzählt i(l , eben damit befchäftigt , diefe und andere mir jezt bekannten Merkwürdigkeiten rückficht- lich der Körperbilaung und Oekonomie dit fes Thier- chens aufzuzeichneu , als mich der Gedanke an die G 5 Mög-
100 V. Beiträge zur Naturgefchichte
Möglichkeit der Entdeckung einer andern Art unwi- dcrftchlich und auf der Stelle , zum Nachfuchen in den Neftern der verfchiedenen Ameifenarten , antrieb. Als ich nun — wider alles Verhoffen, die Freude hatte, meine Wünfche fo fchnell erfüllt zu fchen, mufste mir nun auch natürlich , nichts angelegener feyn, als zu erfahren, ob diefe neue fchöne Art, in ihrer Lebensvveife mit jener übereinllimme , oder nicht. Von den zehn damals gefundenen Stürken, that ich daher die Hälfte , nebft ohngefähr einem Du- tzend Ameifen und etwas Brut (Larven und NympheD)i nebfi: ein wenig Erde und Moos , in ein Fläfchchen, um fie zu Haufe beobachten zu können. Hier wie- derholten fich genau diefelben Erfchelnungen, die mir fchon von der anderen Art bekannt waren. Die Käfer wurden auf die nämliche Weife , ja noch ijfter^ und mit mehr Begierde und Heftigkeit auf dem Rü- cken beleckt, als jene, vielleicht weil ihre gröfsern Haarbüfchel, auch in ftürkerem Grade die den Amei- fen fo angenehme Feuchtigkeit ausdünftetcn; fie wur- den auf die nämliche Weife gefüttert, und in allem behandelt, wie jene. Auch hier hatten fich die Amei- fen, in kurzer Zeit, ein kleines Neft geordnet, ihre Brut in den Gängen aufgefchichtet und die ganze Co» lonie befand fich im ruhigften, zufriedenften Zuilande, in welchem fie auch, nebll den andern beiden, völli- ge vier Wochen hindurch, durch ununterbrochene Sorgfalt und tägliches Füttern, erhalten wurde.
Jetzt erft , ward mir die Urfache des Zufammen- wohnens der Keulenkäfer mit den Ameifen, deutlich.
Di»
• - ' der Gattung Claviger. loi
Die letztere merkwürdige Beobachtung, verbreitete ein helleres Licht über diefen Gegenftand, als alle vorhergehenden. War es mir gleich aus einer Men- ge von Erfahrungen fchon bekannt, dafs jene, fonfl: nirgends als in den Neftern dief&r fich aufhalten, und wufste ich alfo beflimmt , dafs es fo ift, fo war die Urfache, warum es fo fey? noch nicht befrie- digend erklärt. Aus der erflen interefianten Beobach- tung konnte immer noch nichts weiter gefolgert wer- den, ak dafs die Ameifen , diefe Käferchen nur da- rum fo gerne um fich dulden , und in ihren Neftern wohnen laffen, weil fie aus ihren Haarbüfcheln, eine ijinen wohlfchmetkende Feuchtigkeit faugen , alfo ei- nen Vortheil dabei finden diefe fremden Gäfte zu be- herbergen; aber warum die Keulenkäfer, gerade nur hier, und fonft nirgends gefunden werden, was es eigenth'ch fey , das fie fo feft an diefen Wohnort binde , und welche Vortheile fie ihrerfeits , aus der gemeinfchaftlichen Haushaltung zögen, konnte dadurch noch nicht aufgehellt werden. Diefen Auffchlufs er- hielt ich nun auf einmal durch die intereflante Beob- achtung: dafs die Keulenkäfer von den Ameifen gefiJt- tert werden. Hatte es mit diefer ungewöhnlichen Erfcheinung feine völlige Richtigkeit, — und wie konnte fie noch von mir bezweifelt werden , da ich fie nicht nur einmal, oder unvoUftändig , fondern un- zähligemal, an wenigftens dreifsig, zu zwei verfchie- denen Arten gehörigen, in drei abgefonderten Colo- nien lebenden Individuen, mehrere Wochen hindurch mit möglichfler Genauigkeit , beobachtet hatte — fo
kooDts
102 V. Beiträge zur Naturgefchichte
konnte auch mit der gröfsten Wahrrcheinlichkcil ja , Gewifsheit gefolgert werden , dafs diefe Gefchöpfchen nicht im Stande feyn , fich felbft zu ernähren; dafs es weder in noch aufs er den Ameifenneftern eine an- dere, ihnen angemefsene Speife gebe, als die, wel- che fie aus dem Munde der Ameifcn erhalten, dafs fie alfo aus diefem Grunde, nothwendig un- ter den lefztcrn leben müssen , Oberhaupt ilire ganze Exißenz , von der^ der Aimifm abhängig fey, —
Ich glaube nicht, durch diefe, aus jenen Beob- achtungen hergeleiteten Folt^erungen, zu viel behauptet Zii haben; denn wie liefse fich fonft, wenn die Küfer die ihnen angemefsene Nahrung , in den Ameifenne- ftern felbft aufziifuchen und zu geniefsen im Stande wären, jene Thatfache, dafs fie fich regelmäfsig füt- tern laffen , befriedigend erklären , und wluden wir darinn nicht etwas ganz üb Tflöfsiges und unnöthiges erblicken müfsen, wenn beides mit einanderverbunden wä-e? Die Erfahrung lehrt, dafs alle Thiere ihre Jungen nur fo lange füttern, als diefe nicht im Stande find, für fich felbft zu Ibrgen, und dafs fie die- felben fobald diefer Fall eintritt, fich felbft überlaffen, Oder, wenn wir auch, bei den Bienen, Wespen, Amei^^n, fehen, dafs fie diejenigen Glieder der Fa- milie, die vermöge ihres Gefchlechts, keine Speife einfammeln und zu andern Gefchäften beftimmt , im Innern des Nefts verweilen müff.n , zuweilen füttern, ohnerachtet letztere , von dem Eingetragenen fich felbft nä'iren können; auch felbft die arbeitende Claffe fich öfters zu Haufe gegenfeitig, Speife durch den
Mund
der Gattung Claviger. 103
Mund mittheilt, fo ifl das doch blos ein, diefen Thier- gaitungen eigener, aus ihren Familienleben hervor- gehender , zur Beförderung des gemeinfchaftlichen Wohls nothwendiger Trieb : auf dem leichteften kür- zeilen Wege die Sättigung einer grofsen Menge von Arbeitern, zu bewirken, und jede fcliädliche Unter- brechung und Störung in den Gefchäften xu vermeid den, welche erfolgen müfste, wenn jedes Individuum fich, fo oft es hungert, Speife im Innern oder Aus- wärts zu ,fuchen gezwungen wäre , alfo mehr eine blofse Vertheilung der Nahrungsmittel, als Fütterung, da in der Regel lieh doch jedes Mitglied feine Speife felbft fucht. Läfst es fich aber wohl denken, dafs im gegenwärtigen Falle — wo keine Elterliche oder Fa- milien Verhältnifse , dem beftehenden Zufammenleben der Ameifen und Keulenkäfer, zum Grunde liegen; wo das Dafeyn der letztern — wie die Erfahrung lehrt, nicht zum Wohl und Beliehen der erftern, wohl aber der umgekehrte Fall, nothwendig ift; wo eine ganz eigene Infectengattung, eine andere, gänzlich von ihr verfchiedene, und ihr in allen Beziehiiogen unähnliche, nicht nur — in ihren N ellern , wohnen läfst, fcndern lie mit befonderer Vorliebe pflegt und regelmäfsig füt- tert ; — läfst es fich denken , dafs von erllern eine folche zärtliche Fürforge gegen letztere bewiefen wer- den würde , wenn diefe ihrer nicht bedürfte, und felbll, fey es innerhalb oder aufserhalb der gemein- fchaftlichen Wohnung, ihre Ernährung beforgen könn- te? Ich kann mich auf keine Weife, hiervon über- zeugen, und glaube zufolge meiner Beobachtungen,
über
104 V. Beiträge zur Naturge(chichte
ober die Ernährung der Keulenkäfer, während ihrer vierwöchentlichen Gefaogenfchaft, auf eine völlig gleiche Ernährungsart derfelben im freien Ziiilande mit Sicherheit fchliefsen, und behaupten zu icönnen: dafs ße in die/er Hinficht ^ v^n der Natur, einzig auf gemifse y4uieifenarten angewiefen find y welcne fie aus imiwohnendem bf wjndernswürdigen Natur- trieb, und weil die Anwefenheit derlelben ihnen zu-» gleich einen angenehmen Geniifs darbietet, als i'-re Pfleglinge, lieben, fchiitztn und füttern; dafs fie folglich auch, fonfl nirgends alt in Ameifenneflern khen kb'men, in denen lie, allen Erfahrungen gtniäfs, fich auch allein aufhalten, begatten, fortpflanzen, und fterben, ohne fie jemals verlaflTen zu haben.— Dies letztere wird befonders auch dadurch wahrfcheinlich, dafs die Keulenkäfer keine Flügel be- fitzon und einen fehr langfamen trägen Gang haben, woraus fich fchlielsen läfst , dafs fie auch ihren Auf- enthalt nicht wechfeln , und fich aus einem Nefte in das andere begeben können. Violleicht liefse fich auch hieraus — ein zwar fonderbares aber doch im- mer mögliches Phänomen — der Mangel der Augen, im Fall er fich bei diefen Käfern betätigt finden follte, einige mafsen erklären. Eine weife Naturein- richtung, kann fie, diefen ftets im Dunkeln lebenden, das Licht des Tages vielleicht ni^ erblickenden Ge- fchöpfen , deren Ernährung und Pflege überdies den Ameifen übertragen ift , als überliüffig verfagt und ihnen dagegen , in ihren auf ganz eigene Weife gebauten , ftarken Fühlern , einen dello ge-
fchärf.
der Gattung Claviger. ies
fcbärfteren Geruchs • und Geföhls • Sinn , der jenen des Gefichrs hinlänglich bei ihnen erfetzt, gegeben ha- ben. Vielleicht gelingt es andern Entomologen, durch Hülfe guter Microfcope, die mir abgehen, über diefen zweifelhaften Punkt, ins Reine zu kommen.
FiJr den Beobachter der Natur, kann es übrigens nicht leicht ein angenehmeres Schaufpiel geben , als die Wahrnehmung des freundfchaftlichen liebevollen Verhältnifses , das zwifchen diefen beiden, fo ganz verfchiedenen Infecterfgattungen herrfcht. Mir ge- währte es wenigftens — da mir über diefen Gegen- ftand noch nichts bekannt war — ein unbefchreibli- ches 5 überrafchendes Vergnügen»
So grofs auch immer die Liebe und Sorgfalt der Ameifen gegen ihre Brut ift , fo fcheint doch ihre Zärtlichkeit gegen die Keulenkäfer nicht minder grofs zu feyn. Es ifl: in der That rührend , zu fehen , wie fie die letztern auch dann, wenn keine Nahrung in ihren Haarböfcheln vorhanden iil, öfters im Vorbei, laufen mit den Fühlern ftreicheln und liebkofen ; wie fie mit immer gleicher Zärtlichkeit und Bereitwillig- keit jeden ihnen begegnenden Hungrigen, noch ehe fie ihre Brut verforgt haben, füttern; wie fie diefel- ben geduldig über fich hinlaufen laffen , manchmal fo- gar mit ihnen fpielen, indem fie, wie ich mehrmal« beobachtet habe, befonders bei der gröfsern Art, ei- nen der ihnen begegnenden, mit ihren Frefszangen auf dem Rücken, da, wo die Haarbüfchel find, von beiden Seiten ergreifen, eine gute Strecke forttragen,
und
jo6 V. Beiträge zur Naturgefchlchte
niid dann niederfetzen. Auf der andern Seite ift das zutrauliche Wefen der Keulenkäfer gegen die Ameifen eben fo rührend und bewundernswürdig. Man glaubt nicht verfchiedene Infectengattungen, fondern Glieder einer und derfelben Familie vor fich zu fehen, oder eigentlich in den Keulenkiäfern eine Kinderfamilie zu erblicken, die forglos und zutraulich in den Wohnun- gen der Eltern lebt, von ihnen Nahrung und Pflet^e erhält, und fie ohne Umllände jedesmal darum an- fpricht, wenn das Bedürfnifs fie treibt; auch ihnen* dagegen gefällige Dienfle zu leiden fucht , wo fie es vermag. So fahe ich z. B. dafs ein Keulenträger der kleinem Art, eine ftillGtzende, ruhende, gleichfam fchlafende Ameife, reinigte, indem er, bald von den Seiten her, bald auf ihr fitzend, mit feinem Munde ihr den Pvücken und Hinterleib abbürflete, und bei- nahe eine halbe Viertelftunde in diefem Gefchäfte zu- brachte. — Eine merkwürdige hierher gehörige Beo- bachtung ifl: auch die, dafs, obgleich die verfchie- denen Ameifenarten , bei welchen fich meine beiden Keulenträger - Arten aufhalten, unter fich felbfl in Feindfchaft leben und einander tödten, fie fich doch gegen die Käfer aus ihrer Feinde Neftern, wenn fie zufällig in das ihrige kommen , nicht feindfelig bewei- fen. Ich hatte nämlich beim Einfangen des Cl. longi- cornis zufällig einmal die Fläfchchen verwechfelt, und dasjenige ergriffen, worin ich vorher fchon eine An- zahl Cl. foveolatus und dazu gehörige Ameifen ver- wahrt hatte. In diefes that ich alfo aus Verfehen einige Stücke jener gröfsern Art, und vielleicht 6 bis
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der Gattung Claviger. 107
8 dazu gehörige Ameifen. Unmittelbar darauf wur- de ich den Irrthum gewahr, und fand zu meiner Verwunderung, dafs die Ameifen der kleinern Art von jenen der grofsern auf der Stelle angefallen und nach und nach getödtet wurden. Die kleinen Reu- lenkäfer blieben aber verfchont, und wurden mit den der giöfsern Art gemein fcbaftlich ernährt und gefüt- tert. Mehrere abfichtlirhe Verfetzungen der beiden Arten, aus einem Fläfchchen ins andere, ^u denen ihnen fremden Ameifen, zeigten den nämlichen Er- folg. —
Nachdem ich nun meine , ungefähr in der Mitte des Junius in die drei Beobachtung flaichchen einge- fperrten Gefangenen einen ganzen Monat lang, wie fchon erinnert wurde, lebendig erhalten, und wäh- rend diefer Zeit die oben erzählten Beobachtungen sn ihnen gemacht hatte, gingen fie mir auf einmal, da ich einige Tage lang abwefend feyn mnfste,^ zu Grunde. Ich gab ihnen zwar zuvor hinlängliche Nah- rung auf mehrere Tage ; aber aus Verfeben liefs ich die drei Fläfchchen auf memem Arbeitstifche flehen, wo fie beinahe den ganzen Tag über den heifsen Son- nenftrahlen ausgefetzt waren. Alle innere Feuchtig- keit trocknete dadurch völlig auf, und die Käfer nebft den Ameifen mufsten durch Hitze, Hunger und Dürft nothwendig fterben. —
So viel Merkwürdiges ich auch diefe Zeit über an ihnen bemerkt hatte,' war meine Wifsbegierde doch noch nicht befriedigt , denn es fehlte mir immer
noch
log V. Beiträge zur Naturgefchichte
noch an der Kenntnifs eines wefentlichen Theils ihre» Naturgefchichte. Die Larven, ihre Ernährungsweife, ihre Verpuppungs - und Verwandlungs - Gefchichto, waren mir noch .unbekannt, jetzt beniühete ich mich auch diefe Lücken noch zu ergänzen, und durch- fuchte mit gröfster Aufmerkfamkeit mehrere mit Keu- lenkäfern bevölkerte Amcifennefter. Aber vergeb- lich war meine Mühe ; die Larven entzogen fich ent- weder ihrer Kleinheit wegen meinen Blicken, oder, welches am wahrfeheinlichften ift, fie lebten in den unterllen Hölungen und Gängen der Ncfter, wo man nicht fo leicht nachfpüren kann, und durch die hineinfallende Erde, die etwa vorhandenen verdeckt werden. Doch ward mein Bemühen endlich zum Theil durch die Entdeckung der Nymphe des Cl. fo- veolatus belohnt, die ich in einem der inncrn Gänge eines Nelles liegend antraf. Zwar war es nicht mehr die lebende Nymphe felbft, fondern blos die noch ganz frifche Hülle, aus welcher der Käfer noch nicht lange hervorgegangen zu feyn, und die von ihrer eigent- lichen Geftalt nach nichts verlohren zu haben fehlen. Sie war i Linie lang, von pergamentartigem Stoff, braunröthlich , wie der Käfer felbft , umgekehrt ei. förmig, von beiden Seiten flach zufammengedrückt, glänzend, glatt. Vorn zwei kurze, dicke, abge- ftumpfte, keiilförmige, vorftehende Hörnchen , wor- in die Fühler lagen. An den Seiten nach vorn be- fanden fich zwei ausnehmend grofse , aus einer auf der Unterfeite liegenden, breiten, langen, häutigen, in die Quere gerunzelten Wurzel , hervorkommende>
hörn»
der Gattung Claviger. 109
hornartige , fpitze , fchwarze , etwas gekrümmte, vorn zufammenreichende Frefszangen , die bei Ver- piippung der Larve nicht mit abgeftreift, fondern ganz unverändert ftehen geblieben waren. Zvvifchen bei- den Frefszangen und ihren Wurzeln war auf der Un- terfeite die Nymphenhaut bis zur Mitte hin, wo eine gefchvj^nngene feine Queerlinie die Nymphe in zwei ungleiche Hälften theilt , der Länge nach durch das Herausfchliipfen des Käfers aufgefprungen. Auf der Oberfeite war^ noch eine erhabenere bis zur Mitte reichende, breite, längtlch- viereckige, auf beiden Seiten und hinten durch eine feine Linie begränzte Fläche zu fehen, unter welcher Halsfchild und Deck- fchilde lagen, und bei der Nymphe felbft vielleicht noch höher aufgetrieben war. Am Hiutertheil der Nymphe hing die abgeftreifte , das hintere Endy der- felben noch umfchliefsende, zufamniengefchrumpfte Haut der Larve mit noch zwei, aus vier länglichen Gliedern beftehenden, an der Spitze mit einer ein- fachen Klaue verfehenen Füfsen auf jeder Seite. Am äufserften Ende der Larvenhaot befanden fich noch zwei kurze, flumpfe Hervorragungen, die vielleicht bei der Larve den After ausmachten. — Man fehe Fig. 15. — Die Entdeckung diefer Nymphenhülle giebt mir indefs gegründete Hoffnung, auch vielleicht noch die Nymphe felbfl: und die Larven der Keulen- käfer künftig zu entdecken , und ihre Naturgefchichte dadurch zu ergänzen, —
So auffallend und merkwürdig übrigens die Er- fcheinu^jg ifl , unter den Ameifen , deren verfchiedene
in
HO V. Beiträge zur Nacurgcfchichte
in abgefonderten Familien lebende und gefchloffcne Gefellfchaften bildende Arten, nicht nur fich felbft unter einander, fondern auch andere, kleinere und gröfsere, fich ihrem Nefte nähernde, oder ihnen zu- fällig begegnende Gefchöpfe, feindlich anfallen, — diefe, der Ordnung und Gattung nach, fo ganz von ihnen verfchiedene Tliierchen anzutreffen ; fo ift fie doch keineswegs die einzige der Art. Die Natur hat noch mehrere Infektenarten auf ähnliche Weife iqi nähere oder entferntere Verbindung mit den Ameifen durch ein gefellfcl aftliches Zufammenleben gefetzt, und ihnen die Ncller dcrfelben , wenigftens eine Zeit- lang, zur Wohnung — auch vvahrfcheinlich zu ihrer Erzeugung — angcwiefen. Zwar trifft man auch ei- ne ähnliche Erfcheinung bei mehreren in der Erde fa- milienweife lebenden Hummeln und Wefpen - Arten an, in deren Neflern einige Infektenarten und auch felbft Käfer fich finden. Aber ganz vorzüglich ift das doch der Fall mit den Ameifen > bei denen fich , zu- folge meiner Erfahrungen, nach Verfchiedenheit der Arten verfchiedene Infekten , befonders aber Käfer ganz verfchiedener Gattungen , aufhalten , die nicht nur in ihren Neilern fiiedlich und ungeftört leben, fon- dern ebenfalls, wie die Keulenkäfer, als Freunde und Hausgenoflen, wenn gleich nicht ganz in demfelbea Grade, behandelt v»'crden. So lebt z. B- Lomechufa dentata und flrumofa Grav. , crftere ausfchliefslich in den Wohnungen der Formka rufa P ; Loimchufa paradoxa Grav, in den der For7n. rubra V. ; Nitidula marginata F., in den Ntftern der Form, nigra F.;
der Gattung Clavigcr. in
H'ifler quadratus Ent, Hefte in den der Form, fufca F. Ihre Oekonomie ifl mehr oder weniger der der Keulenträger ähnlich. Alle hier angeführten begat* ten fich in den Neftern der Ameifen , und zwar mit- ten unter diefen; alle werden von ihnen umlagert und beleckt, Ichu-itzen alfo ebenfalls eine denfelbea angenehme Feuchtigkeit aus, und finden wahrfchein- lich auch hinwiederum eine ihnen felbft angenehme) Nahrung in den Neftern, obgleich es nicht wahr- fcheinlich ifl:, dafs die gröfsern Arten diefer Käfer gleich den Keulenträgern gefüttert werden, weil fia mit ausgebildeten ITnterflügcln verfehen, dicfe Nefler verlaflen , und fich ihre Nahrung felbft auffuchen kön- nen. Mehrere diefer Käfer — vielleicht alle — werden auch wahrfcheinlich in den Ameifenwohnun- gen erzeugt; von Lomech. dentata und Hift. quadratus glaube ich es mit einiger Gewifsheit behaupten zu können. Beide flüchten fich mit den Ameifen , wenn das Nefl: durch Wegnahme des Steins entblöfst wird, augenblicklich ins Innere; von beiden traf ich fchoi» mehrmals noch ganz blaffe, weiche, eben der Nym- phenhaut entfchlüpfte Stücke an , welches jene Muth- niafsuDg hinlänglich begründet. In Anfehung des Lom. dentata ift auch in diefer Hiniicht der Umftand bewei- fend, dafs ich fie in ehiem und dewfelben Nefle der Form, rufa, fechs Jahre hindurch zu jeder Jahrszeit, vom erften Frühling bis zum fpäteilen Herbfl, bei jeder Nachfuchung aufgefunden habe. Vom HIfler quadratus muthmafste ich, durch meine Beobachtun- gen an den Keulenträgern aufmerkfam gemacht, dafs
er
112 V. Beitr. z. Naturg. d. Gatt. Claviger.
«r vielleicht ebenfalls gefüttert werde, aber eine im verwichenen Sommer m<=>hre Tage hindurch in diefer Hinficht fortgefetzre Beobachtung zweier mit mehrern Ameifen in ein Plafchchen gefperrter Stücke, zeigte mir vor der Hand noch nichts der Art. — Dafs die in den Ameifennertern lebenden Käfer auch dafelbft ih- ren Winterfchlaf halten, läfst fich im Voraus ichon er- warten; folches wird auch durch die in Illig. Mag. i« p. 491, vom Hofkaplan Schmid in Wernigerode*) nachgetragene Beobachtung über den Winterfchlaf der Aleoch. flrumofa Grav. in einem Ameifenhaufen, aufser Zweifel gefetzt. Deßfen hinzugefügte Bemeikiing aber: j,Es ift mir noch nicht vorgekommen, dafs Käfer, die fonft in natürlicher Feindfchaft mit den Ameifen leben, mit diefen an einem Orte und in fo eoger Verbindung Winterfchlaf halten*'' — ifl: , zufolge der in gegen- wärtigem Auffatze enthaltenen Beobachiungen und Be- merkungen, in Rückficht des genannten Käfers und vieler andern, nicht ganzrich'ig, da fie eme /Ausnahme von der Feindfchaft machen, in welcher die Ameifen mit den übrigen leben, und in gewifler Hinficht als Glie- der ihrer Familien betrachtet werden müllen.
*) letzt Prediger zu Wafferleben bei Wernigerode. P. W. J. MÜLIER.
VI.
VI.
D i e Lineeifchen Tineen
in ihre
natürlichen Gattungen aufgelöft
und befchrieben von
J. L. Th* Fr» ZiNCKEN, genannt Sommer.
CFortfeizung.)
■tJevor ich hier die Monographie einer neuen Gat- tung beginne , fehe ich mich genöthigt, zu der im zweiten Bande unferes Magazins gelieferten Mono- graphie der Gattung Chilo einige Zufätze und Be- richtigungen voran 2U Ichicken.
Die Veranlafsung hierzu geben zwei neue Chilo- cen , die ich der Liberalität des Brittifchen Mtifeums und namentlich der Güte des bei diefer grofsen i>chatz- kamnier der Natur angelteliten Profefsor Woi. Elf. Leach verdanke»
Band nU H 12»
114 VI. ZiNCKENS Eintheilung
12. b) Chilo Leachellus
alis aixtlcis retuils fusco - aureis , fascia longitudi- nali lanceolata argentea.
Leach M. D. Londlnenfis, Ppofefsor hlstoriae naturalis experientilfimus.
Etwas gröfser als Ch. Pascuellus und diefem an Geftalt und Zeichnung fehr ähnlich , doch wefentlich verfehle den»
Die Tafter fehlen. Die Fühler find braungran, <TeVerbt. Kopf und Rücken braun; der Hinterleib afchgrau.
Die Oberflügel noch fchmiiler als an C. Pas- cuellus , und am Ende nicht breiter als in der Mitte. Sie find einfarbig graubraun goldfchimmernd ; dicht vor dem Vorderrande zieht von der Wurzel her, ein ausgezeichneter, die halbe Flügelbreite einneh- mender, fehr glanxender, gerader Silberftreif, der auf der Imienfeite einen kleinen Zahn hat und gegen den Hinterleib in eine äufserft feine Spitze ausläuft, mittelfl welcher er mit einem dafelbfl: befindlichen klei- nen, dreieckigen, vveifslichen, gerade entgegenflehen- den Randflccken xufammenhängt. Die gebrochene Familien Linie vor dem Hinterrande ift braun, aber fchwach und verlofchen, und der Saum afchgrau, vor welchem der ganzen Länge nach eine Reihe von fechs fchwarzen Punkten lieht. Die Unterflügel find weifs- grau mit gleichfarbigen Franzen.
Das Vaterland war nicht bekannt.
41.
der Linneeifchen Tineen. 115
41. h) Chilo Aridellus alis anticis obtufis cinereis albo venofis : ftriis duabu« traDsverfis repandis nigricantibus.
Tin. Aridella Thiinberg refp. Wenner dip. fert. entom. in tabula adj. Fig. i, *.
Mit Ch Fascelinelliis fehr habe verwandt , aber gröfser. Die OberflDgel find lang» fchmal, ftaubig afchgrau mit Weifslich gefärbten Sehnen und weifs und dunkelgrau (zahnartig) gefcrichelten Kränzen am ge- rundeten Hinterrande, Queer über 2iehen vom Vor- derrande fchräg einwärts gegen den Innenrand zwei ausgezeichnete fchwarzbraiine , aus kurzen aneinan- der gereiheten Längsftrichen beftehende Streife. Der erfte durch die Mitte ift am Vorderrande einwärts ge- bogen j und der zweite vor dem Hinterrande befteht aus zwei Halbkreifen, von denen der gegen den In- ftenrand , der kleinere ift. Die Unterfliigel find etwas heller grau als die Oberfiügel und haben weifsliche Franken« (Tafter und Fühler fehlen.) Kopf, Rü- cken und Hinterleib find ftaubig afchgrau*
Das Vaterland des hier befchriebenen Exempla- res konnte nicht angegeben werden ; nach Thunberg ift diefes Infect aber in Schweden einheimifch,
Mono-
*) Die nicht genau genug abgefafste Befchreibung der T. Aridella Thunb. und die farbenlofe Abbildung deTfelben verleiteten mich früher im 2 ten Bde d, M. S. 104 diefe irrig mitCh. Inquinatellus zu ver- binden,
H 2
ii6 VI, ZiNfCKENS Monographiä -
Monographie der Gattung Pliycis.
Fabricius hat in feinem Suppl. Hnt. fyfl:. Seit 420 die Gattung Phyc'is 7.nerfi: gegründet, unrf Seit. 463 zwei Arten, die Ttn.Boktdla Hub. Tin. Fig. 18» und Tin. Spificella Hüb. Tin. Fig. 75 in ihr äufge- Hellt. Beide find fehr verfchiedenartige Thiere und gehören zu ganx gefonderten Familien , deren jede mithin auf den Gattungsnamen Phycis fo lange gleiche Anfprüche hat, bis das Vorrecht der einen oder der andern enviefen ill. Nun hat zwar Och fen heimer in feinem Werke über die Schmetterlinge von Europa (Bd. 3. Seit. 120 u. Bd. 4. Seit. 57.) für die T. Bo- letella eotfchieden , da aber diefe mit Tin. Mediella Hü., Parafitella Hu., Rufticella Hü. fig. 339, Tape- zella, MonachellaHü,, Pcllionella, Flavifrontella, Gra- iiella> u. m. a. in eine und diefelbe Familie gehurt, welche nicht nur deswegen den Namen Tinea (Scha- be) vorzugsweife verdient, weil ihre Arten es wohl befonders waren, welche man ihrer zerflörenden Wir- Jkungen wegen zuerft: kennen lernte und zuerfl: mit die- fem Namen belegte, fondern welche auch bereits La- treille (Genera Crustaceorum et Infectorum Tom. IV. pag 224) früher als Gattung unter dem Namen Tinea aufgehellt hat, fo halte ich mich berechtigt, folchen auch für die Familie der Boletella beizubehal- ten und den Gattungs - Namen Phycis auf die Familie der Spificella zu übertragen. Diefe ifl: daher der Ge« geniland der hier folgenden Bearbeitung.
Genus
der Gattung Pliycis. 117
Genus Phy eis.
Phycts Fabr. Snppl. Ent. Syft.
Cramhus Fab. et LatreiU Tom. IV. Tinea. Fab. Ent. Syft. , W. V., Hüb» Phalaena Tinea Lin»
Character gerxCricus.
Lwgfia fpiralis Cornea infignis.
yJntefmaz corpore breviores, fetaceae, fnpra ocu- los in verticis medio infertae , fere ccntiguae, erectae, fupra bafeos articulum finiiatae,
Caput et Thorax fquamis breviriirais adpreffis.
j^lae convolutae : anticae longae , angustae ; posticae latae femicirculares,
Larvd nuda fedecimpoda , vel in foliis convolu- tis, vel in canalibus membranaceis , vel intra capfulas feminales vivens.
Der Name Phycis, welchen Fabricins von dem ,Griechifchen <pvKis , ein Fifch bei Ariftoteles und Pli- nius, entlehnt haben foll, ifc in Hinficht der Art und Schnelligkeit, mit welcher diefe Thiere bei naher Gefahr auf der Erde fortlaufen und wie jene gleichfam durch ruckweifes Fortfchiefsen ihren Feinden zu ent- kommen fachen , ganz paffend. Für einen deutfchen Namen mögte jedoch die Ueberfetzung diefes Wortes keine Anwendung leiden. Ich fchlage daher vor, fol- chcn von eben dem gciechifchen Worte zu nehmen
und
ii8 VI. ZiNCKENS Monographie
und im Deutfchen diefe Gattung Phykis oder auch Rollfchahy von dea zufamraengerollten Flügeln tu benennen.
Es Acht diefelbe der Gattung Chilo am näehllen, unterfcheidtt fich aber befonders durch die eigene Gc- ftalt der Fühler, durch die verfteckt liegenden Neben- tafter, durch die zufammen gerollten Flügel, und endlich durch die Lebensart und Raupe.
Der Sauger ift aufgerollt, ftark» und hornartig. Die Taller kommen als Gattuqgs • Merkmal hier nicht in Betrachc , da fie in diefer Gattung von fehr verfchiedenem, von einander abweichendem Baue er« fcbeinen. Um fo mehr zeichnen fich die Fühler aus» Piefe find borftenförmig> etwas kijrzer als der Körper, weder gfkänmt noch gefranzt , an der Wurzel ftark und am Ende in eine feine Spitze auslaufeod , fie find über den A'igen auf der Mitte des Kopfs nahe bei ein- ander eingefetzr , und fteigen neben einander gerade aut; das Wuizülglied ift lang und ftark, und über demfelben macht der Schaft einen kleinen Bogen nach aufsen , deffen Höhlung nach innen , dem entgegen» ftebenden Fühler zugekehrt ift. Diefer Bogen ift beim Weibe fchwäcüer als beim Manne, und bei letz» tern in den mehrften Fällen mit mehr oder weniger kurzen Haaren und Schuppen ausgefüllt, wodurch an diefer Stelle eine Art Knoten oder aufftehender Haar- bufch (crista) gebildet wird. In der Pvuhe legt das Infect die Fühler nicht wie die Chilenen und die mehrften andern Schaben • Familien unter die Flügel ein , foadern über den Rücken zurück. Die Flügel
find
der Gattung Phyci's. 119
find znfammeng€ro!lt, wie bei der Gattung Lithoßa^ die vordem lang und fchmal mit gerundetem Hinter- rande , die hintern breit und halt)kreisförmJg. Als Vogel hält f»ch das Thier gröfstentbeils niedrig, auf der Erde und im Gräfe auf, und fifzt nie, wie die Chilenen mit aufwärts gerichtetem Kopfe. Die Rau- pen find fechzehnfüfsig und nackt, und leben, foviel ich deren bis jetzt kenne , fämmth'cii auf Baum und ilrauchartigen Pflanzen , theüs in dutenförmig einge- rollten B'ärtern, theils in röhrenförmigen, längs den kleineren Zweigen befelligten Gefpinnften , theils in Kanälen innerhalb verfcbiedener Saamenkapfeln ver- borgen. Die Verwandlung aber gefchieht auf oder in der Oberfläche der Erde,
Die Familien -Unterfchiede find zu unerheblich und mannigfaltig, um ünterabtheilungcn zuzulafsen ; ich glaube daher diefe Gattung nur als eine Familie behandeln xu müfTen, und habe die Arten in der Ord- nung aufeinander folgen laffen , wie fie theils durch ihre Zeichnung, theils durch die Form einzelner Theile fich einander nähern. Den Anfang mache ich mit denen , die der Gattung Chilo am nächften ftehen.
Die auf der Wiener Syftematifches Verzeichnifs fleh beziehenden, durch (v. C) ausgezeichneten Sy- nonyme verdanke ich dem Ober - Bergrath von ChaV' pentier in Breslau, einem, fehr gelehrten und geübten Entomologen, welcher im verfloffenen Jahre, während feines Aufenthalts in Wien , Hübners Abbildungen der Gattungen Pyralis, Tortrix, Tinea und Alucita mit der Schiffermillerfchen Sammlung verglichen, und
diefs
i2o VI, ZiNCKENS Monographie
diefe interefsante und gelungene Arbeit, auf welche ich an einem andern Orte unf. Mag. noch einmal zurück- kommen werde, mir mitzutheilen die Gute gehabt hat. Wie in der Monographie der Chiloncn , Ib ha- be ich auch in diefer die Arren, welche ich nicht felbfl: befjfze uad nur nach Abbildungen kenne, mit einem f bezeichnet,
i) Phycis Aheiiella»
Palpis porreqtis, antennis nudis, alis anticis ob- fcure fuscis : fasciis duabus transverfis purpureis ob* foletis, interne confluentibus,
Wien. Veizeichn. S. 135. Nr. 32. Tin. Ahe-
nella. •) 111 ig. Neue Ausg. deff. IL S. 91. Nr. 32. Tin«
Ahenella. Hübn. Samml. Tin. 6. Fig. 41. Tin. Aeneella
(cT; Tab. 9. Fig. 58. T. Ahenella (?).
Sie
*j Ec ift zwar kein klarer Beweis vorhanden , dafs unCere Ahenella auch die der Wiener fey, da aber Hübner diefer eiMoial den Namen jener ertheilt hat, und der Platz wo die Verfafser ihre Ahenel- la aufftellen, fo wie ihre Bezeichnung derfelben, dem nicht widerfpricht, auch nach v. Charpentier die Ahenella jetzt nicht mehr in der Schiffermiller- Ichen Sammlung vorhanden ift , mithin für keine andere jemals entfchieden werden kann , fo glau- be ich dafs diefe auch ausfchlielslich dafür ange- iiommen werden mufs.
rder Gattung Phycis. j2i
Sie hat die Gröfse des Chilo Ocbrellus, k(3mmt oft aber, befonders das Weib, auch beträchtlich klei- ner vor. Die Tafter lang, vorgeftreckt und etwas gefenkt, oben braun etwas erzfchimmernd , unten weifs, die Zunge nufsbraun , an der Wurzel grau be- haart. Die Nebentafter klein-, verfteckt , über die ^ungenwurzel zufammen laufend. Die Fühler grau- braun, beim Manne über dem Wurzelgliede fchwach gebogen , die Biegung aber nackt. Kopf und Rücken graubraun etwas erzfchimmernd. Die lang geftreck- ten, hinten etwas breitern und gerundeten Oberflügel find oben graubraun, mehr oder weniger mitlehmgeiben Atomen beftreuet, und queerüber laufen zwei breite nicht fcharf begrenzte, dunkele, auf Kirfchroth zie- hende, am Innenrande zufammenfliefsende Binden, deren erftere vor der Mitte gerade, die zweite hinter der Mitte gefchweift ift, unten dunkelgrau mit hell gelbgrauem Vorder- und Hinterrande. Die Hinter- flügel auf beiden Seiten danckel-rrau mit weifslichpn Franzen. Der Hinterleib dunkelgrau. Die Beine oben gelbgrau, unten dunckelgrau»
Das Weib hat fchmälere, hinten ftumpfere Flü- gel und ift beträchtlich kleiner, oft nur halb fo grofs als der Mann,
Abänderungen kommen häufig vor, erftrecken fich aber nur auf die Gröfse des Inlects und die Binden der Oberfiügel, welche bald ausgezeichneter und ftä k-r, bald nur wie matte Schattenbinden erfchei- nen , oft auch ganz fehlen.
Die
122 VI. ZiNCKENS Monographie
Die Raupe ift nicht bekannt. Der Vogel fliegt bei Braunfchweig vom Anfange Jun, bis Mitte Jiil. auf VViefen, und kömnit auch bei Augsburg und Wien vor.
2) Phycis Germarella,
Palpis porrectis, antennis nndis, alis anticis nig- ris : fquamis fparfis aeneis.
Ger mar Profeffor Halenfis, amicus dilectus, harum ephemeridum cocditor.
Gröfse und Geftalt genau wie bei P. Ahenella» Die Zunge zitrongelb Die Fühler fchvvarz. Tafter, Kopf, Rücken und Schnlterdecken fchvvarz und ftark erzglänzend. Die Oberflügel oben einfarbig fchwarz und dicht mit erzglänzenden Schuppen überftreuet, unten einfarbig fchwarzgrau. Die Unterflügel auf beiden Seiten fchvvarzgrau mit wenig helleren Krän- zen. Der Hinterleib fchwarzgrau. Die Beine fchwarz und erzglänzend befchuppt.
Befchrieben oder abgebildet finde ich diefe Roll- fcbabe noch nicht.
Ich erhielt fie ohne Namen und ohne weiteren Bericht aus der Wiener Gegend. Ihrer Geftalt und Färbung nach würde fie ebenfalls für die Wiener Ahenella gelten können, da aber ihr Vorrecht nicht bewiefen werden kann und Hübners Schabe gleiches Kamens einmal dafür angenommen ift, fo mufs diefe zmücktreten.
3)Phy.
der Gattung Phycis» laj
3) Phycis Finetella.
Palpis porrectis, antennis nudis, alis anticis fus» CO olivaceis : ftrigis tribiis longitudinaübus argenteisi internis duabus inrerruptis.
HUbD, Samml. Tin. Tab. 6. Fig 42. ((/) Tex.
S. 27. Nr. i8. Lanzetftreifige Schabe, Tin.
Vinetella» Fabr. Ent Syft. III. II. S, «94. Nr, 20. Tin.
Vinetella. Fabr. Siippl. Ent. Syft» S. 472. Nr, 49. Cramb,
Vinetorum»
Unter den bekannten Arten diefer Gattung eine der gröfsten. Die Tafter find lang, vorgeftreckt, etwas gefenkt, oliv^ngrau , oben an der Wurzel et- was weifslich. Die Mebentafter verfteckt. Die Fühler nackt mit weifsem Wurzelgliede , fonft fo wie Kopf> Schiilterdecken und Rücken olivengran ; über die Mitte des letztern ziehen dicht bei einander zwei breite ülberne Längslinien. Die Oberflügd find oli- vengrau (ein fchmutziges dUnkeles Gelbgrün) mit afchgrauem Saume und drei ausgezeichneten ganz durchziehenden filbernen Längsftreifen ; von welchen der erfte am Vorderrande der fchmalfte ift und diefem zur Einfafsung dient , der Mittelftreif ift der ausge» zeichnetfte, und nicht weit von der Wurzel unterbro. eben, gleichfam fchräge gefpalten; der dritte ift auf ähnliche Art unterbrochen, aber auf einer andern , Stelle, nemlich nicht weit vom Hinterrande, und dient dem iDoenrande zur Einfafsuog.
124 ^I' ZiNCKENS Monographie
Die Unterflügel find afchgrau gedeckt , mit wei- fsenFranzen; der Körper und die Beine dunkelgrau.
Die llaupe ifl: unbekannt. Das Vaterland ill Sachfen, Oellerreich und Ungarn, wofelbll fie in Weinbergen gefangen wird,
4) Phycis Argyrella*
Palpis porrectis brevioribns, antennis fubcristatis, älis anticis fusco viridibus argenteo flriatis.
Wien. Verz. S. 135. Nr. 28. Tin. Argyrella»
Illig, Neue Ausgab, deff. II. S. 89. Nr. 28. Tin. Argyrella.
Fabr. Ent. Syft. III» 2. S. 294. Nr. 30. Tin. Ar- gyrella.
Fabr. Suppl. Ent. Syft. S. 471. Nr. 4i.Crambns Argyreus.
Hübner. Samml. Tin. Tab. ro. Fig. 64. Text. S. 36. Nr. 19. Tin. Argyrella {J'').
Kleiner als P. Vinetella. Die gelbbraunen Tafter find kürzer als an den vorbefchriebenen Arten und et- was aufgerichtet; Stirn und Halskragen gelb glänzend wie Bleiglättc. Die Fühler gelb, am Manne mit ei- nem deutlichen Haarknoten (crista). Rücken und Schulterdecken fchwarz grün , mit Silberfchuppen ge- deckt. Die Oberflügel find fchmal, am Ende kaum breiter als in der Mitte, fchwärzlich grün, mit filber- nen Atomen dicht beflreuet, mit einem blasgelben oder bleiglättfarbigen Vorderrande und zwei nicht fcharf begceozteo iilberpea Längsilreifen , von denen dec
vor
der Gattung Phycis» 125
vor dem Innenrande der verlofchenfte ift und ganz durchzieht, dervor dem Vorderrande aber die Wur- zel nicht erreicht, weifser und deutlicher erfcbeint und in der Gegciid feiner Mitte auf beiden Seiten mit einem gerade auf feinem Rande flehenden fcliwarzen Punkte befetzt irt. Die Franzen des gerundeten Hin- terrandes fmd hell lehmgelb. Die Unterfiügel hell afchgrau, mit gelblich weifsen Franzen.
Der Hinterleib hat eine gelbliche Afterfpirze, und ift oben zur Hälfte gegen den Rücken zu lehm- gelb, gegen den After alchgrau , unten fchwärzlich- grau. Die Beine inwendig gelblich , auswendig fchwärzlich.
Das Weib hat nackte Fühler und der Hinterleib iil mit einer Legeröhre verfehen.
Die Raupe ift nicht bekannt. Der Vogel fjiegt bei Braunfchweig den ganzen Jul. und Auguft hin- durch auf dürren fandigen Heidangern, aber nicht häufig, und kömmt auch bei Wien vor»
5) Phycis Pudicella,
Palpis porrectis, antennis nudis, alis anticis pal- lidls : atomis fparfis fanguineis minutiffimis.
G e r m a r Reife nach Dalmatien S. 280, Nr. 46 j, Tin. Pudicella,
Sie hat die nächfte Aehnlichkeit mit P. Minio« fella, ift aber noch etwas gröfser, und ift überall ftrohgelb gefärbt, felbft die Himcrfiügel, die nur we- nig bläffer find.
Die
126 VI ZiNCKENS Monographie
Die Ta(ler find fehr lang, vorgeftreckt und et- was gefenkt. Die Fühler ohne Haaiknoten. Die Oberflügel gleich breit , und mit blafsrothen , nur durch eine gute Lupe fichtbaren Atomen beflreuet»
Germar fing diefo Phycis im nördlichen Dal- matiert.
6) Phycis Mimofella.
Palpis porrectls, antennis nudis , als anticis mi- oioßs, margine crafliore pallido.
Tinea Miniofella Mufei deTifcher, Ento- mologi periti.
Diefe ift: mit Ph. Lotella am tiächlteri verwandt, ift aber etwas grölser, Die Tafter find lang , vorge- ftreckt , ein wenig gefenkt , und fo wie Kopf und Rücken mennigroth. Die Vorde-flügel fchrual, ftau- big mennigroth (ohne Glanz) mit weifsgrau , bei ei- nigen hell rothgrau gefärbtem Vordenande und mehr oder weniger heügefäibten Sehnen. Die Hinterflügel afchgrau mit hellgrauen Franzen. Der Hinterleib roth* grau. Die Beine a cbgrau.
Das Vaterland ifl d'e Gegend von Schandau, un- weit Dresden , woher ich diefelbe von dem IJeutn. Carl von Tifcher, einem uns allen bekanntea eifrigen Entomologen erhielt.
7) Phycis Lotella, Palpis porrectis y antennis nudis > alis anticis teflaceo pulverulentis»
Httb.
der Gattung Phycis. 127
Hübner Samml. Tineae. Tab. 48. Fig. 33 4»
Tin. Lotella. Die Tafter find lang, voxftehend, gefenkt und fo wie Kopf und Rücken lehmgelb oder rothgrau ge- fäibt. Von gleicher Farbe find die Fühler, und ihre Biegung nicht mit Haaren beCetzt. Die Vorderflügel fchmal, ftaubig lehmgelb, bei einigen auf rothgrau ziehend, und längs den Sehnen, befonders gegen den Hinterrand zu, dünn fchwärzlich beftäubt.
Die Hinterflügel afchgrau mit weilslichen Fran- 2en.
Der Hinterleib und die Beine gelbgrau.
Das Weib unterfcheidet fich vom Manne nur durch feine geringere Gröfse, fchmalere Vorderflügel, und einer kleinen fichtbaren Legeröhre.
Als Vaterland ift mir nur die Gegend um ßraunfchweig bekannt, wo fie im Jul. auf dürreo fandigen Gras- und Heideplätzen fliegt.
8) P h y c i s/Proäyoviella,
Palpis erectis, antennis nudis, alis anticis fufco cinereis, nigro venofis.
Hübner Samml. Tin. Tab. 37. Fig. 254. Tin. Prodromella. (an ^ ?)
Faft noch einmal fo grofs als PL Lotella. Die ftarken, aufgerichteten und mit der Spitze wieder nach vorn gebogenen Tafter, find unten weifs, oben, fo wie Kopf und Rücken fchwarzgraü. Die Fühler rauchfchwarz , und äie febr ftarke Bucht über dem
Wur.
128 VI. Zi NC KENS Monographie
Wiirxelgliede nackt. Die langen, fehr fchmalen, ge- gen die Flügelfpitze breiter werdenden und fich run- denden Oberflügel find einfarbig fchwarzgrau , mit fchwarzen durchziehenden Adern (^hi Farbe und Zeichnung der Cucullia Lactucae Ochfenh. ähnlich), und auf der Mittelfehne fteht da , wo diele fich in Aefte theilt, ein Ichwarzer Punkt. Die Unterflügeb weifs, mit zarten gelbgrauen Sehnen, afchgrau be- ftäubtem Vorderrande und weifsen Franzen, die durch eine dunkle Schattenlinie von der Fläche gefchiedea werden. Der Unterleib und die Beine afchgrau.
Nach meinem Exemplare ifl Hühners Abbildung etwas zu hell.
Das Vaterland ifl: mir nicht bekannt.
9) Phycis Carmlla.
Palpis adfcendentibiis ; antennis criftatis; alis an- ticis fanguineis interne flavo marginatis,
Variat alis anticis marglne crafillore albo.
Linnee Syft. Nat. ed. 12. I. II. S. 887". Nr. 363. Tin. Carnella.
Wien. Verz. S. 138. Nr. 13. Tin. Carnella.
II liger Neue Ausg. deff. IL S. lol. Nr. 13.
Tin. Carnella, Fabricii Ent. fyfl:. III. II. S. 296. Nr. 41,
Tin. Carnella, — Suppl. Ent. fyft. S. 470. Nr. 35. Crambus
carneus»
Sul-
der Gattung Phycis. 129
Sulz er Gefch. d. Inf» II. Tab. 23, Fig. 12. Tin. Carnella.
Schrank Fauna Boica. II. 2. S. 117. Nr. 182g. Tin. Carnella.
Scopol i Ent. Carn. S. 245. Nr. 623» Phal. Semirubella.
Hübner Samn:il. Tin. Tab. ro. fig. 65'. Text S. 37. Nr. 22. Tin. Sanguinella (varietas^.
— — .,^ -Tab. 10. fig. 66. Text S, 36» Nr. 21. Tin, Carnella.
Die Tafter find ftark, grofs, aufwärts gekrümmt, kurz befchoppt und blutroth, Kopf, Rücken und Schulterdecken- zitrongelb, letztere nach aufsen roth angeflogen. Die Fühler gelb, und beim Man-ne mit einer anfehnlichen grauen Haarquafle in der Bucht über dem Wurzelgliede befetit. Die langen hinten fliimpf gerundeten Oberflügel blut - oder weinroth, mit gleichfarbigen Franzen und einem breiten zitron- gelben Innenrande. Die Unteifiajel hellgrau, halb klar, mit etwas dunkleren Sehnen und weifslithem Saume. Der Hinterleib afchgrau, am IVcibe mit goldgelber Afterfpitze und einer kurzen Legeröhre verfehen. D:e Beine inwendig blafsgelb, auswen- dig fchwarzgrau und mehr oder weniger roth ange- flogen.
Eine fehr 'gewöhnliche Abänderung \{k ilübners
77«. Sanguinella fig. 65. Sie zeichnet fich nur durch
einen rein weifsen Vorderrand aa ^^ii Oberflügeln,
BmA ilL I • fonft
130 VI. ZiNCKENS Monographie
fonfi: aber durch nichts von der gewöhnh'chen Art aus, mit welcher fie nicht feiten an einerlei Orten und zu gleicher Zeit nebft allen Uebergängen gefangen wird. Einer befondern Erwähnung verdienen hier hoch die Nebentafter. Diefe find am Weibe von ganz ge- wöhnlicher Form, dünn, klein, kurzbehaart, ge- fj)ilzt, und neben der Zungen wurzel aufgerichtet, am Manne hingegen länger als die Ti:ller felbft, faden- förmig, die erfcen beiden Glieder hornartig und nackt, das Endglied aber mit fehr langen, einen ftumpfen Pinfel bildenden Haaren befetzt , welcher in einer eigenen langen und tiefen Rinne In der inwendigen Seite der Tafter verborgen liegt. Im gewöhnlichen Zuftande fieht man daher von den Nebentaftern nichts, wenn nicht diefe Haare etwa durch Zufall in Unord- nung geratlien find , und ein Theil derfel' j zwifchen den Taftern heran sfteht.
Ohne Zweifel kann das Infect die Nebentafter aus ihrer Rinne willkiJhrlich heraus nehmen, bewe- gen und verlängern , wenn es die winklicht geboge- nen Gelenke der erften Glieder ftreckt.
Ich kenne nur noch vier Arten Phykis , d^ren Männer ähnlich geftaltete Nebentafter haben ; diefe find Ph. Spadicella^ Palumhelhy Ornatella nnd Olytti- fella y und eigen ift es, dafs bei allen, fo verfchieden fie felbft auch gefärbt find, der Haarpinfel, fowie bei Carnella, goldgelb ift.
Die Raupe kenne ich nicht. Fabricius fagt : „habitat in Trifolio pratenfi (Die Pvaupe oder der Vogel?) larva villofa (?), nigra, cauda bifida (?).'*
Mir
der Gattung Phycis. 131
Mir ifl: bis jetzt keine behaarte Raupe in diefer Gat- tung bekannt , auch fcheint ihre Lebensart derglei-- qhen nicht zu erheifchen ; vielleicht aber beruhet lar- va villofa auf einem Irrthum, und ioW larva folUcii' lata heifsen, und das cauda bifida bezie' t iich nur auf die weit zurück geftreckten Nachfchieber Füfse.
Es fchcint diefe Rollfchftbe überall in Deiitfch- land cirheimifch zn feyn ; hier bei Braunfchweig flitgt fie vom Anfange Jnl. bis Mitte Augull auf Holzvvie- fen gar nicht feiten.
V
10) P h y c i s ylfnlopcUa,
Palpis erectis , antennis nudis , alis omnibus atris poflicarum ciliis luteis.
Wien. Verzeichn. S. 69. Nr. 13» Noct. Mar- ginea.
— — S. 317. Nr. 48. Pyral. Marginalis.
111 ig. Neue Ausg. defT. I. S. 1S2. Nr. 13. Noct. Marginea.
^ — — — 11. S. ^4. Nr. 30. 31, Pyr.
Marginalis»
Fabr. Ent. Syll. III. II, S. 219. Nr. 33J. Phal. Marginalis.
Borkhaufen Eur. Schmett. III. S, 472. Bomb,
Marginea. Efper Europ. Schm. IV. 11. S. s:66. Kr. 237.
Tab. 16.J, fig, I, Noct. Marg.nea mas,
I 2 Hüb.
132 VI Zi NX KENS Monographie
Hübner Beitr. Li. S. 17. Tab. 2. fig. k, Pyr. Marginalis fem.
— Samml. Pyral. Tab. 5. fig. 28. Text S. 13. Kr. 3. Pyr. Marginalis.
Dicfes bisher aus einer Ordnung und Familie in die andere geworfene Infect, erfcheint hier abermals in einer neuen Gattung, wohin dairelbe aber, der genaueften Unterfuchung zu Folge, mit alltm Rechte auch gehört. Billiger Weife hätte der Name Margi- nella heifsen miiiren, da diefer aber bereits in den al- ten Gattungen Tinea und Alucita fchon mehrmals und von verfchiedenen Schriftrtellern fi'ir fehr ver- fchiedene, zum Theil noch ftreitigo Arten gebraucht ift, fo glaubte ich, um alle Collifion zu vermeiden, denfelben ändern zu muffen. Wegen einer entfernten Aehnlichkeit in der Färbung mit Vanefsa Antio.pa, habe ich von diefer den neuen Namen entlthnt.
Sie hat die Gröfse der P. Carnella, ihre Ober- flügel find aber gegen den Hinterrand ein wenig brei- ter. Die aufgerichteten Tafter, Kopf und llückeD fchwarz und ftahlblau angelaufen. Die Fühler fchwaiz, ohne Haarfchopf. Die Oberflügel tief fchwarz , fei- denartig glänzend. Die Unterflügel matt fchwarz mit goldgelbem Saume. Hinterleib und Beine , fo wie die Unterfeite aller Flügel fchwarz. Das Weib hat eine gelbe Afterfpilze.
Das Vaterland ift Oeftreich.
lO
der Gattung Phycis. 133
11) Phycis Auriciliella. f.
Alis anticis nigris, pollicis fuliginofis, omnibus lutpo ciliatis.
Hübner Samml. Tin. Tab. 49« H- 340. Tin. auriciliella.
Ich kenne diefe nur aus der angeführten Abbil- dung Hübners, nach welcher fie in Grolse, Form und Farbe ganz mit Ph. Antiopella übereinkommt, von welcher fie fich nur dadurch unterfcheidet, dafs, fo wie die Unterflügel, auch die überfiügel goldgelb gefranzL find; desgleichen, wenn Hühners Original, wie es die Abbildung vermuthen läfst, weiblichen Ge- fchlechts war, auch dadurch, dafs dem Weibe dis gelbe ATterfpitze fehlt»
Vielleich-: iil fie nur Abänderung von P. Antio- pella.
12) Phycis Cirvtgenlla,
Palpis erectis , alis anticis lutefcentibus , poilicis plumbeis flavo ciliatis.
Ich befitze nur ein weibHches Stück diefer Roll- fchabe, und kann daher nicht fagen, ob die Fühler des Mannes mit einer Haarquafte verfehen find oder nicht ; aus ihrer nahen Verwandtfchaft mit F. Antio- pella vermuthe ich, dafs fie es nicht find.
Sie ilt etwas kleiner als Antiopella. ,Die aufge- k ümmten Tafter , die Fühler, Kopf und Pvücken blas goldgelb. Die Oberflügel nicht fehr lang, hin- ten llumpf gerundet , und einfarbig blafs gold - oder
ocher
134 ^I- XiNCKENS Monographie
ocbergelb, feidenartig glänzend. Die Unterilügel dun»; ktl bleigran gedeckt mit gelbem Saume.
Der Hinterleib ifl auf beiden Seiten bleigrau mit. gelber Afterfpitze, und oben gegen den Rücken ■gelb angefl gen. Die Unterleite aller Flügel, fo wia die Beine bleigrau , und erftere gelb gefranzt.
Die Raupe ift mir nicht bekannt; den Vogel fing ich bei Braunfchweig einmal im Jul. auf Weifs-
dOxH.
13) Phycis Pudorella,
Pa'pis erectisj antennis nudis, alis anticis albis^ vitta rolea.
VViep. Verz- S. 124. Nr. 40. Pyral. Pudoralis,
Iliig. Neue Ausg. defl. !!♦ S. 28. Nr. 40. Pyr. Pudoralis.
Fabr Ent. fyfl IIL 2. S. 233. Nr. 392. Pbal. Pudoralis.
Hübner Samml Tin. Tab. 9. Fig. 63. ct. Tab. 46. Fig. 31S. Text. S. 36. Nr. 20. Tin. Pu- dorella.
Kaum fo grofs als Ph. Cirrigerella , aber von demfelb.^i) Baue. Die anfgekrü.mmten Tafler , Stirn, Sciieitel und die nackten FüLLr find goldgelb: Hals- k'-agen , Rüeken und Schulterdeckcn fchnecweifs. Die Obeifligel ichnecweifs, feidenartig glänzend und am Vorder uui Fiinterrand-.' in beträchtlicher Breite mit einer hoben Rofmfarbe überzogen; der Hinter- rand iil mit einer fchwarzbraunen Linie eingefafst
und
der Gattung Ph}/cis. I35
und die Franzen felbft find brandgelb. Dio Unterllü- gel find afchgrau, gegen den Vorder und Anfscnrand etwas dunkler, mit gelbweifsem Saume. Auf der Un- terfeite Imd die Hinterliugel wie obsn gefärbt; die Vorderfiügel aber dunkel afchgrau mit gelbem Hin- terraode. Der Hinterleib ift dunkelgrau, ausgenom- men der erfte Abfchnitt, welcher wcifs und die After- fpitze, welche gelb ifl:. Die Beint- find afchgrau.
Von der Naturgöfchichte diefer Rolifchabe iH mir nichts bekannt. Sie wird in Oeilreich, und auch in der Gegend von Halle und Defsau, in d.r foge- nannten Def^auer Heide gefangen,
14) Phycis Caiiella f. Alis anticis corticeo brunneis , ftrigis duabus transverfis pallidis.
Wien. Verz. S, 135. Nr. 31. Tin. Canella
(v. C) Illig. Neue Ausg. defl. II. S. 91. Nr. 31» Tin.
Canella. Hübner Samml. Tin. Tab 10. Fig. 69. Text. S. 32. Nr. 4. Tl. Dilutella. Charpentier fand ein fchlecht erhaltenes Stück oiefer Rolifchabe in der Schiffermillerfchen Sammlung mit Tin, Canella unterfchrieben. Ich kenne fie nur aus Hübners Abbildung , auf welche ich daher hier verweifen mufs, bis ich einmal durch die Anficht des Infects felbft: in den Stand gefetzt feyn werde , eine getreue Befchreibung davon liefern zu können.
Das
136 VI. ZiNCKENS Monographie
Das Vaterland ift Oeftreich und cach Hübner auch die Gegend von Augsburg.
15) Phycis Tumldella.
Palpis erectis, antennis nudis, aus anticis fer- rugineo grifeoque nebulofis, ftriga bafeos transverfa nigra, albae adnexa.
Wien. Verz. S. 130, Nr- 19. Tort. Tumidana?
(V. CJ lUig. Neue Ausg. defl; II. S. 64. Nr. 19. Tort.
Tumidana? Hübner Samml. Tin. Tab. 11. Fig. 73. Text.
S. 35. Nr. 13. Tin. Verrucella. fem. (nicht
mas.)
Die Tin. Verrucella W. Verz. ift die Tin. Hepa- ticella Hüb. Fig. 84. Diefe ilt die nächfte Verwandte von Tin. Lobella, ihre Oberfiügel find an der Em- lenknng zimmetroth, hinten braunroth mit einer war- zenähnlicben Erhöhung , und ihre Raupe lebt auf Daphne M<z^Tenm, auf welcher ich fie felbft gefun- den und erzogen habe. Hübners Tin. Verrucella ift mithin nicht die der Verfafser, obgleich He Hr. Hüb- ner dafür angk'bt. Keineswegs mögte ich aber auch die Tortrix Tumidana W. V. unbedingt dafür gelten laflen. Denn wenn auch die Verfafier unferc Roll- fchabe für einen Wickler anfehen konnten, Ib wie Linnee die Tort. Allhömiana (Tili. Puella Hü ) und Tort. Heracliana (Tin. Heracliella) unter die Wickkr zählte, fo leidet doch ihre Bezeichnung „ Lichtgvaucr
der Gattung Phycis. 137
Wickler mit zmi rothUchen PVülften " hier durchaus keine Anwendung: und dafs von Charpentier, Hüb- ners Tin. Verrncella jetzt in der Schiffermillerfchen Sammlung mit Tortrix Tumidatia unterzeichnet fand, kann nach den mancherlei Veränderungen, welche diefe Sammlung erlitten hat und erlitten haben kann, gegen klare Worte der Verfafler felbft nicht mehr entfcheiden. Phycis Tumidella habeich fie daher ge- nannt , nicht weil ich fie für To- Tumidana W. V. an- nehme , fondern weil fie eines neuen Namens be- durfte, der mit keinem andern in Collirion kam.
Die Tafter find aufgekrümmt und branngrau: die Fühler nackt und gelb. Stirn und Scheitel am Manne weifs, am Weibe, fo wie der Rücken gelbroth. Die Oberflügel mittelmäf-vig lang und breit, hinten ilumpf gerundet, roft-braun heil und dunkel gefcheckt und in der Mitte etwas afchgrau gewölkt. Queer über zie- hen diefleits der Mitte ein gerader fchwarzer, in- wendig weifs angelegter Streif etwas fchräge von in- nen nach aufsen; und jenfeits der Mitte eine feine weifsliche, verlofchene, gefchlängeltei in der Mitte einen langen Bogen befchreibende Linie, die ein- wärts fchwlirziich , auswärts roftbraun angelegt ift. Der Raum zwifchen der Wurzel und dem erflea Queerßreifen ift braungelb, der von da bis zum zwei- ten Queerilreifen roftbraun, in der Mitte afchgrau ge- wölkt und hierin flehen zwei fchwarze Pankre queer unter einander. Der Hinterrand und die Franzen find afchgrau.
Die
138 VI. ZiNCKENS Monographie
Die Unterflügel gelblich afchgrau mit hellgrauem Saunte.
Der Hinterleib afchgrau , am Weibe mit gelbli- cher Spitze und einer kleinen Legeröhre. Die Bei- ne afchgrau.
Die Raupe ift fechszehnfüfsig, fpindelförmig, nackt, purpurfarbig, mit vielen feinen weifsen punk- tirten Längslinien , und über den Füfsen einer brei- ten hellbraunen weifs roarmorirten Seitenbinde Kopf und Ndckenfchild glänzend nufsbraun und fchwarz punktirt. Sie lebt im Mai und Anfang Jun. auf Stamm - Eichen in langen rührigen , längs den äufser- ften Zwpjgen befeftigten Gefpinnften. Zur Verwand- lung geht fie in die Erde.
Der Vogel erfcheint im Jul. , und hält fich gern niedrig im Giafe auf.
Als Vaterland kenne ich nur die Gegend um Braunfchweig.
i6) Phycis Co7ifoctella,
Palpis erectis, antennis nudis, alis anticis pur- pureo cinereoque nebulofis, ftriga transverfa bafeos arcuata nigra.
Hübner Samml. Tin. Tab. 48. Fig. 328. Tin.
Confociella. — — Larvae. Tin. IL Pyralidif. C. a. b. Fig;
I. a. die llaupe. b. die Puppe. Ti. Confociella»
Sie ifl beträchtlich kleiner als Phy. Tumidella, mit welcher fio fonil fehr viel Aehnlichkeit hat. Die
Ta-
der Gattung Phycis» 139
Ta/ler find aufgekrümmt, die Fühler nackt, und fo wie Kopf und Rü-ken purpurbraun. Die Ober- fiügel etwas fchmä'er als an Ph. Tumidella, purpur- braun und veilgrau gewölkt. Vor der Mitte liegt ein flach einwäts jjekrüaimter fcbwarzer Queerftreif an welchen fich auswärts ein blaf» lehmgelber dreier ckiger Fleck anfchllefst, der mit einer Seite auf die« fem Streifen, mit der andorn auf dem Innenrande des Flüi^els luht. Der Ilaum nach der Einlenkung zu ifl: weifsgrau beftäiibt. Der Mittelraum veilgrau ge- wölkt mit zwei fchwarzen queer ftehenden Punkten. Jenfeits der Mitte zieht wie bei Ph. Tumidella eine feine weifsliche, gefchlängelte, auf beiden Seiten pur- purbraun angelegte Linie queer über. Der Hinter- raiid und die Franzen find veilgrau und vor letztern lieht eine Reihe kleiner brauner Punkte. Die Unter- flügel hellgrau mit gleichfarbigen Franzen. Der Hin- terleib afchgrau mit weifslichen Ringeinfchnitten. Die Beine afchgrau.
Die Raupe ifl: fechszehnfüfsig, fpind eiförmig-, nackt, und beinfarbig mit fünf fchwärzlichen Längs- linien. Kopf und Nackenfchild glänzend bräunlich gelb. Sie lebt im Anfange Jun, wie die Raupe der Tumidella auf Eichen in rölirigen Gefpinnflen , und hat mit ihr gleiche Gewohnheiten. Der Vogel er- fcheint im Jul, und hält üch in der Nähe, wo feine Larve wohnte, im Gräfe auf.
«7)
140 VI, Z'iNCKENS Monographie
17) P h y c i s Suavella.
Palpis erecris , antennis nudis , alis anticis ob- fciire piirpureo canoque nebulofis, macüla communi bafeos f.inguinca.
Gcfta'.t und Gröfse der Ph» Tnir.ldella, oft anch noch grüfser und die Oberflügel noch etwas breiter. Die Färbung gleicht mehr der der Ph. Confociella, i/l abi^r noch viel dunkler, und bat im Ganzen Aehn- lichkeit mit reifen weiCs bedufteten Schlehen.
Taft'^r und Fühler haben die Form als an Ph. Tnm.idella nnd find fchwarzbraun , letztere ohne Haarquaflie. Kopf und Rücken purpur oder weinfarbig. Die Obeifiiigel find wie bei Ph.Tumidella und Confo- ciella durch zwei Quee;linien in drei Felder getheilt, von welchen die vor der Mitte fchvvarz, flach gebo- gen und etwas fchräg gerichtet , die nach der Mitte aber weifs , wie an Ph. Tumidella bufig gekrr-mmt oder gefchlängelt und inwendig fchwarzroth, aus- wendig verlofchen blutroth angelegt ift. Das Feld an der Einlenkung ill ftai k weifs beÜäubt und mit zwei ausgezeichneten blutrolhen zufammenfliefsendea Flecken am Innenrande. Das Mittelfeld fchwarz - oder dunkel Rirfchroth , in der Mitte gegen den Vorderrvind weifs beftäabt und hierin ein Paar fchwar- ze queer flehende Punkte. Der Hinterrand ifi: veilgrau niit grauen Franzen , vor welchen eine Reihe langlich- ter fchwarzer Pur k'e lieht. Die Unterflügel hellgrau, halb klar mit g* Ibweifsen Franzen. Der Hinterleib afchgrau mit weifslichen Ringeinfchnitten. Die
Beine weifsgrau.
Die
der Gattung Phycis. 141
Die Raupe im Mai und Anfang Jun auf Schwarz- dorn (Prunus fpinofa) in Uhr langen, manchmal übef einen Fufs meffenden , braunen, hautigen, ziemlich fe- ilen, iängs den Zweigen gefponnenen Kanälen. Sie ift lechszehnfüfsig, fchlank, nackt, einfarbig braun- roth, mit ziemlich grofsem, gleichfarbigen, aber glän- zenden Kopfe, breitem, gliinxenden, pechfchwarzen tCackenfchilde und fchwarzen glänxenden BruiKüfsen : verpuppt fich in einem leichten eiförmigen Gefpinnfte in der Oberfläche der Erde, und der Vogel erfcheint im Jul und hält fich wie feine Verwandten gern im Gräfe auf»
Ich habe fie bei Braunfchweig entdeckt.
Ig) Phycis Advenella*
Palpis erectis , antennis nudis , capite rufoj aus anticis badio caefioque nebulofis.
Diefe iil in Grufse, Geftalt und Zeichnung der Phy. Suavella fo ähnlich, dafs man fie leicht K\v eine heilere Abänderung derfelben halten kann, und es einiger Aufmerkfamkeit bedarf, um die ijbrigens {land- haften Verfchiedenheiten beider xu entdecken.
Die Fühler find nackt und hellgrau. Die auf- gekrümmten Taller, Stirn, Scheitel und Halskragen roth ; der Rücken braun. Die Cberfliigel braunroth, fchimmelgrau wolkig ^eftäubt. Vor der Mitte zieht eine weifse, einwärts gekrümmte Linie queer über, an welche fich nach hinten gegen den Innern Fliigelrand zu, ein länglicher, von einer zarten vveifsen Linie ein- gefafster rother Fleck anfchliefst. Die zweite Queer-
Uni»
142 VI. ZiNCKEKS Monographie
linie jenfeits der xMitte ifi: wcifs, zart, hdl kastanien- biaun cingefafst, und im Ganzem wie bei Pi;. Suavel- la gebogen, diefe Biegungen find aber nicht funft ge- rundet, fondern machen mehrt-re kleine gcbvociene Winkel, und der Mittdbogcn ift ge/ä'int. Das Feld an der Einlenkung ifl dunkelbraun, ff hr uen.g weifs teftäubt und ohne rorhe Flecke. Das Mittell'eltl ift kastanienbraun und weifs oder fchimmelgrau bfliä ibt. Diefe Beftäubnng deckt aber die ganze Flä.ne, fo dafs das Braunroth nur am Vi.rderrande gegen die Einlenkung zu fichtbar wird. Der Hinterrand ift nur fchwach bcftäubt. Die Franzen find rotht^rau und vor ihnen zieht eine feine braune, ziiüimmenhängen- de, nicht punctirte Linie her. Die Unterflügel find hellgrau mit weifsgrauem Saume. Der Hinterleib auf beiden Seiten weifsgiau und afchgrau geringelt. Die Beine inwendig weifsgrau , auswendig rothbraun mit afchgrauen Gürteln.
Die Raupe ift fechszehnfüfsig, nackt, fpindelför- mig> fchön grün mit braiinrothem Kopfe und einer braunrothen Längslinie zu beiden Seiten des Rückens. Sie lebt in einem leichten weifsen röhrenartigen Ge- fpinnfte im Mai und Anfang Jun auf Wt-ifsdorn, grOfs« tentheils zwifchen den Blumen, welche fie als Futter auch den Blättern vorzieht. Die Verwandlung ge- fchieht in der Erde, in einem leichten Gefpinnfte und der Vogel ericheint im Jul.
Auch von diefer kenne ich nur die Geigend von Braunfchweig als Vaterland, wofelbft ich fie ent- deckte»
»9)
der Gattung Phycis. 143
19) Phycis Recurvelfa.
Palpis recurvatis , antennis nudis , aus nigri- cantibus : anticis fasciis duabus albis abbreviatis.
Fabr. Ent lyli III. 2. S. 237. Nr. 407. Phal. Recurvalis.
— Mant. inf. II. S. 222. Nr. 309. Phal. An-
gultalis.
So grofs als Ph. Tumidella, die Oberfiiigel aber etwas fchmäler und mit gerundeterm Hinterrande» Die Tafter aufgekrümmt, weifs mit fchwarzen Spi- tzen. Die Stirn und Kehle weifs, Kopf .und Rücken fchwarzbraun. Die Fühler afcbgrau, nackt. Alle Flügel braunfchwarz. Durch die vordem zieht queer über die Mitte eine gerade weifse Binde , welche ge- gen den Vorderrand, den lie nicht ganz erreicht, in einen kleinen Wiederhacken zurück gebogen ift, defi fen Spitze gegen dtiti Hinterrand fteht : eine zweite weifse Queerbinde, welche aber fchon in der Mitte der Flügelbreite endet , oder wenn man lieber will, ein länglicher weifser Querfleck fteht nicht weit von der Flügelfpitze anf dem Vorderrande , und dicht unter ihm zwei kleine weifse , oft zufammen geflo- fscne Punkte. Die Franzen des Hinterrandes find braunfchwarz mit zwei weifsen Zahnftrichen: einer unter der Flügelfpitze , der andere am Innenwinkel» Die Unterfiügel haben nur eine weifse Binde, welche queer durch die Mitte auf die Mittelbinde derVorder- fiügel führt, aber weder den Vorder noch Innenrand berührt. Die Franzen find weifs, tnii: einer fchwarzen,
am
144 VI ZiNCKENS Monographie
am Aufsenwiiikel einmal unterbrochenen Bogenlinie durchzogen. Die ünterfeite aller Flügel ift wie oben, nur matter gezeichnet. Der Hinterleib oben braun- fchwarz mit weifslichen llingeinfchnitten , unten , fo wie die Beine weifsgrau.
Das Vaterland ift die Küfte Coromandel.
20) Phycis GrofsuJar'iella.
Palpis porrectis , antennis nudis, alis anticls cinereo canescentibus, fascia bafeos transverfa nigra.
Hübner Samml. Tin. Tab. 5. Fig. 34- Text. S. 33. Nr. 6. Tin. Convolutella.
— Larvae Tin. II. Pyralidif. C. a. b. fig. 2. a. die Raupe, b. die Puppenhülle. C. die Poppe. Tin. Grofsulariella.
Charpentier hat nicht diefe, fondern das Weib von Chilo Ochrellus, Hübners Tin. Exoletella, mit dem Namen Convolutella in der SchÜTernjiHerfchen Sammlung bezeichnet gefunden, und Hübner feine frühere Erklärung, dafs T. Convolutella VV. V auch die feinige fey, dadurch zurückgenommen, dafs er die letztere fpäter bei Abbildung ihrer Pvaupe Grofsu- larielh genannt hat.
Sie ift eine der gröfsten in diefer Gattung. D!e Tafter lang, vorgeftreckt, etwas gefenkt, und fo wie die nackten Fühler, Kopf und Pvücken braunu,rau. Die langen , fchmalen Oberfiügcl haben eine angeLeh* me hellgraue Farbe, die gegen den Innenrand mehr ins Dunkel • afcligraue, gigen den Vorderrand ins
Sil.
der Garrung Phycis. 145
Silbcrgraiie zieht, und oft ganz weiTs ill. Qiieer über laufen in einer beträchtlichen tntfernung von einander zwei fchwaize, gegen den Innenrand fich et- was nähernde Streite » von welchen der gegen dio Einlenkung befonders fchwarz und breit, flach gebo- gen und nach innen weifs gerandet, der gegen den Hinterrand aber fchwächer, gerader, ftark gt zahnt und nach aufsen weifslich angelegt ilh Im Mittelrau- me befindai fioh z^'ei kUjne fchwarze Punkte quecr unter einander, die oft noch einen dritten zwifchen ficb haben und nicht feiten zufammengefloflen ein Mondfleckohen bilden. Der Sfium des Hinterrandes ifl: afchgrau und vor ihm fleht eine Ileihe fchvvarzer Punkte. Die Untertlügel find hell afchgrau, halbkläc mit dunkleren Sehnen und wciC-^lichen Franzen, Der Hinterleib auf beiden Seiten fchwarzgrau mit weifslichen Pvingeiafchnitten und am Weibe mit einer kleinen Legt- röhre. Die Beine afchgrau.
Die Raupe hat fechszt-hn Füfsej ifl: fchlank, et^ was fpindelförmig, nackt, hell grasgiün, und gleicht in etwas einem Wickler, ifl aber ohne Warzenpunkte. Kopf und Nackenlchild find glänzend fchwarz. Sie lebt im Jun auf Stachelbeeren (Pvibes Grofsularia) zwi- fchen verfpnnnenen Blättern, und frifst tiefe Löcher in die halbreifen Früchte von welchen fie fich nährt. Die Verwandlung gefchitht wie bei den übrigen Roll* fchaben in der Oberfläche der Erde, und die Ueber- winterung als Puppe» Der Vogel eifcheint im April und Anfang May,
BanBini, K, Si«
146 VI. ZiNCKEN'S Monographie
Sie kommt bei Braunfchweig und nach Hübner auch bei Augsburg und in Oeftieich vor.
21) Phycis Inwiiflella. | Alis anticis murinis: lineis duabus transverfis an- gulatis nigris, anteriore interrupta.
Hlibn er Samml. Till. Tab. 53. Fig. 364. (264)
Ti. Immiftella. Ich habe es nicht gewagt, diefes Infect in die Gattung Chilo aufzunehmen , und führe daflelbe nur hier auf, weil ich es, der vorliegenden Abbildung nach, mehr für eine Phykis als für einen Chilo hal- ten, und Sachverftändige Befitzer deffeiben vcranlaffen mochte, feine Gattungsmeikmale zu unterfuchen und über feinen fyilematifchen Standort zu entfcheiden.
22) Phycis y-anthinella.
Palpis porrectis, antennis criftatis, alis anticis grifeis : ftrigis duabus transverfis dentatis albis.
Hübner Samml. Tineae, Tab. 55. Fig. 374. (274) mas. 375 (275) fem. Ti Janthinella.
Form und G-.öfse der Ph. Argyrella oder etu'as kleiner. Die Tafter vorgeftreckt, etwas aufgerichtet, roih und grau gemifcht. Die Fühler braun, am Manne mit einem kleinen dunkleren Haarknoten» Kopf und Rücken ro:hbraun. Die Oberfliigel rorh« braun mit weifsgrauem Staube überzogen und zwei weifsen , auf den einander zugekehrten Seiten braun- roth gerandeten , gegen den Innenrand fich nähernden
Queer-
der Gattung Phycis. 147
Qneerliüien, deren eine vor der Mitte flach gebogen und grob gezahnt, die andere jenfeits der Mitte gera- de und zweimal fpitzvvinklig abgefetzt id. Das Feld an der Einlenkung ift gewöhnlich am flätkftcn, das Mittelfeld am fchwächlien weifsgrau beHänbt und in diefem ftehen nicht weit vom Vorderrande zwei klei- ne fchwarzbraune Punkte qiieer unter einander, die aber oft ganz verlofchen find. Die Franzen des Hin- terrandes find afcbgrau.
Die ünterflügel afchgrau mit weifsgrauem Sau- me. Der Hinterleib, die Beine und die ganze Un- terlt'ite einfarbig afchgrau. Am Weibe bemerkt maa eine Legeröhre.
Die Raupe ift nicht bekannt. Der Vogel fliegt den ganien Jul und Auguft durch auf Heideplätzen. Das Vaterland ifl: die Gegend um Braunfchweig.
23) Phycis RoboreJla*
Palpis recurvatis, ßntennis valde cristatis , alis anticis grifeis: litura media dentata albida.
Wien. Verz. S. 138. Nr 14. Tim Roborella,
(v. CO II Hg. Nene Ausg. deff. II. S. loi. Nr. 14 Tin.
Roborella. Fabr. Spec. Infect. IL S. 289» Nr. 4. Tin. Spi-
fsicella. — - Mant. Infect. IL S. 240. Nr. 6. T. Spifsi-
cella. — Ent. Syft. IIL IL $,289- Nr, 9. T. Spifsi-
cella.
K 2 Fabr.
f48 ^^ ZiNCKENS Monographie
Fabr. Suppl. E. S. S. 463. Nr. 2. Phycis Spifsi- cornis.
Hübner Samml. Tin. Tab» 11. Fig. 75. Text. S. 34. Nr. 12. Tl. Spifsicella mas.
So grofs als P. Carnella , kömmt oft aber auch kleiner vor. Der Sauger ifi: lang , hell nufsbraiin ; Die Tafter aufgekrümmt, fpitzig, afchgran. Die Füh- ler gelbgrau und die über dem Wurzelgliede befindli- che Bucht mit einem fehr ausgezeichneten , einwärts vortretenden , afchgrauen Haarbufche befetzt. Der Scheitel afchgran. Der Pvück-n rothgrau. Die lan- gen, fchmalen, etwas gelchweiften, am Hinterrande Humpt" gerundeten Oberfiügel fuid gelblich grau mit braunrüth gemifcht : dicht vor der Mitic , in einer beträchtlichen Enifernung von der Eiiilenkung, zieht eine fchwach gebogene, flu mpf gezahnte, Ichwaize, in- wendig weifslich angelegte Linie queer über, an wel« che fich nach innen ein grofser dreieckiger, mit ei- ner Seite auf dem innern Flügelrande liebender roth- branner (bei einigen Abänderungen Ichwarzbrauner) Fleck anfchliefst: jenfeits der Mitte, nicht weit vom Hinterrande , liegt eine zweite fchwarze in einen Äumpfen Winkel gebogene Queerlinie, die nach hin- ten znnächft von einer weifsen Linie und dahinter von einem rothbraunen Streife begleitet wird. Der Ranm gegen die Einlenkung ill weifsgrau belläubt; im Mittelraume liegt ein verlofchenes fchwarzes Möndchcn, auf defien Schenkeln nach hinten xwei kurze, zahnartige weifse Längsftriche auffitzen. Der Hinterrand und die Franzea find ufcligrau und vor
letz.
der Gattung Phycis. 149
letztern läuft eine Reihe länglicher fchwarzer Punk- te her.
Die Untcrflügel find fchmutzig hellgrau j halb- klar, gegen den Vorder und Hinterrand etwas dun- keler , mit grauen Adern und weifslichen Franzen,
Der Hinterleib ift afchgrau mit helleren Ilingein- fchnitten. Die Beine grau und dunkel gefcheckt, mit weifs geringelten Fufsblättern.
Das Weib unterfchcidet fich vom Manne durch nackte Fühler und eine rothgelbe Afterfpitze am Hin- terleibe, ill fonfl: aber nicht verfchieden.
Die Raupe foll nach dem Wiener Verzeichnifle auf Eichen leben. Den Vogel fing ich bei Braun- fchweig vom Anfange bis Ende Jul. auf magern fan- digen Grasplätzen unter einzeln flehenden Eichen. Auch erhielt ich denfelben von Wien und Gunzenhau« fen.
24) Phycis Legatella. \
Alis anticis cinereo fuscis 9 llriga bafeos lunu- laque media nigris.
Hij bn er Samml. Tineae Tab. i r. Fig. 7I. Text« S. 35. Nr, 15. Tin. Legatella.
Ich kenne diefe RoUfchabe nur aus dem ange- fahrten Hübnerfchen Werke, nach welchem fie die Form der Ph. Suavella hat und nur wenig gröfser ift. Kopf und Rücken haben die Farbe der Oberfluge!. Diefe find dunkelgrau oder wie es Hübner nennt eifengrauj queer über laufen xwei fchwärzliche Strei- fen 9
I50 VI ZiNCKENS Monographie
fen : der eine vor der Mitte ift nach innen weifslich angelegt, flach gebogen, und hat eine fchräge g^gen den inneren Flug li and von der Wurzel fich entfer- nende rvi;;htnn,^; der andere jenfeits der Mitte bildet eine winklich gebogene und gezahnte, nach hin- ten hell gtfämite Linie. Der Raum zwifchen der Einlenkar.g und dem erden Queerftreifen ifl etwas h( Her und gegen den Vorderrand weifs beftüubt; der Mittelraum iil der dunkelfle und in ihm. liegt ein weifs b Itäubler Fleck, in deffen Mitte ein fehr deutliches fcluvarzes I-Ialbmöndch( n ftehtj der Pvaum vor dem Hinterrande hat durch die etwas dunkelern Sehnen ein ftrahliges Anfehn ,' und die Franzen find di.mkelgrau. De Unte; flü^el find \vcif?grau mit gleich- farb-gen Franzen. Der Hinterleib afchgrau und hell geringelt»
Das Vaterland ifl: Oeftreich.
Nach den mehr gedachten Bemerkungen Cliar- penti'er's ift Tin. Legatella W. V. die Gcom. fpar- tiata Hüb. Fig. ^87. Der Name Legatella ill daher erledigt und kann der vorbefchriebenen Rollfchabe um fo füglic^ er verbleiben, als keine Vorwechfelung mit andern Schaben dadurch möglich wird. Denn wenn gleich Fabficius die Legatella VV. V. zu Tin. Ge- latelli anzieht , fo ift fokhes wie fchon lUiger be- merkt-, unmöglich etwas anders, als eine Iriung in dell-^n R^eifebemerkungen und die T. Gelatclia Lin, ein bekanntes zu verl'chiedenes Infekt, welches die Verfaffer des Wien. Verz. in Vergleichung mit ii^rer
Tin.
der Gattung Phycis. 151
Tin. Anthracinella und Colonella, denen fie ihre Le- gatella beigefellten , nie breitfiüglig nennen konnten.
25) Phycis Pahimhella,
Palpis erectis , antennis cristatis, alis anticis ci- nereis , fa^cüs duabus ferrugineis atro marginatis-
Wien. Verz. S. 138. Nr. 15. Tin. Paliimbella.
lllig Neue Ausg. deffelb. II, S, 101 • Nr. 15. Tin. Palumbella.
Fabr. Mnntifs, Infect. II S. 245. Nr. 50. T. Palumbella
Fabr. Ent. Syft. III. IL S. 302. Nr. 67. T. Pa- lumbella.
Hübner Samml. Tin. Tab. 11. Fig. 72. Text. S. 34. Nr. 9. Tin. Contubernella föm,
Sie ift fo grofs als Ph. Roborella und hat wie diefe fchmale, etwas gefchweifte, am Hinterrande aber gerundetere Oberfiügel. Die Tafler find afch- graUj aufgerichtet, gerade und haben wie an Ph. Carnella auf der Innenfeite eine tiefe Rinne zur Auf- nahme der dünnen , mit einem langen gelben Haau- pinfel verfehenen Neben t^after. Die Fühler bräun- lich mit einem kleinen afchgrauen Haarknoten. Die Obeiflügel Ichön afchgrau, genau befehn matt leber- braun mit vveifsem Anfluge: queer über laufen zwei fchmale ausgezeichnete rollfarbige Binden. Die erfte vor der Mitie ill am Vorderrande in einen ftumpfen Winkel nach innen gebrochen, inwendig mit zwei oder drei fammetaiUgen fchwarzen Punkten oder klei- nen
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Den Wölften befetzt und auf der Hinterfeite von einer tieflchwarzen Linie gefäumt ; die andere nach der Mitte ifl: fta k gebogen , ohngefähr wie ein Römi- fches S, und gegen die Einlenkiing zu, von einer Mar- ken dintenfchwarren Linie eingefafst. Im Mittel ranme liegt ein tieffchw.irzes MfJndclien und die afchgrauen Franzen des Hinterrandes find durch eine Reihe fc' warzer Ptir.kfe von der Fläche gefchieden. Die Unteiflüi^el find hellgrau mit weifsgrauem Saume; der Hinterleib und die Beine afchgrau , und letzter© fchwaiZ gefleckt.
Die Raupe ifl: nicht bekannt. Der Vogel fliegt bei Braunfchweig von der Mitte Jul bis Ende Angufl: in lichten fonnigen Laub • Waldungen auf Hrid,.plä« tzen , und kömmt auch bei Wien und Gunzenhau- fen vor»
26) Phycis Crtßella.
Alis anticis testaceo cinereis, fascia bafeos tes- tacea utrinque nigro marginata.
Hübner Samml. Tin. Trb. 11. Flg. 76. Tex^ S. 34. Nr. II. Tin. Cristella.
Etwas kleiner als Ph. Palumbella , mit welcher fie einige Achnlchkeit hat.
Die Oberflügel find hell braungrau und dünn weifs beftaubt: vor der Mittd liegt ein fc'imaler ge- rader trüb brauTirother Qiieerftreif, der nach hinten von einer fchvvarzen Linie , nr^ch der Einlenkung tu von einem erhabenen lämmetartlgen fchwarzen
Stri-
der Gattung Phycis^ 153
Striche eingefafst ift; in der Mitte flehen zwei klei- ne fchwarze Punkte fchräg unter einander, und jen- feits der Mitte, nicht weit vom Hinterrande, zieht eine feine» fchwarze, winklig gebogene, in der Mitte fage- zähnige nnd gegen den Hinterrand weifslich gefäum- te Linie qneer über. Die Ünterflögel find dunkel- grau gedeckt mit hellgrauen Kränzen. Der Hinter- leib dunkelgrau und hellgrau geringelt
Das Vaterland ifl: Oellreich.
Nach den mir von. Charpentier gutigfl: mit- getheilten Bemerkungen ifl jetzt in der Schifferll, Sammlung die eben befchriebene Rollfchabe mit dem Kamen Palumhella bexejchnet. Die Ti. Palumbella des W. V. ifl aber zu fchön und genau von Fabric, befchrieben, als dafs gegen die Arteinlicit derfelben mit T. Contubernella Hüb. auch nur der geringfte Zweifel ftatt fände. Es mufs hier alfo entweder in der Sammlung der Therefianer eine zufällige Ver- wechfelung der Etiquetten vorgegangen feyn, oder Charpentier hat vielleicht eine verflogene Palum- bella für Hübners Criflella angefebn. Letzteres kann um fo leichter der Fall feyn, da die Aehnlich- keit unter verflogenen Stücken beider Arten tau- fchend ifl, und um folche zu unterfcheiden , man we- nigflens eine von beiden Arten fchon genau kennen und auf ihre wefentlichen Unterfchiede aufmerkfam gemacht feyn mufs.
Uebrigens bedarf es vrohl keines Beweifes, dafs unfere Rollfchabe nicht die T. Cristclla des W. V» feyn kOnne , ich habe aber geglaubt ihr diefen Na- men
154 VI. ZiNCKENs Monographie
men laflTon zu dürfen , da jene in der Sch'ffermnicrf, Sanjinlung nicht mehr vorhanden ift und folglich für immer unbekannt ble ben wird.
27) Phycis Ornatella»
Palpis erectis, antennis cristatis, alis anticis fpa» diceis , ilritjis interruptis albis nigro punctatis,
Wien. Verz. S. 319. Nr. 78. Tin. Ornatella
Cv C.) Illig. Nene Ausg. dell. IL S, 10 1. Nr. 13 - 14.
T Ornarella. Hübn. Simml, Tin. Tab. i r. Fig. 77. Text. S.
34. Nr. 10. Tin. Criptella.
Sie hat die Gröfse der Ph. Cristella, ihre Ober- flügel find aber noch fchmäler.
Die Taftergerade, aufijerichtet, braungrau und inwendig mit einer tiefen Rinne zur Aufnahme der pinfelförmi^en Neb^^ntaftcr verfehn. Die Fü.iler braun mit einem mittehr.äfsigcn afchgranen Haai kno- ten über dem WurzelgHede. Kopf, Rücken und Oberfiügel nufsbrann, ohne Glanz, und letztere längs den Hauptfehnen, desgleichen am Vorder und Hin- terrande vveifslich beftäubt. Diefe weifs beftlUibten Sehnen bilden drei feine, gegen die Einlenkung ver- lofchenere Längslinien » welche jenfeits der Mitte durch eine ftarke, fanft g.^fchUingelte, welfse Queerli- nie b^g'-enzt und in ihrem Laufe mit fechs f.hvvarzen Punkten beletzt find, von welchen drei vor der Mitte unter einander, zwei in der Mitte untereinander und
der
der Gattung Phycis. 155
der fechfte am Ende der innerften Längslinie dicht vo^ dem weifsea Querflreifen , und nahe vor dem Innen- rande ftehn. Hinter der weifsen Queerlinie il\ die Fläche fchwarz geflricht, (flrahlig), der Hihterrand felbll mit einer Pveihe fchwarzer Punkte bcfetzt und die Franzen afchgrau.
Die Unterflügel ' find afchgrau mit dunkleren Sehnen und helleren Franzen. Der Hinterleib und die Beine afchgrau und weifslich geringelt.
Das Weib hat keine Rinne in den Tafbern und die Nebentafter weichen von der gewöhnlichen Form anderer Rollfchaben nicht ab. Die Fühler find ohne Haaiknoten. Die Spitze des Hinterleibes ift lehm- gelb und mit einer Legeröhre verfehn.
Die Raupe ift nicht bekannt. Den Vogel fing ich bv-'i Braunfchweig alle Jahr im Jul. und Anfange Aaguft auf einer einzigen Stelle , einem fonnigen Grasplatze , in einem am füdiichen Rande einer Laub- waldung gelegenen Luftgarten, häufig, obgleich er mir fonft nirgends vorkam. Auch ift derfelbe in Oeft- reich zu Haufe.
28) Phycis Depoßtclla. t
Alis anticis testaceo pulverulentis , punctis dif- ci quinque nigris.
Hübner Samml. Tin. Tab. 4B. Nr. 289. Tin» Canella.
Ich kenne diefe nur aus der angeführten Abbil- dung, nach welcher ich glaube fie einftweilen in die-
fer
150 VL ZiNCKENS Monographie
fer Gattung aufführen zu muffen , bis künftige Erfah- rungen über ihren Platz werden entfchieden haben.
Sie hat die Grüfse der Ph. Tumidella. Kopf und Rücken find lehmgelb. Die Oberflögel ftaubig gelb- braun. In einiger Entfernung von der Einlenkung zieht ein zimmetbraunerSchattenftreif queer über, hin- ter welchem dicht vor der Mitte felbft zwei derglei- chen queer unter einander flehen. Jenfeits der Mitte läuft eine feine fchwarze gefchlängelte Queerlinie und vor den afchgrauen Franzen eine Reihe fchwarzer Punkte.
Die Unterflügel find hell afchgrau mit weifsli- chen Franzen. Der Hinterleib afchgrau.
Der Mangel des Textes zum gröfsten Theil des Hübnerfchen Werkes läfst uns über Naturge- fchichte und Vaterland diefes Infektes in Ungewifs- heit.
29) Phycis Binaevella.
Palpis recurvatis^ antennis nudis, alis anticis al- bis, maculis duabus geminis nigris.
Hübner Samml. Tin. Tab. 57. Fig. 383. Tin» Binaevella. mas.
Sie hat der Form und Farbe nach Aehnllchkeit mit Ph. Gfofsulariella, ift aber kaum fo grofs als Ph, Örnatella.
Die anfgekrümmten Tafter find fchwarz ; die nackten Füller afchgrau. Stirn, Scheitel und Rü- cken weifsgrau. Die fchmalen Oberfiügel weifs und längs des Innenrandes in beträchtlicher Breite hell- grau
der Gattung Phycis. 1^7
grau gemifcht: nicht weit von der Einlenkurg fieht man ftatt des gewöhnlichen erflen Qnerftreifes zwei fchwarze Flecke qiieer unter einander, nnd jenleits s der