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COMPARATIVE ZOüLOGY,

AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS.

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81TZUNGS -BERICHTE

DER

0ESELL8CHAET NATÜRFORSCHENDEß FREUNDE

zu BERLIN.

JAHRGANG 1891.

BERLIN.

In CoMMissiON BEI R. Friedländer und Sohn. NW. Carl- Strasse U.

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SmUNGS -BERICHTE

DER

GESELLSCHAFT MTUREORSCHENDER FREUNDE

zu

BERLIN,

JAHRGANG 1892.

BERLIN.

In Commission bei R. Feiedlandek und Sohn.

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NW. Carl-Strasse U. ■" 1892.

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SlTZUNilS- BERICHTE

DER

(IE8ELT.8(HAFT MTl IIFORSOHENDER FREUNDE

zu

BERLIN

JAHRGANG 1892.

BERLIN.

In t ÖMMIS8ION BEI R. Friedländer und Sohn.

NW. Carl-Strasse 11.

1892.

] 11 h a 1 1 s - V e r z e i c h n i s s aus dem Jahre 1892.

A^CHKRSON, P. Ueber spiingeiidc Bolnu'n aus Mexiko, p. 19. Nacb- richten über springende Tamarisken -Früchte, Eichengallen und (jocons, p. 20. Brief von E. Sickenbeuger in Kairo an Prof. G. SCHWEIXFURTH, betr. den Fanji des Butarcha-Fisches, p. 145.

üeber den Fischfang mit Hilfe der Delphine an der Mittel- meerküste Aegyjitens (Brief Sicke^berger's), p. 189. Metall- glänzender Weinstein an den Zähnen dw Wiederkäuer und die Sage vom Goldkraut, p. 190.

Bartels, M. Ueber schädliche Raupen aus Südost-Afrika, p. 60.

BuRCKHARDT. Ueber das Centralnervensystem von Protopterns an- ricctens\ p. 23.

C'OLLix, A. Uel)er die Regenwürmer der Umgegend von Berlin, p. 115. Kleine Mittheilungen über Würmer (Bipalium und Clep.'iine), p. 164.

Haa.se, E. Siehe Möbiu«, p. 23.

Hermes. Demonstration: Lebender Aal mit hochgradigem Pigment- mangel, p. 261.

HrLCiENDORF, F. Ueber eine neue ostafrikanische Süsswasserkrabbe {Tdphnfia emini)^ p. 11. Ueber eine neue Brachynotiis- Art von Aden (Br. luirpax), p. 37. Ueber eine neue Stör-Art von Nord- Japan (Acipeiiser mikadoi), p. 98. Brief des Dr. Reis in IMünclien an Prof. Dames, betr. die Zurechnung der Aeanthodier zu den Selachiern, p. 153.

Jaekel, 0. Ueber den Skeletbau der Pelmatozoen und die Stammes- geschichte der Echinodermen [nur Titel], p. 11. Vorlegung von Abbildungen von Selachiern aus dem Eocän des Mt. Bolca und über Stammesgeschi eilte und Systematik der Rochen [nur Titel], ]). 60. Ueber Cladodus und seine Bedeutung für die Phylogenie der Extremitäten (Abb.), p. 80. üeber Chalcodus permianus, p. 156.

KoLBE, H. J. Ueber die von L. Conradt in Deutsch-Ost- Afrika, namentlich in der Gebirgslandschaft von Usambara gesammelten nielitophiien Lamellicornier (Coleopt) , p. 62. Ueber ein Stamm- stück der gemeinen Birke (Betida alba) mit den Brutgängen des Borkenkäfers Scolytus ratzeburyi Jans, [nur Demonstration] , p. 92.

Melitophile Lamellicornier aus Kamerun, p. 235.

Krause, Arthur. Ueber Helix cricetorum Müll, und Helix candi- Cfins ZiEGL. von Landsberg a. W., p. 141.

V. Martens, E. Ueber einige neue Arten von Land- und Süsswasser- Mollusken aus Uganda und dem Victoria Nyansa, p. 15. Ueber einige seltenere Conchylien der Mark Brandenburg, insbesondere über Clausilia lafeMriata Bielz, p. 93. Ueber die von Dr. Stühl- mann in Nordost -Afrika gesammelten Land- und Süsswasser- Mollusken, p. 174. Beschreibung vier neuer afrikanischer Con- cliylien-Arten, p. 181.

Matschie, P. Ueber eine kleine Sammlung von Säugethieren und Reptilien, welche L. Conradt aus Usambara (Deutsch-Ost- Afrika) heimgebracht hat, p. 101. Ueber einige afrikanische Säuge- thiere, p. 110. Ueber die Formen der Gatt. Caracal [C. bcr- herorum n. sp.] , p. 113. Ueber einige Säugethiere von Deutsch- Ost-Afrika [4 sp. n.j, p. 130. Einige Neuerwerbungen des Berl. Zoolog. Gartens, p. 220. Einige afrikanische Säugethiere, p. 223.

IV Inhalts - Yerzeichniss.

Meissner, M. Ueber die vom Marine- Stabsarzt Dr. Sander heim- gebrachten Seeigel, p. 188. Ueber Paragalenia (jratlosa A. Ag. von Madagascar, p. 185.

MÖBH'S, K. Ueber eine echte Perle von ungewöhnlicher Form u. Färbung (Abb.), p. 1. Brief von Dr. E. Haase, Direktor des Museums in Bangkok in Siam, betr. Zerstörungen der Sammlungen durch Termiten und Schaben daselbst (siehe Haase), p. 23. Zwölf verschiedene Altersstufen von Margaritana margoritifera (L.), p. 92. Brief von Dr. Stuhlmakx, p. 124.

Nehking. Notizen über Cerv^is wegacerGS var. Huf/U Nhrg. und über das diluviale Torflager von Klinge bei Cottbus, p. 3. Ueber neuere Beobachtungen in Bezug auf das diluviale Torflager von Klinge bei Cottbus, p. 27. Ueber Atlas und Epistropheus des Bos primigenius, j). 129. Bemerkungen zu Credner's Arbeit über die geologische Stellung der Klinger Schichten, p. 158. Ueber die Yertiieilung der Pflanzenreste innerhalb des diluvialen Torflagers von Klinge, p. 2i2.

Parker, G. H. Präparate von Paraffinschnitten und ganzen Ganglien des Nervensystems des Flusskrebses, p. 97.

PoTONiE. Ueber die den AVasserspalien physiologisch entsprechenden Organe bei fossilen und recenten Farnarten (Abb.), p. 117. Ueber die „Räthselirucht" {Faradoxocarpus carmatus A. Nehrg.) aus dem diluvialen Torflager von Klinge (Abb.), p. 199.

Preyer. Ueber die organischen Elemente jniu- Titel], p. 40.

Eeichenow, A. Ueber die zoogeographische Eintheilung Afrikas [nur Titel], p. 1G4.

Reis. (Siehe Hilgendorf, p. 153.)

Schaff. Ueber Insektenreste aus dem Torflager von Klinge, p. 8. In diluv. Torfe gefund, Periplaneta, p. 261.

Schalow. Ueber das Vorkommen von Pratincola n'Jjicola (L.) im östl. Norddeutschland, p. 141.

Schulze, F. E. Ueber eine neue Schrift von J. von Kennel: „Die Ableitung der Yertebratenaugen von den Augen der Anneliden." 4". Dorpat 1891 |nur Titel], p. 19. Ueber seine Erfahrungen über die GoLGi'sche Yersilberungsmethode und über die Brauch- barkeit der verschiedenen Schnittstrecker [nur Titel], p. 25. Ueber die Bezeichnung der Lage und Richtung im Thierkörper, p. 43. Proben von verschiedenen Schmetterlingsflügeln, welche längere Zeit der bleichenden Wirkung des Sonnenlichtes unter ver- schiedenen Bedingungen ausgesetzt waren, p. 58. Lebende geschlechtsreife Exemplare von Cladonema radiatum DuJ. [Demon- stration], p. 92. Biolog. Untersuchungen von Gustav Retzius (3. Bd.) [Referat über Endigung der Hörnerven], p. 93. Ueber Litlüniis nigrocristatus Coquer. (Ueberraschender Fall v. schützen- der Aehnlichkeit) [Demonstration], p. 127.

ScHWEiNFURTH. Ueber die von Dr. F. Stuhlmann in Ost-Afrika zu Stande gebrachten Pflanzensammlungen, p. 170.

ScnwENDE.vEER. Tod dcs Dr. J. Ewald, p. 1.

SiCKENBERGER. (Siehe ASCHERSON, p. 145.)

Stuhlmann. (Siehe Möbius, p. 124.)

Wahnschaffe. Ueber die Entstehung und Altersstellung des Klinger Torflagers, p. 195.

Weltner, W. Ueber Myxosporidiensporen in den Eiern von Esox lucim (mit Abbild.), p. 28. Ueber die Methoden, bei nass kon- servirten Thieren die Farben zu erhalten bezw. wieder herzustellen, p. 54. -- Ueber das Vorkommen von CordylopltGra lacustris Allm. bei Berlin, p. 77. Berichtigung dazu, p. 148.

xiiu^ihi V iIj

Nr. 1.

1892.

Sitzungs-Bericht

der

Gresellseliaft iiatiirforscheiider Freunde

zu Berlin

vom 19. Januar 1892.

Dircctor: Herr Waldeyer.

Nach Eröffnung der December-Sitzung ^) erinnerte der zeitige Director. Herr Schwendener. zunächst an den schmerzlichen Verlust, welchen die Gesellschaft durch den Tod eines ihrer ordentlichen Mitglieder, des Herrn Dr. Julius Ew.ald. erlitten hat. Er gedachte der Ver- dienste des Verstorbenen um die Geologie und hob ins- besondere die langjährige treue Mitwirkung desselben im Kreise unserer Gesellschaft hervor. Die Versammlung ehrte das Andenken an den Verstorbenen durch Erheben von den Sitzen.

Herr K. MÖBius legt eine echte Perle von ungewöhnlicher Form und Färbung vor. welche Herrn J. Hartmanx, Juwelier in lierlin. gehört. Sie ist verkürzt spindel- förmig, wie Fig. 1 in nat. Gr. zeigt. Ihre Länge beträgt 12 mm; ebenso gross ist der Durchmesser ihres grössten Umfanges a h. Nacli Herrn Hartmanns Angabe wiegt sie 778 Karat. Möbius hat sie l.r.8o gr schwer gefunden. Sie besteht aus einer bräunlich- grünen ^ilittelmasse '{a h, punktirt) und aus

^) Im Bericht über die Dec.-Sitz. des vor. Jahres ausgefallen.

2 Gesellschaft naturfm-schender Freunde, Berlin.

weisslichen Seitenmassen mit halbkugelförmigen Endflächen c, d. Die etwas höhere Seitenmasse c ist durchscheinend grauweiss. die niedrigere Seitenmasse d schön perlmutter- l)läulichweiss. Die ganze Oberfläche der Perle hat Perl- mntterglanz. Eine Untersuchung derselben mit starken Lupen hat ergeben, dass die verschiedenfarbigen Theile der Perle flnrch eine natürliche äussere Lage Perlmutterschicht ver- bunden sind, weshalb die Perle als ein Muschelgebilde angesehen werden muss. Ob sie einen natürlichen oder künstlichen Kern enthält, ist ohne eine Durchschneidung derselben niclit festzustellen.

Die verschiedenen Farben ihrer Mittel- und Seiteu- masse lehren, dass sie ihre Stoffe aus verschiedenen Theilen des Mantels ihrer Muschel erhalten hat. Perlmuscheln mit solcher bräunlich -grünen Farbe, wie die Mittelmasse der vorliegenden Perle besitzt, kommen bei vielen Inseln im äquatorialen Gebiete des Grossen Oceans vor. Eine Schale der zoologischen Sammlung, von Dr. Finsch bei den r^arolinen gefunden (die der Vortragende vorlegte), hat eine ähnliche grüne Farbe au dem äusseren Saume ihrer Perl- mutterschicht. Es darf daher angenommen werden, dass die vorliegende Perle an einer Mantelstelle gebildet worden ist, welche nach dem Centrum des Muschelleibes zu weisse Perlmuttermasse absetzte, nach aussen hin aber grünliche. Jedenfalls musste sie in einem weichen Theile der Muschel liegen, da sie allseitig mit Perlmutterschicht überzogen ist. Um sich erklären zu können, Avie die dunkle grüne Mittel- masse rundherum die grösste Ausdehnung erlangt hat, muss man Drehbewegungen der Perle zu Hülfe nehmen. Diese können durch die Muskelfasern des Mantels in der Um- gebung ihrer Bildungsstätte gelegentlich hervorgebracht worden sein, wenn der Mantel sich ausdehnte und zusammen- zog. Wahrscheinlich war die Perle so im Mantel befestigt, dass ihre freien weisslichen Endmassen zur rechten und linken Seite des Thieres lagen und. wenigstens in ihrer letzten Bildungsperiode, so weit nach innen vom Mittel- rande, dass sie mit weisser Perlmuttermasse überzogen werden mussten. Dass vorher auch gelbgraue Fasermasse

Sitzyng vom ]8. Ja, mar ]89;>. 3

in der Perle abgelagert worden ist. geht aus dem durch- scheinenden Gelbgrau der höheren Seitenmasse c hervor.

Im Betreff des Baues der Perlen wurde bemerkt, dass morphologisch vollständige Perlen aus denselben drei Schichten bestehen, wie die Muschelschalen: aus Epicuti- cula, Faserschicht und Perlmutterschicht. al)er in der Folge von innen nach aussen, also umgekebrt wie bei der Muschelschale. Im Betreff dei' (lenesis der Perlen und Muschelschalen wurde Einiges aus folgenden Schriften an- geführt: C. Schmidt, Zur vergleich. Physiol. d. wirbell. Thiere, 1845. K. Müßius. Die echtenPerlen. 1857. PagexX- STECHER, Ueber Perlenbilduug. Zeitschr. f. w. Zool. IX. 1858. Th. V. Hessling. Die Perlmuscheln u. ihre Perlen. 1859. P. Harting. Rech, de Morj)hologie synthetique sur la product. artif. de quel(|. formations calc. organiq. . 1872. E. Ehrenbaum. Struct. u. Bildung der Schale d. in d. Kiel. Bucht vork. Musch. Zt. f. w. Z. XLI, 1884.

Herr Nehring gab neue Notizen über Cerous mega- ceros var. Euff'd Nhrg. und iiber das diluviale Torf- lager von Klinge bei Kottbus.

In der Sitzung vom 20. Oct. 1891 habe ich über eine besondere Riesenhirsch-Rasse aus der Gegend von Kottbus gesprochen und ihr den Namen ..Cervus megaceros var. Biiffr* beigelegt. Seitdem sind mir mehrere andere Funde von Riesenhirsch- Geweihen bekannt geworden, die nach meiner Ansicht zu derselben Rasse gehören, und auf welche ich daher die Aufmerksamkeit lenken möchte. Dahin rechne ich vor Allem ein Geweih, w^elches am 5. 31ärz 1891 bei Worms aus dem Rhein herausgetischt, von Herrn Major V. Heyl angekauft und dem von ihm begründeten Paulus- Museum in Worms geschenkt worden ist. Der Vorstand dieses Museums hat mich durch Herrn Fritz Ernst zu Worms autorisirt. Genaueres über dieses höchst interessante Stück zu veröffentlichen, indem er mich mit zwei grossen photographischen Ansichten und mit zahlreichen Messungen desselben verseben hat. Ich gebe hier mu' einige Notizen

4 Gcsdlscliaft naturfm-schender Freunde, Berlin.

Über dasselbe, indem ich Jiiir eine geiiauerc ]>esj)i*echimg unter Beigabe von Abbildungen vorl)ehalte.

Der Wormser Fund besteht in einem (vorn etwas ver- letzten) Oberschädel mit beiden Geweihstangen, weiche letzteren nur verhältnissmässig geringe Heschädigungen er- litten haben. Charakteristisch und mit dem Geweih von Klinge harmonirend ist der Damhirsch-ähnliche Bau der beiden Geweih-Schaufeln. Von dem typischen Riesen- hirsche weichen sie in vielen Punkten ab; am Vorderrande der Schaufeln entspringen keine Raudsprossen. die vor- handenen Schaufelsprossen stehen wesentlich am Ober- rande der Schaufeln und sind weniger gekrümmt, die Augen- sprossen (welche leider nicht vollständig erhalten sind) waren, wie es scheint, ungegabelt und von ähnlicher Form, wie bei unserem Geweih von Klinge. Besonders ab- weichend von dem typischen Riesenhirsche erscheint die Stellung der Geweih-Schaufeln zu einander und zum Schädel. Während die Schaufeln beim typischen Riesenhirsche eine auffallend grosse Spannweite haben, also weit von einander divergiren. finden wir bei dem Wormser Geweih ein starkes Convergiren; namentlich gilt dieses von der vordersten Randsprosse der beideii Schaufeln, indem die Spitze der betr. linken Sprosse von derjenigen der rechten nur 78 cm entfernt ist. Die grösste Spannweite des Wormser Geweihs findet sich am Hinterrande der Schaufeln, wo sie 172 cm beträgt.

Betrachtet man das Wonnser Geweih von vorn, oder von derSeite^). so hat man einen wesentlich anderen Ein- druck, wie bei der Betrachtung des Geweihs eines typischen Riesenhirsches von gleichem Alter. Dasselbe gilt von unserem Geweih von Klinge bei Kottbus. Beide gehören nach meinem Urtheile derselben Rasse au. nur mit dem Unterschiede, dass letzteres Stück von einem etwa fünf-

^) Der Vortragende legt der Gesellschaft zwei Federzeichnungen des Geweihs vor, welche Herr Dr. E. Schaff mit bekannter Kunst- fertigkeit nach den von Herrn Ernst übersandten Photographien her- gestellt hat.

Sltzmui vom 18. Januar 1S0L>. 5

bis sechsjährigen, das Wormser von einem etwa zehn- bis zwölf jähi'i«;en Individuum herriihrt.

Ich gebe in nachstehender Tabelle einige wenijj:c ver- gleichende Messungen beider Geweihe:

Die Dimensionen sind in Centimetern angegeben.

Cerv. megaceros

var. Ruf'fii

von 1 von

Worms I Klinge

120 116

•i

36

45 10 Vi

1. Grösste Höhe der rechten Geweihhälfte, der Krümmung nach gemessen 144

2. Dito, in grader Richtung gemessen ... 131

3. Grösste Höhe der linken Geweihhälfte, der Krümmung nach gemessen 138

4. Dito, in grader Richtung gemessen . . . 122

5. Grösste Breite der rechten Schaufel, unter- halb der Randsprossen 52

6. Grösste Breite der linken Schaufel, unter- halb der Randsprossen 0;")

7. Länge der sog. Mittelsprosse, der Krüm- mung nach gemessen 60

8. Quere Breite der Augensi)rosse .... 15

(NB. An dem Wormser Geweih sind die beiden Augens])rossen vorn abgebrochen, doch zeigt die rechte annähernd die ursprüngliche Breite.)

Beachtenswxrth ist es, dass bereits vor über 100 Jahren ein Riesenhirsch-Geweih (genauer: die untere Hälfte einer abgew^orfenen Stange), welches anscheinend derselben Rasse angehört, bei Worms aus dem Rhein gefischt imd in unserer Gesellschaft besprochen worden ist.^) Siehe die Schriften der Berliner Gesellsch. naturf. Freunde. Bd. II, Berlin 1781. p. 388—401 nebst Tafel X. Fig. 2. Wie mir Herr Ernst aus Worms schreibt, befindet sich ferner im Paulus-Museum zu Worms das Fragment einer Riesenhirsch-Geweihstauge. welches ebenfalls zu der von mir unterschiedenen Rasse

^) Dasselbe gelangte damals nach Halberstadt in die Sammlung des Freih. v. Spiegel, aus der es sodann in das Museum zu Cassel gelangt sein soll.

ß Gesellschaft naturforschender Freunde. Berlin.

ZU gehören scheint. Offenbar hat mau in Deutschland schon mehrfach Fossilreste der gleichen Rasse gefunden. In den meisten Fällen hat Avohl der mehr oder weniger mangelhafte Erhaltungszustand es verhindert, die Unterschiede gegen- über dem typischen Riesenhirsche klar hervortreten zu lassen ; jetzt, nachdem die wohlerhaltenen Geweihe von Klinge und von Worms Torliegen. wird man anerkennen müssen, dass es sich um eine besondere Form (sei es Rasse oder Art) von Riesenhirsch handelt, für w^elche ich in unserer Sitzung vom 20. October 1891 einen besonderen wissenschaftlichen Namen vorgeschlagen habe.

Diese Riesenhirsch-Form scheint älteren Datums als die gewöhnlich als typisch betrachtete irländische Form zu sein. Hierfür sprechen, abgesehen von der eigenthümlichen Gestalt der Geweihe, welche in manchen Punkten an geo- logisch ältere Cerviden erinnern, die Fuiidverhältnisse des Geweihs von Klinge. Wie ich in dem Sitzungsberichte unserer Gesellschaft vom 15. Dezember 1891, p, 190 f. an- gegeben habe, hat es sich kürzlich bei einem eingehenden Verhöre der Arbeiter herausgestellt, dass unser Geweih nicht in der oberen Thonschicht. wie ich ursprünglich angegeben hatte, sondern in der unteren Thonschicht ge- funden worden ist. Dasselbe hat also sehr tief gelegen, namentlich auch tiefer als die kohlig-torfige Schicht, welche ich in dem Sitzungsberichte vom 20. October v. J. mit Nr. 4 bezeiclmet habe.

Diese kohlig-torfige Schicht ist inzwischen schon ziem- lich eingehend (soweit die Umstände es erlaubten) auf ihre pflanzlichen Reste untersucht worden, und es haben sich aus dieser Untersuchung manche Momente ergeben, welche meine ursprüngliche Vermuthung von dem interglacialen Alter der Schiclit zu unterstützen scheinen. Dahin ge- hört vor Allem das zahlreiche Vorkommen ^) der Samen einer (wie es scheint) ausgestorbenen Xi/mpJiaeacee , welche

^) Ich faiKl kürzlich in einem etwa liandgrosscn, fingerdicken Torfstücke über 40 Samenkörner (MesQv Xi/nni/uieacee ; im Allgemeinen sind sie aber seltener.

Sitzuntj vom liS. Januar 1802. 7

ZU der \on C. Wkbkr (Hohenwestedt) aufgestellten Gat- tung Cratopleura gehört. Diese Gattung lässt nach Wittmack's Untei'suchnngen in der Gestalt ihrer Samen zwar manche Aehnlichkeiten mit den Samen der Brasenia pe/tata Pursh erlvennen; aber in den Details des anatomi- schen Baus sind doch so wesentliche Unterschiede vor- handen, dass eine generische Trennung begründet erscheint.

Wenn man die sorgfältigen Untersuchungen Weber's über die Torflager von Beidorf und Gr. Bornholt vergleicht*), in deren letzterem die Gattung Cratopleura entdeckt wurde, so ergiebt sich das Resultat, dass, wie jene holsteinischen Torflager allem Anschein nach interglacial sind, auch das- jenige der Thongruben von Klinge sehr Avahrscheinlich der Interglacialzeit entstammt.

Von glacialen Pflanzen ist bisher keine in der be- zeichneten Schicht von Klinge festgestellt worden. An Bäumen sind bisher theils dm'ch Wittmack, theils durch C. Weber nachgewiesen:

1. Carpinus Beiulus L., vertreten durch sehr zahl- reiche, wohlerhaltene Früchte.

2. 3Iehrere Salix- AviQXi (z. B. S. aurita L.. S. rcpens L.), vertreten durch Blätter.

8. Betiila sp. (wahrscheinlich B. verrucosa Ehrh.). vertreten durch Holzstücke. Blätter. Früchte. Pollen.

4. Fopulus tremula L.. nicht ganz sicher festgestellt.

5. Bex aquifolium L.. bisher nur durch eine Stein- frucht vertreten.

6. Picea sp. (wabrsclieinlich P. excelsa Lk.). vertreten durch einen Zapfen mit sehr wohlerhaltenen Samen, durch zahlreiche, wohlerhaltene Stücke von Stämmen und Aesten.

7. Pimis sp. (wahrscheinlich P. silvestris L.). vertreten durch einige wohlerhaltene Stamm- und Aststücke.

Dazu kommt:

8. Corylus avellana L.. vertreten durch vier wohl- erhaltene Nüsse, welche ich in Händen habe.

^) Neues Jahib. f. Mineralogie etc., 1891, Bil. 11. p. 02—85 und >28— 280.

3 Gesellschaft naturforschender Freuwlc, Berlin.

Die anderen Pilanzen-Species lasse ich hier beiseite. Ich bemerke nur noch, class eine Art, welche durch eine k\i- zahl wurstförmiger. samenähnlicher Gebilde^) repräsentirt ist. bisher trotz vieler Bemühungen nicht bestimmt werden konnte. (Correctur-Zusatz : Nach Prof. Nobbe handelt es sich hier nicht um Samen, sondern um Gallen.)

Zum Schluss verweise ich auf die interessanten Unter- suchungen, welche Clement Reid über die praeglaciale, glaciale. interglaciale und postglaciale Flora Gross-Bri- tanniens veröffentlicht hat. Man vergleiche namentlich: Notes on the geological history of the recent flora of Britain, in den Annais of Botany, Vol. IL August 1888, p. 177 199.

Herr SCHAFF sprach über Insektenreste aus dem Torflager von Klinge.

In dem bereits in einer früheren Sitzung der Gesell- schaft genannten Torflager von Klinge bei Kottbus^) finden sich relativ häufig Reste von Insekten, von denen mir durch die gütige Vermittelung des Herrn Prof. Dr. Nehrixg eine x4nzahl von Herrn Ziegelmeister Kayser freundlichst ein- geschickter Stücke zur Untersuchung vorliegen. Dieselben bestehen ausschliesslich aus Theilen von Käfern, und zwar fast nur aus Flügeldecken oder Theilen von solchen. Erst kürzlich gelang es mir. auch einige Halsschilder freizulegen, dagegen ist von Köpfen. Fühlern. Mundtheilen oder Beinen bisher nichts aufgefunden worden. Es war jedoch möglich, aus den Flügeldecken eine Anzahl von Gattungen und Arten festzustellen, über die ich hier einige vorläufige Bemerkungen geben möchte.

Was zunächst den Erhaltungszustand der Reste betrifft, so ist derselbe sehr verschieden je nach den Arten und je nachdem dieselben ganz frisch aus einem noch von natür- licher Feuchtigkeit durchdrungenen Stück Torf heraus-

^) Diese samenähnliche Gebilde sind ungefähr 8 mm lang, 2 2\/4 mm dick, auf der einen Längsseite gekielt; die Aussenfläche zeigt sich bei näherer Betrachtung fein punktirt.

^) Vergl. p. 151 ff. und 190 des vorigen Jahrg. dieser Sitzungs- berichte.

Sitzung vom 18. Januar 189^. 9

präparirt werden oder schon einige Zeit der trocknenden Luft causgesetzt waren. So erhielt ich z. B. einige Torf- stücke, in denen sich in frischem Zustande eigenthümlich grün (etwa apfelgrün) aussehende Stücke von grossen Flügel- decken befanden, welche durch ihre Beschaffenheit sich als offenbare Dytisciden-Reste auswiesen, entweder der Gattung Bdüscus selbst oder einer nahe verwandten, etwa Cyhistcr oder dergl. angehörend. Da ich mich nicht gleich an eine genauere Prüfung dieser Stücke setzen konnte, liess ich sie einstweilen unter einer Glasglocke vor Staub und Sonne geschützt im Zimmer stehen, war aber unangenehm über- rascht, sie nach kurzer Zeit ganz verändert wiederzufinden. Die grüne Farbe hatte sich völlig in ein unreines Schwarz verändert und die Chitinstücke waren durch das Trocken- werden von so vielen kleinen Falten und Runzeln durch- setzt, dass die feinere Skulptur durchaus nicht mehr zu erkennen war, und somit war eine genauere Bestimmung der Gattung oder gar der Art, welcher die betreffenden Stücke angehörten, unmöglich geworden.

Sehr schön erhalten war dagegen z. B. eine linke Flügeldecke eines HydrojMiis. Ich konnte dieselbe, bis auf einige schon vorhandene feine Sprünge unverletzt, voll- kommen frei präpariren und so durch Untersuchung sowohl der Ober- als auch der Unterseite feststellen, dass sie mit der entsprechenden Flügeldecke von Hydrophilus piceus übereinstimmt.

Bei weitem am zahlreichsten und durch den gut er- haltenen Metallglanz am meisten in die Augen fallend sind Reste von i)o??ac?a- Arten , von denen ich bisher drei ver- schiedene Spezies teststelleu konnte. Die eine stimmt recht gut mit Donacia crassipes Fab. überein. eine zweite mit D. menyanthidis Fab., während eine dritte durch die eigen- artige, zwischen den Punktreihen befindliche Skulptur sich in keiner der von mir Aergiichenen Arten unterbringen lässt. Auch Herr Custos Kolbe. welcher das Stück sah. ist der Ansicht, dass es sich um eine nicht mehr vorhandene Form handelt.

Unzweifelhaft zur Gattung Lucanus gehört die Spitzen-

10 Gesellschaft natiu forschender Freunde, Berlin.

hälfte einer rechten Flügeldecke. Dieselbe stimmt in Grösse, Form und allgemeiner Skulptur mit derjenigen des Lucamis cervus L. übereiu, doch sind die vertieften Punkte auf der Oberseite ein ganz wenig gröber, als die der von mir zur Vergleichung herangezogenen märkischen Exemplare von Lucanus cervus L. Es war mir noch nicht möglich, Exem- plare aus anderen Gegenden, besonders mehr nördlich oder östlich gelegenen, zu vergleichen, um zu untersuchen, ob etwa in der Skulptur der Flügeldecken sich Verschieden- heiten bei den jetzigen Hirschkäfern finden. Ich hoffe dies jedoch noch ausführen zu können. Ein gewisses Inter- esse bietet der Fund eines Hirschkäfer-Restes dadurch, dass dieses Thier in der Jetztzeit bei uns fast ganz auf Eichen angewiesen ist. während unter den zahlreichen und wohl- erhaltenen Pflanzenresten aus dem Torflager von Klinge solche von Eichen noch nicht 'gefunden sind. Entweder muss man annehmen, dass bei genauerer Durchforschung des Torflagers noch Eichenreste gefunden werden, oder aber, dass der Hirschkäfer in früheren Zeiten (das Torf- lager ist sehr alt) bei uns noch nicht so ausschliesslich an das Vorkommen der Eiche gebunden war. Auch jetzt noch kommt Lucanus cervus im südlichen Russland auf V/eideu. Obstbäumen und Pappeln vor '), wälirend dagegen, wie erwähnt, in Mitteleuropa das Vorkommen auf andern Bäumen als Eichen nur ausnahmsweise constatirt wird. Die Annahme einer im Laufe der Zeit eingetretenen Ver- änderung in der Lebensweise des genannten Käfers hat an sich nichts anfechtbares. Dass das Thier fliegend aus einem sehr weit entfernten Eichenwald, von welchem absolut keine Spuren in die Torfschichten gelangen konnten, in das Moor gerathen sei, dürfte kaum anzunehmen sein.

Mit Sicherlieit war noch eine Geotrupes-Avl festzu- stellen, während einige weniger gut erhaltene Reste noch

^) Herr Prof. Dr. Nehring hatte die Freundlichkeit, micli auf diese Beobachtung aufmerksam zu machen, welche in einer Arbeit von J. H. HocHHUTH „Enumeration der in den russ. Gouvernements Kiew und Volhynien bisher aufgefundenen Käfer" enthalten ist (Bull. Soc. Nat. Moscou 1872, II, p. 283— 322).

SitzuiKj vom IS. .Tdnnar 1801. 1 t

der Bestimmung harren. Ich gedenke nacli Abschliiss meiner Untersuchungen Ausführlicheres über die Inselvtenreste aus dem Torflager von Klinop >\\^ oinem andern Ort mitzu- theilen.

Herr 0. Jaekel sprach über den Skeletbau der Felmatozoen und die Stammesgeschichte der Echino- dermen.

Herr F. HiLGENDORF legte eine neue ostafrikanische Süsswasserkrabbe (Telphusa emini) vor.

Diese Art nähert sich schon dem Subgenus Geotelphusa dadurch, dass die Postfrontalcrista hinter der Stirn nur sehr schwach angedeutet ist (sie entwickelt sich erst nahe dem Seitenrande zu einer scharfen Kante) und dass ein Zahn am lateralen Endo der Crista sich nicht vorfindet; bei Betrachtung von oben (genauer: beim Visiren der Seiten- fläche) wenigstens erleidet die Umrisslinie durchaus keine Unterbrechung an der betreffenden Stelle; in der Seiten- ansicht erkennt man aber eine scharf ausgeprägte, stumpf- winklige Knickung, den Abfall der Crista. Bei T. socotrensis fehlt die Crista, aber ein scharfer, wenngleich winziger Seitenzahn ist vorhanden; T. berardl hat als echte Geo- telphusa weder Crista noch Zahn. Bei typischen Telphusen, ohesa, de])ressa und Inlgenäorfi hat; dagegen Crista und Zahn eine kräftigere Entwicklung als bei emini

Alle Exemplare sind klein; der Schild der 9 misst 13 18 mm Breite, der der ^ 10 Ib^j-i. Dennoch dürften die grösseren schon als ziemlich ausgewachsen anzusehen sein, da die Seitenränder bereits stärker nach aussen ge- bogen sind und an den Scheeren der ^ bezüglich dei- Grösse und Gestalt zwischen rechts und links schon |er- hebliche Unterschiede auftreten. T. emini wäre dann wohl die kleinste Telphusen-Art.

Der Körper deutlich verbreitert, beim grössten Exem- plar (9) 18 mm breit. 13 mm 1.. wenig dick (8 mm): obere Fläche kaum gewölbt, erst nahe dem Vorder- und dem Seitenrand massig abfallend. Stirn schmal, ihr Vorderrand

\2 Gesellschaft nattiTfoi sehender Freunde, Berlin.

gradlinig oder etwas au sgeb lichtet. Der vordere Seitenrand stark seitwärts ziehend (verlängert würden sich der rechte und linke vor der Stirnmitte unter ca. 120^^ schneiden); er ist schwach, bei jungen Expl. deutlich gekörnt, ohne Zahn, aber zuweilen mit feiner Einschnürung vor der Crista postfr. Diese letztere bei Jungen, wenn auch schwach entwickelt, doch ununterbrochen bis zur Medianfurche verfolgbar (also vom Typus von T. 2^crl^^ta etc.); hinter der Stirn und am Seitenrand dringt sie etwas weiter nach vorn vor. Der Abstand beider äussern Orbita-Ecken (12 mm) Vs der Schild- breite. Die Felderung schwach.

Die Furche auf dem grössten (sogen. 2.) Gliede der Maxpd. III deutlich, meist scharf, der Innenkante etwas genähert. Auf dem Sternum 2 tiefe Querfurchen, vorn eine grade, dahinter eine gebogene, in der Mitte unterbrochene. Am Abdomen des cT das vorletzte Glied breiter als lang.

Die Scheeren stets ungleich; die rechte grösser (nur bei 1 (/ die linke; bei den jüngsten Expl. beide fast gleich). Die grosse des rj deutlich klaff'end. Bei dem $ von 18 mm Br. Scheere lang 12. hoch 5. Daumen lang 7,5; bei cT (15 V2 mm br.) Scheere lang 12V2: hoch 5V2, dick 37*, Daumen 8V2. Der Zeigef. beim cT deutlich abwärts ge- bogen und mit 2 grösseren Zähnen auf der Schneide, und beide Finger nicht abgeplattet; das Handglied stark ge- wölbt. — Letztes Femur (des grossen $) 7 mm 1.. 27^ mm breit; zuweilen aber mehr verbreitert.

Skulptur des Schildes: Gröbere vertiefte Punkte, da- zwischen ein feines Netz von dichten vertieften Linien und feine Granulirung. Sk. d. Scheere ähnlich: Hand und Finger ohne Rauhigkeiten, Carpus und Brachium wie ge- wöhnlich mit 2 Dornen bezw. einer deutlich gezähnelten Kante.

Färbung pomeranzengelb mit braunen Punkten.

Am nächsten steht die neue Art vielleicht der L de- pressa u. hilgendorfl.

Die Stücke wurden von Emin Pascha und Dr. Stuhl- mann in der Bucht von Bukoba (Victoria Niansa) am 28. Nov. 1890 bei 8—10 m Tiefe gefischt, zugleich mit

Sitzung vom IS. Januar 1892. 13

einer Tel2)liusa (Parat.) niJotka (Nr. 4226). Im Museum für Naturkunde. Gen. Cat. Crustacea Nr. 8406—8.

T. nilotica wurde bereits von Dr. Fischer aus dem Victoria Niansa mitgebracht; Emix und Stuhlmann sandten eine riesige Schale der Art ein (70 mm breit) von Towalio 4240), kleinere von Uganda (15/1. 91).

Im Umtausch wurden erhalten: Mittheilungen d. zoolog. Station zu Neapel. 10. Bd. 2. Heft. Leopoldina Heft XXVII. No. 21—22. Photographische Nachrichten. Jahrg. IIL No. 50—53. Photographisches Wochenblatt. XVIII. Jahrg.. No, 1—2. Annalen d. K. K. naturhist. Hofmuseums. Wien. Band VI,

No. 3-4. Mittheilungen d. Jahrbuchs der K. Ungarischen Geolog.

Laudesanstalt. IX. Bd., 6. Heft. Geologiska Föreningens i Stockholm Forhandlingar. Bd. 13,

Heft 17 (No. 140). Bergen' s Museum Aarsberetning for 1890. Tijdschrift d. Nederlandsche Dierkundige Vereeniging (2i

' III Deel. Aflefering 2. Atti della Keale Accademia delle science fisiche e mate-

matiche (2) Vol IV, Napoli. Atti della Societä Toscana di science natural!. Processi

verbali Vol III. Mai u. Juli 1891. Elenco delle pubblicazioni periodiche Italiane ricevute dalla

Biblioteca di Firenze 1891. Bollettino delle pubblicazioni Italiane 1891 No. 143. 144:

1892 No. 145. Revue geographique internationale, No. 192 Oct. 1891;

No. 193 Nov. 1891. Journal of the Royal Microscopical Society, 1891 No. 1 6. Trausactions of the Canadian Institute, Vol II part I. Oct.

1891. Bulletin of the Museum of Comparative Zoölogy. vol. XXII

No. 1.

14 Gesellscliaft naturfor.sche)iäer Freunde, Beiihi.

Annual Report of the Curator of the Museinii of Com-

parative Zoölogy for 1890—91. Journal of comparative Medicine and Veterinary Archives

New- York, vol. XII No. 12. Psyche, a Journal of Entomology, Cambridge Mass., Vol VI

* No. 189. January 1892. llevista Argentina de Historia Natural. Tom I Entrega ßa,

Dec. 1891. Buenos Aires.

x41s Geschenk wurde mit Dank entgegengenommen: Dr. 0. Jaekel über Holopocriniden d. Stramberger For- men.

Druck von J. F. Starcke iu Berlin.

Nr. 2. 1892.

Sitzu 11 gs-Be rieht

der

Gesellscliaft iiaturforscliender Freunde

zu Berlin vom 16. Februar 1892.

Director: Herr Waldeyer.

HoiT VON '^Iärtens zeigte einige neue Arten von Land- und Süsswasser-Moliusken aus Uganda und dem Victoria-Nyansa vor, welche voü Emin Pascha imd Dr. Stuhlmaxx daselbst uebst zahlreichen anderen Arten vom October 1890 bis Februar 1891 gesammelt und an das Berliner Museum für Naturkunde eingesandt worden sind; die beigefügten Nummern sind die von den Reisenden selbst den Stücken beigeschriebenen.

Helix hellula n.

Testa gradato - conica , angulata. semiobtecte perforata, superne distincte costulata et liris spiralibus acutis in anfr. superioribus 3 conspicuis, in ultimo 4 sculpta, pallide fla- vescens vel albida; anfr. 5, infra suturam plani, a prima lira convexL ultimus infra liram quartam complanatus, laevis; apertura paulum obliqua, rotundato-rhombea, peristo- mate tenui, recto, margine columellari paululum incras- sato et leviter arcuato, ad iusertionem non dilatato. Diam. maj. 4. min. 3-/3, alt. 4, apert. diam. 2V2, alt. 2 mm.

Uganda: Küste von Buddu, im Strandwald am Bo- den, ungefähr 1130 m üb d. Meer, 10. 1. 1891. Emin Pascha und Stuhlmann, No. 4254.

Die Rippchen sind scharf und laufen massig schief,

2

16 Gesellschaft natur forschender Frev.nde, Berlin.

der Mündung parallel; ihre Zwischenräume sind 2 3 mal breiter als sie selbst.

Die yierte Spiralleiste fällt bei den oberen Windungen in die Naht und ist daher nicht sichtbar; an der letzten Windung bildet sie die Grenze zwischen der convexen rau- hen Oberseite und der glatten Unterseite, steht aber nicht weiter von der Mittelaxe ab, als auch die zw^eite und dritte. Die allgemeine Gestalt, namentlich der scharf abgegränzten skulptmiosen flachen Unterseite, erinnert auffällig an Jugend- zustände von Pwjja, aber Spiralleisten sind bei solchen nicht bekannt und ich wüsste auch keine Art dieser Gattung, der ich diese Stücke als Jugendzustand anschliessen könnte. Aber auch unter den afrikanischen Helix - Arten steht sie allein.

Ennea stuhlraanni n.

Testa parva, clause-rimata. oblongo-ovata. perpendicu- lariter et distanter costata, pellucida. alba; anfi'. 7, priores 0V2 celeriter crescentes, apicem conoidalem. obtusum for- mantes, sequentes subaequales, convexi, sutura profunda distincti. ultimus paulum minor, basi rotundatus; apertura paulum obliqua, subcircularis. peristomate incrassato, reflexo, triplicato: plicae parietales 2. intrantes. exterior subangu- laris, major et lamella pone marginem externum (pala- talis) 1 elongata, intrans, extus lineam impressam formans; margo basalis et columellaris inermes. Long. 4. diam. 2, apert. long, et diam. 1 mm.

Uganda: Küste von Buddu. Dr. Stuhlmann. Ko. 4254 z. Theil.

Limnaea nyansae n.

Testa ovata, brevispira, rimata. solidula,- distincte striata, nitidula. pallide flavescens. saepius indistincte et confertim albido-fasciolata; spira brevissiina. conica; anfr. 3, convexi. rapide crescentes, sutura modice profunda, anfr. ultimus supra et infra subaequaliter convexus; apertura circa '/s totius longitudinis occupans, ovata, supra leviter angustata, margine externo leviter, basali bene arcuato, margine columellari crassiusculo , leviter torto, callum pa- rietalem distinctum circumscriptum emittente. Long. 16,

Sif:u))g rom 10. Februar 1S92. \'J

(liain. maj. 12, min. S, alt. apert. 14, lat. TVs mm; schlankstes Stück 14 V^ lang. IOV2 breit; breitestes 14 imd 11^/1 nim.

Am \vestli('hen Ufer des Victoria -Nyansa bei Bukoba und Towalio, in 8 10 m Tiefe, an Ohara und Elodea, Oct. und Dec. 1890. No. 4229 und 4238.

Physa trigoaa n.

Testa inilate obconica. planospira. subrimata. leviter striatula, olivacea, nitidula; anfr. 372« rapide crescentes, sutura sat profunda horizontali discreti, supra convexiusculi, medio inflati, versus basin valde angustati; apertura pau- luluni obliqua, late oblonga. supi'a rotundata. anfractu pen- ultimo coarctata, versus basin seusim angustata: margo coluniellaris subperpendicularis , anguste reflexus, rimam umbilicalem plus minusve tegens. versus basin tenuissinius. rectus. Long. 11. diani. maj. 11. min. 8. apert. long. 11, lat. 6 7 mm.

Bei Bukome im Südwest -Creck des Victoria -Nyansa, in Papyrus-Dickicht, 31. Oct. 1890, No. 4156.

Es ist das die in den Sitzungsberichten unserer Gesell- schaft vom 1879, p. 103 mit Fh. nyassana verglichene Art, von welcher dieselbe sich jedoch durch ganz flaches Ge- winde und gleichmässig nach unten verschmälerten letzten Umgang gut unterscheidet.

Auch der a. a. 0. beschriebene Flanorhls cltoanomphahis ist Avieder von verschiedenen Stellen des südwestlichen Ufers des Victoria -Nyansa eingesandt worden.

Vivipara phthinotro2)is n.

Testa elongate - conica , perforata, confertim ruguloso- striata, indistincte spiratim striolata, periostraco nitido oli- vaceo vei fusco tecta; anfr. circa 6, primus rotundatus, subglobosus, sequentes supra peripheriam subplani, leviter 1 2 angulati. ad peripheriam carinati, carina in anfr. su- perioribus crassa, subcrenulata. plus minusve supra sutu- ram prominente, in ultimo debiliore, versus aperturam cva- nescente; basis convexa. Apertura sat obliqua, dimidiam

■P^

16 Gesellschaft natur forschender Freunde, Berlin.

der Mündung parallel; ihre Zwischenräume sind 2 3 mal breiter als sie selbst.

Die vierte Spiralleiste fällt bei den oberen Windungen in die Naht und ist daher nicht sichtbar; an der letzten Windung bildet sie die Grenze zwischen der convexen rau- hen Oberseite und der glatten Unterseite, steht aber nicht weiter von der Mittelaxe ab, als auch die zw^eite und dritte. Die allgemeine Gestalt, namentlich der scharf abgegränzten skulpturlosen flachen Unterseite, erinnert auffällig an Jugend- zustände von Ftipa, aber Spiralleisten sind bei solchen nicht bekannt und ich wüsste auch keine Art dieser Gattung, der ich diese Stücke als Jugendzustand anschliessen könnte. Aber auch unter den afrikanischen Helix - Arten steht sie allein.

Ennea sPulilmanni n.

Testa parva, clause-rimata. oblongo-ovata, perpendicu- lariter et distanter costata, pellucida, alba; anfi'. 7, priores SVs celeriter crescentes, apicem conoidalem. obtusum. for- mantes, sequentes subaequales, convexi, sutura profunda distincii. ultimus paulum minor, basi rotundatus; apertura paulum obliqua, subcircularis. peristomate incrassato, refiexo, triplicato: plicae parietales 2. intrantes. exterior subangu- laris. major et lamella pone marginem externum (pala- talis) 1 elongata, intrans, extus lineam inipressam formans; margo basalis et columellaris inermes. Long. 4. diam. 2, apert. long, et diam. 1 mm.

Uganda: Küste von Buddu. Dr. Stuhlma^'n. Ko. 4254 z. Theil.

Limnaea ny ansäe n.

Testa ovata, brevispira, rimata. solidula,- distincte striata, nitidula. pallide flavescens. saepius indistincte et confertim albido-fasciolata; spira brevissiiua. conica; anfr. 3, convexi. rapide crescentes, sutura modice profunda, anfr. ultimus supra et infra subaequaliter convexus; apertura circa totius longitudinis occupans, ovata, supra leviter angustata, margine externe leviter, basali bene arcuato, margine columellari crassiusculo , leviter torto, callum pa- rietalem distinctum cii'cumscriptum emittente. Long. 16,

^\*4Jk^ U.

SiLuufj vom 16. Fchruar 1892.

17

diam. maj. 12, min. 8, alt. apert. 14, lat. 7V2 mm; schlankstes Stück 147^ lang. IOV2 breit; breitestes 14 II 11(1 llV-i 111 m.

Am westlichen Ufer des Victoria -Nyansa bei Hiikoba und Towaliü, in 8 10 m Tiefe, an Ohara und Elodea, Oct. und Dec. 1890. No. 4229 und 4238.

Physa trigona n.

Testa inflate obconica. planospira. subrimata, leviter striatula, olivacea, nitidula; anfr. 3V2. rapide crescentes, sutura sat profunda horizontal! discreti, supra convexiusculi, medio inflati, versus basin valde angustati; apertura pau- lulum obliqua, late oblonga, supra rotundata, anfractu pen- ultirao coarctata, versus basin sensini angustata: margo columellaris subperpendicularis , anguste reflextis, rimam umbilicalem plus minusve tegeus. versus basin tenuissinuis. rectus. Long. 11, diam. maj. 11. min. 8, apert. long. 11, lat. 6 -7 mm.

Bei Bukome im Siidwest-Creek des Victoria -Nyansa, in Papyrus-Dickicht, 31. Oct 1890, Xo. 4156.

Es ist das die in den Sitzungsberichten unserer Gesell- schaft vom 1879, p. 103 mit Fh. uijassana verglichene Art, von welcher dieselbe sich jedoch durch ganz flaches Ge- winde und gleichmässig nach unten verschmälerten letzten Umgang gut unterscheidet.

Auch der a. a. 0. beschriebene Flanorbis cJioanonii^lialiis ist wieder von verschiedenen Stellen des südwestlichen Ufers des Victoria -Nyansa eingesandt worden.

Vivipara phthinotropis n.

Testa elongate-conica, perforata, confertim ruguloso- striata, iudistincte spiratim striolata, periostraco nitido oli- vaceo vei fusco tecta; anfr. circa 6, primus rotundatus, subglobosus. sequentes supra peripheriam subplani, leviter 1 2 angulati, ad peripheriam cariuati, carina in anfr. su- perioribus crassa, subcrenulata, plus minusve supra sutu- ram prominente, in ultimo debiliore, versus aperturam eva- nescente; basis convexa. Apertura sat obliqua, dimidiam

j[g Gesellschaft natur forschender Frennäe, Berlin.

longitudinem non aeqiians. rotimdata, peristomate plerumque non continiio, sed callo juncto. Long. 33. diam. maj. 23, min. 20, apert. alt. obliqua 15. lat. 13 mm.

Njamagotso, im südwestlichen Theil des Victoria - Ny- ansa. 4. 11. 1890. No. 4192.

Vivi2mra trochlearis n.

Testa elongato-conica, carinata, anguste perforata, rii- giiloso - striata , leviter spiratim striata, periostraco nitido pallide olivaceo tecta, pleriimc|iie fascia lata nifescente su- pra carinam ornata; anfr. 5. primiis laevis. papillaeformis, rotundatiis, seqiientes carina latiiiscula, aliqiiantum supra suturam instrictam prominente et uscßie ad aperturam per- sistente cincti; basis convexa. Apertura sat obliqua. ovata, peristomate continuo. ad parietem apertiiralem appresso et triangulatim prodncto. Perforationen! semitegente. Long. 28, diam. maj. 19, min. 17. apert. alt. obliqua ISVs, lat. IOV'2 mm.

Insel Sirwa im Victoria-Nyansa, Oct. 1890. No. 4231.

Vivipara costulata n.

Testa conico-oblonga, imperforata vel angustissima ri- mata, s üb oblique costulata et subtiiiter spircitim strio- lata, basi leviter angulata, periostraco viridi-fusco vel fla- vescente; anfr. 5—6, supcriores plerumque attriti. sequentes convexi, sutura sat profunda discreti. ultimus costulis debi- lioribus, angulo basali versus aperturam evanescente; aper- tura sat obliqua, ovata. dimidium long, non aequans, superne vix angulata, peristomate non continuo. sed callo tenui juncto, saepius fusco-marginato. Long. 19, diam. maj 14V2, apert. long, obliqua 9—10, lat. 7V2~8 mm.

Insel Kassarasi. SW Nyansa, 28. 10. 90. No. 4180.

AVenn auch nach den bis jetzt vorliegenden Material der Victoria-Nyansa keine so eigenthamlichen Formen auf- zuweisen hat. wie der Tanganyika. so ist doch als Beson- derheit mancher der in demselben lebenden Süsswasser- schneckeu die deutliche . den Anwachsstreifen parallele Berippung mehrerer Paludinen und einer L'minaea hervor-

Sitzmig vom JG. Frliuar 1892. 19

ziiheben, welche yermiithlich die Widerstandsfähigkeit der Schale gegen äussere mechanische Gewalt verstärkt und somit den Vortheil gewährt , welchen die Süsswasser- schnecken der grösseren Seen am Fnsse der Alpen durch die bedeutende Dicke der Schale und die stärkere Ein- wickelung (Involution) der einzelnen Umgänge in einander erreichen.

Herr Franz Eilhard Schulze berichtete über eine neue Schrift von J. von Kennel: .,Die Ableitung der Verte- bratenaugen von den Augen der Anneliden. 4'. Dorpat. 1891.

Herr P. ÄSCHERSON besi)rach in Anschluss an die Vor- legung der springenden Bohnen aus Mexico in der No- vembersitzuug 1889 (vergl. Sitzungsber. p. 187). die Fort- schritte, welche unsere Kenntniss der merkwürdigen Er- scheinung seitdem gemacht hat. In den Abhandlungen des naturwissenschaftlichen Vereins zu Bremen, XH, 1. Heft (April 1891), p. 47 veröffentlichte Herr F. Buchenau einen zM^eiten Aufsatz, in dem er den Namen der Euphorbiacee. deren von der Raupe der Camocai^tsa saltitans bevvohnte Theilfrüchte die springenden Bohnen darstellen, nach der Bestimmung von Prof. Müller Arg. als Sebastiania? Pavo- niana Müll. Arg. bekannt giebt und weitere Mittheilungen über diesen bei Alamos in Sonora vorkommenden, sehr giftigen Strauch und das Auftreten der springenden Bohnen macht. Allein hiermit ist die Angelegenheit, die so lange geruht hatte, noch nicht abgeschlossen. Um weiteren, dem- nächst zu erwartenden Mittheilungen seines verehrten Freun- des nicht vorzugreifen, beschränkt sich Vortr. auf den Hin- weis, dass gleichfalls in den letzten Jahren, z. Th. erst nach der erwähnten BucHENAu'schen Arbeit, in Argentinien, Mexico und Nordamerika noch mehrere Veröffentlichungen erfolgt sind, durch welche wir sowohl mit mehreren an- deren Euphorbiaceen- Arten, als auch mit einigen neuen, die Früchte derselben bewohnenden und bewegenden Tor- triciden- Arten bekannt gemacht w^erden.

20 Gesellschaft nrjtnrforschenäer Freunde, Berlin.

Ferner machte Vortr, darauf aufmerksam, dass er gleichfalls im XII. Bande der Bremer Abhandlungen (p. 53) die vorhandenen Nachrichten über springende Tama- risken=Prüchte, Eichengallen und Cocons zusammen- gestellt hat. Die ersteren, ein vollständiges Analogon der „springenden Bohnen", wurden schon im 16. Jahrhundert in Südfrankreich von Lobel beobachtet, neuerdings von Rancoulet, Paul Gervais und Lucas; der Bewohner ist die Larve eines Käfers (Curculioniden) Nanodes Tamarisci. Springende Cynipidengallen wurden 1857 bei Wien von Mann an Quercus Cerris L. gesammelt und von Kollar beschrie- ben; das Insect ist von Giraud als Neitroterus saltaus ver- öffentlicht. Aehnliche Gallen sind auch im Mississippi-Ge- biet Nordamerikas und weiter westlich an der ..post oak" {Quercus stdlcda Wangenh.), der „white oak" {Q, alba L.), dann noch an Q. macrocasxM Mich, und wohl auch noch an anderen Arten von Riley und P^dwards beobachtet, welcher letztere das Insect Cyni^js scdtcdorius nannte. Giraud verweist in der Mittheilung über Neuroteriis saltans auf eine Stelle von Olivier's Histoire des Insectes, wo möglicher Weise von derselben Galle die Rede sei. Dies Citat ist in doppelter Hinsicht unrichtig. Herr K. Müller ermittelte, dass die gemeinte Stelle sich in Geoffroy's gleichbetitel- tem Werke findet und über springende Cocons handelt. Solehe sind neuerdings (1888) von John B. Bridgeman beobachtet: die sie bew^ohnende Larve gehört einer Ichneu- monide, Limneria Kriechhaumeri Bridg. = Sjnidastica pe- tiolaris Thoms an.

Im Umtausch v\'ürden erhalten:

Leopoldina Heft XXVII. No. 23 24.

Photographisches Wochenblatt. XVIII. Jahrg., No. 4 n. 7.

Anzeiger der Akademie der Wissenschaften in Krakau.

1891, Dec. und 1892, Jan. Verhandlungen u. Mittheilungen d. Siebenbüi-gischen Vereins

d. Naturwissenschaften, 41. Jahrgang.

Sitzung vom 16. Februar 1892. 21

Föltauy Közlöny. XXI Kötet, 12 Füzet. Uec. 1891. Geologiska Föreningens i Stockholm Forhaudllugar, Bd. 14,

Heft 1, No. 141. Bulletin de la Societe Zoologique de France, Tome XVI,

Xo. 9—10. Atti della Societä Ligustica di sc. nat. e googr. . Vol II,

Xo. 4. Dec. 91. ßendiconto delF Accademia delle sei. lis. e mat. di Xapoli

(Serie 2). Vol. V. Fascicolo 1-12. 1891. Bollettino delle pubblicazioni Italiane. Xo. 146. 1892. Bollettino delle opere moderne straniere, Vol. VI, Xo. 10,

Oct. 1891. Proceedings and Transactions of the Xova Scotian Institute

of nat. sc. Halifax. Vol. VII. Part. IV, 1889—90. Proceedings of the United States Xational Museum, Vol. XIII,

1890. Proceedings of the Academy of natural sc. of Philadelphia,

1891. Part. II, April -^August. Bulletin of the Museum of comparative zoölogy, vol. XXII,

Xo. 2—3, Jan. 92. Proceedings of the Boston Soc. of nat. history. Vol. XXV,

Part. I. Mai 1890 bis Dec. 1890. Journal of comparative medicine and veterinary archives.

Vol. XIII. Xo. 1, Xew York, Jan. 1892. Bulletin of the Essex Institute. Vol. 21, Xo. 7 12; Vol. 22,

Xo. 1 12. 1889—90. Psyche, a Journal of Entomologv, Vol VI. Xo. 190, Febr.

^ 1892. Memorias y revista de la sociedad centifica „Antonio Al-

zate". Mexico, Tome V, Xo. 1—2, 1891. Boletim de Commissao Geographica e Geologica do Estado

de S. Paulo (Brasil), Xo. 4 7, 1890. Prometheus, illustr. Wochenschrift über die Fortschritte in

Gewerbe etc., Xo. 91 u. 118. A. BoucARD, The humming Bird, Vol. IL Xo. 2. 1892.

Druck von J. F. Starcke in Berlin.

Nr. 3. 1892.

S i t z u n g s - B e r i c h t

der

Gresellschaft naturtbrsclieiider Ereiiiide

zu Berlin vom 15. März 1892.

Director: In Vertretung Herr Schulze.

Herr K. ^i/lÖBlUS berichtete Dach einem Briefe des Herrn Dr. E. HaaSE. Directors des Museums in Bangkok in Siam. dass Termiten und Schaben in den ihm zur Neuordnung unterstellten Sammlungen grosse Zerstörungen ange- richtet haben. In der Sammlung europäischer Gesteine Jiaben sie sogar viele Etiketten av eggefressen.

Herr R. BuRCKHARDT sprach über: Das Centralner-

vensystem von Frotopterus annectens.

Das bisher nicht beschriebene Rückenmark von Fro- topterus zeigt folgende Eigenthümlichkeiten: Die Disposi- tion von grauer und weisser Substanz ist so, wie bei Am- phibien; die graue Substanz besitzt Vorderhornzellen, die das übliche Maass bei Weitem übertreffen und deren Aus- läufer bis in die dorsalen Partieen der weissen Substanz ausstrahlen ; ausser diesen Zellen zeichnen sich durch Grösse die Lateral- und Dorsalzellen aus. Zum ersten Mal in der Thierreihe tritt hier eine deutliche Substantia gelati- nosa RoLA^'DO auf Zu beiden Seiten des Rückenmarkes verläuft ein Sehnenstrang, der als Anlage eines Ligamen- tum denticulatum zu deuten ist; ihm gegenüber stehen in der weissen Substanz isolirte Stützzellen, die als Schutz- vorrichtung gegen etwaiges Zerfasern der weissen Substanz

24 GesMschaft miturforscheuder Freunde, Berlin.

bei Zug oder Druck gelten üiüssen'). Die MeduUa oblon- gata ist morphologisch sehr einfach gebaut und besitzt eine schwache Brückenkrümmung. Aus ihr treten folgende Ner- ven: 1. Hypoglossns mit 2 ventralen Wurzeln; 2. Vagus mit 17 und zwar 3 ventralen und 14 dorsalen und latera- len Wurzeln; 3. Glossopharyngeus mit 2 starken Wur- zeln; 4. Facialis-Acusticus mit 6 Wurzeln; 5. Trige- minus mit 2 Wurzeln. Das Kleinhirn besteht aus einer ähnlichen Falte, wie bei Amphibien, zeigt aber eine etwas stärkere Entwicklung. Die bisher bei Protoptenis vermiss- ten Nervi trochlearis und abducens konnten nachge- v/iesen werden. Das Mittelliirn zeigt eine Lage von Zellen an der Peripherie, deren Axency linder in den Opticus über- gehen; im Uebrigen schliesst es sich in seinem Bau eng an das der Amphibien au. Die Lobi inferiores sind durch eine Bahn mit dem Vorderhirn verbunden. Auf dem schmalea Zwischenhirndach erhebt sich eine kleine, nach vorn ge- richtete Zirbel von der Gestalt eines Schlauches, der von bisherigen Untersuchern übersehen worden ist. Das von ihnen als Zirbel gedeutete Organ entspricht dem Aderge- flechtknoten der Squaliden und enthält also auch die Plexus des dritten Ventrikels. Die Hypophysis besteht aus einem nervösen und einem drüsigen Antheil. Von grossem Inter- esse ist die Structur des Vorderhirns, da hier zum ersten Male (wie schon Edingek vermuthete) eine Gehirnrinde unzweifelhaft i<ann nachgewiesen werden. Sie ist am stärk- sten ausgebildet an der caudalen ventralen Wölbung der Hemisphären. Ihre Zellen zeigen die Form der Fascia dentata - Zellen und entsprechen wohl auch topographisch denselben. Der Lobus olfactorius ist deutlich abgesetzt und der von ihm austretende Nerv zeigt auf eine kurze Strecke eine Zweitheilung, wie sie von Amphibien bekannt ist, tritt aber wieder geschlossen in die Riechschleimhaut ein. Eine Arachno'idea ist stellenweise ausgebildet, so au der Verwachsungsstelle des Adergeflechtknotens mit dem

^) Die Nervenwiirzeln treten alternireiid aus, wie dies von niederen Wirbelthieren wiederholt beobachtet ist.

Sitzung vom 15. März 1892. 25

Schädeldach, ferner in der Umgebung der Zirbel. Ueber den vierten Ventrikel breitet sich ein reich verzweigter und mit Otolithenmasse erfüllter Saccus endolyjnpha- ticus aus. der sich aber nicht in den Rückenmarl<skanal fortsetzt.

Dem Bau des Hirns nach gehört Frotopterns zu den Amphibien und zwar ist sein Gehirn das vollständigste Amphibienhirn, das an Ausbildung nur noch bezüglich ein- zelner Kegionen (Mittel- und Hinterhirn) von den Anuren übertrolfen wird.

Herr F. E. SCHULZE theilte seine Erfahrungen über die GoLGTsche Versilberungsmethode und über die Brauch- barkeit der verschiedenen Schnittstrecker mit. An der Discussion betheiligten sich die Herren Möbius. Burck-

HAKDT und VlIiCHOW.

Im Umtausch wurden erhalten:

Leopoldina HeftXXVIIU No. 1, 2. Januar 1892. Mittheilungeu des Naturhistorischen Museums in Hamburg,

IX. Jahrg.. erste Hälfte. 1891. Helios, monatliche Mittheilungen a. d. Gesammtgebiet der

Katurwissensch., Frankfurt a. 0., 9. Jahrg., No. 7 10. Societatum Litterae, Frankfurt a. 0., 5. Jahrg., No. 9—12. Lotos, Jahrbuch f. Naturwissensch.. neue Folge, XII. Bd.,

1892. Abhaudl. d. math. - naturwiss. Classe der Kgl. Böhm. Ge- sellschaft der Wissenschaften, VII. Folge. 4. Bd. Sitzungsberichte d. math. - naturw. Classe d. Kgl. Böhm.

Gesellschaft. 1891. Jahresbericht d. Kgl. Böhm. Gesellschaft d. Wissenschaften,

1891. Anzeiger der Akademie der Wissenschaften in Krakau,

Februar 1892. Rasegna delle Scienze geologiche in Italia, Anno I, 2. Se-

mestr., 1891, Fase. 3. 4.

26 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin.

Neptimia. Anno I, No. 11, 12. Venedig.

Bollettino delle Pubblicazioni Italiane, 1892, No. 147, 148.

Bulletin de la Societe Zoologique de France. 1892. Tome

xvir, No. 1.

Geologiska Föreningens i Stockholm Förliandlingar, No. 142, Februar 1892. '

Bulletin de la Societe Imperiale des Naturalistes de Mos- cou. 1891, No. 2, 3.

Memoires de la soc. des natural, de Kiew, Tom.e X, 3, 4; XI, 1. 2. und Beilage zu XI: P. P. Alexejew (gestor- ben 6. Febr. 91). 1892.

United States geol. survey, Xth annual Report 1888 89, Part. I, Geology, Part. IL Irrigation.

Bulletin of tlie Museum of comparative zoölogy, vol. XXII, No. 4.

Journal of comparative medicine and veterinary archives, Vol. XII, No. 2.

Psyche, a Journal of Entomology, Vol. VI, No. 191.

Druck von J. F. Starcke in Berlin.

Nr. 4. 1892.

Sitzungs-Bericht

der

Gesellschaft naturforschender Freunde

zu Berlin vom 19. April 1892.

Director: F. E. Herr Schulze.

Herr Nehring sprach über seine neueren Beobachtungen in Bezug auf das diluviale Torflager von Klinge bei Cottbus.^)

Ein dreitägiger Aufenthalt auf der Schulz'schen Ziegelei in Klinge (22.-25. März) gab dem Vortragenden Gelegen- heit, einerseits die Lagerungsverhältnisse der dort aufge- schlossenen diluvialen Schichten zu studieren, andererseits zahlreiche pflanzliche Reste, sowie Proben aus den ver- schiedenen Schichten zu sammeln. Der Vortragende spricht sich mit grösserer Bestimmtheit als früher für das inter- glaciale Alter des Torflagers aus, namentlich weil der obere Sand nach seinen Beobachtungen zahlreiche Geschiebe (auch sog. Kantengeschiebe) enthält. Die sonstigen Gründe sollen an einem anderen Orte ausführlich dargelegt werden; ebenso sollen die nach Tausenden zählenden, wohlerhaltenen Samen und Früchte, sowie die sonstigen Pflanzenreste ander- weitig genauer besprochen werden. Von Cratopleura licl- vetica f. Xehringi C. Weber fand Vortragender circa 300 wohlerhaltene Samen; er besprach unter Hinweis auf

^) Vergl. Sitziingsber. v. 20. Oct. und 15. Dec. 1891, sowie vom 19. Januar 1892.

23 Gesellschaft natinfoi-sc?ienJer Freunde, Berlin.

die kürzlich erschienene Abhandlung Webers^) und unter Betonung der nahen Verwandtschaft zAvischen der fossilen Gattung Gratopleura und der heutigen Gattung Brasenia die grosse wissenschaftliche Bedeutung des Vorkommens jener Nijniphaeace.e in dem diluvialen Torflager von Klinge. Die in dem Sitzungsbericht vom 19. Januar 1892. p. 8 erwähnten wurstförmigen. samenähnlichen Gebilde sind von dem Vortragenden kürzlich in sehr grosser Zahl (ca. 1000 Stück) gefunden worden; eine Bestimmung hat sich, trotz der vor züglichen Erhaltung der Objecte, bisher nicht bewerkstel- ligen lassen, obgleich viele namhafte Botaniker sich daran versucht haben.

Nachträglicher Zusatz: Herr Clement Eeid. der bekannte Phytopalaeontologe in London, an den ich kürz- lich einige Exemplare der letzterwähnten wurstförmigen Ge- bilde geschickt habe, schreibt mir unter dem 23. April, es sei eine Frucht (endocarp). „which occurs abundantly in the Croraer Forest-bed at several locaiities. It occurs also in a pleistocene deposit at Saint Gross in Suffolk. I cannot identify it with any living species.^^ Nach der Art des Vor- kommens bei Klinge möchte ich sie für die Frucht einer (vermuthlich ausgestorbenen) Wasserpflanze halten.

Herr W. Weltner sprach über Myxosporidiensporen in den Eiern von Esox lucius.

Anfang Februar dieses Jahres erhielt das Museum für Naturkunde von Herrn H. Hegenberg in Berlin einen frischen Hechtrogen zugesandt, welcher einem etwa 1 Kilogr. schweren Thiere entnommen war und als krankhaft bezeichnet wurde. Der Rogen zeigte eine Menge milch weiss gefärbter Eier, deren Inhalt aus den Sporen von Myxosporidien, aus einer körnigen Masse und aus wenig Dotterkörnern bestand. Eine Untersuchung des Rogens wurde zuerst von Herrn Dr. Hil- gendorf Vorgenommen, welcher das Vorhandensein von

1) C. ^YEBER, Ueber Cratopleura holsatica, eine interglaciale Nijm- phaeacee, und ihre Beziehungen zu Holopleura Victoria Casp., sowie zu recenten Nymphaeaceen, im N. Jahrb. f. Mineral., J892, Bd. I, p. 114—137 nebst Taf. IV u. V.

Sitzung vom. 19. Äjml 1892. 29

Psorospermien konstatirte und das Material zur Aufbewah- rung in der Protozoenöaramlung des Museums, beziehungs- weise zu weiterer Untersuchung dem Verfasser überwies, wobei er denselben auf die grosse Aehnlichkeit der Sporen mit den von Bütschli (Bronn' s Klassen und Ordnungen des Thier- Reichs, Bd. I, Taf. 38, fig. 16, nach LieberkIjhns Zeichnungen) abgebildeten geschwänzten Myxosporidiensporen von den Kiemen des Barsches hinwies.

Ich musste aus Mangel an Zeit den mir übergebenen frischen Rogen für spätere Untersuchung konserviren imd legte ihn zunächst in eine Mischung von gleichen Theilen Glycerin und Wasser, versetzt mit einigen Tropfen gesät- tigter Sublimatlösung, eine Flüssigkeit, die ich mit Erfolg zur Konservirung der Laichmassen von Fröschen, Mollusken und Insekten anwende^). Nach etw^a 14 Tagen brachte ich den Rogen in 50%, dann in 70% Alkohol. In diesem Zu- stande ist das Präparat in die Sammlung des König!. Mu- seums für Naturkunde, Protozoa No. 1661 eingereiht.

In dem Alkohol sind die krankhaften Eier weich geblieben. Die in ihnen enthaltenen Gebilde sind die von J. Müller (Arch. f. Anat. u. Physiol. 1841, p. 477, Taf. 16) entdeckten Psorospermien der Fische; sie ähneln am meisten denen, welche dieser Autor in den Augenmuskeln und in der Wand des Auges vom Hecht fand und in der Fig. 1 der genannten Arbeit abgebildet hat, sie sind aber nicht identisch mit ihnen. Auch die Aehnlichkeit der Lieber- kühn'sehen Sporen bei Bütschli 1. c. mit den von mir unter- suchten ist eine grosse, aber auch von diesen unterscheiden sich die meinigen genügend, um beide spezifisch von ein- ander zu trennen. Dagegen scheinen die mir vorliegenden Körper identisch mit den von Creplin (Archiv f. Naturg. 8. Jahrg. 1842, p. 61, Taf. 1, lig. A— E) bekannt gemachten Sporen zu sein, welche er an den Kiemen des Kaulbarsches (Acerina vulgaris Cuv.) gefunden hatte; die Gestalt und die Grösse seiner Sporen und ihrer Polköper stimmt gut mit

') Die von mir früher (diese Berichte 1889, p. 146) für diese Zwecke benutzte Mischung von 5 Theilen Glycerin und 7 Theilen Wasser hat sich für zarte Laichmassen nicht bewährt.

30 Gesellschaft natwfr sehender Freimde, Berlin.

den von mir beobachteten überein, nur miiss ich hervor- heben, dass die Seitenansicht der Sporen, wie sie Creplin in Fig. 1 C wiedergegeben hat, nicht das normale Verhalten bei den Sporen der Hecbteier ist. welche nämlich nur selten so breit sind (s. meine Fig. 8 11). Da die Beschreibung der Sporen bei Creplin nur kurz gefasst ist. gebe ich in folgendem eine genaue Schilderung der von mir untersuchten Gebilde. Sie treten in zweierlei Form auf: die einen haben einen Schwanz, die andern sind ungeschwänzt. Dass Sporen mit und ohne Schwanzanhang in einer Cyste nebeneinander vorkommen, hat LiEBERKtJHN (Ärch. f. Anat. u. Phys. 1854, p. 6, und Evolution des Gregarines 1855. p. 37) gezeigt. Die geschwänzten Sporen der Hechteier sind wie folgt gebaut. Es sind spindelförmige Körper, welche aus zwei dicken ge- wölbten Schalen bestehen, die an manchen Sporen zur Hälfte und weiter auseinander klaffen (Fig. 11 und Creplin fig. E.). Man kann die beiden Schalentheile auch gewaltsam von ein- ander trennen, indem man sehr stark auf das Deckglas drückt, dabei lösen sich dann die beiden Schalenhälften nicht vollständig von einander, sondern bleiben im hinteren Theile der Spore miteinander verbunden. Die eine Schalen- hälfte ist fast stets stärker gewölbt als die andere (Fig. 8 bis 11). An den unversehrten Sporen erkennt man die Kante, welche die Schalen miteinander bilden, wenn die Spore ganz auf der Seite liegt (Fig. 10). Ist zufällig in dem Präparat eine Spore mit dem einen Pole gerade nach unten gerichtet, so bemerkt man, dass die beiden Schalenhälften in ver- schiedener Weise mit einander verbunden sind. Die Ver- einigung geschieht entweder so, dass die Schalen ohne er- kennbare Grenze in einander übergehen (Fig. 12 links), oder sie sind durch einen dicken nach innen vorspringenden Wulst mit einander verlöthet (Fig. 12 rechts), oder es erscheint an der Kante ein Kreis (Fig. 13). Der vordere Pol der Spore ist abgerundet, so zwar, dass die Rundung mehr oder weniger stumpf ist. Grössere Verschiedenheiten zeigt der hintere Pol. Er ist in der Regel allmälig. seltener schnell in einen oder zwei dünne Schwänze ausgezogen; die Schwänze sind dünner als die von Lieberkühn bei

Sitzung rom IJ). Ä}>,i/ IS.OxK 31

BüTSCHLi abgebildeten. An so beschaffenen Sporen ist nie eine Grenze zwisdicn dem Körper und dejn Schwanzanhang sichtbar; an anderen Sporen aber, an welchen der Körper plötzlich in den Schwanz übergeht, sind beide von ein- ander abgesetzt (Fig. 3). Die nngeschwänzten Sporen sind an ihrem hinteren Ende abgerimdef (Fig. 5), die Rundung ist vielfach stumpfer als die des vorderen Poles; im übrigen sind sie ganz wie die geschwänzten gebaut und es liegt nahe anzunehmen, dass letztere aus den ersteren entstehen, indem zunächst ein kurzer Stummel entwickelt wird, der nach und nach in die Breite und Länge wächst.

Durch Messungen und Zeichnungen ergab sich, dass der Körper der geschwänzten und der ungeschwänzten Sporen wenn man von einigen noch zu erwähnenden abweichend gestalteten Sporenformen wie Fig. 4 und 6 absieht - - ziem- lich gleiche Länge hat. Es übertrifft daher der Längsdurch- messer der geschwänzten Sporen den der nngeschwänzten nur um die Länge dieses Anhanges. Die grösste Breite ist bei allen Sporen fast dieselbe. Die Masse der von mir untersuchten Sporen und der von J. Müller vom Hecht, von Creplix und Lieberkühn abgebildeten findet man am Schluss dieser Zeilen.

Bei einigen Sporen findet sich an der Stelle des Ueber- ganges vom Körper in den Schwanz eine flügelartige Ver- breiterung, welche auf der Kante der Spore liegt (Fig. 7).

J. Müller war geneigt, anzunehmen, dass die von ihm beim Hecht beobachteten Sporen normaler Weise doppelt- geschwänzt sind, und dass man in vielen Fällen nur die beiden Schwänze nicht von einander unterscheiden kann. Dasselbe gilt wohl für die von mir untersuchten Sporen, An den sehr wenigen Sporen, deren hintere Schalen- hälften auseinander klaft'ten und am vorderen Pole zu- sammenhingen, sah ich deutlich, dass jeder Schwanz der doppeltgeschw^änzten Sporen nur eine Verlängerung der Schalenhälfte darstellt und dass diese Verlängerungen bei der einen Schale kürzer, bei der anderen länger sind. Es sind eben die beiden Schwänze fast stets von ungleicher Länge, der eine kann sehr lang sein, während der andere

32 Gesellscliaft naturforscheiider Freunde, Berlin.

nur eine kurze Verlängerung seiner Schale darstellt; an anderen Sporen ist überhaupt nur die eine Schale spitz aus- gezogen und die andere zeigt keine Spur von einem Schwanz- anhang. Bei den doppelt geschwänzten Sporen kommen die beiden Anhänge in drei verschiedenen Stellungen vor. Bei den meisten Sporen lassen sich die Schwänze nur dann deut- lich wahrnehmen, wenn die Spore auf der Kante oder wenig- stens schief (Fig. 9) liegt. Dann divergiren nämlich die beiden Schwänze, die von der Fläche der Spore gesehen übereinander lagen. Bei anderen Sporen verhält sich die Sache anders; die beiden Schwänze treten hier in der Flächenansicht der Spore nebeneinander auf (Fig. 7). Die dritte Stellung ist die, in welcher sich die beiden Schwänze sowohl in der Ansicht von der Fläche als von der Seite (Fig. 8) kreuzen, eine Kreuzung nach Art der Kreuzschnabel-Kiefer.

Von den so gestalteten Sporen finden sich einige Ab- weichungen. Es kamen langgeschwänzte Sporen vor, deren Körper fast kuglig war und 0,0068 mm im Durchmesser hatte. Er war fast ganz von den beiden Polkörpern aus- gefüllt. Auch J. Müller fand bei seinen ovalen Sporen solche, welche einen runden Körper hatten. Eine andere Spore (Fig. 4) war stark gedrungen mit kurzem Schwanz- anhang. Eine dritte Form ist in Fig. 6 wiedergegeben; ihr Läugsdurchmesser betrug 0,014 mm. der Querdurchmesser 0,009 mm.

Der Inhalt jeder Spore besteht aus zwei Polkörpern und einem protoplasmatischen Inhalte, welcher in den Prä- paraten zu einer Masse geronnen war, in welcher deutlich gröbere und feinere Körnchen erkannt werden konnten. Diese protoplasmatische Masse liess sich nur bis zum Schwanzanhang Yerfolgen. Bei den geschwänzten Sporen lief der Inhalt hinten spitz zu, bei den ungeschwänzten war er hinten abgerundet. Nach den Zeichnungen Lieberkühns bei BtJTSCHLi zu urtheilen, scheint es, als ob sich das Protoplasma bis weit in den Schwanz hinein erstrrckt. In dem Protoplasma der Myxosporidiensporen ist von Bütschli (Zeitschr. wiss. Zool. Bd. 35, 1881) ein Kern nachgewiesen worden; später hat Thelohan (Compt. rend. T. 109, p. 919,

Sitzung roi» 10. April 18f):2. 3,^

1889) mehrere Kerne in anderen Sporen gefunden. In den von mir untersuchten Sporen habe ich mit Sicherlieit nicht den Kern entdecken können. Bei der Behandlung mit Hae- matoxylin, Boraxcarmin. Bismarckbraun. Geutianaviolett und Kernschwarz färbten sich zwar ausser dem protoplasmati- schen Inhalte auch sehr oft noch einige Flecke im Innern intensiver, als ich aber die Immersion V20 Leitz zu Hülfe nahm, erwiesen sich diese dunklen Flecke als Anhäufungen gröberer Körnchen, welche, zu einem Haufen zusammen- gelagert, wenig Aehnlichkeit mit einem Kerne hatten. Bei der Färbung mit Bismarckbraun und Boraxcarmin zeigten sich die Polkörper und das Protoplasma verschieden tingirt. Durch Bismarckbraun waren die Polkörper viel stärker als das Plasma gebräunt und mit Boraxcarmin war nur das letztere geröthet.

Die Polkörper sind kegelförmig, ihr hinteres Ende ist stumpf abgerundet und oft schräg abgestutzt (Fig. 16). Meist berühren sich die beiden Körper mit der einen Längsseite und diese ist dann abgeflacht (Fig. 16). Von den Polkörpern der Sporen, welche Lieberklux (BtJTSCHLi 1. c.) abgebildet hat. unterscheiden sich die von mir untersuchten durch ihre Gestalt und durch ihre geringere Länge im Verhältniss zur Längsausdehnung der ganzen Spore. Auch die Gestalt und Lage der Polkörper bei den Sporen von J. Müller 1. c. Fig. 1 ist eine andere. In denjenigen Sporen, in welchen die Polkörper getrennt von einander liegen, sieht man zwischen ihnen das gekörnte Protoplasma. Bütschli (Zeit- schr. wiss. Zool. Bd. 35. 1881) ist geneigt, anzunehmen, dass die Polkörper der Myxosporidiensporen in dem Protoplasma eingebettet sind, und dass dies bei den mir vorliegenden Sporen wirklich der Fall ist, sieht man an solchen Sporen, deren Schwanzende gerade nach unten gerichtet ist (Fig. 12 und 13); im günstigsten Falle sind dann die Polkörper all- seitig von Plasma umgeben. Ich muss hierzu aber be- merken, dass ich den protoplasmatischen Ueberzug bis über die Spitze der Polkörper nur ein einziges Mal sicher beob- achtet habe (Fig. 4).

In den Polkörpern der Myxosporidiensporen hat Bal-

34 Gesellschaft mtturforschender Freunde, Berlin.

BiANi zuerst den spiralig aufgerollten Faden entdeckt, welchei' durch verschiedene Reagentien her vorgeschnellt werden kann, worüber Bütschli das Nähere in den Beiträgen zur Kenntniss der Fischpsorospermien mitgetheilt hat. Ich habe in den Polkörpern selbst diesen Faden nicht auffinden können und nahm bei 1000 facher Vergrösserung nur einen dunklen Schatten im Innern wahr. Dass ein solcher Faden aber auch hier vorhanden ist, geht daraus hervor, dass man an der Spitze sehr vieler Sporen ein oder zwei sehr lange Fäden anheften sieht (Fig. 14 und 15) und dass es mir auch gelang, diese Fäden künstlich aus den Polkörpern heraus- treten zu lassen, als ich den Inhalt eines der Hechteier in Eisessig untersuchte und andere in Alkohol liegende Sporen unter dem Deckglase mit den Fingern stark quetschte. In solchen Präparaten traten viele der Polkörper aus den Sporen heraus und manche vou ihnen zeigten den oft in ziemlich gerader Richtung herausgestossenen Faden. An einigen Sporen bestimmte ich die Länge des Polkörpers zu 0,0051 bis 0,0059. die des ausgestreckten Fadens betrug bei einer Spore 0,0479 mm. Diejenigen Polkörper, deren Faden heraus- getreten ist, erscheinen immer matt, während die Körper, welche sich ihres Nesselfadeus nicht entledigt haben, hell glänzen und sich scharf von dem Protoplasma abheben (Fig. 15).

Die verschiedenen Formen der Sporen von Myxospo- ridien, welche J. Müller beschrieben hat, welche von Bütschli (nach Lieberkühn) abgebildet sind und welche Creplix und ich welche letztere beiden ich für identisch halte und welche bisher in den Eiern der Fische noch nicht gefunden waren geschildert haben, sind von einander so verschieden, dass man versucht sein könnte, den Sporen verschiedene Namen zu geben, wenn es niclit gerechtfertigt wäre, abzuwarten, bis weitere Untersuchungen festgestellt haben werden, welchen Myxosporidien jene Sporen zuge- hören. Nach dem Vorgange Bütschlis Protozoa, Erklärung Tafel 38, werden zwei Gattungen von Myxosporidien, deren Sporen bekannt sind, unterschieden: Myxoholus und Myxi- dhim, deren Diagnosen mir unbekannt geblieben sind. Ein

Sitzung vom 19. Äjrril 189S. 35

drittes Geuus scheint von Perugia aufgestellt worden zu sein, welcher in den Bolletino scientifico, Pavia, No. 4 Anno XII und No. 1 Anno XIII ein Myxosporidhim mugilis beschrieben htit. lieber die Stellung von Lithocystis Giard sind die Ansichten getheilt; Bütschli (Protozoa p. 590) lässt es fraglich, ob dieser Organismus zu den Myxospo- ridien zu rechnen ist. während Lankester (Artikel Protozoa in Zoological Articles. Encyclopaedia Britanuica 1891) ihn hier einreiht.

Die Maasse der Sporen, welche ich in diesem Aufsatze zum Vergleiche angezogen habe, sind die folgenden:

Die geschwänzten Sporen des Hechtauges nach J.Müller:

Länge des Körpers der Spore 0,0054 Linie ....=: 0,0121 ram Breite des Körpers .... 0,002G . . . . = 0,0059 nun

Länge des Schwanzes 3 bis 4 Mal so lang als der Körper.

Die geschwänzten Sporen des Kaulbarsches nach Creplin : Länge des Körpers ungefähr . . . Vi^o Linie ... 0,0188 mm Grösste Breite des Körpers ungefähr Vseo ... 0,0068 mm

Die von Liebrkühn bei Bütschli abgebildeten ge- schwänzten Sporen haben nach meiner Berechnung:

Länge der ganzen Spore ungefähr 0,0284 mm

Grösste Breite des Körpers ungefähr 0,0057 mm

Die Ton mir untersuchten Sporen haben folgende Masse : Die gesell w^änzten Sporen:

Länge des Körpers 0,018 mm

Grösste Breite desselben 0,0068 mm

Länge des Schwanzes bei den langgeschwänzten Sporen . 0,011 mm Die Sporen mit scharf abgesetztem Schwanzanhang (wie Fig. 3):

Länge des Körpers 0,0178 mm

Grösste Breite desselben 0,0068 mm

Länge des Schwanzes verschieden

Die ungeschwäuztsn Sporen (wie Fig. 5):

Länge 0,0187 mm

Grösste Breite 0,(H)66 mm

Figurenerklärung. Alle Figuren habe ich mit dem Abbe sehen Zeichen- apparat entworfen. Die Figuren 1 15 sind 528 Mal, Figur 16 ist 720 Mal vergrössert. Figur 1—7 und 14 und 15 stellen verschiedene Sporen von der Fläche dar, Figur 8—11 von der Seite. Figur 12 und 13 sind Bilder

36

Gesellschaft natvrforschejider Freunde, Berlin.

optischer Durchschaitte in der Höhe des unteren Theiles der Polkörper. Figur 16 verschaulicht zwei Polkörper, von denen der links liegende iinentladen ist und hell glänzend erscheint, während der auf der rechten Seite seinen Nessel- faden ausc^estossen hat und matt ist.

' ' ' A 5

e 10

13

Sitzuw) vom 19. April 189^. 37

Hon* F. HiLGENDORF legte vor eine neue Brachimotus- Art von Aden (Br. harpax).

Die Gattung Braehf/notus wurde von De Haan 1835 auf Risso's (ronojdax scxdcndütus (Mittelmeer) gegründet; auf der gleichen Form basirt Ilctcrof/rajjsus Lucas 1849, worauf Verfasser schon in diesen Sitzungsber. 1882. p. 68, hin- wies. An De Haan's Diagnose nuiss geprüft werden, ob die neue Art der Gattung Bmchynotus zugerechnet wer- den darf.

Nach De Haan soll Br. 1) die beiden grossen Glieder der äusseren Kieferfüsse gleich lang haben; bei harpax ist das zweite aber deutlich länger als das dritte, dabei basal wärts verschmälert, nach der Körpermitte zu weniger entwickelt, und mithin kaum mehr „quadratisch" zu nennen. 2) Der erste Kieferfuss soll am apicalen Gliede des Endopodit der nach der Mittellinie zugehenden Quer- platte entbehren und trägt bei Mittelmeerexemplaren in der That nur noch ein Rudiment derselben, während bei liar- 2KIX die Querplatte den apicalen Hauptast an Fläche über- trifft. — 3) Der Schild sollte oben gewölbt sein, ist aber bei harpax längs und quer sehr flach. 4) Endlich übertrifft die Stirnbreite deutlich die halbe Schildbreite, bei sexd. ist sie geringer. Dazu kommt noch ein Unterschied, der sich nicht auf De Haan's Angaben bezieht, aber vielleicht ebenso wichtig ist. als dessen zweite Differenz: Der von der Stirn niedersteigende Lappen bedeckt bei harpax ein Eckchen des Basalglieds vom äusseren Fühler, bei sexd. bleibt er um die ganze Länge des Glieds von diesem entfernt. Auf die Punkte 1, 3, 4 ist kaum Gewicht zu legen.

KiNGSLEY, der 1880 die Gattung neu characterisirt (als Ueterograpsus) und die dreizehn damals bekannten Species aufführt, giebt zwei Charactere, die zu Jmrpax weniger gut passen: ,, Carapax arcuate'-. „Front inclined"; beide aber halten für seine eigenen Arten nicht Stich. Auch für die Annäherung des Stirnlappens an das Basalglied der An- tenne I bietet sich pouciUaftts , den Kinüst.ey (nebst san- guineus) im Gegensatz zu De Haan mit sexdent. in dieselbe

38 Gesellschaft natniforschender Freunde, Berlin,

Gattung bringt, bereits als Beispiel. Innerhalb der Kixgs- ley' sehen Gattung steht harpax also sicher.

MiERS (Challenger, Zool. XVII p. 264) erwägt, ob nicht K.'s drei letzte Arten (mit drei Zähnen hinter der Orbital-Ecke) besser zu Cyrtogmpsus Dana zu stellen und die anderen (indo - pacifischen) Formen als echte Hetero- grapsus'' von dem mediterranen Braclujnotus subgenerisch zu trennen wären. ^) Als unterscheidende Kennzeichen sollen gelten: Schild breiter, mehr depress, mit H-förmigem Ein- druck in der Mitte; schwächere Seitenzähne, vorragendere Stirn. Offenbar müssten wohl etwas genauere Studien der schwierigen Entscheidung vorausgehen, die ich einem künftigen Monographen überlassen will. Vorläufig behalte ich für die neue Art den Namen Brachynotas bei und fasse die Gattung im Umfang wie Kingsley.

Brachynotiis harpaT, Seitenrand juit zwei Zähnen hinter der Orbitalecke; Seiten des Schildes fast grade, nach hinten convergirend, Stirn vierlappig, dies noch schär- fer als bei sexd. Fläclie des Schildes eben, nur die Stirn etwas geneigt; die Epigastrikalhöcker deutlich, in der Meso- gastrikalgegend zwei sichelförmige, scharfe Eindrücke (bei sexd. punktförmig), die Basis der unterhalbliegenden Muskel- ansatzplatten. Aeussere Kieferfüsse dicht aneinander- schliessend (enger als bei sexd.).

Aeussere Fühler kurz, die Cornea nicht erreichend. Die Leiste unterhalb des Auges und Seitenrandes beim cT in vier Theile getrennt; der erste (dicht am Fühler) gra- nulirt, der zweite (unter der Cornea) linienförmig und glatt, der diitte unter dem ersten Seitenzahn linienförmig, glatt, der vierte unter dem mittleren Seitenzahn, ein kleiner Höcker. Beim $ die Leiste ungetheilt. granulirt, vor dem mittleren Seitenzahne endend. Diese Gesclilechtsdifferenz fehlt bei penicillatus, wo $ und ^ modificirte Leisten besitzen, und bei sangiiineus, wo die Leiste einfach und schwach granulirt

^) Da Heterogr. historisch völlig syn. mit Brachyn. ist, darf man den Namen schwerlich in anderer Bedeutung wieder aufleben lassen.

Sitzung vom 19. April 180:^. 39

bleibt; bei sejcd. ist die Differenz vorhanden, es fehlt aber beim d^ der hinterste Höcker. Der Rand vor der Ein- lenkung des JScheerenfusses ist glatt (bei seccd. gekörnt). Das Abdomen des c/* wie bei sexcl, das des $ mit flacher medianer Einbuchtung am siebenten Glied.

Die Scheere ist beim (/ dick uad gross; im Allge- meinen wie bei seid., aber die Löffel an den Fingerspitzen ausgebildeter, weiss; am beweglichen Finger ein tiefer, halb- kreisförmiger Ausschnitt in der Basis der Schneide, distal von einem grössern und einem kleineren Zahn begränzt, apikal folgen undeutliche Zähne, der unbewegliche ohne Zähne. Der obige Einschnitt muss ein kräftiges Zufassen ermöglichen, daher der Name. Ein dichter Filz feiner Haare fast auf der ganzen Innern Handfläche und an den beim Einklappen damit in Berührung kommenden oberen Ecken von Carpus und Brachium. Dafür fehlt die blasige Auftreibung am Pollex- Gelenk des sexd. Die Leiste auf der Aussen- fläche des Index zieht nur über ein Drittel der Hand fort. Beim 9 sind die Scheeren kleiner, es fehlen Haare. Ein- schnitt, grössere Zähne; dafür tragen Index und Pollex kleine Zähne und die Leiste der Pland endet erst unweit des Carpalgelenks. Am fünften Bein der Dactylus etv/as kürzer als der Augenstiel, am Oberrand mit 5 6 Stachelchen, am untern mit zwei.

Grösse. Das grösste d^ maass: Länge des Schildes 10 mm, Breite 12, Dicke des Körpers 4,5; Stirn 6; Scheere lang 10, hoch öV^, dick 2V2. Ein Weibchen von 7,5 mm Breite trägt schon Eier.

Junge (6V2 mm breit) haben längeren Schild, fast so lang als breit (Unterschied nur eine Augendicke, bei alten drei); die Beine etwas kürzer (Femur breiter). Bei j. c die Leiste der Hand noch vollständig. Haarpolster und Sub- orbitalleiste aber schon männlich entwickelt.

Fundort Aden, wo der verstorbene treffliche Hilde- brandt eine grössere Zahl sammelte. Mus. Berl., Gen. Cat. Crustacea No. 8472.

Fast alle Brachyn. besitzen einen ungelappten Stirn^ rand; andere sind durch mehr als drei Seitenzähne oder

40 Gesellschaft nattirforschender Freunde, Berlin.

abweicheßde Behaarung an den Scheeren der Männchen leicht von harpax zu unterscheiden.

Herr Preyer sprach über die organischen Elemente.

Im Umtausch wurden erhalten:

Leopoldina Heft XXVIIL No. 3,. 4. Jahrg. 92. Naturwissenschaftliche Wochenschrift, herausg. von Potonie,

Bd. I-VI und Bd. VII, No. 1-16 (von IV fehlt No. 20,

22—25 weil vergriffen). Photographisches Wochenblatt, Berlin. No. 12 14. Jahreshefte d. Vereins f. Mathematik u. Naturwissenschaft in

Ulm. 4. Jahrgang. Vierteljahresschrift d. naturforsch. Gesellschaft in Zürich.

36. Jahrgang. 2.-4. Heft. Neujahrblatt d. naturforsch. Gesellsch. in Zürich. 1892. Anzeiger d. Akademie der Wissenschaften in Krakau, März

1892. Meddelelser Botaniske Forening i Kjöbenhavn. Bd. IL

No. 9-10. Botanisk Tidsskrift. XVIII. Bd., 1. Heft 1892. Geologiska Föreningens i Stockholm Förhahdlingar. Bd. XIV,

Heft 3. Atti della Societa Toscaua, Processi verbali, Vol. VII Januar

u. Maerz 1891; Vol. VIII Nov. 1891. Januar 1892. Atti della Societa Toscana. Memorie, Vol. VI, Fase. 3. Atti della Societa Ligustica di sei. nat. e. geogr., Vol. III.

No. 1. März 1892. Bollettino delle pubblicazioni Italiane, Nr. 149—151. März,

April 1892. Bollettino delle opere moderne straniere. Vol. VI. 1891,

Indice alfab. Bollettino delle opere moderne straniere. Vol. VII. Nr. 14,

Februar 1892. Atti deUa E. Accademia dei Lincei, Rendiconti. Vol. I.

Fase. 3, 4. Febr. 1892.

Sitzung vom 19. April 1892. 41

Bollettino della Societa di Naturalist! in Napoli, Serie I,

Vol. V, Fase. 1, 2. 1891. Neptimia, Venezia, Anno II, No. 13, 14. Jan., Febr. 1892. Bulletin de la Societe Zoologique de France, Tome XVII,

No. 2. 1892. Annales de l'Universite de Lyon, Tome I. II, Fase. 1, 2;

III. Faso. 1. Revue geographique, 16 Annee, No. 194, Dec. 91; 17 Annee,

No. 195. Jan. 92. The Irish Naturalist, Vol. I, No. 1. Bulletin of the Minnesota Acad. of nat. sei., Vol. III, No. 2,

1891. Psyche, a Journal of Entomology, Vol. VI, No. 192, April 1892. Journal of Comp. Medicine and Veterinary Arch., Vol. XIII.

No. 3. März 1892. Bulletin of the Mus. of Comp. ZooL. Vol. XXIII, No. 1. Proc. of the California Academy of Sciences, Vol. III,

Part. 1, Sept. 92. Memorias y Revista de la Sociedad Cientifica ,, Antonio

Alzate"! Tome V, 3, 4. Australian Museum, Rep. of trustees for 1890.

Druck von J. F. fetarcke in Berlin.

V

Nr. 5. 1892.

S i t z 11 n g s - B e r i c h t

der

Gesellscliaft natiirforscliender Freunde

zu Berlin

vom 17. Mai 1892.

Director: Herr F. E. Schulze.

Herr F. E. SCHULZE sprach über die Bezeichnung der Lage und Richtung im Thierkörper.

Für die Wahl der Ausdrücke, welche zur Bezeichnung der Lage und Richtung im Thierkörper dienen sollen, scheinen mir folgende Prinzipien in absteigender Reihe von Bedeutung.

1 . Die Bezeichnungen sollen Begriffe ausdrücken, welche sich auf bestimmte stereometrische Grundformen der symmetrisch gebauten Thierkörper beziehen, und als Punkte, Linien. Richtungszeichen, Flächen oder Regionen in diesen Grundformen darstellbar sind.

2. Jede Bezeichnung soll eindeutig sein.

Fm dies zu erreichen, sind vor Allem diejenigen Aus- drücke zu vermeiden, welche Beziehungen des Thierkörpers oder Theile desselben zur Umgebung, resp. zur Richtung der Schwerkraft angeben, wie z. B. „horizontal", ,. vertikal", „oben", „unten". „Basis" und dergl. Ferner sind zu ver- meiden Bezeichnungen physiologischer Bedeutung, wie „vorne" und „hinten", es sei denn, dass mit denselben auch ein ganz bestimmter morphologischer Begriff verbun- den ist, wie z. B. bei „oral".

3. Die Bezeichnungen sollen an sich allgemein verständlich sein.

Man hat daher nur solche Ausdrücke sei es unver- ändert, sei es mit geringfügiger Modifikation zu verwen-

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44 Gesellschaft natur forschend er Freiinae^ Berlin.

den, welche entweder schon mit bestimmter Bedeutung im Gebrauch sind oder von allgemein bekannten Dingen oder Verhältnissen entnommen sind, wie „lateral", „caudal", „aequatorial" etc.

Damit die vorzuschlagenden x4usdrücke Aussicht auf allgemeine, d. h. internationale Annahme und Verwendung gewinnen, ist es zwekmässig, sie mit griechischen oder lateinischen Wortstämmen zu bilden. Daneben wird für jeden so fixirten Begriff auch ein prägnanter deutscher Ausdruck erwünscht sein.

4. Die Bezeichnungen sollen sprachlich korrekt, möglichst kurz und einigermaassen wohllautend sein. Hybride Wörter sind zu vermeiden.

5. Synonyme sind zulässig, wenn sie wirklich den- selben Begriff bezeichnen. Oft ist es erwünscht, verschie- dene, jedoch womöglich von demselben Stamm gebildete Ausdrücke für einen weiten, umfassenden und einen oder mehrere engere, spezielle, jenem Aveitgreifenden sub- ordinirte Begriffe zu haben.

Alle nicht absolut unregelmässigen Körper können nach ihren Symmetrieverhältnissen in drei Kategorien gebracht werden, je nachdem die Mitte, auf welche sämmtliche Theile nach Lage und Richtung zu beziehen sind, nur 1) durch einen Punkt, 2) durch eine Linie, 3) durch eine Fläche dargestellt wird.

Diejenigen Körper, deren Mitte nur durch einen Punkt das „Centrum",repräsentirt wird, wollen wir Syn Stigmen^) {Synstigmata) nennen; solche Körper, deren jMitte nur durch eine Linie gegeben ist. bezeichnen wir als Syngrammen^) (Syngrammata) und nennen deren Symmetrieliuie Hauptaxe oder Prinzip alaxe; während alle Körper, deren Mitte durch eine (ebene) Fläche, die Median ebene, dargestellt wird. Sympeden^) (Sympeda) oder Bilaterien (Büateria) heissen.

^) aTiyij-a = Punkt. ^) ^rja^xij.ri = Linie, ^) TTsSov = eben.

Sitzung vom 17. Mai 1892. 45

I. Die Synstigmen

oder piinktsymmetrischen Körper, Ceiitrostigmen Haeckel's.

Die stereoinetrische Grundform wird durch die Kugel oder ein endosphärisches Polyeder reprilsentirt.

Die vom Mittelpunl^t oder Centrum zur Grenzfläche gezogenen Linien heissen Radien resp. radial. Die Rich- tung zum Centrum heisst central, die entgegengesetzte distal; überhaupt heisst Alles, was dem Centrum genähert, zugerichtet oder zugewandt ist, central, im Gegensatze zu dem vom Centrum entfernten, abgewandten oder abgerich- teten, welches distal genannt wird.

Es scheint mir nun sehr zweckmässig, den äussersten Grenzfall der centralen resp. distalen Lage durch eine ge- ringe Modifikation des Wortes ausdrücken zu können. Ich schlage dafür nach Analogie des allbekannten und mit grossem Vortheile benutzten Wortes und Begriffes median im Verhältniss zu medial die Endung an vor, so dass also centran den im Centrum selbst gelegenen Endpunkt des Radius, distan jeden in der Grenzfläche gelegenen Punkt, oder den Endpunkt jedes Radius bezeichnen kann. Es haben demnach z. B. die Stacheln dar Acantharia eine cen träne Spitze an ihrem centralen Endtheile, w^ährend ihre radiär ausstrahlenden Pseudopodien am distalen Ende eine distane Spitze besitzen. Es bezeichnet sonach das auf al endigende x^djektiv den allgemeinen oder weitgreifenden, umfassenderen Begriff, dessen einzelner ausgezeichneter, extremer Fall, gleichsam der Superlativ, durch dasselbe Wort mit der p]ndung an ausgedrückt werden kann, wenn dies wünschenswerth oder zweckmässig erscheint. Und ich glaube, dass sich diese Unterscheidung für sehr viele ad- jektivische Lagebezeichnungen, welche auf al ausgehen, wird verwenden lassen.

Jede durch den distanen Endpunkt eines Radius gehende und rechtwinklig zu letzterem gerichtete Linie oder Ebene, mag sie nun mit einem Theile der Grenzfläche zusammen- fallen oder mit derselben nur einen Punkt gemeinsam haben,

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46 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin.

heisst „tangential". Für alle diejenigen Linien oder Ebenen aber, welche parallel liegen mit einer solchen tangentialen Ebene oder Fläche schlage ich den Ausdruck paratangential vor, welcher besonders bei Schnitten zweckmässige Verwendung finden dürfte. Solche paratan- gentialen Schnitte können mehr oder weniger central resp. distal liegen, ein durch das Centrum selbst gelegter Schnitt ist ein centraner; ein Schnitt, w^elcher einen Theil der Distanfläche enthält, ist ein distaner Schnitt.

IL Die Syngrammen

oder liniensymmetrischen Körper, Centraxonien Hap:ckel's.

Diejenige Linie, zu welcher alle Theile des Körpers symmetrisch liegen, heisst „Prinzipalaxe". Ihre beiden Endpunkte w erden, falls sie nicht von einander unterschie- den w^erden sollen, „t er mini" genannt, und alles, was den- selben genähert, zugew^andt oder zugerichtet ist, heisst im Allgemeinen terminal, die Endpunkte selbst jedoch und alles, w^as dieselben speziell betrifft, z. B. die durch den- selben gehende (als eine ebene, rechtwinklig zur Prinzipal- axe gelegene) Endfläche, können nach dem oben pag. 45 an- gegebenen Priuzipe als ,, terminan" bezeichnet werden.

Für den Mittelpunkt der Prinzipalaxe ist der Ausdruck centran. für alles, was demselben genähert, zugewandt oder zugerichtet ist, der allgemeine Ausdruck central zu benutzen.

Was in der Prinzipalaxe selbst liegt, wird axian. w^as ihr genähert, zugewandt oder zugerichtet ist. axial oder proximal genannt. Ich schlage vor, das Wort proximal ausschliesslich in diesem bestimmten Sinne zu gebrauchen. Was von der Prinzipalaxe entfernt, abgewandt oder abge- richtet ist, heisst distal, was in der Grenzfläche des Kör- pers selbst, also möglichst weit von der Prinzipalaxe ent- fernt ist, dagegen distan.

Jede durch die Prinzipalaxe gehende Ebene heisst meridial, jede die Prinzipalaxe rechtwinklig schneidende Linie oder Ebene dagegen transversal.

Ist der Transversalschnitt oder Querschnitt ein

Sitzung von} 17. Mai ISDiK 47

Kreis, so sind in demselben unendlich viele Transversal- axen resp. Transversalradien vorhanden. An letzteren wird man ein proximales und ein distales Ende unterschei- den. Der in der Prinzipalaxe gelegene Endpunkt jedes transversalen Radius kann proximan, der in der Distan- fläche gelegene Endpol aber distan genannt werden.

Ist der Transversalschnitt kein Kreis, so sind min- destens zwei differente Transversalaxen zu unterscheiden und je nach der besonderen Körperform besonders zu be- nennen.

Falls sämnitliclie Transversalscbnitte Kreise sind, so finden sich keine ausgezeichneten Transversalaxen. wie z. B. beim Sphäroid, Doppelkegel, Cylinder oder anderen Ro- tationskörpern. Sind nicht sämmtliche Transversalschnitte Kreise, so giebt es zwei oder mehrere Transversalaxen, wie etwa bei der graden regulären oder amphitekten Doppel- l)yraniide, dem regulären oder amphitekten Prisma etc.

Will man den durch den Mittelpunkt, das Centrum, der Prinzipalaxe gelegten Transversalschnitt auszeichnen, so kann man ihn Centrotransversan- Schnitt nennen. Falls durch einen solchen Centrotransversanschnitt der syn- gramme Körper in zwei völlig gleiche Hälften zerlegt wird, so haben wir es mit isopolen oder gleichpoligen Syn- grammen zu thun.

Wird dagegen der syngramme Körper durch den Centro- transversanschnitt in zwei ungleiche Stücke zerlegt, so ge- hört derselbe zu den heteropolen oder ungleichpoligen Syngrammen wie z. B. die Halbkugel, der grade Kegel, die grade reguläre oder amphitekte Pyramide etc.

Wenn ich nun hier auch nicht auf die Bezeichnung der verschiedenen Einzelformen und deren differente Axen und Ebenen einzugehen brauche, so erfordert doch die Bezeich- nung der beiden differenten Terminal pole der Prinzipalaxe der heteropolen Syngrammen einen bestimmten Entscheid. Ich glaube, dass man keine besseren Ausdrücke für diese differenten Pole wird finden können, als die grade hier bis- her fast allgemein angewandten ^oral" und „aboral", obwohl sie einen etwas physiologischen Beigeschmack haben.

48 Gesctlschaß naturforsche)ider Freunde, Berlin.

Da aber die hierher gehörigen syngrammeii Thierformen, welche man gewöhnlich „Strahlthiere" oder „Radialen" ge- nannt hat, ihr os oder osciilum fast ausnahmslos grade in dem einen Endpole der Prinzipalaxe haben, so wird schwer- lich je ein Missverständniss entstehen. Auch hier scheint mir eine Unterscheidung von oran und oral, aboran und ab oral, resp. paroran in dem oben ausführlich erörterten Sinne nützlich zu sein.

III. Die Sympeden oder Bilaterien,

Zeugiten oder Centrepipeden IIaeckel's.

Den Bilaterien kommen drei rechtwinklig sich kreu- zende Axen zu, von welchen zwei heteropol sind, die dritte isopol ist. Von den beiden heteropolen Axen heisst die eine die Prinzipalaxe. die andere die Dorsoven- tralaxe. Beide zusammen bestimmen diejenige Symmetrie- ebene, welche die beiden spiegelbildlichgleichen Seitenhälften des Körpers scheidet und Medianebene heisst, während die dritte, die isopole Axe. die Medianebene senkrecht durch- setzend, von einer Seitenhälfte zur andern führt, und des- halb Perlateralaxe heissen soll.

Alles, was der Prinzipalaxe genähert, zugewandt oder zugerichtet ist, heisst (ebenso wie bei den Syngrammen) proximal, was dagegen von der Prinzipalaxe entfernt, ab- gewandt oder abgerichtet ist, heisst distal.

Die beiden differenten Enden der Prinzipalaxe sollen als proral (von prora, das vordere Ende des Schiffes) und caudal, die betreffenden Endpunkte oder Endflächen aber als pro ran und caudan bezeichnet werden. Was dem pro- ranen Endpunkte resp. der Endfläche genähert, zugewandt oder zugerichtet ist, heisst proral, was dem caudanen End- punkte resp. der caudanen Endfläche genähert, zugewandt oder zugerichtet ist, heisst caudal.

Die beiden differenten Enden der Dorso ventral axe wer- den als dorsal und ventral, die betreffenden Endpunkte resp. Endflächen als dorsan und ventran bezeichnet. Was dem dorsanen Endpunkte resp. der betreffenden Endfläche genähert, zugewandt oder zugerichtet ist, heisst dorsal;

Sitzung rohi 17. Mai 189;^. 49

was dein veiitraiii'U Eiulpuiiki«' resp. der betrefteüdeu Eud- fläclie genähert, zugewandt oder zugerichtet ist, heisst ventral.

Die beiden gleichen Enden der Perlateralaxe werden als dextral und sinistral, die betreffenden Endpunkte resp. Endflächen als dextran und sinistran bezeichnet. Was dem dextranen Endpunkte resp. der betreffenden End- fläche genähert, zugewandt oder zugerichtet ist, heisst dextral; was dein sinistranen Endpunkte resp. der sini- stranen Endfläche genähert, zugewandt oder zugerichtet ist, heisst sinistral.

Den Bilaterien kommen auch drei rechtwinklig sich schneidende Orientirungsebenen zu, deren jede von je zwei der soeben besprochenen Körperaxen bestimmt wird. Von diesen drei Ebenen heisst diejenige die Median ebene, W'Clche die beiden heteropolen Axen, nämlich die Priuzipal- axe und die Dorsoventralaxe enthält. Sie allein ist die Symmetrieebene, insofern alle Theile zu ihr paarweise symmetrisch liegen. Nach Henles Vorgang wird alles, was genau in dieser Ebene liegt, „median" genannt, wäh- rend dasjenige, was ihr genähert, zugew^andt oder zugerichtet ist. als „medial", was von ihr entfernt, abgewandt oder abgerichtet ist, als „lateral" bezeichnet wird.

Die beiden durch die Medianebene geschiedenen, sich spiegelbildlich gleichenden Seitenhälften (latera) des Körpers werden ebenso wie die betreffenden Hälften der Perlateral- axe als dextral und sinistral unterschieden.

Diejenige Ebene, welche die heteropole Prinzipalaxe uud die isopole Perlateralaxe enthält und welche zur Dorso- ventralaxe senkrecht steht, scheidet die ventrale Körper- hälfte von der differenten dorsalen und heisst Frontan- ebene.

Die dritte Ebene, welche sowohl die heteropole Dorso- ventralaxe als auch die isopole Perlateralaxe enthält, steht zur Prinzipalaxe sowie zu den beiden anderen Orientirungs- ebenen senkrecht, scheidet die prorale Körperhälfte von der differenten caudalen und heisst Trans vor sau ebene oder

50 Gesellschaft nahirfor seilender Freunde, ^^t'lin.

Centrolransversanebene. Die letztere Bezeichnung be- zieht sich auf den allen drei Orientierungsebenen gemein- samen Schnittpunkt, das Centrum. Alles, was diesem cen tränen Punkte genähert, zugewandt oder zugerichtet ist, heisst central, was in ihm selbst lies^t centrau.

Diejenigen Ebenen, welche den soeben charakterisierten Ebenen parallel liegen, werden durch ein vorgesetztes para (resp. par vor Vokalen) bezeichnet und so von der ausgezeichneten mittelsten Ebene ihrer Richtung unterschie- den, z. B. Paramedianebene. Parafrontanebene etc., während sämmtliche unter sich parallel gerichtete Ebenen mit Einschluss der durch die Endung an ausgezeichneten Mittelebene durch die Endung al bezeichnet werden. So heissen z. B. sämmtliche Parafrontalebenen -f der Frontan- ebene zusammen Frontalebenen. Unter den sämmtlichen Transversalebenen ist eine, nämlich die Transversanebene oder Centrotransversanebene dadurch ausgezeichnet, dass sie durch das Centrum geht, alle übrigen sind Paratransversan- ebenen. Nur für die Paramedianebene mit Einschluss der Medianebene selbst hat man nach PIenle's Vorgang nicht die allgemeine Bezeichnung Medialebenen, sondern Sagit tal- ebenen benutzt, und ich bin der Ansicht, dass diese letztere Bezeichnung beibehalten werden sollte.

Unter Sagittalebenen verstehen wir also die Median- ebene nebst sämmtlichen Paramedianebenen ; sowie auch das Wort sagittal die ventro-dorsale Richtung angiebt.

Während diese Bezeichoung der wichtigsten Orien- tirungsebenen und der ihnen parallelen Ebenen für die ein- deutige Benennung und Charakteristik der Lage von Durch- schnitten von der grössten praktischen Wichtigkeit ist, kann es unter Umständen auch erforderlich sein, die parallele oder die concentrische Lage von andersartigen Flächen, etwa von bestimmten nichtebenen Grenzflächen der Körper oder einzelnen Körpertheile in dieser ihrer Lage kurz zu charakterisieren. Auch dies kann, wenn es sich um Paral- letität der Flächen im Allgemeinen handelt, ganz wohl durch ein vorgesetztes para (resp. par) ausgedrückt werden, z. B. paradorsan, paraproran etc.; wenn es sich um con-

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centrische Lage handelt, wird man niclit umliin können, das längere concentro zu wählen, z. B. concentropro- ran ii. s. w.

Sollte es nun auch niclit möglich sein, die liier vor- geschlagene oder irgend eine andere, yielleicht vortheilhafter gewählte Nomenklatur für die in Betracht kommenden Be- griffe zur allgemeinen Annahme und ausnahmslosen Ver- wendung der Betheiligten zu bringen, so dürfte es doch gelingen, eine Terminologie festzustellen, welche sich dem- jenigen zum Gebrauche empfiehlt, der Ursache hat. seine Angaben durch eine unzweideutige Bezeichnungsweise für das richtige Verständniss seiner Leser oder Zuhörer sicher- zustellen.

Herr W. Weltner sprach über die Methoden, bei nass konservirten Thieren die Farben zu erhalten, beziehungsweise wieder herzustellen.

In den letzten Jahren sind eine ganze Reihe von Methoden bekannt geworden, welche darauf abzielen, die Thiere nnter möglichster Erhaltung der Form im ausge- streckten Zustande zu konserviren. So schön diese Prä- parate sonst sind, sie leiden fast alle daran, dass die natür- lichen Farben ganz zerstört oder doch zum Theil verändert sind. Den gebräuchlichen Fixirungsmitteln (Salpetersäure, Ueberosmiumsäure, Eisessig. Chromsäure. Sublimat) fallen die meisten Farben zum Opfer, und man wird kaum hoffen dürfen, mit diesen Reagentien Präparate zu erhalten, welche die natürliche Farbe der Objekte bewahrt haben.

Schon beim blossen Konserviren im Alkohol geht bei den meisten Thieren die natürliche Farbe verloren und nur in wenigen Fällen, in denen sie an die Harttheile gebunden ist, wie bei Alcyonarien. Stylasteriden. Polytrema, bleibt sie im Alkohol erhalten. Auch bei vielen Arthropoden er- hält sich die natürliche Farbe noch sehr lange im Alkohol, aber auch nur dann, wenn die Objekte vor dem Lichte ge- schützt sind. Nur sehr wenige Thiere scheint es zu geben, bei welchen das färbende Pigment an den Weichkörper gebunden ist und durch den Alkohol nicht gelöst und nicht

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verändert wird, wie bei einigen Spoogieu (cf. Vosmaer, Forifera in Bronn' s Kl. und Ordn. Thierreichs, p. 438) und Tunicaten. Meist ist es die schwarze Farbe, welche vom Alkohol am w^euigsten angegriffen wird.

Wenn man bei Thieren und Pflanzen, welche in Flüssig- keiten konservirt werden sollen, die natürliche Farbe er- halten will, so hat man zu unterscheiden, ob die Präparate als blosse Schauobjekte für öffentliche Sammlungen dienen sollen, oder ob man das Objekt noch für eine spätere wissenschaftliche Untersuchung benutzen will. l\\ beiden Fällen würde es freilich am zweckmässigsten sein, wenn man die natürliche Färbung bei der Konservirung er- halten könnte , allein das lassen die Fixirungsmittel nur selten zu. Man kann sich bei Schausammlungsobjecten aber mitunter dadurch helfen, dass man die verloren ge- gangene Farbe nachträglich auf irgend eine Weise nachahmt.

Es sind nun in neuerer Zeit verschiedene Vorschläge gemacht Avorden, um Thiere und Pflanzen unter Beibehal- tung ihrer natürlichen Farbe nass zu konserviren. Ich w ill zunächst dasjenige, w^as mir hierüber bekannt geworden ist, zusammenstellen, um dann die Art und Weise zu besprechen, wie man die verloren gegangene Farbe von Objekten, w^elche man in dem gew^öhnlichen Aethylalkohol aufbe- W'ahren will, wieder herstellen kann.

Um die Farben kalkfreier Thiere längere Zeit zu er- halten, räth Martin^), den Alkohol mit Alaun im Ueber- schuss zu versetzen. Derselbe Autor empfiehlt für gleiche Zwecke den „Liqueur conservativ, welcher aus 150 Grm. Salz, 75 Grm. Alaun, V2 Grm. Sublimat und 2 Kilogr. Wasser besteht. So lange derselbe nur geringe Massen zu konserviren hat. ist er sehr gut, bei einem einigermaassen ausgedehnten Quantum aber sofort zu schw^ach und lässt dann faul werden, weshalb zu solchen die Lösung stärker zu nehmen ist."

') Ph. L. Martin, Die Praxis der Naturgeschichte. ]. Thl. Taxidermie. 2. Aufl. 1876. p. 20—21. 2. Thl. Dermoplastik und Museologie. 2. Aufl. 1880. p. 257—259. Weimar.

Sitzung vom 17. Mai 1892. 53

Nach einer ^littheilung des Herrn Dr. IIooeniiofeu^) hat Ilr. PisTOii eine Konservatiousflüssigkeit (schwefelsaures Ziükoxyd) erfunden, über deren nähere Zusammensetzung indessen bisher nichts bekannt geworden ist. Nach der Angabe Rogknfiofers hatten sich in dieser Flüssigkeit zoo- logische und botanische Objekte seit fünf Jahren weder in ihrer Form noch in ihrer Farbe wesentlich geändert und von einem Farrenkraute war der grüne Farbstoff unver- ändert geblieben.

Die von Wickersheimek zusammengesetzte Nahrungs- flüssigkeit, welche jetzt käuflich zu beziehen ist und dazu dient, Fleisch und Bier zu konserviren, soll auch die Farbe der betreffenden Nahrungsmittel erhalten. Ein Versuch, den ich augestellt habe, um eine grün gefärbte Sponyllla lacustrls zu konserviren, misslang vollständig; schon nach einigen Tagen löste sich der Weichtheil vollständig auf und ich erhielt nach 14tägiger Maceration ein ausgezeichnetes Skeletpräparat des Schwammes.

Nach der Neptunea rivista mensile-) hat Hr. Rick. Thoma eine Konservirungsflüssigkeit erfunden, welche die natürlichen Farben der Thiere nicht verändern soll. Sie besteht aus:

100 gr. Schwefelsaurem Natron. 100 gr. Chlornatrium. 100 gr. Chlorkalium. 100 gr. Chlorsaurem Kali. 10 gr. Salpetersaurem Kali. 1 Liter Wasser.

Man wäscht das Objekt ab und bringt es in die Flüssig- keit, in welcher es 18 24 Stunden verharrt, worauf es in Alkohol konservirt wird. Derselbe ist 1 2 Mal zu wechseln. Die Farbe bleibt insoweit erhalten, als sie nur ein wenig dunkler wird.

Um anatomische Präparate für Lehrzwecke unter Er-

') AI. RoGENHOFER, in Verliandl. Zool. bot. Ges. Wien. Jahrg. 1890. 40 Bde. Sitzungsbor. p. 50. Wien 1890.

-) Neptunea rivista niensile. Anno IT. No. IG vom 30. April 1892. p. 6 IG. Venedig.

54 Gesellschaft nahirforscheiuler Freunde, Berlin.

haltuQg der Farben zu konserviren, benutzt Prof. Grawitz ^) eine Lake, wie man sie ähnlich zum Pökeln des Fleisches gebraucht. Er legt die Organe in frischem Zustande in eine Flüssigkeit, welche „aus 150 Grm. Kochsalz, 40 Grm. Zucker, 20 Grm. Salpeter auf 1 Liter Wasser besteht. Diese Lake wird durch Zusatz von 3proc. Borsäure oder etwas Weinsteinsäure [A. tartaricum) angesäuert, was für die Umsetzung des Hämoglobins in Haematin nothwendig ist; nachdem die Organe eingelegt sind, wird die Lake durch Wasserzusatz verdünnt, bis das Objekt darin unter- sinkt. Nach 4—8 Wochen ist das Pökeln fertig, die Prä- parate werden alsdann in klare Lake von der gleichen Concentration eingesetzt. Es erhält sich die Grösse, Gestalt und Consistenz der Organe (Milz, Leber, Niere etc.) gut, von den Farben alle Parenchymfarben. die meisten Pigment- farben und Concremente. wie Kalk- und Harnsäuresalze. Blutroth als solches ist nicht zu erhalten, es entsteht ein bräunliches Roth durch Hämatin, auf welchem sich aber Kontrastfarben deutlich abheben. Die Transparenz der Ge- webe bleibt erhalten, Parenchymtrübuugen und Verfettungen sind mikroskopisch sichtbar, die Gewebskerne verschwin- den. Eingelegte Organe erhalten sich 4—6 Tage lang ganz im natürlichen x\ussehen."

Zur Erhaltung der Form und der Farben bei Fischen, x4mphibien und Reptilien hat Haly,- Curator des Colombo Museums, mit grossem Erfolge eine Mischung von Cocus- nussöl mit Carbolsäure angewandt. Auch für Crustaceen und höhere Arachniden. sowie für Myriopoden scheint diese Flüssigkeit geeignet, während sie im Allgemeinen für marine Evertebraten ihren Dienst versagt. Für mikroskopische Untersuchungen empfiehlt derselbe Autor eine Mischung von Cocusnussöl und Terpentin unter Zusatz von Carbolsäure, durch welche die Vereinigung der beiden ersteren ermög- licht wird. ^)

1) Grawitz, Tageblatt d. 59. Yers. deutcli. Natiirf. und Aerzte zu Berlin, p. 378. Berlin 1886.

-) (Haly) in Nature, Yol. 45, p. 212. London 1891.

Sitzumj vom 17. Mai 1S92. 55

Fabre Domergue ^i ging von der Thatsache aus. dass gewisse in Zuckersyrnp Koiisorvirlc Friiclite ihre Farbe l)e- liHit^n und suchte einen Syi-up darzustellen, in welchem die Thiere ihr Kolorit nicht ändern würden. Als die geeignetste Flüssigkeit fand er die folgende: Ya' löst Traubenzucker in warmem Wasser imd setzt nach dem Erkalten auf 1000 Theile dieser Lösung 100 Theile Glycerin, 200 Theile ^lethylalkohol und einige Messerspitzen (bis zur Sättigung) gepulverten Kamphers hinzu. Da aber diese Mischung stets sauer ist. so neutralisirt man durch etwas Kali oder Natron- lauge. Dann filtrirt man und lässt auf diesem Liquor noch einige Stückchen Kampfer llottiren. In dieser Flüssig- keit, welche beim Konserviren mehrmals gewechselt werden muss, hielten sich Seeigel, Schlangensterne und Asterias glackdis sehr gut, w^ährend bei Ästerias ruhens und violacca die Farbe stark nachdunkelte. Von Crustaceen hielt sich Carcinus niaenas, Fortunus corrugatus, Hoinarus, Steuo- rhpichuSj Galathea strigosa, während Falaemon und IIi2:fpolyte roth wurden. Skeletlose Thiere (animaux mous) behielten zum grössten Theile ihre Farbe, schrumpften aber trotz aller Vorsicht sehr zusammen. Die Flüssigkeit eignete sich im Allgemeinen für blau-, roth- und grüngefärbte Crustaceen, sowie für gewisse Echinodermen. Verfasser theilt mit. dass sich nach Pouchets Untersuchungen das blaue Pigment des Hummers durch Kohlenstotfchlorür er- halte und dass sich diese Verbindung vielleicht für weitere Konservirungen verwenden lasse.

Um pelagische Copepoden zu konserviren, wendet Thompson^) ein Gemisch an von

1 Theil Glycerin,

2 Theilen Proof-spirit, 1 Theil Wasser.

^) Fabre Domergue, Sur la conservation en collection des ani- maux colores. Compt. rend. hebdom. des Seances et Memoires de la Soc. de Bio]. T. I. 9e serie, Annee 1889. (41 e de la collection.) p. 38—39. Paris 1889.

-) Is. C. Thompson, Copepoda of Madeira and the Canaiy Is- lands, witli descriptions of new Genera and Spccies. Journ. 1 iim. Soc. Zool. Vol. 20. p. 145—166. London 1888.

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Dazu 1 Theil Carbolsäiire auf 100 Theile jener Mischung. (Unter Proof-spirit versteht man einen Avässerigen Allcohol von 0,920 spez. Gew.. enthaltend 0,495 Gewich ts- theile oder 0.5727 Volumtheile absoluten Alkohol). In dieser Flüssigkeit blieben die mannigfaltigen Farben der Copepoden erhalten, welche zugleich durch das Fluidum genügend aufgehellt wurden, um direkt der mikroskopischen Untersuchung zu dienen.

Eine Methode zur Erhaltung der grünen Farbe des Chorophylls von Hydra viridis hat Hamann'^) angegeben. Er bringt zu diesem Zwecke die Hydren in eine Probir- röhre, welche man etwa ein Viertel ihrer Höhe mit Wasser angefüllt hat. Haben sich nun die Thiere ausgestreckt, so fügt man ein Paar Tropfen einer 1 procentigen Essigsäure- lösung hinzu. Hierauf fügt man tropfenweise 5procentige Chromsäure hinzu, bis die Lösung eine gesättigt gelbe Fär- bung angenommen hat. Alsbald fülle man 70 procentigen Alkohol hinzu, so dass die Probirröhre jetzt beinahe bis an den Rand gefüllt ist. Nach und nach wird mm die Flüssigkeit aus der Probirröhre entfernt und an ihre Stelle 70procentiger Alkohol hinzugefügt, und hiermit so lange fortgefahren, bis sich die Hydren in reinem Alkohol von dem angegebenen Procentsatz befinden.'' Bei den so be- handelten Thieren blieben die grünen Körper auch nach der Färbung von Boraxkarmin grün.

Bei dieser mit des Autors eigenen Worten wieder- gegebenen Konservirung der Hydren kam es ihm wesent- lich darauf an, die grüne Farbe der Zoochlorellen zu er- halten. Eine Kontraktion des Körpers und besonders der Arme ist nach dieser Methode unvermeidlich. Nach einer Notiz in Hardwicke's Science Gossip Vol. 25, p. 43, 1889 (Capitel Microscopy), scheint es gelungen zu sein. Präparate von Hydra viridis herzustellen, Avelche sowohl die Tentakel im ausgestreckten Zustande zeigen, als die grüne Farbe behalten haben. Diese Präparate sind von E. Hinton, 12 Varley Road, Upper Holloway. N. London, zu beziehen.

^) 0. Hamann, Zur Entstehung und Entwicklung der grünen Zellen bei Hydra. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 37. p. 459. Leipzig 1882.

Sitztnuj vom 17. Mai 1S9J2. 57

Die Wege, welche man einschlagen kann, um die Farl)e von Thieren. welche man in Alkoliol aurbewahrt hat oder darin zu konserviren gedenkt, künstlich liervorzubringen, sind etwa die folgenden. Man kann zunächst die Thiere mit Wasserfarben anmalen und sie nachher firnissen. In dieser Weise wird im Xatnrhistorischen Museum zu Ham- burg das Kolorit der auszustellenden Fische mit grosser Naturtreue nachgeahmt. Die so behandelten Fische werden in Alkohol von 707« aufbewahrt. (Nach gütiger i\Iitthei- lung des Herrn Director Kraepelin.)

Die anderen Methoden, die Farbe nass zu konser- virender Thiere wieder herzustellen, lassen sich nur an- wenden, wenn das Objekt nur eine einzige, gleichmässig über die ganze Oberfläche vertheilte Färbung besitzt. Um hier die natürliche Farbe nachzuahmen, kann man das in Alkohol konservirte Thiere mit einer passenden Farbstoif- lösung tingiren. In dieser Weise werden die röthlichen Exemplare von Beroe ovata, welche von der Zool. Station in Neapel in den Handel gebracht werden, mit Carmin- lösung gefärbt.

Eine andere Methode wäre die, dass man in dem Thiere oder wenigstens in den oberflächlichen Schichten desselben eine chemische Verbindung auf nassem Wege in der Kälte oder bei gelinder Wärme erzeugt. Die so ent- stehende Verbindung, welche natürlich die Farbe des leben- den Thieres zeigen muss. darf am Lichte nicht verändert werden. Für manche Farben, z. B. für die Farbe des Berliner Blau, Hesse sich diese Methode vielleicht anwen- den. Brmgt man das lebende oder in Alkohol konservirte Thier nach dem Abwaschen in eine Lösung von Ferrocyan- kalium, bis es oberflächlich davon durchtränkt ist und setzt es dann in eine Eisenchloridlösung, so entsteht in dem Thiere ein blauer Niederschlag, der in Alkohol unlöslich ist. Vielleicht wird es auch gelingen, in einigen Fällen die gewünschte Farbe dadurch wieder herzustellen, dass man das Objekt in eine Farbstofflösung bringt, aus welcher Alkohol den Farbstoff niederschlägt.

Endlich kann man zur Herstellung der naturlichen

58 GesellscJiriß naturforsrhender Freunde, Berlin.

Farbe die Thiere mit einem Farbstoff' futtern, der im Alko- hol und am Lichte nicht verändert wird. 8olche Filtterungs- versuche lassen sich gut bei Spongien und Protozoen, welche ja viele Farbstoffe begierig aufnehmen, ausführen. In dieser Weise habe ich zwei Präparate von Ophryd'mm vcrsatilc und Spougilla lacustris hergestellt, welche seit einem Jahre ihre grüne Farbe nicht verändert haben. Die Thiere w^ur- den im Aquarium mit einem passenden Chromgrün, im Wasser zertheilt, gefüttert und, nachdem sie vollständig er- grünt waren, in 90procentigem Alkohol abgetödtet. Der Schwamm wurde in dem Alkohol belassen, während das Ophrydium in einer Mischung von Glycerin und Wasser konservirt wurde.

Herr F. E. ScHULZE legte Proben von verschieden- farbigen Schmetterlingsflügeln vor. welche längere Zeit der bleichenden Wirkung des Sonnenlichtes unter verschiedenen Bedingungen ausgesetzt waren.

Als es sich darum handelte, in der Lehrsammlung des Zoologischen Institutes Schmetterlinge zur freien Besichtigung so aufzustellen, dass dabei ihre Farben möglichst wenig verändert werden, entstand die Frage, welche von den ver- schieden intensiv gefärbten gelb- oder röthlich - braunen Glasplatten (wie sie zum Schutze gegen die Wirkung des Sonnenlichts benutzt zu werden pflegen) hier anzuwen- den sei.

L^m diese Frage auf Grund von Erfahrungen entschei- den zu können, wurden am 4. jlärz d. J. Stücke der Vor- derflügel von

1) der stidamerikanischen Callicore marchcdii Guer. mit carminrother Unterseite,

2) unserer blaugrünen Geometm papilionnria L. und

3) unserer maigrünen Earias cUorana L. flach auf dem Boden von fünf gleichen Pappkästchen ausgebreitet und festgesteckt. Von diesen Kästchen war eines mit einem Deckel von dicker Pappe, das zweite mit völlig durchsich- tigem Fensterglase, das dritte mit ziemlich durchsichtigem, hellgelblich-braunem Glase, das vierte mit etwas weniger

Sitzung vom 17. 3Iai 1892. 59

durchsichtigem rothbraiinem Glase, das fünfte endlich mit nur wenig durchsichtigem rothbraunem Glase gedeckt, und sämmtliche Deckel fest angeklebt. Diese Kästchen wurden an einem westseitigen Fenster des zoologischen Institutes so aufgestellt, dass sie dem Tageslichte und auch dem direkten Sonnenlichte frei ausgesetzt waren.

Als dieselben mm Mitte Mai, also nach mehr als zwei Monaten geöffnet wurden, zeigte sich die rothe Unterseite der Flügel yon Callicore in dem mit durchsichtigem farb- losen Glase gedeckelten Kästchen so stark ausgeblasst, dass man nm* noch einen blassrosa Schimmer auf gelblichgrauem Grunde wahrnahm. Auch das blaugrüne Flügelstück der Gcomctra 2^apilionaria war etwas abgeblasst. Es zeigte sich nur noch blassblau ohne den grünlichen Schimmer der nor- malen Flügel, während die maigrünen Flügel von Earias dilorana ihre Farbe nicht oder kaum merklich verändert hatten.

Dagegen war in den drei mit verschieden intensiv gelbröthlich- braungefärbtem und daher verschieden durch- scheinendem Glase verschlossenen Kästchen die Farbe sämmtlicher Flügel nahezu unverändert. Selbst das gegen gegen die bleichende Wirkung des Tageslichtes zweifellos sehr empfindliche Roth der Vorderflügelunterseite von Calli- core marchalü Guer. erschien kaum verschieden von dem- jenigen der Flügel desselben Thieres in dem mit Pappe völlig verfinsterten Kästchen; und ebenso war zwischen den so verschieden stark gefärbten Gläsern selbst durchaus kein Unterschied in der Wirkung zu erkennen. Dasselbe galt begreiflicher Weise von deren Wirkung auf die blaugrüne Färbung der Flügel von Gcomctra pa2nlionaria L. und die maigrünen Flügel von Earias chlorana L.

Auf Grund des Ergebnisses dieses Experimentes habe ich den Schrank, in welchem ich Schmetterlinge der all- gemeinen Betrachtung zugänglich machen will, ohne die- selben der Gefahr des Ausbleicheus auszusetzen, nicht mit Scheiben von dem ganz dunkelbraunen Glase, sondern mit Scheiben von dem ziemlich durchsichtigen, gelblich-bräun- lichem Glase versehen lassen.

ßQ Gesellschaft natur forschender Freunde, Berlin.

Herr 0. Jaekel legte Abbildungen von Selachiern aus dem Eooän des Mt. Bolca vor und sprach im Anschluss daran über die Stammesgesohichte und Systematik der Rochen.

Herr Max BARTELS legte schädliche Raupen aus Südost-Afrika vor.

Dieselben stammen aus Ha Tschewasse im Norden von Transvaal und führen bei den dieses Gebiet bewohnenden Bawenda den Namen Kbohe. Die dazu gehörige Schmetter- lingsart ist dem Redner bis jetzt noch nicht bekannt. Diese Raupen bieten ein ärztliches Interesse dar, weil sie den Menschen schädlich und den Hausthieren verderblich sind. Herr Missionar C. Beuster. welchem Redner die Thiere verdankt, giebt an, dass dieselben dem Menschen bei der Berührung „einen furchtbar brennenden Schmerz verur- sachen". Das ist v/ohl zu verstehen, wenn man die Raupen näher betrachtet. Man sieht auf ihrer Dorsalseite auf jedem Körperringe zwei halbkugelige Hervorragungen, die eine rechts, die andere links von der Medianlinie gelegen. Diese sind dicht mit starken, spitzen Haaren bestanden, w^elche von der Halbkugel nach allen Seiten in radiärer Richtung abstehen. Auch an den beiden Seitenrändern der Körper- ringe, mehr zur Ventralfläche gelegen, finden sich solche Haarbüschel. Die mit einer braun pigmentirten Marksub- stanz versehenen Haare besitzen einen ungefähr kreis- förmigen Querschnitt und haben eine langgestreckt konische Gestalt bis in die Nähe des freien Endes hin. Dieses letzte Stück verjüngt sich aber plötzlich in seinem Querdurch- messer, so dass die schon an sich spitzen Haare nun noch mit einer besonderen feinen Spitze bewehrt sind. Auf diese Weise müssen sie in ganz vorzüglicher Weise dazu geeignet erscheinen, in die Haut des die Raupe Ergreifenden einzu- dringen. Ob sie auch noch mit Giftdrüsen in Verbindung stehen, bedarf der weiteren Untersuchung.

Was nun die Wirkung der Raupen auf die Hausthiere betrifft, so berichtet Herr Beuster: „Wenn das Vieh die- selben verschluckt, soll schleuniger Tod die Folge sein."

Sitzung vom 17. November 1892. CfiJ^ G

Es hat daüach den Anschein, als wenn ihjn ein concreter Fall nicht vorgekommen wäre. Was bei den Thieren die Ursache des Todes ist, kann nicht so ohne Weiteres ge- sagt werden. Man wird aber wohl annehmen müssen, dass, wo diese Raupen ihre Fressplätze haben, sie nicht verein- zelt, sondern wahrscheinlich massenhaft beisammen sitzen. Wenn nun ein Rind diese Stellen abweidet, so wird es auf einmal eine grössere Menge dieser Raupen mit hinunter- fressen. Es könnte auf diese Weise eine grössere Zahl der Raupenhaare in die Magenschleimhaut eindringen und so eine hochgradige Magenentzündung hervorrufen. Näher- liegend ist es aber wohl, sich vorzustellen, dass die Raupen- haare sich bereits in die das Futter abreissende Zunge ein- spiessen und dass durch die in Folge dessen sich aus- bildende Entzündung und starke Anschwellung der Zunge die weitere Nahrungsaufnahme unmöglich gemacht und durch Fortschreiten der Schwellung auf das lockere Zellgewebe des Rachens und des Kehlkopfeinganges vielleicht sogar ein plötzlicher Erstickungstod herbeigeführt wird.

Herr H. J. KOLBE sprach über die von Herrn Leo- pold CoxKAUT in Deutsch-Ostafrika, namentlich in der Gebirgslandschaft von Usambara gesammelten melitophilen Lamellicornier (CoUopteva).

Nachdem Herr Leopld Conradt von seiner letzten Reise nach Central -Asien, die er als Begleiter Gromb- scHEVSKi's mitgemacht hatte, im Anfange des Jahres 1891 nach Deutschland zurückgekehrt war, machte er sich im Frühsommer desselben Jahres auf nach Ostafrika, wo er im Anfang des Juni eintraf. Nach mehrwöchentlichem Aufenthalte an verschiedenen Punkten der Küste reiste er in das Innere des Landes ab. Sein Ziel war die Ge- birgslandschaft von D er ema in Usambara, wo er im Auf- trage der Deutschen Kolonialgesellschaft eine Plantage an- legte. Derema liegt 850 m hoch in einer waldreichen ge- birgigen Gegend. Hier hielt sich Conradt von Mitte August bis JMitte Dezember 1891 auf. Die Art seiner dienstlichen Beschäftigung in der freien Natur brachte es mit sich, dass

52 Gesellschaft naturforschemJer Freunde, Berlin.

ihm reiche Schätze von Naturalien zufielen, unter denen die Mannigfaltigkeit der Formen die Individuenzahl sehr überwiegt. Seinem Versprechen gemäss sammelte er, so- weit es ihm seine Zeit gestattete, und zwar meist unmittel- bar in dem Bereich der Plantage oder in deren nächster Umgebung, in einer Höhe von 800 bis 850 m namentlich Coleopteren, auch manche andere Insekten und Mollusken. Auch eine Anzahl Wirbelthiere wurde erbeutet. Wenn CoNKADT schon auf seinen zwei Reisen in Central -Asien zeigte, dass er sich auf das Sammeln und Conserviren von Insekten versteht (die Königliche Berliner Sammlung be- sitzt einen grossen Theil seiner centralasiatischen Ausbeute an Coleopteren), so bewährte er seinen Ruf als guter In- sektensammler in reichem Maasse durch die bei seinem Aufenthalte in Deutsch -Ostafrika erzielten Resultate. Die Jungfräulichkeit des von ihm erforschten Gebiets, das in zoologischer Beziehung bis jetzt noch eine terra incognita war, kam seinem Eifer und seiner Findigkeit sehr zu statten. Die Anzahl der neuen Arten ist eine bedeutende, obgleich er sich nur während einer einzigen Jahreszeit in jener Gegend aufhielt.

Der Hauptbestandtheil der Sammelausbeute Conkadt's wurde von der Königl. Berliner Sammlung erworben.

Die vorliegende Mittheilung bringt eine Uebersicht über eine Ideine Abtheilung der gesammelten Coleopteren, näm- lich über die melitophilen Lamellicornier (Cetoniiden, Trichiiden), deren Artenzahl sich im Ganzen auf 25 beläuft.

Von diesen 25 Species wurden 17 auf der Plantage Derema und 8 im Küstengebiet gefunden. Die bisherige zoologische Unkenntniss von jenem Gebirgslande durfte es begreiflich erscheinen lassen, dass jene 17 Species fast alle ein fremdes Gepräge tragen, während die 8 Arten aus dem Küstengebiet meist alte Bekannte sind. In der That be- finden sich unter jenen 17 Species 12 neue; und auch von den bereits bekannten 5 Arten sind einige recht selten, wenigstens in der Königlichen Sammlung bisher noch nicht vertreten gewesen. Von den 8 Arten aus dem Küstengebiete sind 7 bereits bekannt und 1 unbeschrieben.

Sitzung vom 17. Mai 180 o. ß3

Die Freindai'tigkeit der Derema-Melitophilen ergiebt sich vor Allem auch aus der Thatsache, dass auf vier Arten, welche von den bisher bekannten Gattungen meist beträchtlich abweichen, neue Gattungen gegründet werden mussten. von denen je zwei zu den Cetoniiden und Trichiiden gehören. Unter jenen ist es eine eigenthümliche Gattung aus der Gruppe der Ischnostominen (Diploa gen. n.) und eine schöne Form aus der Gruppe der Diplognathinen (Conmdüa gen. n.). Die beiden einzigen gesammelten Tri- chiidenarten sind beide neu und bilden auch beide neue Gattungen (Endoxazus gen. n. und Liotrichius gen. n.^. Die erstere dieser Gattungen ist wegen des langen F ü hier fach er s bemerkenswerth. Die JDiplognatha montana sp. n. bildet in zoogeographischer Beziehung eine wesentliche Ergänzung zu dem Formenkreise der bisher aus West- und Nordost-Afrika bekannten Arten. Die neuen Leucocelis -Avi^n zeigen, dass die Artenzahl dieser kleinsten Cetoniiden in ihrer Formen- mannigfaltigkeit wohl noch längst nicht erschöpft ist.

1. Eudicella cuthalia Bat. cT 9 Von Ende Octo- ber bis Mitte December einzeln an Bäumen oder an Mais sitzend gefunden.

Ausser dieser Eudicella kommt in Ostafrika noch eine zweite Art vor, welche aber nur eine Varietät der sudafri- kanische E. smitJü Mac Leay zu sein scheint, zu der sie auch als Varietät unter dem Namen triUneata von Queden- FELDT gestellt wurde (Deutsche Entom. Zeitschr. 1880, October, S. 347). Hiermit identisch ist meines Erachtens die fast gleichzeitig von Ancey beschriebene E. thomsonl (Le Naturaliste II. 1880. November, S. 317). Unter dem Namen E. hacquardi ist auch in demselben Jahre mit we- nigen Worten von Oberthür eine Spezies diagnostizirt, welche ohne Zweifel gleichfalls als Synonym zu ttllineatci Quedf. zu ziehen ist (Bull. Soc. Entom. France. 1880. S. 119).

Demnach stellt sich die Synonymie wie folgt: Eudi- cella smitlii Mac Leay var. trUineata Quedf. = E. thmn- soni Ancey = E. hacquardi Oh. Oberthür. Der Quedex- FELDTSche Name hat die Priorität.

2. Xe2)tunides polychrous J. Thoms. cf $

ß4 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin.

Von Mitte October bis Mitte Dezember meistens an Mais sitzend gefunden.

3. Plaesiorrhina triplagiata sp. n. d" $ .

Elongata, parallela, nigra, nitida, limbo pronoti late- rali, lateribus sternorum coxarumqiie posticariim, segnientis abdominalibus, quorum basi, medio, marginibus plerumque exceptis, pedibusque rufocastaneis; tarsis pediim omnium tibiisque anticis. interdum quoque alteris nigris; elytris flavo-vittatis et fasciatis. iitriiisque elytri vitta laterali pone callum humeralem et ante callum posticum terminata, raar- ginem lateralem postice fere attingente, antice ab hoc re- mota, maciila basali cum vitta conflueute, fascia post- mediana e vitta laterali uascente neque suturam attingente, macula rotundata anteapicali; clypei margine antico parum recurvo. medio sinuato, disco rüde punctato, fere ruguloso, punctis exsculptis; pronoto parce et subtiliter punctato, lateribus transversim striolatis; elytris laevibus subtiliter, sparsissime, irregulariter punctatis, lateribus postice pone vittam lateralem transversim dense striolatis, satura postice in apicem acutum producta; processu mesosternali gracili iücurvato; tibiis pedum mediorum et posticorum intus bre- viter nigro ciliatis, extus inermibus, vestigio dentis sub- mediani nullo; tibiis anticis in utroque sexu extus integris, feminae latioribus, loco dentis secundi interdum vestigio cujus indistincto; pygidio opaco transversim striolato, casta- neo, apice atro.

cT Tibiarum posticarum margine interiore antemediano incrassato.

Long. corp. 21 --23 mm.

Ende October auf Blättern des Apfelsinenbaumes, Ende November im Fluge, bis Mitte Dezember an Mais sitzend beobachtet.

Var. flavipennis <^ 2 , elytris fere totis flavis, humeris et callis posticis marginibusque nigris. Bei dieser Varietät nimmt die gelbe Färbung fast die ganze Ober- fläche der Flügeldecken ein, eine Erscheinung, die in ent- sprechender Weise auch bei anderen gefleckten Coleopteren beobachtet wird.

Sitzunfj vom 17. Mai IS 92. 65

4. Ftycliodestlics gratiosa Ancey Q.

Von Ende September bis Anfang Dezeinher einzelne Exemplare, welche im grellen Sonnenschein rapide flogen.

5. Diploa gen. n. Ischnostominarum. Corpus crassum. Clypeus patelliformis , antice latior, marginibus lateralibus et antico contiDue elevatis, hoc rotundato, medio paulo altiore, fere lobato, Antennae in utroque sexu similes. Prothorax marginatus. subaugustatus. lateribns postice paral- lelis. ad posticum versus fere paulo convergentibus , antice e medio rotundato valde attenuatis, angulis posticis rectis acntis. margine postico rotundato. medio antescutellari fere late lobato, ntrinque sinuato. Elytra paulo ampliata, pone medium latiora. angulo suturali subrotundato. Scutellum breve, haud longius quam latius. Pedes mediocres. tarsi tibiis breviores; tibiae anticae in c/* subgraciles. extus biden- tatae. dente tertio mutico fere nullo, in 9 latiores, extus bidentatae, vestigio dentis tertii nullo. Tibiae posticae sub- graciles, apice ampliato. Processus mesosterualis nuUus. Pectus. venter, limbus elytrorum. pygidium haud dense fulvo-hirta.

Diese eigenthümliche Gattung gehört in die Verwandt- schaft der südafrikanischen Gattungen Xiphoscelis und Heterodita, ist aber habituell, sowie auch durch die Be- haarung und Färbung kleineren Dynastiden, namentlich Heteronijchus, auffallend ähnlich. Der Clyi)eus ist wie bei Heterodita haivorthi ^^Mldet, der Prothorax wie hei Xiphoscelis] der Mesosternalfortsatz fehlt wie bei derselben Gattung. Die Hinterschenkel sind nicht verdickt, aber die Ilinter- schienen länger als bei XipJioscdis; die Hinterecken des Pronotum nicht abgerundet wie bei dieser Gattung, sondern rechtwinklig. Der hintere Nahtwinkel der Flügeldecken ist abgerundet.

Diploa proles sp. n. cT 9 . Fusco-atra, subnitida, ventre pedibusque rufobrunneis. supra brevissime neque dense pilosa. limbo elytrorum. pygidio. pectore, ventre, pedibus longius fulvo-pilosis, hirtis; capite rüde punctato. clypeo paulo latiore quam longiore; pronoto medio lougitudinali- ter subcanaliculato, ubique profunde et fere rüde punctato,

QQ Gesellschaft naturfm'schender Freunde, Berlin.

piinctis inaequaliter dispersis; scutello rüde punctato. nigoso, laevi-limbato; elytris plus minus ve striatis, siibcostatis, striis ad marginem versus lateralem evanescentibus, in- terstitiis striarum irregulariter aciculatim puactatis, callis bumeralibus et anteapicalibus laevioribus, parumpimctatis ; pygidio subtumido coriaceo. Long. corp. 13,5 15 mm. Ein Exemplar (9) wurde am 24. October am Boden kriechend, ein zweites (d") am 12. Dezember Abends im Fluge beobachtet und gefangen.

6. Leucocelis parallelocoUis sp. n. Obscure metal- lescens, plus minusve cupreo- nitida, pedibus concoloribus, elytris prasinis pronotoque albomaculatis, hoc utrinque rufo- castaneo limbato, lateribus postice parallelis, antrorsum rotun- datis, angulis posticis obtuse rotundatis, margine postico rotundato, ante scutellum integre, supra undique parce et grosse punctato; scutello nigro A^el nigro-viridi laevissimo; elytrorum striis punctorum geminatis, postice separatis, Stria quarta callum posticum fere attingente; pygidio brunneo opaco. albomaculato, maculis nodosis; pectore, venire, pedi- bus griseo-pilosis ; tarsis posticis parum vel vix tertia parte longioribus quam tibiis. Long. 9 10 mm.

Ende August und Anfang September J891 auf blühen- den Kräutern.

Diese Art gehört in die nächste Verwandtschaft der luciclicollis Gerst., vou der sie sich sogleich durch die hinten parallelen Seitenräder des Prothorax unterscheidet.

7. Leucocelis rubricejjs Raffray. Ende August 1891 auf blühenden Kräutern.

8. Leucocolis lunicollis sp. n. cT?- Superne atro- viiidis, fusco suffusa, opaca, pronoto toto laete ferrugineo cincto elytrisque minute albomaculatis, his prope latera et apicem plus minusve diffuse brunneis, scutello atro opaco; antennis nigris, capite, pectore, ventre nitidis, nigro-cupreis, tarsis nigris; pronoto postice minus ample rotundato; elytris prope suturam postice impressis, seriebus punctorum geminatis, dorsalibus postice approximatis, punctis profundis nigris; pygidio anoque ferrugineis, illo alboguttato, arcuatim striolato. Long, corp, 7 9 mm.

Sitzung vom 17. Mai 1892. 67

Ende August und Anfang September auf blühenden Kräutern.

Diese Art ist der hwata Reiche Abyssiniens ähnlich, aber das Pronotum ist einfach schwarz-grün und breit gelb- roth umrandet, hinten weniger breit abgerundet. Das Scutellum ist schwarz. Die Flügeldecken sind reichlicher weissfleclcig . die Punktstreifen hinten einander mehr ge- nähert und die Punktstreifen deutlicher. Die Unterseite und Beine sind dunkler metallisch. Das Pygidium ist nicht mit Augenpunkten, sondern mit länglichen Bogenstrichein ver- sehen. Die Hinterhüften sind au den äusseren Seiten nicht gelb.

9. Leucocelis annulipes sp. n. cf 9 Praecedenti similis, major, supra laete viridis, opaca, pronoto flavo- cincto, elytris viridibus unicoloribus, minute alboguttatis ; subtus nigra, obscure virescens, nitida, paulo pilosa, scapulis, latere coxarum posticarum externo. tibiis posticis, quarum basi et apice nigris exceptis, laete flavis; scutello minuto flavo, viridi limbato; pronoti margine postico ample rotun- dato, angulis posticis fere lateralibus, rotundate obtusis; elytris distincte striatopunctatis , striis geminatis; pygidio atro opaco, irregulariter cicatricoso.

c/ Tarsis tertii paris quam tibiis paulo longioribus. 9 Tarsis tertii paris tibiis longitudine fere aequalibus. Long. corp. 9 10,5 mm.

Ende August 1891 auf blühenden Kräutern gefunden. Diese Art ist gleichfalls zunächst mit lunata Reiche aus Abyssinien verwandt.

10. Leucocelis polysticta sp. n. c/*. Praecedentibus duabus cognata, major, supra opaca, discolor, pronoto et pygidio atroviridibus , concoloribus; elytris cum scutello fusco-fuliginosis, praesertim illis maculis minutis ornatis; capite, pectore. ventre, pedibus lucide cupreis, virecentibus ; antennis nigris; clypeo parum elongato, haud attenuato; pro- noto subtiliter et vix conspicue punctulato, postice sat dilatato, margine postico ample rotundato ; elytris regulariter striato- punctatis, striis geminatis, dorsalibus postice haud conuiventibus, Stria prima postice seriem punctorum praebente, haud lineam

68 Gesdlscliaft natiir forschender Freunde, Berlin.

formante, ut in speciebus congeneribus, impressam; apice elytrorum siitiirali prolongato; pygidio parce gemiuate pun- ctato; tarsis tertii paris tibia dimidio longioribiis; pygidii et metasterni lateribus, scapulis, latere exteriore coxarum posticarum, lateribus yentralibus albomaculatis. Long. 11 mm.

Ein Exemplar am 4. November 1891 an Gesträuch sitzend gefunden.

Diese neue Form gehört gleich den beiden vorigen in die Gruppe der oberseits mattfarbigen Arten.

11. Diplognatha maculatissima Boh. Mitte De- zember an Mais.

12. Dijilognatha montana sp. n. Nigra, nitida, la- teribus pronoti et elytrorum opacis, humeris et callis posticis nitidis; clypei angulis anticis rectis, elevatis. dentiformibus; vertice laevi, prope coUum punctato; pronoto giabro, punctis subtilissimis parce disseminatis. vix conspicuis, prope mar- gines laterales coriaceo, impunctato, lateribus ante angulos posticos sinuatis; elytris glabris, obsoletissime striatopuncta- tis, lateribus subtilissime rugosis vel coriaceis, medio late- ral! haud transversim plicato; lateribus metasterni totis hirsutis; tibiis mediis extus unidentatis. Long. corp. 23 bis 24 mm. Mitte September 1891 an Baumstämmen und fliegend gefunden, auch Anfang Dezember beobachtet.

Die Art erinnert durch die Bildung des Clypeus und den geringeren Glanz der Flügeldecken an D. pagana Harold in Angola, ist aber grösser und besitzt weder die feine runzelige Sculptur, welche sich bei letzterer Art fast über die ganzen Flügeldecken ausdehnt, noch die queren Falten- eindrücke neben den Seiten der letzteren, wodurch sich beide von silkea und gagates unterscheiden; ebenso fehlt die kräftige Punktirung auf dem Pronotum. Eine ähnliche Art ist auch anthracina in Abyssinien. bei welcher jedoch die Vorderecken des Clypeus einfach gewinkelt, nicht zahn- förmig vorgezogen sind.

Folgende Uebersicht über die hier in Betraclit kom- menden Arten möge zu deren Unterscheidung dienen:

Sitzung vom 17. Mai 1892. ß9

1. Elytris jiixta margiues laterales plus minusve plicatis;

metasterno glabro vel breviter neque deDse piloso. Tibiis seciindi paris extiis iinidentatis . . . silicea M'Leay. bidentatis . . . gagates Fokst,

2. Elytris juxtamargines laterales glabris; lateribus meta-

sterni hirsiitis.

a. Angulis clypei simplicibiis parum elevatis; elytris,

disco subglabro excepto, rugosis . . anthracina Guer.

b. Angulis clypei elevatis, erectis, dentiformibus. Superne subrugosa, punctata; elytrorum striis punctatis

ad basin distinctis, profundioribns . . pagana Hakold.

Snperne laevigata, vix subtilissime punctata; elytrorum striis punctatis vix conspicuis, ad basin nullis ....

montana sp. n.

13. Conracltia gen. n. Diplognathinarum. Corpus paulo elongatum, velutinum. Caput concavum, clypeo ad frontem versus excavato, dente planato frontali, producto, borizontali, cavum superante, clypeum medium haud attin- gente ; angulis clypei anticis rectis, vix prominentibus, mar- gine antico medio lobato, lobo reflexo, medio emarginato. Pronotum angustatum. longiusculura. septangulare, lateribus fere parallelis, sinuatis, antice attenuatum, postice longe lobatum, lobo protracto ad apicem rotundato, fere obtuso, scutelli maximam partem obtegente. Scutellum angustatum, fere totum, apice exciso excepto, occultum. Elytra postice attenuata. Tibiae anticae extus tridentatae (cT), mediae et posticae dente medio acuto extructae. Processus mesoster- nalis attenuatus, conicus. subacuminatus, porrectus.

Diese eigenartige, nach ihrem Entdecker benannte Gattung ist ausgezeichnet durch das schmale, hinten ziem- lich lang vorgezogene und das Scutellum zum allergrössten Theile bedeckende Pronotum, ferner durch die Bewehrimg und die Sculptur des Kopfes und die schlanke und elegante Körperform. Sie ist von den zunächst verwandten Gattun- gen ziemlicli verschieden, hat aber einige Beziehungen zu Fseiidinca. Von allen weicht sie durch die Kopfbildung ab, welche an die Ceratorrhininen erinnert. Der Clypeus ist am Grunde ausgehöhlt und von einem, von der Stirn kom-

70 Gesellschaft tmtur forschend er Freunde, Berlin.

menden flachen, dreieckig vorgezogenen, an der Spitze ab- gestutzten Frontalhorn überdacht. Die Vorderecken des Clypeus springen rechtwinkelig vor; der Vorderrand des- selben ist mit einem mittleren lappenförmigen Vorsprunge versehen, der am Ende schwach ausgerandet ist. Das Pro- notum ist siebeneckig, die ein wenig ausgerandeten Seiten von den Hinterecken bis zu den Seitenwinkeln einander fast parallel. Diese Form des Pronotnm findet sich im Grund- plane bei den meisten Diplognathinen wieder. Aber nur bei Conradtia ist es hinten derartig lappig vorgezogen, dass der Lappen den grössten Theil des Scutellum bedeckt. Letzteres ist schmal, nur der hintere Theil von oben sicht- bar. Der Mesosternalfortsatz ist kräftig ausgebildet und dreieckig vorgezogen. Es ist also eine innerhalb der Diplo- gnathineugruppe am meisten vorgeschrittene Form und muss darin die erste Stelle einnehmen.

Die Längslinie auf der Mitte des Abdomens ist nur schwach eingedrückt, genau wie bei den Männchen von Pseudmca.

Das weibliche Geschlecht ist unbekannt. Die einzige Art dieser neuen Gattung ist Conradtia principalis sp. n. cT. Opulenta, bella, discolor, capite superne, pronoto, scutello. scapulis, meta- sterni lateribus, episternis metathoracalibus, pygidio auran- tiacis; elytris rubris, nigro-maculatis, maculis in utroque elytro 11 12, tres series irreguläres formantibus; clypeo, antennis, ventre, pectore, lateribus metasterni et episternis exceptis^ nigris, nitidis; segmentorum abdominalium lateribus ad magnam partem opacis, minime aurantiaco inflatis, ma- cula singula marginali minuta, transversali, alba; coxis post- pectoreque, medio excepto, pilis fulvo-rufis vestitis, femori- bus pilis simillimis ciliatis; pedibus nigris, nitidis; capite et pronoto parce minutissime punctulatis; hujus lateribus sub- crenulatis; elytris indistincte lineato-punctatis. subcostatis, angulo suturali postico brevissime lobato; pygidio glabro, parce punctulato, puuctis ad basin et praecipue ad apicem versus paulo congregatis, dorso longitudinaliter elevato, Vitrinque leviter impresso. Long. corp. 27—28 mm.

Sitzxnuj vom 17. Mni 1895. 'J\

2 cT am 10. und 18. Dezember 1891 an Mais sitzend gefunden.

Die eigenthümliche Färbung dieser Cctonide findet sich bei keiner anderen mir bekannten Cetonide Afrikas.

14. Ci/mo2)horus monticola sp. n. Oblongus. niger. nitidus, partim albosetosus; pronoto medio posteriore lae- viore, ante angulos posticos rectos distincte sinuato, mar- gine postico ante scutellum fere recto, foveolis duabus sub- basalibus oblique strigosis, pilis destitutis; elytris foveolatis minime maculatis, macula minuta singula antemediana pro- pesuturali, macula direpta, foveolam posteriorem occupau- te, macula postica marginali, maculis minutis anteapicali- bus suturalibus albis. pectore et ventre, medio excepto, pedibusque albescente-pilosis vel squamulatis; lateribus metasterni episternisque metathoracalibus pilis et squamis albis vestitis. Long. 9—10 mm.

Ende September bis Ende November sehr vereinzelt an Bliithen und Kräutern sitzend oder an Holz fliegend beobachtet.

15. Coenochilus (subg. Xenogenius n.) conradti sp. n. Oblongus, modice elongatus, elytris pronoto latiori- bus, convexiusculus, niger. nitidus; capite convexo, plus minusve scabro vel subglabro, indistincte vel vix punctato, carina frontali interoculari obsoleta, transversa; clypeo cum fronte convexo, illo utrinque obsolete longitudinaUter im- presso, lateribus parallelis, margine anlico sinuato, angulis rotundatis; pronoto dense punctato, tertia fere parte latiore quam longiore, medio haud canaliculato , antice et postice aequaliter attenuata, lateribus curvatis, angulis posticis ro- tundatis, basi impressa. foveola submedianalaterali mediocri; scutello punctulato; elytris subcostatis parce punctulatis, interstitio intrahumerali subrugoso, apice striolato; pygidio convexo, gibboso, medio indistincte subcarinato, subtiliter striolato et punctulato; abdomine medio laevi, in d impresso; tibiis anticis submuticis (d*) vel bidentatis (9); tarsis anticis in ^ robustioribus quam in $. Long. 18 mm.

1 9 am 28. August Abends im Zimmer, 1 cT ani 1. October Abends an Holz fliegend gefunden.

72 Gesellschaft natur forschender Freunde, Berlin.

Die eigenthümliche BilduDg des Mentiim unterscheidet diese Art von den übrigen derselben Gattung. Das Mentum ist an der Anssenseite rinnenformig vertieft; seine Vorder- seite schüsseiförmig ausgehöhlt, deren Seitentheile gerundet und aufstehend, der Vorder- und Hinterrand ausgeschweift. Hiernach ist die beschriebene Species wahrscheinlich der Typus einer besonderen Gattung oder Untergattung: Xeno- genius (mentum canaliculatum , margiue antico incrassato, excavato, antice et postice sinuato; pedes graciles).

16. Endoxaziis genus novum Trichiidarum. Corpus haud pilosum, subtus brevissime setosum, semicirculariter minute exsculptum vel ocellato-punctatum. Palpi mediocres. Pronotum dimidio latius quam longius, postice parum attenuatum, ante angulos posticos rectos et acuminatos sinuatum, margine postico medio lobato. Scutellum cordi- forme. Elytra simul sumpta longiora quam latiora. Pedes modice elongatae. Tibiae anticae in utroque sexu tri- dentatae. Tarsi omnium pedum tibiis parum longiores. Prosternura inerme, haud mucronatum. Mesosterui pars inter- coxalis angustata, intrusa, nullomodo producta.

(/ Antennarum clava longissima. longitudiui fere pro- noti aequalis. Tibiae secundi paris sat valde curvatae, inermes, nee dentatae nee spinosae. Clypei latera et margo anticus reflexa. hie vix sinuatum. Pronotum postice paulo dilatatum.

5 Robustior, antennarum clava brevis. Tibiae secundi paris rectae, extus spinosae et dente submediano armatae. Clypei margines parum vel minime reflexi, margine antico medio sinuato.

Diese ausgezeichnete Gattung ist hinsichtlich des ausser- gewöhnlich langen Fühlerfächers nur mit der Gattung Eriopeltastes (Südafrika) zu vergleichen. Sie stimmt mit ihr auch durch das zwischen den Hüften sehr verschmälerte und tiefliegende Mesosternum überein. Im Uebrigen ist sie von der südafrikanischen Gattung ganz verschieden, namentlich durch die eines Haarkleides ermangelnde Oberseite des Körpers, welche zahlreiche eingedrückte, durch unregel- mässige Zwischenräume von einander getrennte Narben auf-

Sitzumj vom 77. Mai 1892. 73

weist. Auf dem Pronotiim finden sich beiderseits der Mittel- linie einige spiegelnde Stellen. Die Unterseite ist glänzend; zerstreute Borsten bekleiden die Hüften, die Unterseite der Schenkel, die Brustseiten und das Ende des Abdomens. Der beim ^ sehr lange, etwa 3 mm messende Fiihlerfiicher ist fast so lang als das Pronotum.

Den Gattungen Str'onjophorus und Mijoderma gleicht Endoxanis durch die Bildung der Mittelschienen im männ- lichen Geschlecht. Der Prothorax und die massig langen Beine sind feist wie bei Myodcrma beschaffen.

Endoxazus conradti sp. n. Niger vel fusconiger, nitidus, superne opacus (o) yel subnitidus (9); palpis et antennis rufoferrugineis, clava nigrofusca; puuctis pronoti, capitis, scutelli. plus miuusve et elytrorum flavogriseis; macula elytrorum postmediana simplice vel duplice, laterali et altera suturali direpta griseis vel flavescentibus; pronoto medio longitudiualiter subcanaliculato, locis compluribus laevigatis, praecipue discoidalibus specula praebentibus; scutello in mare flavolimbato; corpore inferiore glabro, nitido, nigro, pilis raris parce disseminatis flavescentibus; pedibus nigris. nitidis. femoribus anticis tibiisque mediis et posticis plus minusve bruuueis. Long. corp. <f 12, 9 14 mm.

Je ein cf ^vurde am 16. September im Fluge und am 22. November an Kraut sitzend, ein einzelnes $ am 10. De- zember Abends fliegend beobachtet und gesammelt.

17. Liotrichius genus novum Trichiidarum. Corpus laevigatum, haud pilosum, pectore femoribusque pilis vesti- tis. Margines clypei reflexi, anterior subsinuatus Pronotum latiusculum, transversum. ante angulos posticos sinuatum, his rectis. acutis. Scutellum fere cordatum. Elytra paulo ampliata, costata, interstitiis alternis altioribus, striis puncta- tis. Pygidium conicum. Tibiae anticae extus tridentatae, mediae et posticae extus inermes. Processus prosternalis nullus. mesosternalis prominulus, obtuse rotundatus, laevis.

Obgleich diese Gattung zur Verwandtschaft von Mijo- derma und Strhigophorus gehört, so hat sie doch ein eigen- artiges Gepräge. Sie macht den Eindruck einer flachge-

74 Gesellschaft natur forschender Freunde, Berlin.

drückten Anomala. Die Hinterecken des Proiiotum sind rechtwinklig, ähnlich wie bei Mijoderma; aber die Oberseite des Körpers und ebenso die Unterseite sind glatt und glän- zend wie bei Stringophorus. Der Nahtwinkel der Flügel- deckenspitze ist abgerundet. Die Zwischenräume der Strei- fen auf den Flügeldecken sind abwechselnd höher und breiter.

Die einzige Art ist

Liotrichiiis anomala sp. n. $ Ferrugineus, rufescens, laevis, nitidus, scutello fusco-cincto elytrisque obscure rubes- centibus, horum basi et scutello ferrugineo suffusis; capite nigro, nitido; clypeo, margine exepto, ferrugineo; pronoti puncto juxtalaterali submediano brunneo, postpectore medio et ventre brunneis, pedibus ferrugineis; capite profunde punctato, postice utrinque laevi; pronoto parce grosse punctato, punctis inaequaliter dispersis. tertia parte latiore quam longiore, lateribus ante angulos posticos sinuatis, margine postico bisinuato, medio rotundato; elytrorum in- terstitiis striarum laevibus, impunctatis, striis subocellato- punctatis; pygidio transversim subtiliter striolato; pectore, coxis, margine femorura postico parce flaTo-pilosis. ~ Long, corp. 16.5 mm.

Ein Exemplar am 18. November 1891.

Anhang.

Ausser den vorstehend aufgezählten Spezies hat Herr CoNRADT in anderen Gegenden Deutsch-Ostafrikas, nament- lich im Küstengebiet noch folgende 8 Cetonidenspezies ge- sammelt, von denen 7 bereits früher beschrieben sind und eine neu ist.

1. Bicranorrhina oherthüri Deyr. Bagamoyo.

2. . Gametis halieata Geee. Zwischen Tanga und Magila, 200 m hoch, im Juli 1891.

3. Biscopeltis lateralis Gerst. Ebenda, Juli, ein Exemplar.

Die schwarze Färbung ist hinter der Mitte der Flügel- decken unterbrochen, so dass nur ein vorderes Dreieck um

Sitzung vom 17. Mai 1802. 75

das Scutellum und die Spitze der rothen Flügeldecken schwarz sind.

4. Folijstalactica sansiharica sp. n. Ebenda, Juli. Obscure mellea, parce et minute albo-macnlata. punctu-

lata, elytris iitrinque triplo geminate punctato-striatis, punctis revera striolis arcuatis formatis. postice Ins striolis arcuatis continue lineatim conlluentibus vel strias duplices praebenti- biis; Stria gemiuata exteriore juxtamarginali regulari pimctis niinutissimis simplicibus formata; interstitiis striarum con- vexiusculis, interstitio primo postice deplanato; sutura ely- trorum in spinam terminalem producta: scutello subangu- stato, fere acuminato. lateribus postice leviter curvatis, ad basin extremam et juxta latera antice punctato; pectore abdomineque nigris. nitidis, lateribus albomaculatis; tibiis anticis extus bidentatis. Long. corp. 12 mm.

Diese Art ist zunächst mit xyuncMata F. (Abyssinien, Senegambien) verwandt, unterscheidet sich aber von dieser durch folgende Kennzeichen: Das Scutellum ist etwas schmäler. Ausser den drei groben Dorsalreihen von Bogen- punkten (sit venia verbo) ist noch eine vierte Doppelreihe äusserst feiner Pünktchen neben dem Seitenrande vorhan- den, die sich vorn in unregelmässig stehende Punkte auf- gelöst hat. Ferner ist die Flügeldeckennaht hinten in eine vorspringende Spitze ausgezogen, und der Mesosternalfort- satz ist breiter.

5. Bhahdotis sobrina Gory. Ebenda, Juli.

6. Pachnoda euparypha Gerst. Pangani, Juni 1891.

7. Pachnoda cordata Drury. Ebenda, Juni.

8. Microthijrea amahilis Schaum var. heterospila Gerst. Ebenda. Juni.

76 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin.

Im Umtausch wm'den erhalten: Leopoldina, Heft XXVIII. No. 5, ß. Natu FMassenschaftli che Wochenschrift (Potonie). Bd. VII,

No. 17—12, April. Mai 1892. Photographisches Wochenblatt XVIIL Jahrg., No. 16—19,

April. Mai 1892. Photographische Nachrichten Jahrg. IV., No. 17, April 1892. Berliner entomologische Zeitschrift, 36. Bd. 1891. Schriften d. natuwiss. Vereins f. Schleswig-Holstein. Bd. IX,

Heft 1, 2. Verhandlungen d. naturhist. Vereins d. preuss. Rheinlande,

Westfalens und des Reg. -Bez. Osnabrück. 48. Jahrg.,

zweite Hälfte. Anzeiger der Akademie der V\'issenschaften in Krakau.

April 1892. Vierteljahresschrift der naturforsch. Gesellschaft in Zürich.

Jahrg. 20, 21, 22, 23 Heft 2. 3; Jahrg. 25, 29, 32,

33, 34 (1875—1889). Neptunia. Anno II, No. 15. 16 (März, April 1892). Földtani Közlöny, XXII. Kötet, 3—4 Füzet, März. April

1892. Jahresbericht d. Kgi. Ung. Geolog. Anstalt für 1890. Bollettino delle Pubblicazioni Italiane, 1892, No. 152, April. Videnskabelige Meddelelser f. d. naturhist. Forening i Kjöben-

haven (5) III (für 1891). Proceedings of the Zoological Society of London, 1891,

Part. IV. Transactions of the Zoological Society of London. Vol. XIII.

Part. IV. Index of Proceedings of the Zoological Society of London,

1881-1890. Smithsonian Report. U. S. Nat. Museum, 1889. Proceedings of the Academv of Natural Sciences of Phila- delphia, 1891. Part. III (Sept., Dezbr.). Journal of the Elisha Mitchell Soc, Raleigh, VIIL 1891,

Part. IL

Als Geschenke wurden mit Dank entgegengenommen : Conwentz, die Eibe in Westpreussen, Danzig, 1892. Harle, Mandibule de Singe du repaire de Hyenes, Haute- Garonne.

Druck von J. F. Starcke in Berlin.

Nr. 6. 1892.

Sitzungs-Bericht

der

Gesellschaft iiatiirforscliender Freunde

zu Berlin vom 21. Juni 1892.

Director: Herr F. E. Schulze.

Herr W. Weltner besprach das Vorkommen von Cor- dylopliora lacustris Allm. bei Berlin.

In dem Correspondenzblatt des naturwissenschaftlichen Vereins für Sachsen und Thüringen, Halle 1890, p. 78 theilt Herr Dr. G. Riehm mit, dass er in früheren Jahren bei Berlin in den Gewässern um Rüdersdorf Cordylophora la- custris gefunden habe. Diese Thatsache ist deshalb von besonderem Interesse, weil Cordylophora im Binnenlande ein seltenes Vorkommen ist und sich vorzugsweise an der Meeresküste im brackischen Wasser, theils in Meerbusen, theils in den Mündungen der Flüsse findet. Aus der Zu- sammenstellung der Fundorte von Cordylophora in seiner Abhandlung „Ueber den Bau und die Entwicklung von Cordylophora lacustris Allman, Leipzig 1871", kommt F. E. Schulze zu folgendem Resultat:

„Ueberblickt man alle die Fundorte, so fällt zunächst auf, dass dieselben sämmtlich in der Nähe der Küste der Ost- und Nordsee, an Meerbusen, Flussmündungen oder Kanälen liegen. Weder im Binnenlande noch im Meere hat man jemals Cordylophora lacustris gefunden. Man wird daher von vorne herein auf den Gedanken kommen, es mit einem Brackwasserthiere zu thun zu haben. Die Bestätigung dieser Vermuthung ist denn auch bereits von einigen Be- obachtern theils durch direkte Untersuchung des betreffen- den Wassers selbst, tbeils durch Berücksichtigung der an derselben Lokalität vorhandenen Pflanzen und Thiere mit

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78 Gesdlscluift naturforschender Freunde, Berlin.

aller Sicherheit geliefert, während andere mit voller Be- stimmtheit behaupten, die Cordylophora lacustris in süssem Wasser aufgefunden zu haben."

Seitdem dies geschrieben wurde, hat sich Cordylopliom auch im Biunenlande gefunden und es haben sich die An- gaben über das Vorkommen in rein süssem Wasser sehr vermehrt. Wenn man die jetzt bekannten Fundorte von Cordylqphora überblickt, so kann man die sie bergenden Gewässer nach ihrem Salzgehalt und ihrer Lage zum Meere in folgende 4 Abtheilungen sondern:

1. Solche Gewässer, welche mit dem Meere in Verbin- dung stehen und durch die Fluth oder bei eingehender Strömung durch den Wind versalzt werden. Hierher ge- hören die zahlreichen Stellen an der Ostsee, der Nordsee und dem atlantischen Ocean. Ich rechne hierzu auch das Vorkommen der Cordylo])Jiora in der Elbe bei Hamburg, in der Hamburger Wasserleitung ^) und in der Elbe von Bruns- büttel aufwärts in rein süssem Wasser ^).

2. Untere Läufe der Flüsse, an Stellen, welche von der Fluth oder von der eingehenden Strömung nicht mehr er- reicht werden, wo also das Wasser beständig süss ist. Als solche sind bekannt: bei Rostock in der Oberwarnow hinter der Schleuse^), Cisterne und Docks bei London^), Kanal bei Ostende ^), bei Stockholm*), im Fairmont-Reser- voir in Philadelphia^). Hierher gehört auch wohl das Vor- kommen von Cordylophora auf Anodonta im Dniestr. '^)

3. Brackische Gewässer des Binnenlandes. Die beiden salzigen Seen bei Halle a. d. Saale ^), im Caspischen Meer bei Krasnawodck^).

^) Kraepelin, Die deutschen Süsswasserbryozoen. Hamburg 1887. p. 91 und die Fauna der Hamburger Wasserleitung, Abhandl. naturw, Ver. Hamburg 1885 p. 6.

') Dahl, Untersuchungen über die Thier\\'elt der Unterelbe. 6. Ber. Komm. wiss. Unters, deutsch. Meere. 3. Heft. p. 149—185. Kiel 1891.

^) Nach Mittheilung der Herren Dr. Will und Professor Blochmann.

*) Litt, bei F. E. Schulze 1. c.

5) Potts, Proc. Acad. Nat. Hist. Philadelphia 1884 p. 218.

^) Nach gütiger Mittheilung des Herrn Professor Kowalevsky.

^) Zacharias, Zur Kenntniss der Fauna des süssen und salzigen

Sitzung vom 21. Juni 1892. 79

4. Süsse Gewässer des Binnenlandes. Bisher genannt sind die Seine bei Paris ^) und die Gewässer bei Rüders- dorf. ^) Nach einer Mittheilung von Herrn Prof. P. Magnus soll Cordtßoph&ra in den 60 er Jahren an Flossholz der Ober- spree bei Berlin von ihm und H. Nitsche gefunden sein. ^")

Nach einer mir von Dr. Riehm übersandten Mittheilung wurde Cordylophora lacustris von ihm in den Jahren 1878 bis 1880 in der Woltersdorfer Schleuse zwischen den beiden Schleusenthüren und in dem Orte Kalkberge Rüdersdorf Yor und in dem Kanaltunnel entdeckt. Sie habe damals die Mauerwände an den genannten Stellen in dichten Rasen überzogen. Ich fand am 16. Juni d. J. breite Kolonien von Cordylophora an dem Gemäuer der Woltersdorfer Schleuse vor dem Thore nach dem Flakensee und in dem Kanal bei Kalkberge Rüdersdorf, wo sie Baumwurzeln über- zieht, welche zwischen den Steinen hindurch gewachsen sind. Sie hat an beiden Stellen gegen früher an Häufig- keit abgenommen. Weitere Untersuchungen müssen zeigen, ob Cordylophora in dem ganzen Seeugebiet um Rüdersdorf verbreitet ist und ob sie auch in der Spree und in anderen Gewässern zwischen dieser und dem Meere vorkommt. Ueber die Art, wie dieses Thier in die Rüdersdorfer Wasser gelangt ist, kann man nur Vermuthungen hegen. Als Ver- breitungsmittel würden vornehmlich schwimmende Gegen- stände und Mollusken zu nennen sein. Sollas (1. c. p. 96) giebt an, dass sie häufig auf Dreissena gefunden werde und Braun (Physik, u. biol. Untersuch, im westl. Theile des

Sees bei Halle a. S. Zeitschr. wiss. Zool. Bd. 46 p. 217—232. 1888. Der sog. süsse See hat nach des Autors Ausführungen einen stärkeren Gehalt an Salzen als der „Salzsee". Nach Mittheilung von Dr. Riehm 1. c. ist die Coi'dylophora im salzigen See seit 1888 ver- schwunden.

^) SoLLAg, On the Origin of Freshwater Faunas : a Study in Evo- lution. Scient. Transact. Roy. Dublin Soc. Vol. III. Ser. II. p. 96. Dublin 1884.

^) RlEHÄI 1. c.

*^) V. Martens, Sitz.-Ber. Ges. Naturf. Freunde. Berlin 1883. p. 198.

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30 Gesellscluift naturforschender Freuyide, Berlin.

finnischen Meerbusens. Arch. Naturk. Liv-, Ehst- u. Kur- lands Serie II. Bd. X. p. 108 Dorpat 1884) beobachtete grosse Mengen von Neritina fluviatilis, besetzt mit Cordy- lopliora\ beide Autoren weisen darauf hin, dass die Mollus- ken für den Transport von Gordylophora von Wichtigkeit sind. H. ScHEEREN (Nature, Vol. 44 p. 445, 1881) theilt einen Fall mit, in welchem sich Cordylopliora an stromauf- wärts getriebenem Kraute befand.

Ueber die Fauna der Gewässer bei Rüdersdorf ist bis- lang nichts bekannt gew^orden. Ich fand die Gordylophora zusammen mit Sp>ongilla fragiUs, Eusp. lamstris und Ephy- datia fluviütiUs; manche von den Schwämmen hatten die Polypenkolonien umwachsen. Andere Cordylophoren sassen auf Dreissenen. In dem Kanal des Bruches Alvensleben der Rüdersdorfer Kalkberge wurde von Herrn Protz im vorigen Jahre eine brackische Enter miiopha- Ali entdeckt.

Was die chemische Zusammensetzung der in Rede stehenden Gewässer anlangt, so ist mir bislang darüber nichts bekannt geworden. Ich will aber darauf hinweisen, dass am Stienitzsee ein Sprudel mehrere Meter hoch zu Tage tritt ; wenn sich derartige kohlensäurereiche Quellen in den Seen selbst befinden, würde dadurch die Löslichkeit des kohlensauren Kalkes durch das Wasser bedeutend erhöht werden.

Herr Otto Jaekel sprach über Cladodus und seine Bedeutung für die Phylogenie der Extremitäten.

Unter der Fülle interessanter Fischtypen, welche uns in der Arbeit J. S. Newberry's über die palaeozoischen Fische Nordamerikas entgegentreten, hat unstreitig die Be- schreibung und Abbildung der prachtvollen Exemplare von Cladodus das grösste Interesse ichthyologischer Kreise er- regt und verdient. Diese Form, von welcher wir vorher nur isolirte Zähne kannten, die allerdings an sich schon einen sehr eigenartigen Fischtypus kennzeichneten, liegt nun in nahezu vollständigen Exemplaren aus dem unteren Carbon, und zwar dem sogenannten Cleveland shale von Ohio, vor und zeigt uns, dass das Bild, welches man sich aus den ver-

Sitzung vom J31. Juni 180Z gl

gleichend -anatomischen Studien von der Stammform der Haie gebildet hatte, wesentlicher Modificationen bedarf, um mit den thatsächlichen palaeontologischen Belegen in Ein- klang zu kommen.

Herr Prof. Dr. Newberry hatte die grosse und im höchsten Maasse dankenswerthe Güte, mir bei einem Besuch in New- York sein in der School of Mines aufbewahrtes Material dieses interessanten Selachiers zu eingehendem Studium zu überlassen. Wenn ich hierbei in manchen Punkten zu anderen Auffassungen als der genannte Autor gekommen bin, so wird mir, wie ich hoffe, Herr Professor Newberry die Veröffentlichung derselben in Rücksicht auf die Bedeutung des Gegenstandes nicht versagen und meine aufrichtige Dankbarkeit deshalb nicht geringer beiu'th eilen.

Nach wiederholter eingehender Prüfung konnte ich mich durch die Gegengründe Newberry's nicht von der Ueber- zeugung abbringen lassen, dass der Schwanz, oder vielmehr der hinterste erhaltene Theil des Objectes nur durch Be- malung mit einer wahrscheinlich graphithaltigen Oelfarbe seitens eines Präparators zu der auffallenden Form gelangt ist, wie sie Newberry vorgelegen hat und in dessen Ab- bildung 1. c. Taf. XL VI zur Darstellung gebracht ist. Das Gleiche gilt von dem hinter den Brustflossen gezeichneten Stachel, den ich nur für einen langen, flach muscheligen Bruch halte, wie solche sich mehrfach auf der harten Gesteinsplatte vorfinden. Dies geht ausser aus der Ober- flächenstructur der bemalten Fläche schon daraus hervor, dass Platte und Gegenplatte an dieser Stelle genau das Gegenbild von einander zeigen und für einen körperlichen Stachel, der mindestens 3—4 mm dick hätte sein müssen, gar keinen Raum zwischen sich lassen. Die Täuschung, der also nach obiger Auffassung Herr Prof. Newberry an- heimfiel, wird dadurch verständlich, dass das Fossil mit Lack überzogen ist, was ja seitens der Sammler und Verkäufer palaeontologischer Reste leider recht häufig geschieht. Durch diese gleichmässige Bemalung aller Theile wird eine scharfe Controle der ursprünglichen Contouren fast unmöglich ge- macht. Das 1. c. Taf. XLIV u. XLV abgebildete Exemplar

32 Gesellsclmft naturfoischrnder Freunde, Berlin.

von Cladodus Kepleri, welches jenem Verschönerungsprocess nicht unterworfen worden ist, zeigt denn auch an der ent- sprechenden Stelle keine Spur von jenem Stachel. An diesem Stück lassen sich in Folge dessen alle Organisations- verhältnisse am genauesten beobachten.

Unzweifelhaft unverändert und richtig dargestellt sind die Brust- und Beckenflossen. Ihre wesentliche Bedeutung beruht darin, dass sie keine Spui* eines „Archipterygiums" aufweisen, welches man nach den von Gegenbaur ver- tretenen, und neuerdings noch von anderer Seite bestärkten Auffassungen bei einem so alten Vertreter der Haie er- warten musste. Die distal gerundeten Brustflossen zeigen ausserhalb des Rumpfes breite Strahlen, welche von vorn und hinten gleichmässig nach der Mitte der Flosse an Grösse zunehmen. Zwischen die primären Strahlen schieben sich am Aussenrande kurze, sekundäre Randstrahlen alter- nirend ein. Sämmtliche aus dem Rumpf vortretenden Flossen- strahlen sind in ihrer Längsaxe ungegliedert. Die Divergenz benachbarter Strahlen gegen einander ist nach alledem eine geringe, die äusseren convergiren nach dem Körper zu etwa unter einem Winkel von 50^; die Zahl der primären Strahlen dürfte 20—22 betragen. Das im Körper liegende Skelet der Brustflossen befindet sich in gestörter Lage, wahrschein- lich konnte es sich*" in Folge seiner Befestigung am Schulter- gürtel nicht in normaler Lage erhalten. Man kann undeut- lich nur einige inkrustirte Skeletstücke erkennen, deren äussere Umrisse distal nach der Flosse zu divergiren. Die Form des äusseren Flossenskeletes hat neulich Herrn A. Smith Woodward zu einigen allgemeinen Bemerkungen über die Entwicklung der Flossen ^) veranlasst, in welcher derselbe namentlich die Brustflossen von Cladodus und die unpaaren Flossen von Xenacanthiden als palaeontologische Beweise dafür hinstellt, dass die paarigen Extremitäten den un- paaren homolog sind und auch phylogenetisch von Längs- falten der Haut abzuleiten seien, wie solches ontogenetisch bei Selachier-Embryonen nachgewiesen ist.

') Natural Science. Vol. I, No. 1, März 1892, p. 28.

Sitzung vonf 21. Juni 1892. 83

Ich wende mich zunächst nur zu der Basis dieser Be- trachtungen, der ontogeneti sehen Entstehung der paarigen Extremitäten aus lateralen Läügsleisten des Körpers, und fühle mich hierzu dii-ect veranlasst durch eine vorläufige Zusammenstellung der Resultate, welche soeben S. Mollier in München von seinen diesbezüglichen Forschungen gegeben hat. ^) Herr Mollier basirt seine Anschauungen über die Entwicklung der paarigen Extremitäten auf die Untersuchung von 4 Selachiern, nämlich Torx>edo, Scyllium, Pristiurus und Mustelus. Ich greife einige uns hier besonders berührende Resultate des Verfassers heraus. Er sagt 1. c. p. 352: „Die erste Anlage der Extremitäten findet sich bei einem Torpedo- Embryo von ungefähr 60 ürwirbeln und 6 durchgängigen Kiemenspalten in dem Auftreten der von Balfour schon beschriebenen kontinuirlichen Seitenfalte. Dieselbe beginnt im Bereiche des ersten Rumpfsomiten zunächst als leisten- förmige Verdickung des Ectoblast, welche sich allmählich über den ganzen Rumpf bis zur Cloake ausdehnt. Man kann also mit Recht von einer ersten gemeinsamen Flossen- anlage bei Torpedo sprechen. Mit fortschreitender Um- wandlung der ectoblastischen Seitenfalte zur Seitenleiste, durch das die erstere aus dem Niveau der übrigen Rumpf- wand abdrängende mesodermatische Zellmaterial tritt die Trennung dieser gemeinsamen ersten Anlage in Brust- und Beckenflosse zu Tage . . . ." Ueber den entsprechenden Befund an den 3 genannten Haien, die gegenüber Torpedo immer nur mehr nebenbei erwähnt werden, sagt Mollier Folgendes: „Bei Mustelus, Pristiurus und Scylllum ist die erste Anlage der paarigen Flossen von Anfang an eine ge- trennte. Proximale und distale Seitenleiste sind hier durch ein grösseres oder geringeres Spatium von einander ge- schieden. Der Beginn der vorderen Seitenleiste bei Pristiurus fällt in ein Stadium von circa 70 Ürwirbeln und 4 durchgängigen Kiemenspalten. Die distale Leiste legt sich, dem Wachsthumsvorgang in distaler Richtung

*) Zur Entwicklung der Selachierextremitäten. Anatom. Anz, Jena 1892, p. 351—365.

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entsprechend, beträchtlich später an." Molliee fügt noch hinzu, dass bei Torpedo die ersten 26, bei Pristhirus und Scyllium dagegen nur 12 bezw. 10 Rumpfsomiten zur Flossenbildung in Beziehung treten.

So wenig ausgedehnt auch diese Beobachtungen sind, so beweisen sie doch unwiderleglich, dass die starke Ver- breiterung der Brustflossen bei den Rochen sich onto- genetisch bereits sehr früh geltend macht, und zwar in einem Maasse, dass der phyletische Entwicklungsgang dabei direct gefälscht erscheint. Diese „Fälschung" ist eine weit zurückgreifende Vereinfachung des ontogenetischen Entwick- lungsganges, die im Hinblick auf die extreme Vergrösserung der Brustflossen der erwachsenen Thiere sehr natürlich erscheint. Bemerkenswerth aber im hohen Grade ist es, dass dabei die palingenetischen Erscheinungen so früh von den caenogenetischen unterdrückt wurden. Hierdurch wird der Werth dieser ontogenetischen Forschungen für die Phylo- genie der Selachier- und noch viel mehr der Wirbelthier- Extremität überhaupt in Frage gestellt.

Rochenartige Formen treten uns erst in der oberen Juraformation entgegen, und zwar sind es sämmtlich Formen, welche in der Entwicklung der Brustflossen auf dem Stadium von Rhinobatus und Squatina stehen. In der Kreide sehen wir dann die weitere Entwicklung der Brust- flossen sich sehr schnell vollziehen derart, dass am Ende dieser Formation die Rochen bereits eine reiche Gliederung erfahren haben, und namentlich die Pristiden, Torpediniden und Rajiden bereits in die gegenwärtigen Familien geson- dert sind. Während die Rochen aber ihre Brustflossen schnell und extrem differenzirten und sich dadurch vom Typus der Plagiostomen entfernten, haben sie sich in anderen, durch ihre Lebensweise nicht beeinflussten Organen primitive Entwicklungsstadien bewahrt. Das kann in keiner Weise auffällig erscheinen, da wir primitive Aus- bildungsformen, wie eine indifferente Entwicklung der Wirbel, das Vorhandensein von Rippen und von mehr als 5 Kiemen- bögen eben bei den Stammformen aller lebenden Pla- giostomen voraussetzen dürfen. Die Differenzirung einiger

Sitzung vom 21. Juni 1892, 35

hochentwickelten Familien von Haien, welche in der höheren Ausbildung einzelner Organe und in der Rückbildung anderer beruht, hat sich erst in jüngerer Zeit, bei den Carchariden z. B. erst im Tertiär, vollzogen.

Von welchen primitiven Plagiostoraen die Rochen sich abgezweigt haben, das ist noch unbekannt; das ist aber sicher, dass sie sich in Folge ihres Lebens auf dem Meeres- boden durch die extreme Vergrösserung ihrer Brustflossen von dem Typus bezw. der Stammform der Plagiostomen weit entfernt haben. Alle älteren Plagiostomen, die wir kennen, sind keine Rochen, sondern Haie, und nun hat zu meiner grossen Freude Herr Mollier ja auch selbst konstatirt, dass bei den bisher untersuchten Haien die erste Anlage der paarigen Flossen von Anfang an eine getrennte ist, dass die vorderen von den hinteren durch einen grösseren oder geringeren Raum ge- schieden sind.

Diese au 3 Haien gemachte Beobachtung hat aber bei Herrn Mollier keine Bedeutung gegenüber dem Entwick- lungsgange von Tori^edo, der offenbar in allen Einzelheiten lediglich der späteren Ausbildung der Rochenflosse Rechnung trägt. Seine diesbezüglichen Anschauungen kulminiren in dem Satz: „Auf Grund der entwicldungsgeschichtlichen Befunde können wir sagen, dass wir in der ersten Anlage der paarigen Flossen von Torpedo die primitivste Form der bisher bekannten Wirbelthierextremität vor uns haben." Wenn es schon sehr bedenklich erscheint, dass bisweilen auf Grund der Ontogenie einer einzigen Form der ganze Stammbaum einer Klasse konstruirt wird, so muss es dop- pelt befremden, wenn ein Autor seine eigenen, in dem wichtigsten Punkte entgegengesetzten Resultate an den übrigen Formen unberücksichtigt lässt. Würde bei solchen Untersuchungen der palaeontologische Entwicklungsgang wenigstens oberflächlich betrachtet werden, so würden der- artige „Resultate" an sich vorzüglich klarer Beobachtungen wohl ausgeschlossen sein.

Es kann unter diesen Umständen nicht Wunder nehmen, dass es Herrn Mollier augenscheinlich recht schwer wird,

Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin.

von seiner „primitivsten Form der bisher bekannten Wirbel- thierextremität" die der übrigen Wirbelthiere abzuleiten. Er versucht es heiCeratodus und lässt dessen mittleren Flossen- strahl aus der ursprünglich einheitlichen Anlage des Pro-, Meso- und Metapterygoid von Torpedo durch distale Aus- biegung ihrer Mitte erfolgen, wobei die „Konvexität des Bogens immer gegen die Wach sthumsrichtung", also latero- distal gerichtet wäre. Der Autor dieser Auffassung ver- gisst dabei aber ganz, dass bei Torpedo, wie er selbst be- schreibt, die erste bogenförmige Skeletanlage „mit der Konvexität medialwärts" gerichtet ist. Hierbei wirft er immer Skeletbildungen, Muskel- und Nervenanlagen durch- einander, kommt aber auch, w^o er von dem einen absieht, mit dem anderen allein nicht zurecht, denn er sagt z. B.: „Bin ich schon bei der Nervenzahl der Ceratodus -Flosse in Konflikt gerathen mit den Resultaten anatomischer Forschung, um wieviel mehr ist dies noch bei Lep)idosiren der Fall." Alles dies aber hält, wde gesagt, Herrn S. MoLLiER nicht ab, den durchaus caenogenetischen Ent- wicklungsgang der paarigen Flossen von Torpedo als den Ausgangspunkt für die Entwicklung des Extremitätenskeletes aller Wirbelthiere hinzustellen, und damit die Entwicklung der paarigen Extremitäten aus seitlichen Hautfalten abzu- leiten.

Es erinnert mich diese Forschungsmethode lebhaft an eine Deduction des Herrn P. Albrecht ^) über die Ent- stehung der Spaltung des menschlichen Penis. Herr Albrecht deducirte folgendermaassen : „Um die morphologische Be- deutung der Penischisis, Epi- und Hypospadie zu ergründen, ist es zunächst von Wichtigkeit, zu wissen, was der morpho- logische Werth des Penis ist. Um dieses wiederum in Er- fahrung zu bringen, ist es nöthig, sich zunächst mit den Vorder- oder Schulterflossen, hierauf mit den Hinter- oder Beckenflossen der Knorpelfische zu beschäftigen. Als passendstes Object hierzu erbietet sich das Skelet eines erwachsenen männlichen Nagelrochen (Baja clavata L.^."

^) Sitz.-Ber. des XV. Kongresses d. deutsch. Ges. f. Chirurgie. Berlin, 10. April 1886.

Sitzung vom 21. Juni 1892. 37

Dieser Grundlage der nun folgenden Auseinandersetzungen braucht man nur die eine Thatsache entgegenzuhalten, dass Raja und einige ihr verwandte Formen die einzigen Selachier sind, welche ein Beckenflossenskelet besitzen, wie es Albrecht für seine Schlüsse bedarf, und dass diese dasselbe erst in der Kreide als Neubildung erwarben, während es allen übrigen, namentlich den älteren Selachiern fehlt, von denen doch allein eine Brücke zu den höheren Wirbelthieren ge- sucht werden dürfte.

Kehren wir nach alledem zu Gladodus zurück, so werden wir aus dem Bau seiner Brustflossen zwar keinerlei Belege für die Entstehung der paarigen Extremitäten aus seitlichen Längsfalten schöpfen können, wohl aber sehen wir daran unmittelbar, dass von einem x\rchipterygium bei diesem Selachier keine Rede ist. Damit verliert diese durch die Ontogenie schon nicht bestätigte hypothetische Stammform der paarigen Extremitäten ihre verallgemeinerte Bedeutung, zugleich aber zeigt Gladodus den Typus des Flossenbaues, welchen A. Fritsch als Stammform für die paarigen Flossen der Xenacanthiden annahm. Man wird diese in dem Bau ihrer paarigen Flossen wie in anderen Merkmalen als einen weit aberrirten Zw^eig der palaeozoischen Selachier auffassen düifen. Ihre biseriale Brustflosse erklärt sich vielleicht ebenso wie bei den Dipnoern aus ihrer Lebensweise. Diesen Thieren diente die Flosse nicht mehr zum Schwimmen; als Uferbewohner brauchten sie ihre paarigen Extremitäten zur Bewegung auf dem Boden. Hierbei vertheilt sich der active Druck bei der Bewegung nicht auf eine breite Fläche wie beim Schwimmen, sondern auf eine Hauptrichtung bezw. latero- distal aneinander gereihte Punkte in der Extremität. Dieser Vorgang, der in der Brustflosse eines Xenacanthus ange- bahnt ist, äussert sich analog und weiter entwickelt in sämmtlichen paarigen „Flossen" eines Protopterus und Lepidosiren, bei denen Spaltungen des Endes ja nicht selten selten sind und vielleicht zu der Ausbildung distaler Finger bei laufenden Wirbelthieren eine Brücke bilden. Der umgekehrte Gang lässt sich ja auch wieder bei den Xhieren verfolgen, die beim Wasserleben zur Schwimm-

3S Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin.

beweguDg zurückkehrten, wie IcJityosaurus oder die Balae- niden. Ich möchte alle diese Vorgänge für Analoga, und namentlich die Ausbildung jenes typischen Archipterygiums für eine Convergenzerscheinung bei uferbewohnenden Knorpel- iischen halten. Das Vorhandensein eines schmiegsamen knorpeligen Innenskeletes dürfte hierbei ausschlaggebend sein, wogegen das starre Knochengerüst in den Extremi- täten höherer Wirbelthiere die Ausbildung kurzer ge- drungener Hände und Füsse befürworten mag.

Die Brustflosse von Cladodus zeigt mit ihren unge- gliederten, wenig divergirenden Flossenstrahlen ein Bild, wie es uns bei den bis jetzt untersuchten Haiembryonen etwa nach Bildung eines Basipterygoid und davon sich ab- gliedernden Strahlen entgegentritt. Dass die äusserlich sichtbaren Flossenstrahlen sich an ein inneres basiptery- goidales Skelet anschliessen und von diesem aus diver- giren, ist sicher, davon dass jene äusseren, von Herrn Smith Woodward mit Unrecht als parallel bezeichneten Flossenstrahlen als Theile eines früher gleichartigen, seit- lichen Flossenstrahlenkammes aufgefasst werden, erscheint mir durchaus unstatthaft. Wenn in der Ontogenie die Skelet- bildung in den paarigen Extremitäten beginnt, ist die Ver- schiedenheit der vorderen und hinteren Extremität bereits eine sehr auffallende.

Dieser Gegensatz in dem Bau der vorderen und hinteren Extremität tritt uns wie bei den Xenacanthiden auch bei unserem Cladodus sehr deutlich vor Augen. Bei diesem zeigen die Beckenflossen eine basale Knorpelspange, von welcher sich Flossenstrahlen schräg nach hinten abgliedern. Diese weisen aber eine deutliche Gliederung in innere kurze und äussere längere Stücke auf. Die hiervon durch J. S. Newberry gegebene Darstellung kann ich in allen Punkten bestätigen.

Die, wie gesagt, auch ontogenetisch früh hervortretende Verschiedenheit der Brust- und Bauchflossen bei Selachiern erklärt sich vielleicht am einfachsten daraus, dass hier die Bauchflossen an den Lebensfunktionen und namentlich an

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der Lokomotion einen noch viel geringeren Antheil haben, als die Brustflossen. Diese dienen bei den frei schwim- menden Haien wesentlich dazu, den Körper im seitlichen Gleichgewicht zu halten, bei den echten Rochen dienen sie allein zum Schwimmen, während die Bauchflossen als solche daran keinen Antheil haben und höchstens wie bei den Rajiden (Baja, Sympterygia und Cyclohaüs) durch einen neu sich bildenden Knorpelstab sekundär zu einer Bewegungs- art führen, die allen übrigen Selachiern vollkommen fremd ist.^) Die Beckenflossen sind daher, weil sie an den Lebens- funktionen eines Selachiers keinen Antheil haben, einfacher gebaut als die Brustflossen, und machen die durch ver- schiedene Lebensbedingungen verursachten Aenderungen der Brustflossen nicht mit. Sie sind deshalb, wie Wieders- HEiM in seinem neuesten Werk über die Extremitäten der Wirbelthiere hervorhob, entwickelungsgeschichtlich kon- stanter als die Brustflossen.

Kehren wir zu Cladodus zurück, so erweist sich der- selbe nach Abzug des „Stachels" und des irrthümlich restau- rirten Schwanzes als ein typischer Selachier, der alle wesent- lichen Eigenthümlichkeiten seiner jüngeren Verwandten be- sitzt. So ist namentlich die Flossenstellung und deren Bau, die Form und Lage des Kieferbogens uQd der Kiemen- bögen, ferner seine Bezahnung und vor Allem die poly- edrische Kalkinkrustation des knorpeligen Inneriskeletes, der Mangel eines plattigen Hautskeletes und der Mangel echter Knochenbildungen überhaupt durchaus typisch für die Haie.

Während also auf der einen Seite hieraus hervorgeht, dass Cladodus vom normalen Entwicklungsgang der Selachier sich in keiner Weise abgezweigt hat, so besitzt er auf der anderen Seite in dem verkalkten Augenringe ein Merkmal von entschieden atavistischer Bedeutung. Bei Selachiern

^) Hierüber habe ich mich in einer denniächst in den Ab- handlungen der Königl. Akademie zu Berlin erscheinenden Arbeit eingehender ausgesprochen.

90 Gesellschaft natur forschender Freunde^ Berlin.

war bisher noch keine Spur eines solchen bekannt, und seine Entdeckung bei Cladodus für 0. M. Reis ein wich- tiger Grund, die Acanthodier zu den Selachiern zu stellen.^) Wenn ich in einer derartigen Vereinigung sehr verschieden organisirter Typen auch keinen wesentlichen Fortschritt erblicken kann, so ist doch unzweifelhaft, dass die Acan- thodier schon durch den Mangel echter Knochenbildungen den Selachiern wesentlich näher stehen, als die Ganoiden und Dipnoer. In wie weit aber darin ein systematisches und nicht vielmehr ein atavistisches Durchgangsstadium der höheren Wirbelthiere zu erblicken sei, ist eine andere Frage. So wichtig auf der einen Seite der Mangel echter Knochenbildungen für sämmtliche Selachier ist, so sicher lässt sich auf der anderen Seite nachweisen, dass die echten Knochenbildungen der Placodermen, Ganoiden und ihrer Verwandten phylogenetisch aus Verkalkungen hervorgingen, in denen die kalkabsondernden Zellen, die Knochenkörper- chen noch nicht bezw. erst unvollkommen in die verkalkende Substanz aufgenommen wurden. Aus der mikroskopischen Untersuchung namentlich" von üyathaspis, Pteraspis und Cephalaspiden ist es mir unzweifelhaft geworden, dass die grossblasige Structur dieser Hautverkalkungen zur echten Knochenbildung hinüberleitet, indem phylogenetisch erst bei der Verdickung der interpulparen Kalkwände Knochenkörperchen in diese aufgenommen werden können, da sie einen gewissen Raum beanspruchen und ihr Einschluss ohne eine gewisse Intensität der Kalkausscheidung schwer verständlich ist.

Das ist aber, wie gesagt, sicher, dass die Acanthodier sehr alte Wirbelthiere sind. Das spricht sich ausser in dem Mangel echter Knochenbildungen eben auch in dem Besitz eines Augenringes aus, den wir danach auch bei Ganoiden und deren Nachkommen antreffen.

Was die besondere Form des Augenringes von Cla- dodus anbetrifft, so glaube ich die von Newberry gegebene

^) Zur Kemitniss des Skelets der Acaiithodinen. Geognost. Jahrb. 1890.

Sitzung vom 21. Juni 1802.

91

Darstellung (1. c. Taf. XLIV. Fig. 2) durch nebenstehende Skizze nicht unwesentlich kor- rigiren zu können. Derselbe ist nicht, wie die citirte Abbildung zeigt, aus 3 oder 4 grossen Platten wie bei Acanthodes zu- sammengesetzt, sondern besteht aus mehreren Kreisen kleiner viereckiger, aber unregelmässig umrandeter Plättchen, wie es die nebenstehende Figur zeigt. Wie Tiel Kreise von Plättchen das Auge umstanden, möchte ich bei der etwas verschobenen Lage der zahlreichen Plättchen nicht entscheiden; das ist aber sicher, dass die Homologie mit Acanthodes nicht in der Form, Skleroticalring von aadodus.

sondern nur in dem Besitz eines Augenringes überhaupt liegt. Am meisten erinnert mich die geschilderte Ausbildung an die von Ensthenoptcron Foordi Whit. aus dem Devon von Canada, bei welchem die Zahl der kleinen Plättchen nicht unerheblich grösser ist, als dies von Whiteaves zur Darstellung gebracht ist.^)

Im übrigen sei noch darauf aufmerksam gemacht, dass die Form des Ober- und Unterkiefers von Cladodus ziem- lich genau mit der der Xenacanthiden übereinstimmt; eine Thatsache, die in Rücksicht auf die sonstige Verschieden- heit jener beiden Thiertj^pen eine hohe phyletische Be- deutung erlangt.

Ueber die Darstellung des Cladodus Fyleri bei New- BERRY möchte ich weiter bemerken, dass die heller ein- gezeichneten, gegliederten Partieen. welche alsTheile dorsaler Flossenskelete angesprochen wurden, Reste verkalkter Muskelbündel sind, und dass der über den Schwanz hin- ausragende Fortsatz der Abbildung Taf. XLVI auf inkrustirte

^) Die obigen Bemerkungen gründen sich auf ein von mir prä- parirtes Exemplar meiner Sammlung.

92 Gesellsclmft naturforschender Freunde, Berlin.

Knorpelstäbe zurückzuführen ist, die wahrscheinlich dem Innenskelet einer unpaaren Rückenflosse angehörten. Jeden- falls war der Körper von Cladodus sehr viel länger, als es nach der Restauration des hinteren Endes als Schwanz erscheint.

Kiemenbögen glaubte ich mit Sicherheit nur 5 zählen zu können, muss aber bemerken, dass von diesen der lange Raum zwischen dem Kopf und den Brustflossen noch nicht ganz eingenommen wurde, sondern dass dahinter noch ein Raum blieb, der sehr wahrscheinlich von einigen weiteren, schwächer verkalkten und deshalb schlechter erhaltungs- fähigen Bögen erfüllt sein mochte.

Das ziemlich deutlich eingezeichnete operculum- artige Gebilde habe ich als Platte nicht sehen können und möchte mir hier keinesfalls eine Deutung der ver- schobenen Hautskelettheile erlauben.

Herr H. KoLBE legte ein Stammstück der gemeinen Birke {Betula alba) mit den Brutgängen des Borken- käfers Scolytus ratsehurgi Jans, vor und verglich die- selben mit den von Scolytus geoffroyi Goeze an Ulmen {JJlmus campestris) erzeugten.

Herr K. MöBius legte zwölf verschiedene Alters- stufen von Margaritana margaritifera (L.) vor, Avelche der Verein für Naturkunde in Trier durch seinen Vor- sitzenden, Herrn Oberförster a. D. Koch, dem zoologischen Museum schenkte. Sie wurden im Mühlenkanal des Ruwer- baches, einem Zufluss der Mosel, gefunden.

Vergleicht man die Schalen miteinander, so zeigt sich, dass ihre Länge stärker w^ächst als ihre Höhe. Junge Schalen haben einen konvexen Bauchrand, der bei älteren sich immer mehr gerade streckt und bei sehr alten sogar konkav wird.

Herr F. E. SCHULZE zeigte lebende geschlechtsreife Exemplare von Cladonema radiatum Duj. und den zu dieser Meduse gehörigen Hydroidpolypen mit ansitzenden Me- dusenknospen vor, v> eiche Thiere jahraus jahrein in den See- wasseraquarien des zoologischen Institutes in Menge zu

Sitzung vom 21. Juni 1S92. 93

finden sind. Er Avies auf die bei einem Cnidarier immer- hin sehr auffällige Fünf zahl der am ÄFag^enstiele sitzenden Gonaden dieser im Uebrigen 8 strahligen Meduse hin.

Herr VON Martens sprach über einige seltenere Con- chylien der Mark Brandenburg, insbesondere über Clausula latestriata Bielz, welche in der Mark bis jetzt nm* bei Landsberg a. W. von Herrn Lehrer Fleischfresser vor einigen Jahren aufgefunden und nun dem Berliner Museum von Herrn Heinr. Schulze in Küstrin eingesandt wurde; dieselbe ist nahe a- erwandt mit Cl j^llccitula und ge- wissermassen deren östliche Vertreterin ; sie ist in Galizien, Mähren und Siebenbürgen zu Hause (Ad. Schmidt, kritische Gruppen der europäischen Clausilien S. 29). Die vorliegen- den Exemplare gehören der Form an, welche Böttger (im Nachrichtsblatt der deutschen Malakoz. Gesellsch. 1878 S. 136) als var. horealis bezeichnet hat, da dieselbe auch im Samlande vorkommt. Ferner zeigte derselbe Helix niderata (vgl. diese Sitzungsberichte 1891 S. 168), welche nunmehr auch bei Eberswalde von Herrn Präparator Protz gefunden worden ist, und zwar auf alten Buchenstämmen beim Nonnenfliess in Gesellschaft der nahe verwandten li. rohmdata\ ebenda hat derselbe auch die in der Mark seltenen Arten Eelix lapicida, Clausula 2^licafü und ventricosa, letztere sehr häufig, sowie Äncylus fluviaülis beobachtet.

Herr F. E. SCHULZE legte den dritten Band der neuen Folge von Biologischen Untersuchungen von Gustav Retzius vor und machte dabei besonders aufmerksam auf die neuen Mittheilungen des Verfassers über die letzte Endigung der Hörnerven mittelst freier, bis in unmittel- bare Nähe der Oberfläche des Epithels sich erstreckender Faserenden, welche nicht in continuirlicher Verbindung stehen mit den bekannten epithelialen Haarzellen, sondern zwischen denselben emporsteigen oder dieselben umstricken.

Der Vortragende wies darauf hin, dass hierdurch die Hörnervenendigung eine bemerkenswerthe Aehnlichkeit ge- winnt mit der zuerst von Cohnheim im vorderen Corneal-

94 Gesellscliaft natnrforschender Freunde, Berlin.

epithel entdeckten und sodann von zahlreichen anderen Forschern in der ganzen Epidermis der Wirbelthiere nach- gewiesenen freien Nervenfaserendigung, welche zur Per- zeption von Massenbewegung zu dienen scheint.

Im Umtausch Avurden erhalten:

Abhandl. d. Kgl. Akademie d. Wissenschaften zu Berlin,

Jahrg. 1891. Leopoldina, Heft XXVIIL No. 7-10, April, Mai 1892. Naturwissenschaftliche Wochenschrift von Potonie, VII. Bd.,

No. 21-25, Mai, Juni 1892. Photographisches Wochenblatt, Jahrg. 18, No. 20—24. Archiv d. Vereins d. Frd. d. Naturgesch. in Mecklenburg,

45. Jahrg., 1891. Abhandl. d. naturwissensch. Vereins in Bremen, XII; Heft 2. 40. u. 41. Jahresbericht d. naturhist. Gesellschaft in Han- nover. 1892. 28. Bericht d. Oberhessischen Gesellschaft für Natur- und

Heilkunde, 1892. Verhandl. d. Naturhist. Medicin. Vereins in Heidelberg.

No. IV. 5. Annalen d. K. K. Naturhist. Hofmuseums, Bd. VII, No. 1, 2. Verhandl. d. Naturforsch. -Vereins in Brunn, Bd. 29 (1890).

1891. 9. Bericht (1889) d. meteorologischen Commission d. naturf.

Vereins; Brunn 1891. Jahrbuch d. ungarisch. Karpathen-Vereins, Jglo, 1892. Anzeiger d. Akad. d. Wissensch. in Krakau, Mai 1892. Atti della Societa Ligustica di Sei. nat. geogr., Vol. III

No. 2, Mai 1892. Atti della Reale Accad. dei Lincei Roma, Serie V, Rendi-

conti Vol. I fasc. 9. I Semestre. Rendiconto dell Accad. delle Science fis. e mat. Napoli,

Serie II, Vol. VI, fasc. 1—5, Jan. -Mai 1892. Rassegna delle Science geolog. in Italia, Anno I Semestre 2,

fasc. 3 u. 4.

Sitztmfj vom 21. Juni 1S92. 95

Atti (lella Societa Toscana di Science Naturali. Processi

verbali, Vol. III. März 1892. Bollettiüo delle Opere Moderne Straniere. Vi»]. V, No. 5

bis 12; Indice Vol. VI No. 12 u. Titel 1801. Bollettino delle Publicazioni Italiane. 153—155, Mai, Juni

1892. Bulletin de la Societe Zoologique de France. Tome XVII,

No. 4 u. 5, 1892. Proceedings of the Royal Physical Society, Edinburgh

Session 1890-91. " ' Geologiska Föreningens i Stockholm Förhandlingar, l^d. 14,

Heft 4, No. 144, 1892. Bulletin de la Societe imperiale des Naturalistes de Moscou,

1891, No. 4. Acta Horti Petropolitani, Tom. XI, Fase. 2, 1892. Bulletin of the United States National Museum No. 41,

42. 1892. Bulletin of the Museum of Comparative Zoölogy, Vol. XXIII,

No. 2, April 1892. Documents sur runification de Iheure, Ottawa, 1891. 8". Psyche, a Journal of Entomology, Vol. 6 No. 194, Juni

" 1892. Memorias y Revista de la Sociedad Cientifica „Antonio

Alzate". Tom V cuad. 5, 6, Mexico 1892. El Instructor (Dr. J. Diaz de Leon); Aguascalientes

(Mexico), IX, No. 1. 1892.

Druck von J. F. Starcke, Berlin.

Nr. 7. 1892.

Sitzimgs-Bericht

der

Gesellseliaft iiaturforschender Freunde

zu Berlin

vom 19. Juli 1892. > .. V

Director: Herr MÖBius. iXu^O^ ^^°\' /"^^ ^

[JU. ^5tu.a

3Ir. G. H. Parker aus Cambridge. U. S. A., legte Präparate von Paraffinschnitten und ganzen Granglien des Nervensystems des Flusskrebses vor. in welchen die nervösen Elemente mittelst der Metbylenblaii- methode von Ehrlich gefärbt Avurden. Die Präparate Avurden in Xylolbalsam eingeschlossen und folgendermassen hergestellt.

Man spritzt Vio l^is 720 c. c. einer 0,2 7o Avässerigen Methylenblaulösung in den Bauchsinus des Flusskrebses ein und hält das Thier lebend ungefähr 15 Stunden. Nach dieser Behandlung Averden besondere Elemente dunkelblau gefärbt. Um diese Farbe zu fixiren, schneidet man den gewünschten Theil aus, wäscht ihn mit Normal-Kochsalz- lösung ab und lässt ihn in einer kalten, concentrirten, wässerigen Lösung von Sublimat etwa 10 Minuten liegen. Um das Wasser auszuziehen, darf man nicht Alkohol, in welchem die Farbe leider lösbar ist, anwenden, sondern be- dient sich einer Miscliung von Methylal 5 c. c. und Sublimat 1 gm, in welcher ein Bauchganglion etwa 15 Minuten zu verweilen hat. Um das Auszielien des Sublimats und das Ersetzen des ]\[ethylals durch Xylol zu erreichen, bringt man das Präparat zunächst in eine Mischung von 1 Volumen reinen Methylais, 1 Vol. der früher benutzten Mischung von Methylal und Sublimat und 2 Vol. reinen Xylols. Nach 10 Minuten darf man das Präparat in reines

gg Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin.

Xylol bringen; hierin bleibt es 4 oder 5 Tage, bis das Methylal vollständig durch Xylol ersetzt und die letzte Spur des Sublimats ausgezogen ist. Um gute Resultate zu erhalten, muss das Präparat längere Zeit in Xylol bleiben, weil das Sublimat in dieser Flüssigkeit schwerlöslich ist. Nach der Durch tränkung mit Xylol kann man das Präparat entweder in Xylolbalsam einschliessen und als durchsichtiges Objekt studiren oder man kann es wie gewöhnlich in Paraffin einbetten und schneiden. Die Schnitte werden mit der Schällibaummischung (Nelkenöl-CoUodium) aufgeklebt und sind, obgleich ganz allmählich etwas aus- bleichend, doch für einige Wochen vollständig brauchbar.

Herr F. HiLGENDORF beschrieb eine neue Stör-Art von Nord-Japan, Acipenser mikadol.

Die Diagnose nach dem Schema in GtJNTHER's Katalog würde lauten: Schnauze mittellang, 2V2mal in der Kopf- länge, massig spitz. Barteln näher dem Auge als der Schnau- zenspitze. Knochenschilder wohl entwickelt; 10 Rücken- und 30—31 Seitenschilder. Haut zwischen den Schildern mit grösseren sternförmigen und kleineren unregelmässigen, punkt- oder linienförmigen Verknöcherungen, die in deut- lichen sich kreuzenden Linien angeordnet sind. Analflosse zum Drittel hinter der Dorsalis. D. 39—43.

Günther hat bei der Anordnung seiner 19 Arten (Cat. VIII, pag. 334), von denen indess 6 durch neuere Autoren als Synonyme eingezogen wurden, die Zahl der Seitenschilder verwerthet. Wegen der bedeutend höheren Ziifer sind von jenen Arten folgende ausser Frage: A. ruthenus (mitvar. sibirica), glaber (syn. zuschypä). hrandti (? = voriger), transmontanus (syn. hracliydujncJms), naccari (syn. nasus), liuso, sinensis, [dauriciis, p. 333, Anm.] ; desgleichen die erst im Nachtrag erwähnten oder später publicirten Ä. schrenclä und haeri (p. 517) und orientalis (1872), also im ganzen 11 Arten.

Von dem Rest, 6 Arten, ist unterschieden: A. rubicundus (Süsswasser dos östl. Nordamerika, syn. mandosus, liopeltis und 16 Arten von Dumeril) durch Mangel der grösseren

Sitzung vom 19. Juli 1892. 99

Steroschildchen in der Haut uüd etwas zahlreichere Rücken- (15) und Seitenschilder (34 35). A. Irevirostris (Ost- küste Nordamerikas) hat ein kleineres letztes Dorsalschild (es ist nicht halb so lang als das vorletzte); Schnauze sehr kurz (Vi Kopflänge), Analis ganz unterhalb der Dorsalis. Bei Ä. stellatus (Gebiet des Schwarzen Meeres) ist die Schnauze sehr lang (fast "/z der Kopfl.), auch bei dabrijanus (China) ist sie spitz und dabei platt. A. gülden städti (Becken des Schwarzen und Kaspischen Meeres) besitzt eine kürzere Schnauze (Vs KopfL), längere Barteln (reichen nach Brandt über die Schnauze hinaus), D. nur 35. Bei A. mediorostris (Californien, syn. agasski und acutirostris und 2 DuMERiL'sche Arten) sind nur 26 (26—30) Seitenschilder vorhanden, die A. steht fast ganz unterhalb der D. und ist fast ebenso lang; D. nur 33. A. stiirio (Atl. Ocean östl. und westl.) endlich, der nach Günther' s Schlüssel ledig- lich durch zahlreichere D. -Schilder (11 13 statt 10), nach der Diagnose S. 343 höchstens noch durch „wohl ent- wickelte Knochenschilder" unterschieden wäre, nach dem Schlüssel von Kirsch und Fordice (1889) aber gar keinen Unterschied bietet, ist gleichwohl vom japanischen Stör gut geschieden. Die neue Art besitzt kleinere und weiter von einander entfernte Schilder auf dem Rücken und namentlich an der Seite und am Bauche, sodann eine schwächere Be- panzerung am Schwauzstiel und Rostrum, einen sehr ge- streckten Schwanztheil und plumpere Schnauze. Auffällig ist die Schmalheit des beschilderten Feldes, das zwischen den C.-Strahlen und dem oberen Fulkrenbesatz sich hinzieht (als Schutzdecke des Chorda-Endes und Stütze der Schwanz- flosse); es ist nur im basalen Viertel höher als der darüber- liegende Fulkrensaum, bei A. sturlo (und ähnlich an- scheinend bei allen anderen Arten) überall doppelt so breit als dieser Saum. Auch die Länge des niedrigen Vorder- theils der Rückenflosse ist erwähnenswerth, sowie die gross- perlige, nicht netzförmige Sculptur der Kopf- und Körper- schilder. Das Maul ist breiter (8 V'2 cm bei 1 1 V2 Augendistanz). Nach Brandt's Eintheilung 1869 gehört A, miladol zu der Sectio IMolostnjdics. B. subg. Sturio seu Antmens,

IQQ Gesellschaft naiurforschender Freunde, Berlin.

Gruppe c, in der er nur sturio aufführt, nach Dumeril 1870 zu den Mesocentres, subg. Äntaceus.

Von Ostasien waren bisher bekannt: A. mantschuriciis (ganz ungenügend beschrieben), sinensis, dahryamts, schrencJä, Orientalis, aber keine Art von Japan.

Das Exemplar, das diesen Notizen zu Grunde liegt, wurde von der Kaiserlich Japanischen Regierung 1880 zur Fischerei -Ausstellung nach Berlin gesandt und dem Zoo- logischen Museum hier gütigst überlassen (Gen.-Cat. Fisces Nr. 13303). Im Catalog der japanischen Abtheilung war es unter den von der Nordinsel Yeso stammenden Objekten (Nr. 436) als Tsbio-zame aufgeführt ohne weitere Fundorts- angabe, aber mit der Bemerkung „nicht häufig". Es misst 1,67 m, wozu etwa noch 10 cm für die fehlende Spitze der Schwanzflosse kommen mögen. Eine kopflose Haut ähnlicher Grösse kaufte ich bereits 1876 in Yokohama.

Aus der einheimischen Litteratur ^) besitze ich eine An- o-abe auf einer für den Unterricht bestimmten Wandtafel. Der abgebildete Fisch ist eher ein A. sturio (Copie?) als ein A. mihaäoi. Der Text besagt: „Der Fisch kommt aus dem Hokkaido [Insel Yeso]. Seine Länge ist 4-5 Fuss. Seine Haut wickelt man um Schwertscheiden [oder Griffe?], das sieht sehr hübsch aus. Auch kann man guten Fisch - leim daraus machen. Der eingesalzene Rogen ist ein be- rühmtes Produkt Russlands." Am 26. März 1876 sah ich ein Exemplar eines Störs in Yokohama ausgestellt. Ein gedrucktes Plakat des Besitzers giebt die Länge auf 8 Fuss, als Fangort Otsuhama (Prov. Hitatschi. Kreis Taga) an, un- gefähr 36 37^ N. Br. an der Ostküste. Von Marxens erwähnt (Preuss. Exp. Ostasien, Zool. I, p. 119), dass er in Nagasaki (Südjapan) einen getrockneten Stör sah, dessen Herkunft aber zweifelhaft (China?) war.

*) Die Entzifferung verdanke ich der Güte meines Freundes Prof. R. Lange.

Sitzung vom 19. Juli 180^. 101

Herr Matschie sprach über eine kleine Sammlung von Säugethieren und Reptilien, welche Herr L. Con- RADT aus üsambara (Deutsch-Ostafrika) heimge- bracht hat.

Die Station Derema, in deren Nähe die meisten der unten aufgeführten Arten gesammelt wurden, liegt am Ost- abhange des Usambara-Hochlandes. 850 m hoch, in wald- reicher Gegend nahe dem Pangani. Die besprochenen Stücke befinden sich in der zoologischen Sammlung des Berliner Museums für Naturkunde.

3Ianinialia.

1. Nycteris luspida Sciireb. $ 25. XII. 1891 am Meere

bei Pangani.

Von Sansibar, Ukamba, Port Reck, Dougola, Accra, Tschintschoscho. Aguapim im Museum vertreten.

2. Tapliozous mauntkums Geoffr. 9 27. XII. 1891, Pangani.

Von Malindi, Kamerun. Duque de Braganza, Mau- ritius im ^luseum.

3. Petrodromus tetradactylus Ptrs. 9 20. X. Derema

„Ssanga"; wird gegessen.

Wir haben die Art von Boror. Tette, Mkigwa in Unianiembe und Marungu.

4. Crocidum gracilipes Ptrs. 5 25. IX. Derema. Leicht

kenntlich durch die im rechten Winkel zur vorderen Abtheilung stehende hintere Hälfte des obern J^ so- wie dadurch, dass der J" fast die Gestalt eines Recht- ecks hat, dessen kürzere Seite in die Verlängerung der hinteren Kante des J^ fällt. Die Farbe ist oben braun, in's Roströthliche spielend, unten graubraun. Das Originalexemplar stammt vom Kilimandjaro.

5. Sciurus rufohrachkdus Waterh. 9 pull. 18. IX. Derema.

„Kituja".

Das vorliegende Stück fällt durch stark rothe äussere Gliedmaassen und den gegen das Ende mit sehr langen weissen Spitzen versehenen Schwanz auf, wie es auch die Uganda-Exemplare von Stuiilmann

102 Gesellschaft natwforschender Freunde, Berlin.

z. Th. zeigen. Unterseite reia weiss. Vorderkopf in's Röthliche spielend. 6. Mus minimus Ptrs. c/" 10. IX. Derema; unter der Rinde eines morschen Baumes. Von Mossambik und Ukamba in der Sammlung.

Jieptilia et Anijyhibia.

1. ChamaeUon fisclieri Rchw. ö^ ad., r^ jun., cf pull.

Zoolog. Anzeiger 1887, p. 371 Boulenger, Ann. Mag. Nat. Hist. IX. 1892, p. 72, 73 Stejneger, Proc. Nat. Mus. XIV, No. 857, p. 354.

Von dieser Art, welche von Herrn Dr. Reichenow nach einem jungen <^ beschrieben worden ist, birgt die CoNRADT'sche Sammlung u. a. ein schönes aus- gewachsenes Exemplar, w^elches einer ausführlichen Beschreibung bedarf:

Kehle und Unterkörper ohne eine mittlere Reihe conischer, einen Kamm bildender Schuppen; Schnauze endigend in zwei blattartige, stark zusammen ge- drückte, mit kräftigen Kielschuppen bekleidete Nasen- fortsätze ; ein stark entwickelter, mit Pflasters chuppen bedecliter, flossenartiger Rückenkamm, welcher sich auf den Schwanz fortsetzt. Derselbe wird, wie bei eil. cristatus, durch die verlängerten Spinalfortsätze der Rückenwirbel getragen und ist am vorderen Ende seines Oberrandes von dem Hinterrande des Kopf- helms an ungefähr 2,5 cm weit mit 13 conischen, nach oben stark verjüngten hakenartigen Hautfort- sätzen gezähnelt. Eine Parietal crista ist vorhanden; Hinterhauptslappen fehlen. Helm wie bei Ch. minor elliptisch abgerundet, nach hinten massig aufsteigend und mit sägeartig ausgezackten Seitenrändern ver- sehen. Die fast messerartig scharfen, blattartig dünnen Nasenanhänge convergiren nach vorn und haben die Form eines stumpfwinkligen Dreiecks, dessen stumpfe Ecke am Nasenloch liegt. Die Superciliarcrista setzt sich direct in den Sägerand der Nasenanhänge fort. Die Nasenanhänge sind an ilii'er Basis von einander

Sitzung vom 10. Juli ISO^. 103

durch 5 Schilderreihen getrennt; Stirngegend stark concav. Korperbedeckung aus rundlichen, gruppen- weise angeordneten, durcli unregelmässig geformte Körner unterbrochenen Körnerschuppen. Ch. fscheri unterscheidet sich von Ch. minor durch den flossen- artigen Rückenkamm, den stumpfwinklig abgerundeten, viel breiteren Helm und die Convergenz der von oben gesehen papierdünnen, breiten ilörner; von abhotti durch dieselben Merkmale und durch die Anwesen- heit einer säge förmigen Crista auf dem Vorderrücken.

Maasse :

Ganze Länge 380 mm,

Kopf 60

Körper 90

Schwanz 230

Maulspalte 23

Kopf von der Sclmauzenspitze

zur Hinterhauptskante . . 48

Oberschenkel 26,5

Breite des Flossensaumes auf

der Wirbelsäule .... 25

Ein junges 82 mm langes cf zeigt bereits die herausspriessenden Nasenanhänge, dagegen denRückeu- kamm kaum angedeutet. Alle drei Stücke sind bei Derema im September und October gesammelt. Das von Dr. Reichenow beschriebene Stück dürfte von den Ngurubergen in Usambara stammen; dasselbe zeigt den Rückenkamm noch sehr wenig entwickelt. „Kiniongo" auf gefällter Akazie; sehr gefürchtet (C). 2. Chamaeleon deremensis Mtscii. spec. uov.

Unterscheidet sich von Ch. oiveni durch den Man- gel einer Occipitalcrista, den hinten spitz dreieckig, nicht viereckig abgerundeten Helm, durch die An- wesenheit eines Sägekammes an Brust und Bauch und eines flossenförmigen Rückenkammes, wie ihn Ch. crista- tns besitzt. Dagegen entfernt es sich von Ch. cristatus durch die Anwesenheit von Lappen am Hinterrande

1()4 Gesellschaft tuiturforscheiider Freunde, Berlin.

des Helmes, von 3 Hörnern auf der Schnauze und einer Brust- und Bauchcrista.

Diese prächtige Art hat auf Kehle und Bauch eine ununterbrochene Reihe weisser conischer Schuppen, welche auf der Kehle jederseits von einer Reihe eben- falls conischer, aber bedeutend kleinerer Schuppen eingesäumt wird. Drei blassgelbe, mit paralleler Ringelung versehene runde Hörner, welche direct nach vorn gerichtet sind, auf dem Vordertheile der Schnauze und zwar je eins auf der Vorderecke des Augenrandes, ein drittes an der Schnauzenspitze, von den Lippenschildern durch zwei Reihen von Schuppen getrennt; die Orbitalhörner sind länger als das Rostral- horn; alle drei Hörner liegen in parallelen Ebenen. Rücken ohne Sägerand auf der Wirbellinie, mit einem 12 mm hohen Hautkamm, welcher mit pflasterartigen Schuppen bedeckt ist. Diese Schuppen sind nicht so regelmässig angeordnet als bei Gh. fischeri Hinter- haupt und Helm dem von cHstatus überaus ähnlich, aber hinten mit 2 Hautlappen, welche grösser sind als diejenigen von oweni, aber kleiner als diejenigen von hrevicornis, und welche an der hinteren, kurzen Seite zusammenschliessen. Von den Orbitalhörnern gehen am Rande des Helms stark gesägte Superciliar- leisten nach hinten, welche an der hinteren Ecke des Helms unter abgerundet spitzem Winkel zusammen- stossen. Occipitalcrista fehlt, Stirngegend ziemlich eben, Occipitalgegeud in der Mitte ausgehöhlt, während die Superciliarkanten in ziemlich gerader Linie ver- laufen. Schilder des Oberkopfes platt polygonal; Körperbedeckung aus runden, ungleich grossen Körner- schuppen bestehend; Schwanz kürzer als der Kopf -|- Körper. Dem Weibchen fehlen die 3 Hörn er.

mm mm mm

Ganze Länge .... 282 250 180

Schnauzenspitze bis After 150 126 95

Schwanz 132 124 95

27

24

19

30

27

30

29

26

30

17

6,2

-

19

7,7

48

48

34

17

17

13

Sitzimg vom 19. Juli 1892. 105

mm mm mm

Maulspaltebis zum letzten Lippenschildo . . .

Oberschenkel ....

Unterschenkel ....

Rostralhorn

Praeorbitalhorn . . .

Schnauzenspitze bis zum Helmende ....

Grösste Helmbreite . .

Abstand des Rostralhorns

Yon den Orbitalhöruern 15 9

Abstand der Orbital- hörner unter sich . . 15 9 October. Derema. Usambara-Gebirge.

Chamaeleon spinosus Mtsch. spec. nov.

Ausgezeichnet durch die niedrige Form des Schädels und das Vorhandensein von 2 Reihen weicher Hautstacheln zu beiden Seiten der Wirbel- säule auf dem Rücken und Schwanz und vorn und hinten an den Gliedmaassen.

Brust- und Bauchcrista fehlt. Schnauze endigend in einen einzelnen zusammengedrückten Fortsatz, welcher abgerundet eiförmige Gestalt hat und beweg- lich ist. Derselbe ist mit conischen Schildern be- kleidet. Occipitallappen fehlen. Helm hinten fast reclitwinklig abgerundet, etwas abgesetzt wie bei Ch. nasutiis] Occipitalcrista nicht vorhanden. Auf den Helmkanten keine fortlaufende Sägezähnelung, sondern nur einzeln hervorstehende grosse Tuberkeln. Interocular- und Parietalschilder flach, alle übrigen, besonders in der Occipitalgegend und an der Schnauzen- spitze stark conisch. Kopf sehr schmal und lang; Körperbeschilderung aus länglichen Gruppen von pflasterförmigen, platten Schildern, welche untermengt sind mit grossen stark conischen Schuppen und durch netzartio-e. mit ganz kleinen conischen Schildchen ge-

'IQQ Gesellschaft naturforscliender Freunde, Berlin.

füllte Canäle getrennt werden. Am Bauch finden sich schwach conische Körnerschuppen von gleicher Grösse. Neben der Rückenlinie, auf der Schwanz- oberseite, an der vorderen Hälfte der Seiten der Schwanzunterseite, an den Seiten des Oberarmes und Oberschenkels vorn und hinten, sowie längs der Unter- kieferäste am Kinn findet sich je eine Reihe von stachelförmigen, weichen Hautpapillen, w^elche spitz endigen.

Maasse :

Ganze Länge 87 mm,

Kopf von der Schnauzenspitze

bis zum Ende des Helms . . 18 Rostralanhang :

Länge 4

Höhe 3

Kopf breite zwischen den Super-

ciliarcristen 3,5

Grösste Kopfbreite 9

Grösste Kopf höhe 10

Körper bis zum After .... 49

Schwanz 38

Tibia 8,5

September. Derema. Usambara- Gebirge. 1 Stück. 4. Chamaeleon teinm Mtsch. spec. nov.

Unterscheidet sich von Gh. nasutus durch deutliche Helmkanten und Parietal crista , spitz gezähnelten Rostralfortsatz, längeren Schwanz und längere Beine und durch die grössere Anzahl von Schilderreihen zwischen den Superciliarleisten.

Brust- und Bauchcrista fehlen. Schnauze in einen häutigen, mit breiten, glatten Schildern bekleideten, am Rande gezähnelten Lappen auslaufend. Occipital- lappen fehlen. Helm hinten wenig vom Körper ab- gesetzt und stark gew^ölbt, stumpfwinklig endi- gend; Parietal crista sehr deutlich; Seitenkanten des Helms mit einer Reihe stark conischer Schuppen bedeckt. Superciliarkanten deutlich. Kopfschilder

Sitzung vom 19. Juli 1892. 107

flach, zwischen den Superciliarkanten in 6, nicht in 4 Reihen wie bei nasutus.

Maasse :

Ganze Länge . . . . 120 mm,

Körper 37

Kopf 17

Schwanz 66

Kopfhöhe 11

Kopf breite 7,5

Rostralanhanglänge . . 3,5

Tibia 9

4 Stück dieser Art von Derema.

ChamcLcleon (Brookesia) hrevicmidatus Mtsch. spec. nov. Ausgezeichnet durch sehr kurzen, nicht V^ der Körperlänge einnehmenden Schwanz, Mangel einer Crista am Bauch oder Rücken und das Vorhandensein Yon 2 spitzconischen Dornschuppen an der Vorder- seite des Unterarms.

Schwanz sehr kurz, nicht Vs der ganzen Körper- länge einnehmend. Klauen einfach, ohne Nebenklaue, Sohlenschilder stachlig; Superciliar fortsätze, conische Tuberkeln an der Nase oder an der Schnauzenspitze, Parietalcrista, Rücken- oder Bauchkamm fehlen. Helm w^enig vom Rücken abgesetzt, die Helmkanten nur sehr schwach angedeutet, am meisten noch eine von der Mitte des hinteren Augenrandes gerade nach hinten gehende Kante deutlich, wie bei Rhampholeon kersteni. Oberkopf bedeckt mit ungleich grossen Körnerschuppen, ebenso die Körperseiten; am Hals ist durch w^enige stark hervortretende conische Schuppen eine Crista angedeutet.

Maasse :

Ganze Länge 60 mm,

Körper 33

Kopf 1'7

Schwanz 10

;[Qg Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin.

Unterschenkel 9 mm,

Kopfhöhe 13

Kopfbreite 9

Ein $ von Derema.

6. Ghamaeleon (BrooJcesia) temporalis Mtsch. spec. nov.

Ausgezeichnet durch die stark verlängerte Schnauze, welche in einen kurzen viertheiligen Tuberkel aus- mündet, durch einen schmalen Flossensaum über der Wirbelsäule auf dem Rücken und der vorderen Schwanzhälfte und durch stark hervortretende Helm- kanten. Schwanz kürzer als der Körper. Klauen einfach, ohne Nebenklauen; Sohlenschilder stachlig. Schnauze vorn verlängert, wde bei Br. nasus, und in einen viertheiligen runden Tuberkel auslaufend, so dass die Oberlippe über die Unterlippe hervorragt. Von den Superciliarkanten ziehen die Seitenkanten des Helms zu dem hinteren Ende desselben, w^o sie sich spitzwinklig treffen. Temporalgegend mit Pflaster- schuppen bedeckt, in w^elche w^enige starke Körner- schuppen eingelagert sind, stark gewölbt hervortretend. Der Oberkopf ist bis zu den Augen mit Körner- schuppen, zwischen den Augen ndt Pflasterschuppen besetzt, unter welche einzelne stark hervortretende Körnerschuppen eingestreut sind ; auf dem Hinterhaupte finden sich grosse Pflasterschuppen. Körperbeschil- derung besteht aus kleinen, ungleich grossen, wenig conischen Schuppen, unter w^elche grössere, stärker conische eingestreut sind. Von diesen treten je zwei am Unterarm besonders stark hervor. Die Temporal- gegend ist unten von 3 bis 5 stark conischen Schil- dern begrenzt. Ein schmaler Flossensaum zieht über den Rücken bis zum Schwänze, ähnlich wie bei Gh. fiscJieri, deremensis und cristatus, sowie monüum.

Hervorzuheben wäre vielleicht noch, dass die Gegend vor den Augen stark concav erscheint, während sie bei hrevicaudatus eben ist.

Sitzumj vom 19. Juli 189Z ]09

Maasse :

Ganze Läoge 69 mm,

Körper 30

Kopf ....•• 15 "

Schwanz 24

Maulspalte ...... H »

Tibia 8 "

Grösste Breite des Kopfes 7,5

Grösste Höhe des Kopfes. 11

Breite des Flossensaumes 2.5 Höhe des Körpers in der

Bauchmitte . . . 11^> n 1 c/ Derema.

7. Mcibuia striata Ptks.

Durch HiLDEBPvANDT schou von der Sansibai'küste

nachgewiesen.

8. Lyyodactijlus conraclti Mtsch. spec. nov.

Sehr ähnlich dem L. fischen Blgr. Proc. Zool. Sog. 1890. p. 80. Aon Sierra Leone, aber unterschieden durch die Zahl der Lippenschilder (8 obere und

7 untere), den Mangel des schwarzen Achselfleckes und der Seitenflecken am Körper.

Nasenloch gerade über der Sutur zwischen dem Rostral- und ersten Labialschilde, zwischen dem Rostrale, dem ersten Labiale und 2 Nasalen gelegen;

8 obere und 7 untere Labialschilder; Kinnschild gross; hinter demselben kleinere Gularschilder, welche bauch- wärts an Grösse abnehmen. Rücken mit Körner- schuppen. Bauch mit Pflasterschuppen bedeckt, welche glatt sind. Schwanzunterseite mit einer doppelten Reihe grösserer Schilder.

Grauolivenfarbig mit einem dunklen, durch das Auge ziehenden Streifen an den Kopfseiten und schwarz marmorirten Labialschildern und Körper- seiten; Rücken, Schenkel und Schwanz mit verwisch- ten hellen und dunkelen Querbändern geziert.

Ganze Länge 50 mm; von der Schnauzenspitze bis zum After 24 mm.

Derema. 1 Stück.

110 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin.

9. HoJaspis guentheri (Gray).

Wir haben diese Art von Gabun, Sierra Leone, Congo. Bukoba am Victoria Njansa und nunmehr in 2 Exemplaren von Derema in üsambara.

10. Typlüops escJirichü Schleg.

Mit 28 Schuppenreihen. 4. XI. Derema.

11. Fhilothamnus negUctus Ptks.

3 Stücke mit 141 148 Abdominalschildern, 82 bis 92 Ünter-Schwanzschildern, von Derema.

12. Thelotornis hirÜandi Hall.

1 Stück von Derema.

13. JBoodon capensis D. B.

1 Stück, Derema.

14. Bappia concolor Hallo w.

Ein gelber Fleck auf dem Tympanum und eine weissliche dunkel geränderte Zeichnung auf dem Can- tJiiis rostralis zeichnen dieses Exemplar aus, welches auf Bananen in der Nähe von Derema gefangen wurde.

15. Rappiu cinctiventris Cope.

Einfarbig weissgrau, an den Körperseiten mit un- deutlicher schwarzbrauner Längsbinde, ohne besonders hervortretende Drüsen auf dem Rücken. Derema.

2 Stück.

16. Biifo regulär is Reüss.

Dieses Stück ist ausgezeichnet durch einen schwarzen Aussenrand der oberen Augenlider, schwarze Unter- seite der Parotoidgegend und eine schwarze Drüsen- falte an den Körperseiten. Derema.

Herr Matschie sprach ferner über einige afrikanische Säugethiere.

Die Sammlungen der Herren Dr. Emix Exc. und Dr. Stuhlmanx vom Victoria Njansa weisen zwei Arten auf, welche für die Wissenschaft sich als neu herausgestellt haben.

Frocavla stuhlmanni Mr^cn. spec. nov. Diese Hyrax-Art gehört zur Gruppe der Bendrohyrax, steht dem Bendrohyrax arhoreus sehr nahe, unterscheidet

Sitzumj vom W. Juli 1892. \\\

sich aber von demselben durch gelbbraungraue Färbung der Oberseite und tiefbraune, nicht röthliche Stirn.

Riickenfleck länglich schmal, aus einfarbigen, weissen Haaren mit sehr schwach gelblichem Schein, ca. 7 cm lang; alle Riickenhaare zu Vs der Länge tief schwarz, nicht purpurbraun wie ])ei arhoreus, dann ein gelbgrauer Ring und eine schwarze Endspitze. Farbe der Oberseite daher ein aus schwarz und hellgelbbraungrau gemischter Ton, sodass das Thier keine Spur eines lsabel Igrauen Scheines, wie bei arhoreus, zeigt. Ridgway bildet in seiner Normenclature of colors, Tab. III, No. 19, ein „wood brown" ab, welche mit schwarz gesprenkelt die Färbung von stuhlmanni ergeben dürfte. Unsere arhoreus erinnern mehr in der Färbung an „drab" Ridgway, Tab. III. No. 21. Unterkörper rein weiss ohne gelblichen Schein, scharf von der Färbung des Oberkörpers abgetrennt. Kopf braun, der von Ridgway als „seal brown", Tab. III, Ko. 1 ab- gebildeten Farbe entsprechend, mit w^eiss gesprenkelt, da die Haare weisse Spitzen tragen. Bei arhoreus ist der Kopf etwas röthlich braungrau. Oberaugenrand reinweiss, scharf hervortretend. Gesichtsseiten mit viel weiss untermischt, Augenkranz und Kinn dunkler; von den Mundwinkeln herab zieht ein etwas dunklerer, ins hellrothbraune ziehender Streif. Barthaare schwarz. Innenrand der Ohren mit weissen Haaren besetzt.

Maasse :

Ganze Länge 52 cm,

Diastema des ausgewachsenen

Thieres 15 mm,

Länge von der Spitze der Nasalia vorn bis zumSupra-occipitalfort- satz mit dem Cirkel gemessen 92

Länge der Zahnreihe . . . 3-1 35 mm. Von den Formen mit länglichem linienförmigen, weissen oder w^issgelblichen Rückenfleck haben nur arhoreus und welivitsclii die Rückenhaare an der Basis bis der Länge dunkel; ivehvüschl ist aber sandbraun mit rr>thl ich em Kopf, arhoreus ist isabellgrau mit röthlichem Koi)f; stuldmannl ist

112 Gesellschaft naturforscliender Freumle, Berlin.

gelbbrauügrau mit tief braunem Kopf ohne Spur einer röth- lichen Färbung. Die Riickenhaare von siuJihnanni zeigen an der Basis eine tief schwarze Färbung, während die nächststehenden Arten eine schwarzbraune Farbe zeigen. Unter dem Mikroskop ergiebt sich ein interessanter Unter- schied der Haare von arhoreus und stuhlmanni. Es wurden Haare Aerglichen. welche ca. 1 cm von der vorderen Spitze des Rückenstreifens auf der rechten Körperhälfte entnommen waren. In dem kurzen hellen Ringtheil des Haares vor der Spitze erschien bei allen Präparaten von arhoreus der Durchmesser des Markcylinders kleiner als die Hälfte des Haardurchmessers, bei denjenigen von stuJihnanni jedoch grösser als diese. Am Schädel finden sich einige Unter- scheidungsmerkmale, welche gleichfalls constant sein dürften. Der Thränenbeinstachel ist nicht von der Gestalt eines Quadrates, sondern spitz dreieckig; die Incisurae palatinae sind hinten nicht gerade abgeschnitten, wie bei arlorens, sondern spitzwinklig nach hinten ausgezogen, daher weit länger als die von arhoreus: die Gegend vor dem Forameu infraorbitale ist bei arhoreus sehr stark eingebuchtet, bei stuhlmanni kaum merklich concav; die Nasalia sind vorn bei arhoreus nach der Seite der Sutura nasalis nach hinten abgeschrägt, so dass sie vorn eine W- förmige Figur bilden, während dieselben bei stuhlmanni mit ihrer Spitze an der Sutur zusammentreffen und eine V- förmige Figur zeigen. Hab. Bukoba am Victoria Njansa. Sammler: Dr. Emin. 2 cfc/*, 1 9- December und Januar 1891.

Bei dieser Gelegenheit sei darauf aufmerksam gemacht, dass Procavia arhorea, von Herrn Oldf. Thomas (Proc. Zool. Soc. Lond. 1892, p. 75) nach Peters für Mossambik an- gegeben wird. Wie eine Vergleichung des betreffenden Stückes ergiebt, ist dasselbe ein sehr junges Exemplar von ' mossamhieus Ptes. Der Basaltheil der Rückenhaare dieses Exemplares ist, wie bei mossamlicus, heller als die dunkle Spitze derselben.

Cephalolophus aequatorialis Mtsch. spec. nov.

Sehr ähnlich C. melanorheus Gray, aber unten nicht weiss, sondern hellisabellbraun, ungefähr von der Farbe,

Sitzung vom W. Juli 1892. 113

welche Ridgway, Nomencl. of colors, Tab. III, No- 21 „eci'u drab" nennt. Oberseite dunkelrehfarben, auf der, Beckengegend ins röthlichgelbe spielend; am Halse mit tiefgrauem Anfluge.

Diese Form der Zwergantilope ist die einzige bekannte Art, welche eine nicht weisse oder weissgraue Unterseite hat; bei derselben ist der Bauch von gleicher Farbe wie die Oberseite, nur sehr viel heller.

„Mteraganja" in Chagwe, Uganda. Stuhlmann S. 5 Stück im December.

Körperlänge . . . 618—630 mm, Schwanz .... 75 80 ,,

Schulterhöhe . . 250—310 ,,

Beckenhöhe . . . 330—340

Bauchumfang . . 390—405 ,,

..Lebt in Wäldern; Haut massenhaft auf den Markt nach Mengo gebracht. " Stuhlmann. Ein Exemplar dieser Art lebt, von Herrn Stabsarzt Dr. Becker geschenkt, im hiesigen Zoologischen Garten.

Herr Matschie sprach endlich über die Formen der Gattung Caracal Gray 1867. Güldenstädt beschreibt seinen Felis caracal in Nov. Com. Petrop. 20, p. 500, aus Asien; schon Buffon betont Hist. Nat. Suppl. III, 1776, p. 233, dass der bengalische Caracal viel längere Beine als der afrikanische habe; derselbe Autor hebt hervor, dass die nubischen Caracals, wie Bruce ihm mitgetheilt habe, dadurch sich auszeichneten, dass die Hinterseite ihrer Ohren mit schwarzen, von silbergrauen unterbrochenen Haaren bedeckt seien, während die Exemplare der Berberei schwarze Hinterohren hätten. Er weist ferner darauf hin. dass die nubischen Stücke kleinere Ohrpinsel hätten, nur die Grösse einer grossen Hauskatze erreichten und eine lebhaft rothe Farbe trügen.

Schreber, Säugethiere HL 1778, p. 413, beschreibt als Felis caracal die südafrikanische Form, welche mit der nubischen übereinstimmt. Alle Autoren ausser Fischer haben

j^|4 Gesellschaft natur forschender Freunde, Berlin.

nur eine Form des Caracal aügenommen und glauben, dass seine Farben in weiten Grenzen von hellisabellgelb bis dunkelbraimroth variiren. Der Umstand, dass die in der Litteratur abgebildeten oder beschriebenen Exemplare aus dem tropischen Afrika südlich der Sahara, aus der Berberei und Bengalen mit den mir zur Verfügung stehenden Exem- plaren aus den entsprechenden Gegenden sehr gut überein- stimmen, veranlasst mich, drei von einander gut zu tren- nende Arten der Gattung Caracal Gray anzunehmen, welche sich folgenderweise unterscheiden:

Caracal caracal Güld.

Gestalt kräftig, etwas überbaut. Grösse des euro- päischen Luchses; Beine lang. Ohren sehr hoch, mit kräftigen Pinseln versehen. Schwanz nach dem Ende zugespitzt. Farbe hellisabellgelbbraun, etwas grau unter gewissem Lichte scheinend, ähnlich No. 22, Tab. IIL KiDGWAY, Nom. of col. „fawn colour". Ohren hinten und aussen tief schwarz ohne w^eisse Haare, innen mit hellisabell- farbenen Haaren. Schwanzspitze röthlich isabellfarben, ein breites Feld von der Ohrw^urzel zum Auge dunkel- grau, von der helleren Stirn sich abhebend.

Verbreitung: Vorderindien, Punjab. Sind, N.W. und C. Indien. Chutia Nagpur, Persien, Mesopotamien. Turk- menien.

Caracal herheroriim Mtsch. spec. nov.

Gestalt kräftig, fast grösser noch als die asiatische Form, Beine lang, Ohren hoch, mit sehr langen schwarzen Ohrpinseln. Schwanz am Ende zugespitzt. Farbe braunröthlich, die Rückenhaare z. Th. schw^arz gespitzt, so dass die Oberseite aus braunröthlich, schw^arz nnd weiss gesprenkelt erscheint. Schwanzende röthlich- braun; Ohren hinten und aussen schwarz mit untermischten weissen Haaren.

Nordafrika. (Constantine, Buvry. M. Wagner).

Caracal niihicus Fischer. Gestalt schlank, abschüssig; Beine kurz; Ohren kurz, mit kleinen Pinseln. Farbe lichtzimmetröth-

Sitzung vom 19. Juli 1892. 115

lieh, allenthalben weiss bereift. Ohren hinten und aussen schwarz mit vielen weissen Haaren untermengt. Schwanzende nur abgerundet, nicht zugespitzt; kein dunkles Feld zwischen Ohr und Auge. Tropisches Afrika.

Herr A. CoLLiN sprach über die Regenwürmer der Umgegend von Berlin.

Seitdem die Regenwürmer durch die Arbeiten und Ver- suche von Darwin und E. Wollny als für die Fruchtbar- machung des Ackerbodens äusserst nützliche Thiere er- kannt sind, dürfte es nicht uninteressant sein, zu unter- suchen, welche Arten von Terricolen Oligochaeten bei uns heimisch sind. Ueber die deutschen Regenwürmer ist erst im letzten Jahrzehnt eingehender gearbeitet worden, be- sonders nachdem die früher sehr verwickelte Synonymie gerade der mitteleuropäischen Arten durch Ude und Micha- elsex klargestellt worden ist. So ist bisher die Lumbri- ciden -Fauna von Rostock (durch Braun und Michaelsen) und von Hamburg (dnrch Michaelsen) bekannt geworden. Der letztere Forscher sammelte auch vielfach im Harz, und H. Ude bei Göttingen. Hannover und Calefeld. Endlich sind die deutsch -böhmischen Grenzgebirge von Vejdovskv durchforscht worden.

Ueber die Regenwurm-Fauna von Berlin und der Mark Brandenburg finden sich bisher wohl nur zerstreute Angaben in den Arbeiten von Hoffmeister. Der Vortragende be- stimmte das einheimische (märkische) Regenwurm-Material der Berliner Zoologischen Sammlung, welches durch die Herren Brandt. Hilc^endorf, von Martens, Meissner, VON Olfers. Protz und Weltner zusammengebracht wor- den ist; auch einiges Material des hiesigen Zoologischen Institutes wurde bestimmt. Ausserdem sammelte der Vor- tragende während zweier Jahre eine grosse Anzahl Regen- würmer in Berlin selbst und in der näheren Umgebung.

Von den bisher in Norddeutschland beobachteten 18 Arten von Regenwürmern finden sich 13 Arien bei Berlin, darunter eine (Criodrüns). welche bis jetzt, ausser von Berlin, aus Deutschland nur noch von Breslau bekannt geworden ist.

\\Q Gesellschaft naturforschender Freunde^ Berlin.

Die einzelnen Arten sind folgende:

1. Lumhricus herculeus (Sav.). Vor dem Museum fiir Naturkunde ; Universitätsgarten.

Ein Exemplar trug die linksseitige c/* Genital- öffmmg normal auf dem 15. Segment, die rechtsseitige aber, nach vorn verschoben, auf dem 14. Segment.

2. L. 2^^r2mretis Eisen. Botanischer Garten.

3. L. ruhellus Hoffmst. Vor dem Museum fiir Natur- kunde; Thiergarten; Grunewald, Hundekehle; Erkner.

4. ÄllolohopJwra foetida (Say.). —Universitätsgarten; Thier- garten; Botan. Garten.

5. Ä. longa Ude. Universitätsgarten.

6. A. trcqyesoides (DuG.) Vor dem Museum für Natur- kunde; Universitätsgarten; Thiergarten; Friedrichshain; Invalidenpark; Botan. Garten; Birkenwerder.

7. A. ddorotica (Sav.). Vor dem Museum für Natur- kunde; Friedrichshain; Universitätsgarten.

8. A. mucosa Eisex. Botanischer Garten.

9. A. putris (Hoffmst.).

a) forma hortensis Michaelsen. Botanischer Garten. ß) forma subrnbicunda Eisen. Vor dem Museum

für Naturkunde; Finkenkrug. Y) forma ar&öreft Eisen. Hasenhaide; Birkenwerder.

10. A. proftiga ^o^x. Botanischer Garten; Birkenwerder.

11. A, octaedra (Sav.). Thiergarten; Hundekehle; Birken- werder.

12. Criodrilus lacimm Hoffmst. Spree; Salzgraben; Tegeler See (hier zuerst von Fritz Müller entdeckt).

13. AUurus tetraedus (Sav.). Grunewald, Paulsborn; Finkenkrug ; Birken w erder.

Schliesslich mögen noch zwei eingeschleppte exotische Terricolen erwähnt werden, welche sich in dem hiesigen, auch hinsichtlich anderer Thiergruppen interessanten Bo- tanischen Garten in Warmhäusern finden:

Perichaeta monilkystis Michaelsen eine ganz neue, vor kurzem beschriebene Art (Arch. f. Naturg., Jahrg. 1892, I, Heft 3), sehr selten, und

P. indica Horst, zahlreich in den Warmhäusern.

Sitzunij vom 17. Juli Jt<{K\ 117

Herr PoTONiE sprach über die denWasserspalten physiologisch entsprechenden Organe bei fossilen und recenten Farnarten.

Im vorii^eii Jahre erhielt die pflanzen -palaeontolo- gische Abtheiluug des Museums der königl. preuss. geolo- gischen Laudesanstalt eine Sendung fossiler Pflauzenreste aus den Steinkohlen-führenden Sclüchten bei Ilfeld am süd- lichen Harzrande, unter denen sich mehrere höchst auffal- lende Wedel-Reste einer Fecopteris -Avi vom Typus der P. densifolla (Gceppert) Schimper befanden, die mich zu der folgenden Auseinandersetzung veranlassen.

Zunächst eine Bemerkung über den geologischen Ho- rizont, welchem diese Pflanzenreste angehören. E. Weiss sagt 1881^): „Die Lagerung ergiebt mit Nothwendigkeit, dass. falls man sie nicht in das Rothliegende classificirt, sie nur dem allerobersten Theile der Steinkohlenformation zugezählt werden können." Danach würde es sich even- tuell um Ottweiler Schichten des Carbons handeln. Ich selbst habe mich bis jetzt leider noch nicht eingehend mit der Ilfelder Flora beschäftigen können und habe daher kein bestimmtes Urtheil. Eine erneute Revision derselben sagt Weiss ferner würde möglicher Weise eine grös- sere Uebereinstimmung mit rothliegenden Floren ergeben, und nach einer mir mündlich von dem kgl. Landesgeologen Dr. F. Beyschlag gemachten Mittheilung ist dieser in der That geneigt, den Horizont eher zum Unter -Rothliegenden zu stellen, wohin er schon 1870 von E. Beyrich gestellt w^orden war.

Nun zu unseren Resten. Die Fig. 1 und 2 veranschau- lichen zwei derselben. Als Endigung jedes Nervchens und zwar auf der Oberseite der Wedelfetzen bemerkt man ein wie mit einer feinen Nadel gestochenes, mit einem schnee-

^) Ch. E. Weiss. Die Steinkohlen-führenden Schichten bei Ballen- stedt am nördlichen Ilarzrande (p. 595— ()U3 im Jahrb. d. kgl. preuss. geolog. Landesanstalt u. Bergakademie zu Berlin für das Jahr 1881, Berlin 1882).

76

Gesellschüft naturforschender Freunde, Berlin. Figur 1.. Figur 2.

Pecopteris vom Typus der Pec. densifolia (Göppert) ScHiMPER mit Wassergruben. Aus dem Steinkohle- führenden Horizont von Ilfeld am südl. Harzrand. Natürl. Grösse. E. Ohmann gez.

weissen Mineral ausgefülltes Loch. Durch die schnee- weisse Färbung dieser Punkte im Gegensatz zu der als schwarz kohliges Häutchen erhaltenen Substanz der Farn- reste und im Gegensatz zu dem schwarzgrauen Thonschie- fer, welcher die Reste eingebettet enthält, raarkiren sich die in Rede stehenden Punkte natürlich in höchst auffälliger Weise, selbstverständlich viel auffälliger als das in den Figuren 1 und 2 zur Darstellung gebracht werden konnte.

Dass das weisse Mineral nicht aus CaCOs besteht woran ich zuerst dachte konnte ich leicht entscheiden. Der königl. Bezirksgeologe Dr. R. Scheibe, der die Güte hatte, dasselbe näher zu untersuchen, schreibt mir: „Eine sichere Bestimmung der winzigen Partikel war nicht möglich. Nach dem Aussehen derselben unter dem Mikroskop bin ich ge- neigt, dieselben für Kaolin zu halten."

Andere Pecqpteris-AvteTi, z. B. die in Figur 3 und 4 ab- gebildete Pecopteris hemitelioides Brongniakt aus dem Roth-

Figur 3.

Figur 4.

Pecopteris hemitelioides Brongniart mit Wassergruben.

Aus dem Rothliegenden bei Ihnenau in Thüringen.

Fig. 3 in natürl. Gr., Fig. 3 in ^/i der natürl. Gr.

E. Ohmann gez.

Sitzung vom 19. Juli ISDJ?. \ 1 9

liegenden von Ilmenau in Tliiiringen, zeigen die punktför- migen Grübchen ebenfalls, auch mir vorliegende Exemplare der typischen Fccopteris dcnsifolia von dem gleichen Fund- ort, nur dass hier die Löcher selbst in die Erscheinung treten, da in diesen Fällen eine mineralische Ausfüllung derselben unterblieben ist. Die Löcher sind oft in der Rich- tung der Nervchen etwas gestreckt. Auch auf der Unter- seite der Wedelfetzen markiren sich die Bündelendigungen, wenn auch nicht so deutlich wie oberseits und nicht als Löcher.

Da diese eigenthümlichen Gebilde der Nervchen-Enden aus unten anzugebenden Gründen nicht Sori ihren Ursprung verdanken können, so muss eine andere Deutung für die- selben gesucht werden. Es giebt eine grosse Anzahl recen- ter Farnarten, deren Leitbündelendigungen sich äusserlich ebenfalls mehr oder minder deutlich oberseits als Grübchen markiren recht auftallend z, B. an den Wedeln von Poly- podium vulgare L., vergl. unsere Figur 5 und diese Grüb- chen entsprechen gewiss den Löchern der Nervchen -Endi- gungen bei unseren Fecopteris- kvi^xi.

Figur 5.

Sterile Fiederchen- Spitze von Polypodium

vulgare L. , von oben gesehen.

Natürl. Grösse. E. Ohmann gez.

Um die gleiche Erscheinung wie an unseren Fecop)teris- Wedelfetzen von Ilfeld handelt es sich offenbar bei der von A. V. Gutbier 1843^) aus dem Plauenschen Grunde bei Dresden angegebenen Fecopteris Mehnerti^ die vielleicht synonym mit Fecopteris hemüelioides ist, die im Rothliegenden des Plauen -

^) H. B. Geinitz und v. Gutbier. Die Versteinerungen von Ober- sachsen und der Oberlausitz, p. 82 in Geinitz „Gäa von Sachsen", Dresden und Leipzig 1843.

1 20 Gesellscluift naturforschender Freunde, Berlin.

sehen Grundes vorkommt. ^) Gutbier nennt die weissen Pünktchen „^veisse marginale Fruchtpünktchen". A. Brong- NiART endlich bildet in seinen Figuren 2 und 20^) die Fe- copteris hemiteliokles ebenfalls mit Grübchen ab, nur dass dieselben hier nicht wenigstens nach seiner Figur 2C die Nervchen-Enden markiren, sondern mehr nach der Mitte der Kervchen gerückt erscheinen, also dahin, wo auf der Unterseite der Fiederchen die Sori angeheftet sein würden. Genau ebenso wie sich bei Fohjx>odinm vulgare oberseits die Ansatzstellen der Sori kundthun, die aber hier stets den Enden der in der Mittellinie zwischen dem Rande und dem Hauptnerven endigenden Leitbündel entsprechen. Diese letzterwähnten Leitbündel -Endigungen sind oberseits eben- falls und zwar durch dunkle Grübchen leicht constatirbar, sodass die Fiederchen 4 Längszeilen von Grübchen resp. also Leitbündelenden zeigen, die am Rande sehr dicht ste- hen, deren zwei mittlere Zeilen aber entfernter stehende Grübchen besitzen. Diese letzterwähnten Grübchen der Oberseite sind es also, denen die Ansatzstellen der Sori auf der Unterseite entsprechen und zwar kann man auch schon oberseits \vahrnehmen. ob unter einem Grübchen ein Sorus sitzt oder nicht: jede Sorusstelle markirt sich ober- seits als Hervorwölbung.

Bei der Fccopteris hemitelioides wäre unter der Voraussetzung, dass die Grübchen der Brongxiart' sehen Abbildungen in der That die Stellen der Sori auf der Un- terseite angeben also der Unterschied zu constatiren, dass hier die Sori nicht den Nervenenden ansitzen, son- dern auf dem Nerven ein beträchtliches Stück von sei- nem Ende entfernt, wie das ja auch bei recenten Farnarten häufig ist.

^) Yergl. J. T. Sterzel. Ueber die fossile Flora des Rothliegen- den im Plauenschen Grunde, p. 782 in der Zeitschr. der Deutschen geolog. Gesellsch., XLIII. Bd., Berlin 189L

^) Histoire des vegetaux fossiles, Tome I, Paris 1828, p. 314, PI. 108, f. 1 u. 2. Die Lieferung mit der S. 814 und Taf. 118 er- schien nach Zeiller erst 1834.

Sitzumj vom 19. Juli 189:2. 121

Durch C. Grand' Eury ^) ist an der Pecopteris hemi- telioicles typische Asterotheca-¥vv\ct\ficdX\on bekannt gemacht worden, die auch R. Zeiller ^) constatiren konnte, sodass an der Richtigkeit der Beobachtung nicht zu zweifeln ist. Die citirteu Grand' EuRY'sclien Figuren zeigen aus 4 bis 5 breit - eiförmigen , sternförmig angeordneten Sporangien zusammengesetzte Sori, welche die Unterseite der Fieder- chen letzter Ordnung in zwei durch den Mittelnerven ge- trennten Läugszeilen bedecken. Die Anheftungsstellen der Sori befinden sich auf je einer Längslinie, welche in ihrem Verlauf die genaue Mitte zwischen Mittelnerv und Fieder- chenrand einhält. Die Sori reichen bei der Grösse der Sporangien ~ vom Mittelnerven oder doch dicht vom Mittelnerven bis zum Rande. Nach dem Gesag- ten können auch aus diesem Grunde die punktförmigen, wie mit einer feinen Nadel hervorgerufenen Löcher an der Endigung eines jeden Nervchens dicht am Rande der Fiederchen der von uns abgebildeten fossilen Wedelfetzen nicht Sori oder Sporangien vorstellen, und sie können bei ihrer Stellung auch nicht die Ansatzstellen etwa verloren gegangener Sori sein . sondern können wie gesagt nur mit den Grübchen über den Nervenendigungen bei re- centen Farnarten verglichen werden.

Mit diesem Resultat könnte sich der ausschliessliche Pflanzenpalaeontolog zufrieden geben: wenn dieser Organe oder Organtheile als in morphologischer oder physiologi- scher Hinsicht mit recenten zusammengehörig erkennt, so hat er das Ziel erreicht, und auch ich könnte daher das Weitere auf sich beruhen lassen. Jedoch hat es mich interessirt zu erfahren, was denn nun die erwähnten, zu-

^) Flore carbonifere du departement de la Loire et du Centre de la France, lere partie, Paris 1877, p. 70, PI. VIII, f. 9.

') Etudes sur le terrain houiller de Commentry, Livre II. Flore fossile, lere partie (Bulletin de la societe de Tindustrie minerale, nieme serie, t. II, 11 me Hvraison). Saint-Etienne 1888, p. 135. Fer- ner: Etudes des gites niineraux de la France. Bassin houiller et per- mien de Brive, Fase. 11: Flore fossile, Paris 1892, p. 15, IG, PI. III, f. lA und 3A.

122

Geselhchaft natnrfor sehender Fre^aide, Berlin.

weilen so auffallenden Grübchen für eine physiologische Bedeutung haben möchten, und ich habe begreiflicher Weise zunächst an Wasserspalten (Wasserporen) gedacht, obwohl solche meines Wissens auf lebenden Farnwedeln bisher nicht bekannt geworden sind. Eine anatomische Unter- suchung hat das folgende Ergebniss geliefert.

Ich habe u. a. Bleclmiim Spicant und Folyijodium vulgare untersucht Der Boden der Grübchen wird bei diesen Ar- ten Yon dicht aneinander schliessenden ^ interstitienlosen Epidermiszellen gebildet, deren Vertical - Wandungen sich aber von den entsprechenden Wandungen der übrigen Epi- dermiszellen der Oberseite durch ihren geraden Verlauf und geringere Grösse unterscheiden. Vergl. Figur 6. Spalt- öffnungen resp. Wasserspalten sind nicht vorhanden. Die Epidermiswandungen der Bodenauskleidung der Grübchen sind dünner als die Wandungen der Epidermiszellen

Fi nur ().

Wassergrube von Pölypodium vtdgare L ca

Yergrösserung

^^7i- Mit dem Zeichenprisma von Herrn Dr. R. Mittmann aufgenommenes Präparat.

Sitzunu vom 10. Juli 1802. 123

mit geschlängelten Wandungen ausserhalb der Grühchen. Im älteren Stadium der Wedel von Foly^wdiuni vulgare stirht die Epidermis der Grühchen ah^ wodurcli sich dann die Grübchen als zuweilen sehr auffallende schwarze Pünkt- chen markiren. Dieselben Verhältnisse constatirte ich noch bei einigen anderen Arten.

Dass trotz des Fehlens von Spaltöffnungen die Function der Grübchen - wenigstens so lange ihre Epidermis noch lebensfähig ist dieselbe sein muss wie die der Wasser- spalten, geht schon daraus hervor, dass bei gewissen Farn- Arten in den Grübclien Kalkschüppchen beobachtet worden sind^), die nur ein Niederschlag ausgeschiedener, also durch die Epidermis der Grübchen durchfiltrirter Flüssigkeit sein können. Ja de Bary giebt in seiner vergleichenden Ana- tomie (wo die Special -Litteratur über unseren Gegenstand nachzusehen ist) sogar an. dass die Grübchen der Farn- wedel Wasser ausscheiden-): er spricht dort von den „Bün- delenden in den Wasser und Kalk ahscheideuden Grübchen der Farnblätter" und sagt: „Sie (die Bündelenden) sind kolbig angeschwollen in Folge plötzlicher Vermehrung von Zahl und Breite der Tracheiden, diese sehr kurz, eng netz- förmig - getüpfelt oder spiralfaserig. Eine his zwei Lagen zarter Zellen umscheiden das ganze Bündelende und tren- nen dasselbe von der zartwandigen Epidermis des Grüb- chens. "

Da die in Rede stehenden Grübchen von den Botani- kern bisher nicht die gebührende Beachtung gefunden ha- ben, will ich noch S. Rosanoff citiren, der 1869 sagt^), dass sich einige Farnkräuter, wie Folypodium fraxinifolium etc., dadurch auszeichnen, dass bei ihnen Wasserausschei- dung in tropfbarer Form von Spaltöffnungen unabhängig, aber mit besonderer anatomischer Structur der Epidermis

^) Vergl. A. DE Barv. Vergleichende Anatomie der Vegetations- organe der Phanerogamen und Farne, Leipzig 1877, p. 113.

^) 1. c, p. 389.

^) Wasserausscheidung bei Farnkräutern, Spalte 888 der Botani- schen Zeitung, herausgegeben von Hugo von Mohl und Anton de Bary, 27. Jahrg., Leipzig 1869.

124 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin.

an den Ausscheidungsstellen verbunden ist. Auch Herr Prof. E. Stahl in Jena hat mir mitgetheilt, dass er Was- serausscheidimg in Tropfenform aus den Grübchen an Farn-Wedeln in den Tropen beobachtet habe.

Wegen des Fehlens von Spaltöftnungen und Intersti- tien muss der AVasser- Austritt durch Filtration erfolgen.

Für die beschriebenen Wasser aussondernden Organe der Farne hat wie mir Herr Prof. Stahl mittheilt ein schwedischer oder dänischer Autor den Terminus „emis- saires" benutzt. Sehr passend erscheint mir für dieselben der von Herrn Geheimrath Prof. Dr. F. E. Schulze in der sich an meinen Vortrag anschliessenden Discussion für die in Rede stehenden Organe benutzte Ausdruck „Wasser- gruben"; er entspricht am besten den Bezeichnungen Wasserspalten und Wasserporen.

Die von R. Zeiller ^) an seiner Pecojjteris Boiitonnei angegebeneu und zur bildlichen Darstellung gebrachten „depressions ponctiformes'' sind entschieden ebenfalls als Wassergruben anzusprechen. Der genannte Autor schreibt: ..Pinnules fertiles semblables aux pinnules steriles, mais marquees en dessus, a egale distance entre la nervure me- diane et le bord du limbe, d'une serie de petites depres- sions ponctiformes, auxquelles s'arretent les nervures secondaires. Sporanges non encore observes."

Herr MÖBIUS machte Mittheilungen aus einem an ihn gerichteten Briefe von Dr. F. Stuhl m an x, aus der Sta- tion Bukoba, vom 21. März 1892, in Berlin eingetroffen am 14. Juli.

Aus dem fernen Innern zurückgekommen, finde ich Ihren Brief vom 29. I. 91. hier vor; leider sind alle an- dern, mir darin annoncirten Briefe zurückgesandt oder ver- loren gegangen, sodass ich nicht im Stande bin, den Inhalt der hier ebenfalls vorgefundenen Kisten mit den Verzeich- nissen zu vergleichen. Von den mir geschickten 11 Kisten

^) Etudes sur le terrain liouiller de Commentiy, Livre 2. Flore fossile, premiere Partie, Saint-Etienne 1888, p. 109—110, PI. IX, f. 5A,

Sitzunfj vom 10. Juli 1S9Z 125

sind die No. 1, 3, 4, 6, 7. 9, 10 ii. 11 iu meine Hände gelangt, während No. 2, 5 und 8 fehlton. Die ange- langten waren sämmtlich geöffnet worden. Ihr Inhalt war mit gleichfalls hier vorgefundenen botanischen Sammlungs- Gegenständen (von Herrn Prof. Schweinfurthi vermischt und schlecht wieder verpackt worden, sodass manche Gläser zerschlagen waren. Augenscheinlich fehlte auch Einiges, wie z. B. von dem Zeichenmaterial nur noch 2 Bleifedern vorhanden waren. Wo und von wem die Eröffnung erfolgte, entzieht sich meiner Kenntniss.

Leider bin ich nun gezwungen, in Kurzem zur Küste zurückzumarschiren , sodass ich von dem vielen schönen Material nicht mehr den Gehrauch machen kann, den ich sonst hätte machen können. Wie lange wir noch auf die demnächst zu erwartende Ablösung hier warten müssen, kann ich noch nicht angeben, die Tage, die ich aber noch hier verbleibe, will ich möglichst gut verwenden. In eini- gen Tagen werde ich allerdings die Geschäfte der Station bis zur Ablösung übernehmen müssen,